Cover des Buches Das Labyrinth der Träumenden Bücher (ISBN: 9783813503937)
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Rezension zu Das Labyrinth der Träumenden Bücher von Walter Moers

Rezension zu "Das Labyrinth der Träumenden Bücher" von Walter Moers

von sunlight vor 12 Jahren

Rezension

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sunlightvor 12 Jahren
Das Labyrinth der Träumenden Bücher von Walter Moers Der Fortsetzungsroman von „Der Stadt der Träumenden Bücher“. Zweihundert Jahre sind vergangen und Hildegunst von Mythenmetz fühlt sich immer noch als das schriftstellerische Genie Zamoniens. Auf der Flucht vor seinen Fans hat er sich auf die Lindwurmfeste zurückgezogen und schwelgt in seinem Erfolg. Er ist selbstgefällig, träge und fett geworden und das Orm hat ihn verlassen. Da erreicht ihn ein Brief, dass der Schattenkönig zurückgekehrt sei. Grund, sein Leben zu ändern und inkognito zum neuerbauten Buchhaim zurückzukehren. Der Brand hatte fast die ganze Stadt zerstört und Hildegunst von Mythenmetz muss Buchhaim neu für sich entdecken. Er trifft auf Vertrautes wie die Lebendige Zeitung, die ihn und uns schnell auf den aktuellen Stand der Entwicklungen bringt. Hildegunst von Mythenmetz dringt immer weiter in die Stadt vor, macht Bekanntschaft mit den Unbüchern, lebendigen Büchern, den Buchhaimer Rüsseln und dem Biblionismus, dem Geist des modernen Buchhaims. Auch eine neue Kunstform, der Puppetismus, ist entstanden, die Hildegunst von Mythenmetz fasziniert. So wandert er durch Buchhaim, trifft auf alte Bekannte wie die Schreckse Inazea Anazazi und Professor Kibitzer, bis er neun Seiten vor dem Ende des Buches endlich auf das Labyrinth der Träumenden Bücher stößt. Moers ist unzweifelhaft ein genialer Erzähler. Aus der Ichform heraus lässt er uns an Hildegunst von Mythenmetz‘ Erlebnissen teilhaben. Seine Fantasie kreiert eine neue Wissenschaft, den Biblionismus, mit unzähligen Unterkategorien, die detailliert beschrieben werden. Der Treffpunkt für Raucher, im rauchfreien Buchhaim, ist der Qualmoir. Die neue Theaterform, der Puppetismus, weist auch verschiedenste Stilrichtungen auf, über die uns Moers in Seitenlagen Aufzählungen informiert. Die technische Erfindung ist die Geruchsorgel, um nur die wichtigsten Einfälle zu erwähnen. Allerdings führen die Mythenmetzschen Abschweifungen zu vielen Längen und da sehr viel aus dem ersten Buch „Die Stadt der träumenden Bücher“ wiederholt wird, baut sich keine Spannung auf. Der Lesefluss ist wie ein träge dahin fließender Strom, ohne Stromschnellen, Untiefen oder überraschende Wendungen. Auch die im Überfluss eingebauten Anagramme berühmter Schriftsteller und Künstler verführen nicht wirklich zum Knobeln. Die aktuellen Entwicklungen unseres Lebens hat Moers immer wieder aufgegriffen und thematisiert. Erfolg macht selbstgefällig usw., wer kennt da nicht reale Beispiele? Oder das Rauchverbot, das zu Raucherzonen führte. Oder, dass Not zur Hilfsbereitschaft führt, die ansonsten unbekannt ist. Oder die Bequemlichkeit sich unterhalten zu lassen, anstatt selbst aktiv zu werden, hier im Buch in den diversen Theatern. Man kann in viele Dinge etwas hinein interpretieren, wie die Buchhaimer Rüssel, die ich als nicht einfachen Einstieg zur Literatur verstanden habe, um dann Schätze zu heben. Manchmal geht Moers subtil vor, manchmal etwas platt wie z.B. beim Schrecksenhammer, der dem Hexenhammer entsprechen dürfte. Ein wirklicher Genuss sind die Illustrationen. Sie sind alle im unverwechselbaren Stile Moers, sehr detailreich, ideenreich, aber leider auch nicht mehr so häufig wie im ersten Buch. Die wieder sehr aufwändige Gestaltung des Werkes besticht. Cover und Einband strukturiert und farbig, der obere Schnitt gelb, verschiedenste Schriftarten, unterschiedliche Graustufen in der Schrift und auch immer wieder eingestreute Plakate heben dieses Buch wieder aus der Masse der anderen Werke in der Fantastischen Literatur heraus. Walter Moers hat sich mit der Neuerscheinung viel Zeit gelassen. Sieben Jahre, seit 2004, warteten die Fans auf diese Fortsetzung. Auf Seite 391 schrieb er: „Dem Publikum war es egal, … - solange es interessant war.“ Leider komme ich zu dem Schluss, dass „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ meine Erwartungen nicht erfüllt hat. Es baute sich keine Spannung auf, im Vergleich zu früheren Werken war der Ideenreichtum bescheiden und mehrmals fragte ich mich, ob das Orm auch den Autor verlassen hat. Herr Moers, das können Sie besser! Liebhaber der Fantastischen Literatur sollten die Fortsetzung der Träumenden Bücher lesen, allerdings mit sehr gedämpften Erwartungen.
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