Inhalt:
Amanda verkauft Vintage Mode und erhält diese oftmals aus Haushaltsauflösungen vor oder nach dem Tod der Besitzer. Jane Kelly ist 98 Jahre alt und hat nicht mehr lange zu leben. Ihr gehört eine Vielzahl an schöner Kleider, die sie Amanda verkauft. Darunter auch ein Muff in dem ein altes Tagebuch einer gewissen Olive Wescott eingenäht wurde. Ohne etwas zu sagen, nimmt Amanda das Buch mit und taucht ein in die Welt von Olive in die Jahre 1907-1908 des damaligen New Yorks.
Olive ist 20 Jahre jung und Tochter eines erfolgreichen Bereichsleiters von Woolworth. Zwar darf sie häufig in den Geschäften aushelfen, bekommt allerdings kein Lohn. Vielmehr möchte ihr Vater, dass sie endlich einen Mann findet, heiratet und eine Familie gründet, statt eine berufstätige Frau zu werden. Ein herber Schicksalsschlag verändert Olives´ Zukunft von heute auf Morgen schlagartig in ein Leben, dass ihr Vater so nicht geplant hatte…
Schreibstil:
Amanda lebt im Jahr 2007 (heute) und diese Gegenwart wird im Buch Tag für Tag beginnend an ihrem Geburtstag erzählt. Eigentlich sind es für ihre Geschichte nur knapp 1 Woche, die der Leser präsentiert bekommt. In denen lernt man aber Amanda und ihren Lebensalltag ausreichend kennen.
Mehrfach taucht sie in das Tagebuch von Olive ab und auch der Leser wird dann in diese Zeit zurückversetzt, bekommt die Sicht von Olive erzählt. Hierbei wird allerdings knapp 1 Jahr erzählt. Zwar sind manche Tagebucheinträge kursiv gedruckt, aber man kann sich denken, dass im Buch selbst mehr steht als diese knappen Einträge verraten. Denn Amanda denkt über einiges aus Olives Leben nach, was im ausführlichen Abschnitt erzählt wurde. Daher wird auch sie mehr lesen, als das was kursiv gedruckt wird. Wahrscheinlich auch die Geschichte, so wie wir sie als Leser bekommen.
Meine Einschätzung:
Der Aufbau des Buches hat mir gut gefallen. Der Handlungsstrang mit Olive war sehr spannend, denn die Zeiten Anfang des 20. Jahrhunderts waren immer noch schwierig für Frauen. Man merkte, dass dies eine Grenzzeit zwischen den mittelalterlichen Gepflogenheiten und der baldigen Freiheiten für Frauen war. Das wurde anhand der Tagebuchvariante sehr gut dargestellt. Auch die Beschreibungen der Umgebung, vor allem aber ihrer Gedanken war sehr interessant.
Weniger spannend hingegen war Amandas Leben mit ihren Schlafproblemen und dem Liebhaber. Sie konnte mich nicht so recht überzeugen, denn sie wusste nicht, was sie will bzw. hatte sie eigentlich kein Ziel, zu wenig Selbstbewusstsein, kein Durchsetzungsvermögen. Da kam ihr diese Träumerei mittels Tagebuch ganz recht. Und ich habe am Ende des Buches nicht geglaubt, dass sich diese Schonfrist für sie lohnen wird. Höchstens in Bezug auf ihr Privatleben. Sie hat eigentlich kaum eine Entwicklung vollzogen, außer dem Schlussstrich, der aber auch nicht wirklich aus eigenem Impuls kam. Da hat Olive weit mehr erreicht.
Das Buch hat mich ganz gut unterhalten, war es mal etwas Anderes. Aus dem Tagesalltag zweier Frauen berichtet. Bestseller-Qualitäten hat die Story allerdings nicht.