Cover des Buches Die erstaunliche Wirkung von Glück (ISBN: 9783832198060)
Heimfinderins avatar
Rezension zu Die erstaunliche Wirkung von Glück von Susann Rehlein

Neuer Auftrag: glücklich sein!

von Heimfinderin vor 8 Jahren

Rezension

Heimfinderins avatar
Heimfinderinvor 8 Jahren
Inhalt
Die junge Dorle wohnt in der winzigen Concierge-Wohnung eines herrschaftlichen Mehrfamilienhauses, deren Bewohner vom Alter her ihre Großeltern sein könnten. Als ehemaliges Heimkind kann sie Nähe nur schwer zulassen, worunter der junge Joe leidet, der gerne ihr Freund wäre. Er ist Dorles einziger junger Kontakt, denn er bringt ihr ihre regelmäßige Heimarbeit, mit der sie sich etwas Geld verdient. Kein Geld bekommt sie für die vielen Arbeiten, die sie für die Alten des Hauses leistet, weil diese sie als Concierge ausnutzen und ihr immer wieder wie selbstverständlich neue Aufträge geben, obwohl sie gar keine Concierge ist. Und wie selbstverständlich führt Dorle diese Aufträge auch einfach aus und putzt sogar noch der Putzfrau hinterher, weil ihr deren Arbeit nicht gründlich genug erscheint.

Dies geht irgendwann einer der Bewohnerinnen gegen den Strich. Als lebenslustige und selbstbewusste Frau kann Frau Sonne es nicht mehr mit ansehen, wie sehr Dorle sich ausnutzten lässt und gibt ihr einen Auftrag der anderen Art: Dorle soll für sie ihre große Wohnung hüten, dort Filme schauen, Pralinen essen, den Kater füttern und Faxe mit neuen Aufträgen erwarten. Diese Aufträge sind immer wieder neue Herausforderungen, auch wenn es sich dabei um Massagen, Sport oder Dates mit alten Männern handelt. Denn diese Aufträge bewirken einige Veränderungen in Dorle...

Meine Meinung
Dieses Buch ist ein zauberhaftes Buch, denn genau solch eine Ausstrahlung hatte es für mich beim Lesen. Es erscheint zwar erst einmal traurig und bedrückend, denn Dorles Leben, ihr mangelndes Selbstbewusstsein, ihr fehlendes Selbstwertgefühl wirkten bedrückend und ich war entsetzt darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit sie alles tat, was man ihr auftrug und das ganz ohne bitte und danke, sondern per Zettelnachricht oder wortlos. Noch entsetzter war ich, wenn Dorle froh darüber war, dass z. B. eine boshafte Nachricht einer Mitbewohnerin von ihr selbst gefunden wurde und somit für niemanden Schaden entstand. Niemand? Dorle sieht sich als Niemand! Ich hätte sie gleichzeitig drücken und schütteln mögen. Gleichzeitig tat mir auch Joe sehr leid, dem man anmerkte, dass er in Dorle verliebt war und der doch immer wieder von ihr zurückgewiesen wurde, weil er zu anstrengend für sie sei. Dass sie ihn selbst liebte, konnte sie sich einfach nicht eingestehen.

Doch dann kam Frau Sonne – und wie bei vielen Märchen, die ebenso eine bedrückende Anfangssituation bieten, passieren dann ungewöhnliche Dinge. Die Stimmung der Geschichte erinnerte mich beim Lesen daher oft an „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und „Alice im Wunderland“. Ersteres aufgrund der Ausgangssituation und Handlung, das zweite aufgrund der oft skurrilen Situationen und Figuren, die manchmal eine seltsam unwirkliche Atmosphäre schafften. So kam ich beim Lesen in eine eigenartige zauberhafte Stimmung.

Dorles Weg zu mehr Selbstwertgefühl war trotzdem nicht einfach. Es gab immer wieder Rückschläge und man begleitete Dorle durch ein Hoch und Tief der Gefühle. Traurigkeit, Wutanfälle, Depressionen wechselten mit Begeisterung, Staunen und Neugier. In einem Moment vergräbt sie sich niedergeschlagen in der hintersten Ecke, in einem anderen Moment erlebt sie ihren ersten Tanz und ein paar Küsse wie einen einzigen schönen Rausch. Es ist nicht so, dass sie irgendetwas bekommt und deshalb geht es ihr gut, sondern sie arbeitet an sich, sie erkennt, was mit ihr passiert, was man mit ihr macht und reagiert aber dann darauf. Diese Entwicklung war spannend und emotional zu lesen.

Man sollte für diese Geschichte aber auch ein bisschen Magie mögen, denn ein Zauber, den die Geschichte für mich auch ausmacht, ist, dass man mitten in der Realität auch mal mit zauberhaften Szenen überrascht wird. So spielt ein Kater mit ausgefallenen Fähigkeiten eine ganz besondere Rolle, den ich sehr mochte. Wer damit kein Problem hat und sich auf eine „Therapie“ der etwas anderen Art einlassen möchte, kann viel Spaß mit dieser Geschichte haben und dabei vielleicht sogar das ein oder andere für sich selbst mitnehmen.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks