Cover des Buches Die Farben der Magie (ISBN: 9783492285100)
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Rezension zu Die Farben der Magie von Terry Pratchett

Die Farben der Magie bleiben etwas farblos

von franzzi vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Der Startschuss für die faszinierende Scheibenwelt-Reihe, leider noch etwas wirr und ohne die sonst so klar gezeichneten Figuren.

Rezension

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franzzivor 10 Jahren
"Manche Piraten errangen Unsterblichkeit, indem sie große Taten vollbrachten oder besonders grausam und tollkühn waren. Andere erreichten das Ziel der Unsterblichkeit, indem sie Schätze anhäuften. Doch der Kapitän hatte schon vor langer Zeit beschlossen, daß er unsterblich werden wollte, indem er nicht starb." (210)

Rincewind ist zwar kein Pirat, sondern ein ziemlich mauer Zauberer, aber er hat sich ein ähnliches Ziel gesetzt: Er will einfach nicht sterben. Und das versucht er in "Die Farben der Magie", dem allerersten Band der geliebten und gepriesenen Scheibenwelt-Reihe von Terry Pratchett, auch konsequent umzusetzen. Und dass, obwohl der Tod höchstselbst hinter ihm her ist. Er entflieht dem brennenden Ankh Morpok, den mordenden Gaunern der Stadt, Drachen, die nur in der Vorstellung existieren, aber trotzdem recht beachtlich Feuer speien können oder der Gefahr, über den Rand der eher platten und auf einem Schildkrötenrücken ruhenden Scheibenwelt zu plumpsen. In die meisten dieser Bredouillen wäre Rincewind überhaupt nie gestolpert, wenn er sich nicht zu Anfang des Buches einem eigenartige Töne ausspuckenden Wesen genähert hätte, der sich als erster Tourist auf der Scheibenwelt herausstellen sollte. Zweiblum ist das ziemliche Gegenteil des ängstlich-bibbernden Rincewind: Er nimmt jede Lebensgefahr als willkommenes Abenteuer, geht völlig unbekümmert in die Behausungen grausamer Monster und freundet sich mit Wassertrollen, Toten und Drachen an.

Terry Pratchett markiert mit "Die Farben der Magie" einen durchwachsenen Start in die Scheibenwelt. Die Figuren wirken noch etwas ungelenk gezeichnet und keine von ihnen scheint ihren Platz gefunden zu haben. Ausnahme ist der glucksend-unbekümmerte Zweiblum, den man einfach lächelnd bei seinen Abenteuern beobachten muss. Doch die anderen Figuren wirken blass, die Abenteuer, die das ungleiche Duo Rincewind/Zweiblum in den verschiedenen Erdteilen der Scheibenwelt erlebt, wirken aneinandergestückelt und unausgegoren. Und manchmal werden die grenzenlosen Möglichkeiten, die das Fantasy-Genre mit Aushebelung aller Natur- und Logikgesetze so bietet, so hanebüchen, um Rincewinds Überleben noch ein paar Seiten lang zu sichern, dass der Lesespaß ein wenig verloren geht.

Die tollste Figur in diesem Buch ist übrigens eine laufende Truhe, die ihrem Herren Zweiblum auf Schritt und Tritt folgt und dem Piraten, dessen Schiff sie komplett zerlegt eines Voraus hat: Sie scheint dank ihrer Unkaputtbarkeit tatsächlich das mit dem Unsterblich-werden zu erreichen.
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