Cover des Buches Blassrosa oder die geheime Taktik des Monsieur F (ISBN: 9783956671524)
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Rezension zu Blassrosa oder die geheime Taktik des Monsieur F von Tharina Wagner

Das blassrosa Haus lädt ein zur amüsanten Gesellschaftsstudie

von hexepanki vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Absurdität menschlicher Verhaltensweisen humorvoll, ohne Zeigefinger in einer knuffigen Geschichte zu Papier gebracht. Aber nicht mein Genre

Rezension

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hexepankivor 9 Jahren
Am Anfang hatte ich Probleme, in die Geschichte und das Buch reinzukommen. Zum einen wird in den ersten Kapiteln manches in der Luft hängengelassen. So muss der Leser sich entweder selbst überlegen, wie es wohl ausgegangen ist oder auf die Auflösung im Laufe der nächsten Kapitel warten. Zum anderen, gibt es gerade zu Beginn extrem schnelle Perspektivwechsel. Dies ist einerseits reizvoll, weil es sich anfühlt, als säße man in einem französischen Film, andererseits, fiel es mir dadurch schwer, die bisherigen Geschehenisse zu speichern.

Besagte Perspektivwechsel verdeutlichen aber ganz wunderbar, wie unterschiedlich die Geschehnisse, und vor allem die Wahrnehmung dieser, für verschiedene Menschen sind, obwohl sie zur gleichen Zeit und oft sogar am gleichen Ort geschehen. Es ist herrlich absurd und doch so unglaublich wahr, welche enorme Kluft zwischen der Intention der einen Person und der Interpretation der anderen Person herrscht, dass es himmelschreiend komisch ist. Wir glauben immer zu wissen, was andere Menschen von uns denken und machen uns Sorgen, dass wir in deren Augen schlecht dastehen könnten. Entsprechend passen wir unser Verhalten an und ärgern uns hinterher, dass wir das teurere Telefon gekauft haben, dabei lagen wir von Anfang an völlig falsch mit unserem "Wissen was der andere denkt". Durch die schnellen Perspektivwechsel und die Beschreibung der Gedanken der verschiedenen Personen, schafft es die Autorin auf sehr amüsante Weise aufzuzeigen, wie unter den Menschen Missverständnisse entstehen. Das hat mich an diesem Buch wirklich begeistert!

Meine absolute Lieblingsszene ist "Das erste Date" weil es Tharina hier grandios gelungen ist, aufzuzeigen, wie unterschiedlich die Wahrnehmung von zwei Personen sein kann, obwohl sie genau die gleiche Situation erleben:

"Nabil drückte ihr schnell und so unauffällig wie möglich zwei Küsschen auf die Wangen. Er versuchte ihr dabei nicht zu nahe zu kommen. Ihr Haar streifte sein Gesicht. Er fand, dass es gut duftete. Schnell zog er seinen Kopf zurück, um nicht aufdringlich zu wirken.
Sie [Marie] begann leicht an sich selbst zu zweifeln, da er, entgegen ihrer Erwartungen, sehr zurückhaltend wirkte. Vielleicht interessierte er sich nicht wirklich für sie. Sie hoffte, dass er nicht bemerkt hatte, dass ihr Haar fettig war."

Das veranschaulicht so schön, warum zwischenmenschliche Beziehungen manchmal so unglaublich kompliziert sind. Besonders wenn die beteiligten Personen immer nur interpretieren anstatt miteinander zu sprechen.

Was ich auch sehr mochte, war die Verdeutlichung, dass wir alle unsere Vorurteile und Schubladen mit uns herum schleppen - der eine mehr, der andere weniger. Natürlich sind die Gedanken und Empfindungen der Charaktere zu diesem Thema etwas überspitzt, aber es trifft dennoch den Kern, ohne aber anklagend zu wirken. Es ist ein bisschen wie eine Gesellschaftsstudie, die der Leser aber selbst vornimmt.

Für meinen Geschmack waren einige Szenen allerdings etwas zu überspitzt und wirkten deshalb schon leicht lächerlich. Viele in unserer Leserunde fanden diese Szenen aber lustig, deshalb denke ich, dass das Genre insgesamt einfach nicht so meinen Geschmack trifft. Teilweise blieben mir die Personen auch etwas zu öberflächlich, was natürlich gewollt ist, weil jeder ein gewisses Stereotyp verkörpern soll. Zumindest vom Fuchs, dem Portagonisten dieser Geschichte, hätte ich mir aber etwas mehr Tiefgang gewünscht.

Fazit:
Am Ende ist dieses Büchlein genau das, was es sein will, ein humoristischer Gesellschaftsroman, der sehr treffend und herrlich auf den Punkt die Missverständnisse und Eigenartigkeiten der Menschen und unserer Gesellschaft skizziert. Generell ist dies nicht so mein Genre, einiges war mir einfach zu überspitzt und lächerlich, aber trotzdem hat mir vieles wirklich gut gefallen. Für Fans des Genres bestimmt ein sehr gutes Buch.

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