Cover des Buches Layers (ISBN: 9783785582305)
Rezension zu Layers von Ursula Poznanski

Die Wahrheit ist nicht vielschichtig, sondern einfach nur plump

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Eine mehr als dusslige Hauptfigur, keine Spannung, alles zu verworren. Das ist nicht die Poznanski, die ich kenne.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren

Dorian ist 17 und lebt auf der Straße. Eines Nachts wacht er neben der Leiche eines ihm bekannten Obdachlosen auf, Dorians Taschenmesser in dessen Blut. Noch bevor der Junge richtig begreifen kann, was los ist, wird er von einem jungen Mann angesprochen und in eine große Villa gebracht. Dort trifft Dorian auf andere Straßenkinder und bald auch auf seinen Gönner. Dessen einzige Bedingungen: lernen und gewisse Aufträge erfüllen. Dafür bekommen die Jugendlichen Obdach, Essen und Bildung. Klingt doch gut, nur merkt Dorian schnell, dass nicht alles so toll ist, wie es scheint...


"Layers" ist nach Erebos mein zweiter Jugendthriller von Ursula Poznanski und hat mich sehr enttäuscht. Während Erebos bei mir eingeschlagen hat wie eine Bombe, ist Layers nur ein einsamer, nicht zündender Knallfrosch.


Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet, allerdings folgt man nur Dorian und seinen Erlebnissen. Der Junge, der vor seinem gewalttätigen Vater geflohen ist und Anwalt werden wollte, wirkte auf mich zunächst sympathisch und intelligent. Je weiter der Roman jedoch voranschritt, desto mehr hätte ich Dorian einfach nur schütteln, erwürgen und eine knallen können. Obwohl er auf der Straße gelebt und gelernt hat, nicht jedem zu vertrauen, führt er die Anweisungen seines Gönners sofort und ohne Nachfrage aus, egal wie komisch oder unsinnig sie anmuten. Er hält sich an Regeln, die für mich als Leserin schon keinen Sinn ergeben und rebelliert auf der anderen Seite bei Aufträgen, die er vorher klaglos hingenommen hat. Diese Unbeständigkeit und auch teilweise, ich kann es leider nicht anders sagen, Blödheit der Hauptfigur haben mir das gesamte Werk vermiest.


Auch die Story selbst ist mir zu abgedreht und zu weit weg vom wirklichen Leben. Dorian soll zum Beispiel Botengänge erledigen. Die Botengänge sind sowas von undurchsichtig, dass die Ausrede, bei den Boxen handele es sich um Werbegeschenke, null fruchten würde. Auch bei Jugendlichen nicht. Zudem geschehen viele Dinge sehr schnell, ohne Erklärung und werden von jeder Figur als gegeben hingenommen. So einfach ist keiner gestrickt, selbst der verzweifelste Teenager nicht.


Mir fehlt hier komplett die Tiefe, die ich aus Erebos kenne. Für mich ist die Geschichte zu weit weg von der Realität und zu wenig Informationen, als das ich sie für voll nehmen kann. Hinzu kommt, dass über mehrere Kapitel hinweg es einfach nur darum geht, ob Dorian nun links- oder rechtsrum flüchtet, wo er sich versteckt und dass er einen ruhigen Platz zum Schlafen findet. Das ist ein oder zwei Kapitel lang durchaus interessant, danach einfach nur langweilig, weil sich absolut nichts ändert.


Das Geheimnis, dem der Teenager auf der Spur ist, erinnerte mich sehr stark an Marc Elsbergs Roman Zero. Und somit konnte mich die Autorin mit diesem Twist auch nicht überraschen. Zu abgedroschen ist die Idee mittlerweile, zu bekannt die technischen Möglichkeiten. Schade!


Als wenn das noch nicht genug wäre, gibt es Recherchefehler. Ein Beispiel: Dorian soll das Paket übergeben, kommt aber nicht mit dem Aufzug in den 12. Stock, da dieser nur mit Mitarbeiterausweisen funktioniert. Also nimmt er das Treppenhaus. Ohne Probleme. Das ist Quatsch. Solche Bürogebäude sind i.d.R. auch am Treppenhaus gesichert, ansonsten wäre ja das gesamte Sicherheitskonzept nichts wert.

Bis zur Hälfte habe ich durchgehalten, dann konnte ich mich einfach nicht mehr auf Dorian und seine Handlungen konzentrieren. Es wurde für mich immer unglaubwürdiger, dass er monatelang auf der Straße überlebt hat, denn er zeigte in seinen Gedankengänge weder schnelles Begreifen noch wirklichen Kampfgeist. Dass er dann auch noch übertrieben schwärmerisch auf ein bestimmtes Mädchen reagierte und sich ohne sie nach ein paar Tagen die Welt nicht mehr vorstellen konnte, tat sein Übriges.


Der Stil von Ursula Poznanski ist gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise ist rasant und vermag durchaus zu fesseln, wenn die Story einfach nur besser gewesen wäre.


Fazit: Selten habe ich eine so dusslige Hauptfigur mit so wenig Sinn fürs Leben kennengelernt. Ich kann es nicht empfehlen!

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