Cover des Buches Der Schneeleopard (ISBN: 9783809026372)
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Rezension zu Der Schneeleopard von Tess Gerritsen

Gezielte Hatz! Unter den Augen des Schneeleoparden. WOW

von Floh vor 9 Jahren

Kurzmeinung: In Band 11 finde ich als Thrillerliebhaberin endlich auch zu dieser grandiosen Reihe. Rizzoli und Isles hat mich erwischt....TOP!

Rezension

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Flohvor 9 Jahren
Tess Gerritsen. Ich habe schon viel von dieser „Queen of Crime“ gehört und in den Medien gelesen, aber eines ihrer Werke habe ich bisher noch nicht in meiner Thrillersammlung finden können. Mit „Der Schneeleopard“, der 11. Fall des beeindruckenden Ermittlerteams der gleichnamigen TV Serie „Rizzoli und Isles“ sollte sich das nun ändern. Denn hier hat mich der vielversprechende Klapptext nun endlich zu eines ihrer Bücher gezogen und ich muss gestehen, dass ich nun unbedingt weitere der bisherigen und hoffentlich zukünftigen Fälle dieser Ermittlerinnen aus Boston lesen möchte. Ich habe schon viel in dem Genre Thriller gelesen und auch schon viele Themenbereiche des Thriller oder Psychothriller beschritten, aber das was mich in "Der Schneeleopard" der Autorin Tess Gerritsen erwartete, das hat mich wirklich überrascht und auf eine beeindruckende Reise ins Land der Wilden Tiere, der Zoologie, der Rechtsmedizin und der dunklen Abgründe mitgenommen. Erschienen im Limes Verlag (http://www.randomhouse.de/limes/)

"Ob man es nun Cadverin oder Putrescin nannte oder es mit irgendwelchen chemischen Formeln bezeichnete, letzten Endes war es einfach der Gestank des Todes" (Zitat aus dem Buch von Seite 29)

Zum Inhalt:
"Die Polizei von Boston ermittelt in einem bizarren Mordfall. Die Leiche eines Jägers und Tierpräparators wurde gefunden – ausgeweidet und aufgehängt wie eines seiner Beutetiere. In den Wäldern werden Knochenreste eines weiteren Opfers entdeckt. Doch Boston ist nicht das einzige Jagdrevier des Killers. Es scheint eine Verbindung zu einem fünf Jahre zurückliegenden Vorfall in Afrika zu geben, wo die Teilnehmer einer Safari förmlich abgeschlachtet wurden. Nur eine Frau entkam dem Massaker und könnte Jane Rizzoli helfen, den Mörder zu identifizieren ..."

Handlung:
In "Der Schneeleopard" setzt sich eine Thrillerreihe um die sympathischen Ermittlerinnen Detective Jane Rizzoli und der Pathologin Dr. Maura Isles fort. Die Autorin platziert in ihrem neuen Fall zwei dominierende Handlungsstränge, die jeweils zwischen den Schauplätzen Boston in der Gegenwart mit einem bestialischen Mordfall eines Jägers und aus der Vergangenheit einer Safari in Botswana in Südafrika erzählen. In einzelnen Handlungssträngen und in den einzelnen Erzählperspektiven erfahren wir Leser zudem Wichtiges und Interessantes aus der Vergangenheit der einzelnen Charaktere, den Ermittlerinnen und dem Boston Police PD und zu bisherigen Ereignissen und zurückliegenden Fällen und allerlei Privates. Dies ermöglicht auch Neulesern einen angenehmen Einstieg und langweilt bereits infizierte Leser der Reihe nicht. Schritt für Schritt nehmen wir aus den einzelnen Handlungssträngen Informationen auf und können uns unser eigenes Bild von den Fällen und vor allen von „Rizzoli und Isles“ schaffen. Das ist wirklich gut und gekonnt durchdacht und umgesetzt. Der Fall selbst erscheint zunächst als Rachemord. Ein über 60 Jahre alter Jäger Leon Godt wird aufgeschlitzt, erhängt und ausgeweidet in seinem Haus aufgefunden. Ein Bild des Grauens. Doch als die Ermittler Jane Rizzoli mit Kollegen Frost am Tatort erscheinen und die Suche nach Spuren und den Innereien beginnt, stoßen sie auf einen merkwürdigen Behälter, der Gedärme und Innereien birgt. Pathologin Maura Isles kombiniert auf einem Blick, dass hier nicht nur die Innereien von Jäger Leon Godt, sondern auch die eines weiteren Lebewesens verschanzt wurden. Die Ermittlungen laufen an und bringen allerlei Motive und weitere Ungereimtheiten und Kuriositäten sowie weitere Tote zu Tage. Eine Zerreißprobe für das Team.
Zudem machte sich vor knapp sechs Jahren eine Reisegruppe auf in den Busch von Afrika. Eine Safari in Botswana inmitten des Delta und der erbarmungslosen Natur. Ohne Zivilisation und Kontakt zur Außenwelt. Ein Survival-Tripp, indem die Teilnehmer ihr Leben in die erfahrenen Hände des Guide Johnny Posthumus legen. Zusammen mit Protagonistin Millie Jacobson durchleben wir die unberührte Natur Afrikas, das gnadenlose Bild des Fressen und Gefressen werden unter den wilden Tieren und die schutzlose Hülle eines einfachen Zeltes. Ein Leben im Freien. Doch unter den Camp-Teilnehmern beginnt es zu brodeln, ein erster Lagerkoller? Oder das Ende der Beziehung von Millie und ihrem Freund Richard, der diese Expedition angeleiert hat? Neben all dem Idyll, der atemberaubenden Schönheit Afrikas und der Weite des Delta ereignet sich eine Tragödie, die ein Opfer nach dem anderen fordert. Wurden die Toten wirklich alle von wilden Tieren gerissen? Oder steckt hier eine ganz andere Hatz hinter diesen bestialischen Anblick und Verlust der Teilnehmer?

Schreibstil:
Wer zu diesen schriftstellerischen Werkzeugen greift, wie es unsere Autorin Tess Gerritsen in "Der Schneeleopard" zeigt, der beweist eindeutig Mut und ist sich seiner Recherche und seinem Können absolut sicher. Offensichtlich gehen der Bestsellerautorin Tess Gerritsen auch nach bisher 10 veröffentlichten Bänden die Ideen für einen verblüffenden Plot zu Band 11 noch immer nicht aus. Die Quelle der Inspiration scheint noch lange nicht versiegt. Zunächst hat mich die mir bisher unbekannte Autorin durch ihre Sprachgewandtheit und ihren medizinischen und wissenschaftlichen Touch sehr beeindruckt, wenn nicht sogar begeistert. Hier gibt es Anspruch und Hintergrundwissen. Sie gibt Einblicke in die Arbeit der Mordermittlung, der Rechtsmedizin, der Zoologie und in das Leben im Busch und Eindrücke aus dem Tierreich. Meiner Meinung nach hat Autorin Tess Gerritsen einige Parallelen zu Autor Simon Beckett. Zumindest, wenn es um die detaillierte Ausformung der einzelnen Stufen der Verwesung, der medizinischen und fachlichen Gerichtsmedizin und Anatomie geht... Die Autorin weiß es die Leser gleich zu Beginn an die Seiten zu fesseln. Unfreiwillig gerät man hier durch ihren Schreibstil direkt in das Geschehen und kann sich nicht mehr von den Seiten lösen. Gleichzeitig erzeugt sie bei Neulesern dieser Reihe eine unerträgliche Neugierde auf die erfolgreichen vorherigen Teile dieser Reihe, und sie schürt die Spannung und Vorfreude auf eine weitere Fortsetzung. Ihr Wiedererkennungswert ist hier zweifellos der gnadenlose und direkte Ton, die detaillierte Recherche und Kenntnis, und der Blick in die perfiden Denkstrukturen eines waschechten Psychopathen. Tess Gerritsen hat hier wieder einmal eine verstörende und grausame Story erschaffen, die sie mit gekonnten und höchst intelligentem Wortschatz, bildhaften Darstellungen, tiefen Emotionen aus Gefühl, Angst und Entsetzen, authentischen Charakteren, facettenreichen Wendungen und einem Wechselspiel der Perspektiven an den durchaus perplexen Leser wiedergibt. Ihr Schreibstil bringt die Handlungen, die Gedanken und die Protagonisten sehr nahe an den Leser und fesselt ihn u.a. dadurch an die Seiten. Die gewählte Thematik mit diesen zwei Handlungssträngen und Schauplätzen ist mir bisher noch nie in einem Thriller begegnet, ich war neugierig und gespannt. Detailverliebt und nahezu Drehbuchartig durfte ich als Leserin mitten im Geschehen sein und mit den Charakteren das Massaker erleben und erneut durchleben.

