Hallo!
Ich möchte Euch herzlich zur Leserunde meines Buches „Die Eroberung des Herrn Agathe“ einladen!
Die meisten BDSM-Geschichten beginnen an dem Punkt, an dem die dominanten Figuren und ihre devoten Partner sich ihrer Neigungen bereits bewusst sind.
Aber wie funktioniert das eigentlich vorher?
Was, wenn du außer einer starken Sehnsucht keine Ahnung vom realen Ausleben deiner sexuellen Wünsche hast, nicht in einem düsteren Lustschloss haust, sondern bei deinen Eltern und du nicht weißt, ob der Angebetete vielleicht schreiend davonläuft, wenn er von deinen Vorlieben erfährt?
Genau in diesem Dilemma befindet sich die siebzehnjährige Josefine, die gerade ihre dominant-sadistische sexuelle Neigung entdeckt. Neben ihren Tagträumen, in denen sie Jungs demütigt und übers Knie legt, hat sie mit einigen Problemen zu kämpfen: Sie wohnt noch bei ihren Eltern, ringt mit ihren Schulnoten und ist darüber hinaus in ihren zwei Jahre älteren Nachhilfelehrer Samuel Agathe verliebt. Als sie ihm ein unmoralisches Angebot macht, flüchtet er sich in die Arme einer anderen. Aber selbst die makelloseste Freundin lenkt ihn nicht von seinen heftigen Gefühlen für Josefine ab. Und so beginnt ihr Weg zueinander, der gepflastert ist von Zweifeln, Nähe und ersten Versuchen, die gemeinsame Neigung zu erkunden ...
Auch wenn explizite erotische Szenen in dem Buch vorkommen, steht die Entwicklung von Finni und Herrn Agathe im Vordergrund.
Ich stelle zehn E-Books - wahlweise mobi, epub oder pdf - zur Verfügung, wenn Ihr mir bis zum 22.08. 2014 verratet, warum Ihr gerne mitlesen möchtet.
Bitte gebt an, in welchem Format ihr das E-Book benötigt! Ich möchte Euch bitten, Euch nur für die Leserunde zu bewerben, wenn ihr tatsächlich Zeit und Lust habt, das Buch zu lesen und euch an der Diskussion zu beteiligen. Heißen Dank im Voraus!
Unter den aktiven Teilnehmern verlose ich am Ende der Leserunde vier Print-Ausgaben des Romans.
Ich freue mich auf Euch und Eure Bewerbungen!
Herzliche Grüße
Vio
Textauszug:
Aus Josefine Kirschbaums Tagebuch
Donnerstag, mal wieder keinen Plan welches Datum. Auf jeden Fall haben wir September.
Verehrte Frau Tagebüchin,
ich habe schon so lange nichts mehr hier reingeschrieben, dass ich mich ernsthaft frage, was mein letzter Eintrag: „Nie wieder ein Mammut jagen, wenn die Ringeltauben tief fliegen!!!“, bedeuten soll. Auch noch mit drei Ausrufezeichen. Merkwürdig … egal, heute kann ich endlich mal ein richtig klassisches Tagebuchthema liefern.
Ich glaube, ich liebe Herrn Agathe.
Ich liebe es, wenn er mich ansieht, als sei ich ein unwürdiges Subjekt, das seine intellektuelle Atmosphäre mit seiner Dummheit vergiftet; das schwarze Haar, das ihm manchmal in die Augen fällt; und dass er niemals bei Hollister und Abercrombie einkauft, sondern sich wie ein Streber kleidet; und dass er so furchtbar arrogant ist, dass selbst mir manchmal die Kinnlade herunterklappt, wenn er etwas sagt. Und vor allem liebe ich an ihm, dass ihm nie die Kinnlade herunterklappt, wenn ich etwas sage! Seit einem Monat gibt mir Samuel Agathe, der darauf besteht, nicht Sammy, Sam, Sami, sondern Samuel genannt zu werden, Nachhilfe in Latein. Bis vor einem Monat lag mir nicht das Geringste an meinem Latinum, und heute bin ich froh, dass meine Eltern mich gezwungen haben, mich bei meinem Lehrer nach einem älteren Schüler zu erkundigen, der mir für billig weiterhilft. Von mir aus hätte ich meine null Punkte bis zum Ende der Elf mitgenommen. Zählt ja eh nicht wirklich, die Elf, weshalb sie abgeschafft wird.
