Cover des Buches Ich fürchte mich nicht (ISBN: 9783442478491)
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Rezension zu Ich fürchte mich nicht von Tahereh H. Mafi

Es fing so gut an...

von LaLecture vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Packender Anfang, faszinierender Antagonist, tolle Ideen, die leider durch immer stereotypere Entwicklungen gestört werden

Rezension

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LaLecturevor 10 Jahren
Inhalt

Seit drei Jahren ist Juliette eingesperrt. Ihre eigene Familie übergab sie der Justiz, weil sie sie für ein Monster hielt. Dabei hat sie doch nie jemandem wehtun wollen.
Dann taucht Adam auf. Adam, den Juliette von früher kennt. Adam, in den sie schon als Kind verliebt war. Adam, der sie als einziger nie wie ein Monster behandelt hat.
Doch er ist nicht der einzige, der sich für Juliette interessiert. Der mächtige, bösartige und dennoch faszinierende Warner will sie und ihre Fähigkeiten für seine Zwecke missbrauchen. Mit allen Mitteln muss Juliette für ihre Freiheit und ihre Liebe kämpfen.


Meinung


"Ich fürchte mich nicht" hat mich von Anfang an fasziniert.
Man wird direkt in die Geschichte hineingeworfen, in Juliettes nach jahrelanger Einsamkeit wirren Gedanken, in ihre düstere Welt, die man nicht sofort versteht.
Juliette erzählt die Geschichte auf sehr konfuse Art. Immer wieder finden sich durchgestrichene Sätze, die offenbar Gedanken darstellen, die sie eigentlich nie haben wollte. Man braucht eine ganze Weile, um sich an den Schreibstil zu gewöhnen und herauszufinden, wieso Juliette eingesperrt ist und wie es um die dystopische Welt, die Tahereh Mafi kreiert hat, steht. Bis dahin ist man allerdings längst im Bann der Geschichte, süchtig nach neuen Informationen, will wissen, wie es weitergeht.
Besonders die Idee mit den besonderen Fähigkeiten, die man nicht in jeder Dystopie findet, macht dieses Buch zu etwas besonderem.

Zu der Faszination, die "Ich fürchte mich nicht" auf mich ausgeübt hat, trägt auch Tahereh Mafis ungewöhnlicher Schreibstil bei. Teilweise wirkt dieser wirr und einige Formulierungen sind bei genauerem Nachdenken sicherlich seltsam, doch andererseits ist er unglaublich poetisch, bildlich und ruft im Leser die gleichen Gefühle hervor, die auch die Hauptfigur hat. Für diesen ungewöhnlichen Stil, der heraussticht und überzeugt, gibt es definitiv einen Pluspunkt.

Sehr interessant ist auch Warner, der Antagonist der Geschichte, der einerseits unglaublich böse und kalt wirkt, dem Leser andererseits auch leidtut und sehr faszinierend ist, da seine Beweggründe und seine Vergangenheit größtenteils unklar sind. Gerade die Mischung aus Menschlichkeit und Unberechenbarkeit macht ihn unglaublich faszinierend.

Verglichen mit ihm wirken die anderen Figuren leider eher blass und stereotyp. Juliette ist als Protagonistin noch recht interessant, Adam dagegen viel zu glatt und perfekt. Gerade gegen Ende des Buches tauchen noch weitere Stereotype auf, wie beispielsweise der lustige beste Freund, der klein Bruder, das nette Mädchen von nebenan, ...

Allgemein entwickelt sich die Handlung, so vielversprechend sie auch beginnt, zum Ende des Buches bin sehr klischeehaft und weist immer mehr Merkmale auf, die bei beinahe jeder beliebigen Dystopie zu finden sind. Das hat mich etwas enttäuscht und bei mir für einen bitteren Nachgeschmack gesorgt, der den Lesespaß vom Anfang trübt.


Fazit

Hinter "Ich fürchte mich nicht" stecken tolle Ideen und ganz offensichtlich riesiges Schreibtalent und vor allem mit dem faszinierend Antagonisten konnte der Roman bei mir punkten. Leider entwickeln sich die anderen Figuren sowie die Handlung gegen Ende hin immer mehr in Richtung 08/15-Dystopie, weshalb ich nur gute 3,5 Sterne vergeben kann.
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