Charaktere:
Dieses Buch besteht eigentlich aus mehreren Hauptprotagonisten. Aber der Fokus liegt bei unseren unglaublichen Ermittlerinnen Jane Rizzoli und Dr. Maura Isles mit Partner Frost. Und natürlich den Teilnehmern der Safari aus Sicht von Millie Jacobson, die nur ihrem Freund Richard zu liebe diese besondere Art von Urlaub auf sich genommen hat.
Wir erhalten auch als Neuleser Einblicke in das Leben der nahezu perfekten Pathologin und langjährige Vertraute, gar Freundin, von Jane Dr. Maura Isles. Im Beruf gilt Maura eher als Einzelkämpferin und wirkt verschlossen, kühl, aber sachlich. Zusammen mit ihrer Kollegin aus dem Morddezernat Jane Rizzoli hat sie schon so einiges Privates und auch Berufliches erlebt. Beides hat ein Band zwischen den beiden Frauen gesponnen, wobei beide nicht unterschiedlicher sein könnten. Jane Rizzoli arbeitet bei der Mordermittlung und lebt als Familienmensch. Mit Kind, Mann und Haus. Aber auch sie hat eine dunkle Vergangenheit. Für Stammleser dieser Reihe werden die beiden Charaktere schon sehr ausführlich zum Leben erweckt worden sein und inzwischen eine regelrechte Treue entstanden sein. Aber auch Neuleser bekommen sofort stimmige Eindrücke aus den Vergangenheiten von Rizzoli und Isles, sei es privater oder beruflicher Natur, denn beide sind keine unbeschriebenen Blätter…
Die Autorin verblüfft in ihrem Thriller mit einer weiteren angenehm überschaubaren Anzahl an Charakteren, die nach und nach dem Leser nahe gebracht werden. Einige der Akteure sind aus den vorherigen Fällen bekannt, teilweise hätte ich mir hier an gewissen Stellen jedoch mehr Hintergrund gewünscht, um den Charakteren mehr Tiefe zu verleihen. Jedoch blieb mir so genügend Raum für eigene Spekulationen, die sich bewahrheiten konnten, oder auch nicht. Auch das Team um die Ermittlungen ist sympathisch und stimmig gewählt. Es entsteht ein komplettes Bild aus Gut und Böse.

„Beide waren sie von der kalten Hand eines Mörders berührt worden und hatten überlebt. Diese Berührung war etwas, was man niemals vergaß.“ (Seite 301)

Meinung:
Meine Erwartungen an diesem Buch waren sehr hoch gesteckt, die Reihe feiert größte Erfolge und der Klapptext hat mich wirklich neugierig gemacht. Ich bin auch direkt von dem Schreibstil der Autorin Tess Gerritsen beeindruckt gewesen, sehr detailgetreu und intensiv umschreibt sie Schauplätze, Atmosphäre und Emotionen. Sie gibt ein gnadenloses Bild des Grauen wieder. So muss Thriller sein, absolut. Im weiteren Verlauf der Handlung tauchen dann leider für mich doch etwas zähe Längen auf. Es gibt zu viele einzelne Ermittlungsschritte, zu viele Ansätze und kaum einen Spannungsgipfel. Die Ermittlungen gleiten so dahin. In den Längen bekommt man als Neuleser zwar einige Anreize zu vergangenen Fällen, die mich absolut neugierig machen, aber dem aktuellen Fall kaum dienlich sind. Die Umschreibungen und der Tripp in Afrika, der vor sechs Jahren seinen Tribut gefordert hat, der hat mich sehr fasziniert. Die Landschaften, der Duft, die Geräusche und das Leben zwischen Fressen und Gefressen werden…Faszinierend waren für mich auch die vielen wissenschaftlichen Fakten zu den Tieren, zur Zoologie, zur Pathologie und zu Afrika. Ab Seite 300 nimmt dann auch die Spannung proportional zu den vielen Fakten und Erkenntnissen endlich zu und spitzt sich zu einem grandiosen und fulminanten Showdown und Finale zu. Auch wenn es für meinen Geschmack einfach schon fast zu viele Wendungen, Motive, Täterprofile und Ermittlungsschritte gab, so war ich letzten Endes vom Finale absolut überzeugt und mitgerissen. Für mich lässt dieser 11. Fall keine andere Wahl, als auch die bisherigen Bände zu lesen.

Cover:
Dieses Cover reiht sich wunderbar in die gesamte Buchreihe ein. Mir gefällt dieser nostalgische Look eher nicht. Das Cover hätte meine Blicke nicht angezogen, mich hat der Klapptext überzeugt. Hochwertige Verarbeitung dieses Hardcover Thriller, angenehmes Schriftbild, lockere Aufteilung, passende Kapitellänge und ein angenehmes Eigengewicht trotz der Stärke an Seiten.

Die Autorin:
"Sie schreibt knallharte Thriller, unter die Haut gehende Krimis und gilt international als Meisterin der Spannung. Dabei hat die in San Diego aufgewachsene Tess Gerritsen gar nicht vorgehabt, Schriftstellerin zu werden. Nach einem Medizinstudium und anschließender Tätigkeit als Internistin in Honolulu, Hawaii, schien ihre Laufbahn festgelegt. Während ihres Mutterschaftsurlaubs schrieb sie dann eine Kurzgeschichte, die sofort prämiert wurde. Damit stellten sich die Weichen ihres Lebens neu. Ihre Karriere als Medizinerin hat sie mittlerweile an den Nagel gehängt und ist "Vollzeitautorin". Privat liebt sie es eher friedlich: Nach ihren Hobbys befragt, nennt sie Gartenarbeit und Musik. Gerritsen lebt mit ihrem Mann und ihren Söhnen in Camden, Maine."

Fazit:
Ja, es gibt sie noch: Bücher, die auch mit Band 11 noch Neuleser gewinnen und den Leser infizieren können. Ein Buch mit viel Recherche, den Weiten Afrikas und einem bestialischen Killer. Trotz einiger Schwächen und zähen Passagen, vergebe ich glatte 4 Sterne!

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