Ich habe Herrn Agathe schon vorher bemerkt. Er sitzt ja immer wie eine Statue des Dünkels mit einem Buch in der Hand alleine im Pausenzentrum oder in der Mensa und seziert die anderen mit seinem missmutigen Blick. Er hat grüne Augen, grün wie ein Laubfrosch. Also, so ein Grün von Herbstblättern mit kleinen goldenen Sprenkeln um die Pupille. Und seine Nase ist gerade und schmal, fast wie Origami.
Wenn wir uns in den Pausen zufällig über den Weg laufen, hebt er muffig die Hand und ich fühle mich hervorragend, weil er mich überhaupt beachtet. Er scheint sich Leute vom Leib zu halten, meistens hängt er alleine ab.
Herr Agathe kann alles – nur Kunst nicht. Letztes Mal bei der Nachhilfe hat er ein Bild dabei gehabt, das so mies war, dass er es zu Hause verbessern musste, weil die Unterrichtszeit dafür nicht gereicht hat. Ich habe ihn gefragt, warum er Kunst nicht einfach abgewählt habe. Er hat geantwortet, es ginge mich nichts an, aber ich glaube, er kann nicht ertragen, in irgendetwas schlecht zu sein. Wobei eine Vier schon schlecht ist, in seiner Welt. Ich finde ja, versetzt zu werden, reicht als gelungenes Ergebnis eines Schuljahres. Für mich ist es eine eigene Kunstform, mich feiern zu lassen, mit einer Fünf, einer Eins und dem Rest Vieren auf dem Zeugnis. Meine Eltern sind immer wahnsinnig erleichtert, wenn ich nicht schon wieder sitzenbleibe oder eine Nachprüfung machen muss.
Beliebt ist Herr Agathe nicht besonders, das haben wir gemein. Ich hab's auch nie geschafft, dass andere mich spitze finden. Leider. Ich wäre gern nur ein einziges Mal beliebt, aber irgendwie sage ich Dinge, die andere nicht sympathisch finden. Ich glaube, Herr Agathe findet mich auch nicht sympathisch, jedenfalls hat er meine Freundschaftsanfrage bei Facebook abgelehnt.
So bleibt mir nichts übrig, als ihn über die Tischkante und den Cursus N hinweg anzubeten. Oder ich muss mir was anderes einfallen lassen.
So, jetzt habe ich eine Viertelstunde intensiv nachgedacht und mir ist keine brauchbare Idee zur Verführung des Herrn A. gekommen, aber ich habe festgestellt, dass mit mir etwas Elementares nicht zu stimmen scheint: Meine Gedanken haben sich wieder einmal verselbstständigt und ich fand die Vorstellung sexy, ihn zum Heulen zu bringen. Oh Mann!
Ich möchte, dass er sich auszieht, komplett, und ich ihn anschauen kann und dann möchte ich einen roten Streifen hinterlassen, wenn ich mit meinem Fingernagel über seine Haut fahre, ich möchte, dass er zittert vor Lust und Angst … Warum muss ich mir ständig solche Dinge ausdenken? Das ist doch nicht normal.
Schluss für heute, ich sollte daran arbeiten, mein soziales Standing zu verbessern und nicht, es noch weiter zu verschlechtern.
Ich frage mich, wie sein Schwanz aussieht.
Bestimmt hübsch.
Muss ich mit Mona besprechen. Am besten jetzt gleich.
Ich ruf sie mal an.
Später am Abend, aber immer noch September (hoffe ich wenigstens, ich traue dem Raum-Zeit-Kontinuum nur unter Vorbehalt) …
Ich bin froh, dass Mona meine beste Freundin ist. Anstatt mich doof zu finden, hat sie sofort wissen wollen, ob Samuel wohl auf Lateinisch um Gnade winseln könne … Aber sie meinte auch, ich solle meine Fantasien besser für mich behalten. Und als wir uns dann ganz normal über Schwänze unterhalten haben, hat sie etwas gesagt, was sie vorhin im Internet gelesen hat und was sich für Ewigkeiten in meinen Kopf einbrennen wird, nämlich: Penislänge = Abstand von Zeigefingerspitze bis Daumenkuppe im gespreizten Zustand.
Wenn das stimmt (und ich werde es herausfinden!), werde ich nie wieder mit einem Mann reden können, ohne auf seine Finger zu glotzen. Das wird mein Fluch sein! Das spüre ich.
Herr Agathe hat schöne Hände. Und eine schöne Stimme und ganz bestimmt einen niedlichen Arsch … Aaaaaah! Aufhören Finni, denk was Anständiges!
Warum kann ich nicht einfach jemand anders sein? Jemand, auf den er steht, zum Beispiel.
Hose runter!
Finni Kirschbaum ist die Pest, dachte Samuel und sah aus dem Klassenfenster. Sie war rotzig, beratungsresistent, zappelig und kindisch. Sie interessierte sich nicht im Mindesten für die Unterschiede zwischen Konjunktiv eins und zwei und schaffte es kaum, einen simplen Gedanken zu Ende zu denken. Es war entwürdigend, jemandem Nachhilfe zu geben, der sich für die Optimierung seiner Leistungen nicht interessierte. Ob sie wohl dachte, ihr hübsches Gesicht genüge, um etwas zu erreichen? Finni war hübsch, trotz der albernen Schminke und des merkwürdigen, schrillen Kleidungsstils, den man wohl nur verstand, wenn man ebenfalls ein Mädchen war. Wieso dachte er überhaupt an Finni, während er eine wertvolle Doppelstunde Chemie hatte? Genau: weil sie einfach unglaublich nervtötend war. Zugegeben, sie brachte ihn zum Lachen und es war interessant zu spekulieren, was für ein Unsinn wohl als Nächstes aus ihrem Mund kommen würde, aber allein, dass sie ihn konsequent „Herr Agathe“ nannte, als wäre er zwanzig Jahre älter als sie und nicht zwei, war schlicht respektlos. Sie wirkte immer, als verspotte sie ihn, dabei bestand nicht der geringste Anlass dazu. Schließlich war sie diejenige mit dem Strauß von Fünfen und Sechsen in der Hand. Faul, nachlässig und mit der Konzentrationsspanne eines Goldfischs ausgestattet. Nur dass ihr Haar, im Gegensatz zu einem Cyprinidae nach apfeliger Chemie duftete, wie er feststellen musste, als sie ihre Nasen gemeinsam in das Lateinbuch Cursus N gesteckt hatten.
Josefine war unmöglich, das genaue Gegenteil von Diana Polke, der Göttlichen (der Göttin der Jagd, wie ein gebildeter Mensch wissen sollte). Diana war der Inbegriff der Idee des Schönen, des Guten. Sie war für Samuel das lebende Beispiel für die philosophische Disziplin der Ästhetik, wobei es sich, auf sie bezogen, um die Ästhetik des Verstandes handelte, der ihren klaren Zügen eine edle Tiefe verlieh.
Ihm stockte der Atem, wenn sie mit ihrer würdevollen, leisen Stimme den Philosophie-Unterricht bestimmte und dabei ihr feines blondes Haar mit einer einzigen eleganten Bewegung über ihre Schultern strich. Samuel wollte den Boden weihen, über den sie schritt. Warum nur konnte anstatt Finni nicht Diana auf Nachhilfe angewiesen sein? Blöde Frage, weil sie einfach zu gut dafür war!
In ihrer Freizeit schrieb sie Gedichte, die sie auf ihrem Blog veröffentlichte, und Samuel war hingerissen von der Poesie ihrer Worte, der perfekten Metrik. Auch wenn ihre lyrischen Ergüsse mitunter ein wenig kitschig anmuteten ...
Mit ihr konnte man bestimmt wahrhaftige Gespräche führen, denn sie dachte gründlich nach und hörte noch gründlicher zu.
Sie war perfekt.
Der Gong ertönte. Seine gedankliche Abwesenheit war unbemerkt geblieben, die Lehrer setzten seine Aufmerksamkeit einfach voraus und registrierten nicht, wenn er abschweifte.
Samuel nahm sein Mittagessen in der Mensa ein. Er las dabei in einem Buch über die Chaostheorie. Er war gewohnt, sich nur selten in Gemeinschaft anderer wiederzufinden. Das war ihm recht so. Er galt als langweilig und unfreundlich. Seine Zunge war ein Skalpell, deshalb traute sich niemand, ihm direkt ans Bein zu pinkeln, wie sie es bei anderen Strebern taten.
Er sah auf die Uhr. Zeit sich in den Bus zu setzen, um Finni Kirschbaum eine tote Sprache beizubringen, die sie langweilte, für immerhin neun Euro pro Stunde.
Finnis Mutter öffnete ihm die Tür. Sie wirkte unfassbar dankbar für seinen Einsatz und verwickelte ihn immer in freundliche Gespräche. Fast schien es, als wolle sie sich für ihre Tochter entschuldigen. Und irgendwie missfiel Samuel das.
Sicher, Finni war sitzengeblieben und auch ein wenig komisch, aber das hieß doch nicht, dass man sich für sie schämen musste. Immerhin zog sie ihr Ding durch – auf ihre verquere Weise. Und wie viele Menschen konnten das schon von sich behaupten?
Da saß sie und grinste. „Tach, Herr Agathe!“
Er stöhnte entnervt. „Guten Tag, Josefine.“
„Nenn mich nicht so, bitte.“
„Du sagst ja auch Herr Agathe zu mir.“
„Ja, weil du so heißt!“
Logik bedeutete ihr scheinbar nicht viel. „Und du heißt Josefine!“
„Kannst mich ja auch Frau Kirschbaum nennen.“ Sie zuckte mit den Achseln und lächelte ihn schließlich zaghaft an. Dann drehte sie ihr strubbeliges Haar mit einem Kugelschreiber zu einem Knäuel auf und ihr BH-Träger blitzte zwischen zwei Schichten gestreifter Klamotten hervor. Neonfarbene Metallschleifen schwangen an ihren Ohren.
Na gut. Dann eben nicht Josefine, wenn ihr das nicht passte. Ganz sicher ließe er sich nicht auf einen Namenskrieg mit ihr ein. Und dieses Mal würde er sich auch nicht in lernfremde Unterhaltungen mit ihr verstricken lassen, wie sonst. Sie hatte ein echtes Talent, ihn auf interessante Themengebiete zu locken.
„Ich hoffe, du hast die Vokabeln gelernt, Finni“, leitete er die Nachhilfestunde streng ein.
„Absolut.“ Finni nickte enthusiastisch.
„Das ist gut.“ Ein Wunder, ergänzte er gedanklich.
„Nur hab ich sie leider nicht behalten.“ Sie kräuselte ihre Nase mit schuldbewusstem Blick.
„Mein Gott. Selbst du wirst doch stupide auswendig lernen können, wenn du schon die Grammatik nicht verstehst! Ohne Vokabeln bringt das alles nichts, herrje. Ich sollte einfach gehen, wenn du dich benimmst wie ein Kindergartenkind.“
„Nicht böse sein.“ Ihre Armreifen klimperten, als sich ihre Finger um sein Handgelenk schlossen, um ihn vom Gehen abzuhalten. Sie starrte auf seine Hand.
„Hab ich da irgendwas?“, wollte Samuel irritiert wissen.
Finni wurde rot, warum auch immer. „Nein, nein. Ich interessiere mich nur für Hände. Aus künstlerischer Sicht.“
Richtig, die einzig gute Zeugnisnote, mit der sie aufwarten konnte. Samuel zog seine Finger aus ihrem Klammergriff und schlug das Buch auf. Er würde es mit einer Lektion für Zehntklässler versuchen. Ihre Lücken waren enorm.
Stockend begann sie, den Satz zusammenzubauen.
„Was ist das für eine Zeitform?“, intervenierte er.
„Perfekt?“, riet sie.
„Warum übersetzt du es dann im Plusquamperfekt?“
Sie setzte ihr bockiges Gesicht auf, das ihm inzwischen sehr vertraut war. „Hauptsache ich verstehe den Sinn! Und Vergangenheit ist Vergangenheit.“
„Nein! Hauptsache, du kennst die Vokabeln und die Tempi und Modi!“
„Das ist doch kleinlich! Latein und Mathe sind einfach kleinkarierte Korinthenkackerfächer, wo immer ein mordsmäßiges Trara um jedes kleine Zeichen gemacht wird!“
Samuel wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er entschied sich für die Vernunft. „Wir können nicht jedes Mal darüber diskutieren, dass du Bruchrechnung für eine Erfindung fantasieloser Beamter hältst, und dass es egal ist, was ludere genau bedeutet, weil du findest, es sei lustiger, es mit herumludern zu übersetzen. Bitte konzentrier dich!“
Finni fischte den Stift aus ihrem Haar und kaute an seinem Ende. Sie schüttelte unwillig den Kopf. „Ich hab mir was überlegt, Herr Agathe.“
„Und was?“ Samuel verschränkte die Arme vor der Brust, als könne er sich Finnis Kribbeligkeit damit vom Hals halten.
Sie lächelte ihn fast ein wenig verführerisch an, scheinbar wollte sie ihm etwas verkaufen. „Weißt du, mir ist Latein furchtbar gleichgültig. Es ist völlig unbedeutend, ob ich das Latinum habe oder nicht, weil ich bestimmt beruflich nichts tun werde, das ein Latinum voraussetzt. Deshalb mache ich dir einen Vorschlag: Du kommst weiterhin hierher, wir labern meiner Mutter zuliebe ein bisschen und als Entschädigung für dein gekränktes Nachhilfelehrer-Ego verschaffe ich dir deine Kunst-Eins.“
Samuel dachte, sich verhört zu haben. „Wie bitte?“
Seelenruhig erklärte sie ihm: „Ich zeichne deine Bilder und du verschonst mich für neun Euro die Stunde mit Latein. Eingetütet?“
Sie sah ihn mit dieser Mischung aus Selbstbewusstsein und Verlegenheit an, die er nur deshalb nicht ablehnte, weil sie zumindest irgendwie echt war.
Ihre Idee überraschte ihn nicht sonderlich. Jemand, der Punkt-vor-Strichrechnung für eine überbewertete Autisten-Regel hielt, beugte sich der schnöden Realität nicht ohne Weiteres. Er versuchte, sich in sie hineinzudenken und ihr den Plan auszureden. „Du hast nicht bedacht, dass der Deal unfair ist. Deine Eltern bezahlen Geld für nichts, du hast am Ende des Schuljahrs kein Latinum und musst für mich stundenlang zeichnen. Der einzig ehrlose Gewinner dieser Abmachung wäre ich.“
Finni lächelte wieder. „Nicht ganz, ich bin ja nicht die Caritas. Ich hab 'ne Bedingung. Aber erst zeig ich dir meine Bilder.“
Sie überreichte ihm einen Stapel Zeichnungen. Sie waren grauenhaft schrill, plakativ, unsubtil, das Gegenteil von Dianas Poesie – aber technisch einwandfrei. Es war eine verlockende Idee, seinen dunklen Schulfleck mit Josefines Tintenkiller-Werken auszulöschen. Mit seinem Klassenerster-Status würde der Kunstlehrer keine Fragen stellen. Und wenn, würde er ihm erzählen, dass er sich sehr tief in die Materie gekniet habe, um sich zu verbessern. Finni sollte ihm bloß keine dreizehn Punkte herbei zeichnen, besser wären elf oder vielleicht zehn? So ein Unsinn. Hatte er das soeben wirklich in Erwägung gezogen? Er schob die unmoralische Vorstellung beiseite und erkundigte sich aus reiner Neugier: „Was willst du dafür?“
Finni sah ihn ernst an und schwieg bedeutungsschwanger, bevor sie leichthin erwiderte: „Ich will deinen Arsch sehen. Keine Sorge, ich will ihn nicht anfassen oder ein Foto von ihm machen und auf Facebook stellen. Ich will einfach nur, dass du aufstehst, dich zur Wand drehst, die Hosen herunterlässt und mir deinen Hintern zeigst.“
Sämtliche Ansätze von Vernunft zerbrachen in Samuels geordnetem Kopf. Er sah sich einen Moment halb bekleidet vor Finni stehen, dann schaute er in ihr offenes, ruhiges Gesicht; ihm wurde kalt, er verspürte den Drang ihre Lippe zu berühren, dann stieg Wut in ihm auf und schließlich bekam er Angst.
Er schluckte gegen die Trockenheit in seiner Mundhöhle an und formulierte langsam, aber sehr deutlich die Worte: „Du bist nicht ganz dicht. Das ist pervers! Ich gehe jetzt. Bei dir sind Hopfen und Malz verloren. Du … du solltest dich schämen.“
Samuel hielt das Lateinbuch vor seine unerwünschte, höchst unangemessene Erektion und griff nach seinem Mantel. Er musste sich in Sicherheit bringen und Dianas Blog lesen. Das würde wirken.
Finni legte den Kopf schräg. Er schluckte eine weitere wütende Bemerkung, als sie ihn senkte, die Hände ineinander faltete und leise sagte: „Es tut mir leid. Ich glaube nur, dass er verdammt sehenswert ist, weißt du.“
Was für ein schräges Kompliment. Fing man nicht erst einmal mit Schmeicheleien über die Augen an? Ah! Ihm ging ein Licht auf: Das war nicht ernst gemeint. Sie wollte sich nur über ihn lustig machen, ihn, den uncoolen Einserschüler vorführen. Einen Moment lang wäre er fast auf sie hereingefallen. „Viel Erfolg für deine Zukunft als verrückte Hartz-Vier-Empfängerin“, wünschte er ihr sarkastisch und drängte sich aus der Tür ...
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