Rezension
RiaKlugvor 12 Jahren
Dieser hochgelobte 'Thriller' enttäuschte mich. Der Anfang besteht aus einem unsäglichen und gnadenlosen Infodump. Der Autor kübelt zu Beginn Hintergründe seines Plots über den Leserinnen aus, ohne das eine schlau werden kann, wozu das sinnvoll ist. Ganz zu schweigen davon, dass man sich kaum etwas davon behalten kann, weil es zunächst in keinem Kontext zur Geschichte steht. Das Ganze geschieht denn auch noch mit einem öden Dauergebrauch des Plusquamperfekts, in dem es von Hilfsverben nur so wimmelt. Es liest sich wie ein Schüleraufsatz. Zumindest ist das im Deutschen so und ich kann nur hoffen, dass im Original mehr sprachliche Variabilität vorhanden ist. Später kommen Massen von 'plötzlich' dazu, was in meinen Augen ein billiges Füllwort ist, mit dem auf höchst ungelenke Weise Spannung und Überraschung geschaffen werden soll. In der zweiten Buchhälfte baut sich tatsächlich Spannung auf. Dummerweise wird dazu das wandelnde Klischee Lisbeth Salander serviert. Salander ist der feuchte Traum gesetzter Herren in der Lebenskrise. Tabulos im Sex, stellt keine Ansprüche, eine wilde Amazone mit winzigem Busen, Piercings und Tattoos, die es auch mit Frauen treibt. Wie trifft es sich doch gut, dass der Journalist Blomkvist gerne alles vögelt, was in seine Reichweite kommt und berechtigt einen Weiberrock trägt. Spießerherz, was willst du mehr? Andere Figuren, wie z.B. der Serienmörder sind flach und eindimensional. Von den 700 Seiten sind mindestens die Hälfte überflüssiger Ballast, die der Story viel von ihrem Drive nehmen. Mit Idee und Plot hätte sich ein knackiger Thriller basteln lassen. Ich musste es trotzdem bis zum Schluss lesen - den Geschmacksverstärkern geschuldet -, das bereitete mir aber literarisches Sodbrennen. Geschieht mir recht.