Cover des Buches Making Money (ISBN: 9780552154901)
franzzis avatar
Rezension zu Making Money von Terry Pratchett

Wie man mal eben ne Bank saniert

von franzzi vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Unterhaltsame Parallelwelt, in der Terry Pratchett samt hiesiger Ökonomietheorien das Papiergeld erfindet und Intrigenlabyrinthe spinnt.

Rezension

franzzis avatar
franzzivor 9 Jahren
Ach ja, Terry Pratchetts Scheibenwelt ist eine tolle Erfindung. Alles lässt sich hier durch den Wolf drehen, karikieren, ad absurdum führen, zuspitzen, demaskieren. Und Pratchett macht das hinreißend. Dieses Mal: Ein kurzer Exkurs ins Bankwesen und seine volkswirtschaftlichen Grundideen. Hauptdarsteller: Der charismatische wie gerissene Post-Direktor Moist von Lipwig, ein Hund, der eine Bank leitet - und der Tyrann und Ankh-Morpork-Beherrscher Lord Vetinari.

Es ist mein dritter Pratchett: Nach der für mich eher enttäuschenden Nummer eins und dem neusten Abenteuer "Raising Steam" versuchte ich mich an "Making Money". Der zu Beginn der Discworld-Romane noch so blasse Vetinari ist inzwischen schon mal eine meiner Lieblingsfiguren. Er verfährt nach dem Regierungsmotto: Ein Mann, eine Stimme - und er ist der Mann mit jener einen Stimme.
Er mag ein Tyrann sein, aber nicht in dem schlimmsten Wortsinne, denn er ist fast schon ein Herrscher Platon'schen Ideals: Verantwortungsvoll und vorausschauend lenkt er die Geschicke seiner Stadt, weiß, wo welcher kluge Kopf zu platzieren und wo das Recht zum Sinne aller zu, naja, sagen wir mal, äh, modifizieren ist.

Auch Moist von Lipwig verdanken wir Vetinaris Rechtsanpassungen. Denn dieser sollte eigentlich als Ganove unter seinem Decknamen Albert Spangler gehängt werden. Doch da Vetinari die Nützlichkeit des schlauen Schurken erkannte, verschonte er ihn, wenn Lipwig ihm de facto seine Seele - und sein Können verkaufte. Das tat der junge Mann und rettete für Vetinari zunächst die vor sich hinsiechende Post (im mir leider noch unbekannten Abenteuer Going Postal) und soll jetzt das Gleiche mit der Bank tun. Denn seine verstorbene Vorgängerin hat ihn zum Geschäftsführer erklärt - und ihren Hund Mr. Fusspot zum Bankdirektor. Moist von Lipwig kümmert sich nun um Hund und Bank, will das teure Münzgeld durch Scheine ersetzen und das Bankkontosystem für Priviligierte für alle öffnen. Allerdings findet das nicht nur sein Chefkassierer eine selten dämliche Idee. Und außerdem holt ihn plötzlich auch noch seine dunkle Vergangenheit wieder ein.

Sehr unterhaltsam und mit liebevoll aus der Fantasy- und Literaturgeschichte zusammengeklauten Figuren erzählt Pratchett von Lipwigs Irrungen und Wirrungen. Es ist spaßig in sich selbst und wird noch witziger durch die Parallelen in die unserige Rundwelt. Allerdings werde ich einen Fehler künftig nicht mehr begehen:

Immer wieder heißt es: Ach, die Discworld-Romane sind in sich abgeschlossen, die kann man völlig nach Gutdünken lesen. Und ja, ich habe den Text verstanden. Aber ich bin sicher, ich hätte noch deutlich mehr Spaß daran gehabt, wenn ich alle Anspielungen an bisherige Geschichten von der Scheibenwelt überhaupt als solche erkannt hätte. Deswegen: Nichts mehr durcheinander, schön der Reihe nach lesen. Sind ja nur 41 Teile. Und dann werde ich hoffentlich auch besser darüber hinwegsehen können, dass die Schatten aus Lipwigs Vergangenheit dann doch überraschend harmlos und seine blutrünstigen Gegner am Ende doch ziemlich unbewaffnet und unspektakulär die Bühne der Geschichte räumen.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks