Rezension zu "Die abenteuerliche Reise der Clara Wynn" von Thomas Jeier
Ich hatte mir angesichts des Klappentextes mehr von dem Roman erhofft.
Es gibt immer wieder Szenen, die für die Handlung letztendlich keine Rolle spielen und Handlungsstränge, die erst ausführlich behandelt werden, dann jedoch im Sande verlaufen, z.B. Claras Bekanntschaft mit Dora auf dem Schiff.
Zwar ist die Verfolgungsjagd, die Clara und Robert sich mit den russischen Brüdern liefern, spannend und mitreißend, doch wird diese durch eher langatmige Passagen immer wieder unterbrochen und dem Autor gelingt es nicht so recht, die Spannung über die ganze Geschichte hinweg aufrecht zu erhalten. Was aber vor allem gestört hat, waren Claras Kommentare zur Handlung, die lauteten wie: "Ich wusste damals noch nicht, dass die Russen uns noch auf den Fersen waren" oder Ähnliches. Damit wird meiner Meinung nach direkt über den Fortgang der Geschichte gespoilert und ganz viel Spannung zunichte gemacht.
Ich möchte wirklich nicht kleinlich sein, aber bei einem historischen Roman erwarte ich gute Recherchen, die der Autor leider nicht immer gemacht hat. Zwar merkt man, dass er sich eingehend mit dem Goldrausch am Yukon beschäftigt hat und auch über Segelschiffe bescheid weiß, doch wirft er vor allem in dem Abschnitt, der auf dem Schiff spielt, mit Fachbegriffen nur so um sich, die er für die Leser nicht erklärt. Doch bei anderen Themen hat er scheinbar nicht wirklich Ahnung, vor allem, was Mode und Schönheit damals anging. So beschreibt er beispielsweise, wie die respetable Geschäftsfrau Clara sich mit Rouge schminkt, was aber vor allem in den Kreisen der feinen Gesellschaft, aus denen sie ja laut der Geschichte kommt, verpönt war.
Clara Wynns abenteurliche Reise war für mich deshalb eine eher mühsame Lesereise. Wer aber einen nicht anspruchsvollen und mäßig spannenden historischen Roman sucht und über einige falsche historische Fakten hinwegsehen kann, kann ruhig mal reinschauen.