Cover des Buches Die Oleanderfrauen (ISBN: 9783453421158)
Rezension zu Die Oleanderfrauen von Teresa Simon

"Solange ich atme, hoffe ich"

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren

Sophie Terhoven, die Tochter eines erfolgreichen Kaffeehändlers, genießt ihr sorgenfreies Leben im Hamburg des Jahres 1936. Von klein auf ist Hannes, der Sohn der Köchin Käthe, einer langjährigen Angestellten von Sophies Eltern, dem Mädchen ein sehr guter Freund. Doch dann ändern sich ihre Gefühle… Aber der jungen Liebe steht nicht nur die Tatsache entgegen, dass eine solche Beziehung von den Terhovens niemals als standesgemäß akzeptiert werden wird, sondern auch ein Geheimnis, das auf Sophies Eltern lastet.


Jule Weisbach betreibt in Hamburg-Ottensen ein kleines Café. Ihr ganzes Herzblut steckt in den selbstgemachen Backwaren und im Umgang mit ihren Gästen. Doch die Ankündigung einer saftigen Mieterhöhung bereitet der jungen Frau heftiges Kopfzerbrechen. Nur mit einer ordentlichen Erhöhung ihrer Preise wäre es denkbar, dass sie das Café behalten kann - aber das kommt für Jule nicht in Frage. Auch ihre geliebte Nebentätigkeit, die sie „Ich schreib dir dein Leben“ nennt, spült vermutlich nicht genügend Geld in die Kasse, dass sie damit ihre stark gestiegenen Kosten künftig decken könnte. Zumal es ihre eine Herzensangelegenheit ist, die Geschichten von Menschen zu recherchieren, zusammenzutragen und dann aufzuschreiben - keine Geldproduziermaschine.

Ganz aktuell findet Johanna, eine rüstige ältere Dame, ein altes Tagebuch auf einem zu entrümpelnden Dachboden - und zusammen mit Jule macht sie sich daran, das Leben der Verfasserin Sophie zu ergründen.


Die Autorin Teresa Simon beweist auch mit ihrem dritten Roman ein unglaubliches Gespür für ihre Figuren. Diese sind authentisch und werden so gut beschrieben, dass ich sie sehr gut nachvollziehen konnte. Besonders Sophie, anfangs verwöhnt und ein wenig naiv, sieht dunkle Wolken über ihrer Familie und natürlich auch ihrem jungen Glück aufziehen. Dem Backfisch stehen extrem schwierige Zeiten bevor und gerade diese zeitgemäßen Entwicklungen haben mich gefesselt und mit den Figuren leiden lassen.

Aber auch die etwas chaotische Jule und ihre herzensguten und engagierten Ideen für ihr „Strandperlchen“ wie auch ihre Mitmenschen, hat mir sehr gut gefallen. Ein sehr sympathischer Charakter, der ganz schön strampeln muss, aber dabei den Mut nie verliert.

Und dann gibt es noch eine ganze Reihe Nebenfiguren, die mich ebenso überzeugen konnten: sei es in der Gegenwart die anpackende Aphrodite, die Jule mit Herz und Verstand zur Seite steht, oder aber Malte, ein Freund Sophies, der Swingmusik und Literatur liebt und der in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte schon bald persönlich bedroht wird…


Teresa Simon hat mit „Die Oleanderfrauen“ einen atmosphärisch perfekt geglückten, spannenden Roman vorgelegt, der mich von der ersten bis zur letzten Seite überzeugen konnte. Wobei überzeugen fast schon seltsam klingt - in Anbetracht der Tatsache, dass ich das beim dritten Roman dieser Autorin gar nicht anders erwartet hatte! Wie schon in den anderen Romanen beweist Teresa Simon, dass sie das Erzählen auf zwei Ebenen bis ins FF beherrscht. Nicht nur, dass Details der Zeit von 1936 bis in die 40er korrekt eingefangen werden, nein, diese Zeit verknüpft sich sehr geschickt mit der Gegenwart.


Fazit: Ein wunderbarer, emotionaler und spannender Roman, den ich all denjenigen, die niveauvolle Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen, mögen, ans Herz legen möchte!

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