Cover des Buches Die Farben der Magie (ISBN: 9783492285100)
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Rezension zu Die Farben der Magie von Terry Pratchett

Die Welt ist eine Scheibe!

von StMoonlight vor 9 Jahren

Rezension

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StMoonlightvor 9 Jahren

"Dort kommt die Schildkröte Groß-A-`Tuin. Langsam schwimmt sie durch den interstellaren Ozean - Wasserstoffeis klebt an ihren mächtigen Beinen, und Meteore haben zahllose Krater im gewaltigen alten Panzer hinterlassen. Aus meeresgroßen tränenden Augen blickt er einzig und allein zum Ziel. ... Für das Gewicht sind in erster Linie Berilia, Tubul, Groß-T´Phon und Jarakeen verantwortlich, die vier riesigen Elefanten, auf deren breiten Schultern die Scheibenwelt ruht. Ein langer Wasserfall schmückt ihren Rand, und darüber wölbt sich das himmelblaue Firmament." [S. 7]
So beginnt dieser Roman. Ich finde es super, dass man als Leser nicht einfach in diese skurrile Welt geworfen, sondern erst einmal eingeführt wird. Die Idee an sich, eine Welt durchs Al gleiten zu lassen, ist endlich mal etwas anderes und die Beschreibungen sind so verständlich, dass ich mir auch als absolute "Scheibenweltlaiein" alles bildlich vorstellen konnte. Manches lag zwischen den Zeilen, so dass meine Fantasie bei diesen Stellen angeregt wurde. (Genau das was ich mir von einem (Fantasy-)Roman wünsche.)
Vielleicht trage ich auch einfach die acht Farbe in mir. ;)
"Es wurde bereits darauf hingewiesen: Wer imstande ist, das ferne Oktarin zu sehen - die achte Farbe, das Pigment der Phantasie -, kann Dinge wahrnehmen, die anderen verborgen bleiben." [S. 72]

Glücklicherweise hat der Autor nicht nur auf Fantasie, sondern auch stark auf Humor gesetzt. Alle paar Seiten musste ich mindestens schmunzeln. Mit Kleinigkeiten brachte mich Pratchett zum Lachen. Hier zwei Beispiele:
"Sein Begleiter war noch immer damit beschäftigt, sich zu nähern; er hatte eine besondere Methode des Reitens entwickelt, die es von ihm verlangte, in Abständen von einigen Sekunden aus dem Sattel zu fallen." [S. 14]
"Ymors reche Hand zu sein ... Es war so, als werde man mit parfümierten Schnürsenkeln langsam zu Tode geprügelt." [S. 22]

Aber nicht nur Fantasie und Humor schafft der Autor zu erwecken. Er gibt sogar kleine philosophische Denkanstöße.
"Er wäre sicher noch weitaus beunruhigter gewesen, wenn er gewusst hätte, dass es sich nicht um den üblichen Scheibenwelt-Drehschwindel handelte, sondern um die rückwirkende Erinnerung an ein Ereignis, das in der Zukunft wartete und ihn so nachhaltig entsetzen würde, dass die Schwingungen der Furcht weit bis ins vergangene Leben zurückreichten." [S. 154]
Alles in allem ein sehr schöne abwechslungsreiche Mischung.
Auch die Touristengeschichte, die Zusammenführung der beiden und natürlich die intelligenten Truhe, sorgen für eine Mischung aus so ziemlich jedem Genre. (Super für alle die eine leichte Lektüre mit Spannung suchen.)

~ Schreibstil ~

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Ich finde das es auch durchaus für Jugendliche schon geeignet ist. Der Autor schreibt klar verständlich. Begriffe die der Scheibenwelt entspringen, werden erklärt. So lernt der Leser Stück für Stück die Welt kennen, auf der er sich dort bewegt.

Die Abenteuer die Rincewind und Zweiblume erleben geschehen Schlag auf Schlag. Rasant stürzen sie von einer Katastrophe in die andere, dennoch hat der Leser zwischendurch kurz Zeit Atem zu holen. Die Spannung bleibt so erhalten. Ich konnte gar nicht anders, als schnell umzublättern und weiter zu lesen.

Einziges Manko:
Auf Seite 13 gibt es eine Fußnote. Als Begründung fügt der Autor an, dass in dieser näher auf die Scheibenwelt eingegangen werden soll. Soweit, so gut. Ist ja auch nicht verkehr zu wissen in was für einer Welt man sich bewegt. Nur leider ist die Fußnote länger geworden, als der Romantext auf der Seite. Da die Schrift auch kleiner gehalten ist, fand ich es sehr mühsam zu lesen. Der Inhalt ist zwar sehr interessant, aber ich finde er hätte genauso gut, oder sogar noch besser, in den Roman selbst eingebaut werden können.
In diesem Fall muss ich schreiben, dass der Autor dies leider auch getan hat und zwar alle paar Kapitel lang. Ich weiß nicht, ob Pratchett der Meinung war, dass der Leser schnell ermüdet, unter mangelndem Erinnerungsvermögen leidet oder das Buch zwischenzeitlich einen längeren Zeitraum an die Seite legt. Aber irgendwann weiß wohl auch der Dümmste Leser, wie die Scheibenwelt aussieht.
Ebenfalls erfährt der Leser, dass Rincewind sich während seines Studiums auf eine Wette eingelassen hat. Sie erwies sich als fatal, denn einer der "großen Zaubersprüche" hat sich in ihm verankert, weshalb er keine anderen Zaubersprüche mehr lernen kann. Leider erfährt der Leser auch das gefühlte zehnmal in diesem Roman...
Mich persönlich haben diese ständigen Widerholungen ("Es ist eine Welt auf einer Schildkröte, auf der Elefanten, ... blablabla") schnell nur noch genervt.

~°~ Fazit ~°~

Die Geschichte um Rincewind und Zweiblume ist einfach und dennoch spannend. Viele kleine Stellen mit Denkanstößen und philosophischen Fragen bewegen den Leser hier zum mitmachen. Der Humor kommt dank des lockeren Schreibstils nicht zu kurz und dank der schnellen Folge von - sehr unterschiedlichen - Schwierigkeiten in denen die beiden geraten, ist auch für eine Menge Spannung gesorgt. Verpackt ist das Ganze in einem schönen Cover und einen Aufkleber gibt es noch obendrauf.
Wer über die vielen Wiederholungen der Erklärungen hinwegsehen kann, bekommt hier ein humorvolles, spannendes und etwas anderes Fantasybuch.

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