Cover des Buches Dark Memories - Nichts ist je vergessen (ISBN: 9783651025424)
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Rezension zu Dark Memories - Nichts ist je vergessen von Wendy Walker

Dunkle Erinnerung

von Auroria vor 8 Jahren

Rezension

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Auroriavor 8 Jahren
Jenny erlebte Schreckliches in dieser einen Nacht, in der sie eigentlich mit Freunden ausgelassen feiern wollte. An das, was ihr widerfahren ist, kann sie sich jedoch nicht mehr erinnern, da ihre Erinnerung medikamentös ausgelöscht wurde. Die wenigen vorhandenen Spuren führen zu keinem Ergebnis. Kann der Täter trotzdem gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden?

Das, was Jenny passiert ist, wird gleich zu Beginn sehr beklemmend und auch verstörend beschrieben. Diese erlebbare Intensität zeichnete ein sehr erschreckendes Bild. Ich war zutiefst abgestoßen von der Tat und empfand zugleich unendliches Mitleid mit Jenny.

Wenngleich während der ersten Kapitel noch nicht klar war, aus welcher Perspektive von den Geschehnissen berichtet wird, war dies der Atmosphäre nicht abträglich. Im weiteren Verlauf bis zur Aufklärung, wer zum Leser spricht, empfand ich diesen Aspekt sogar als recht interessant.

Das Löschen von Jennys Erinnerungen - die Entscheidung hierzu traf ihre Mutter Charlotte - an die traumatischen Geschehnisse der Tatnacht war ursprünglich als Segen gedacht. Entwickelte sich nach und nach für Jenny allerdings zum Fluch. Jenny weiß durch Erzählungen und Berichte, was mit ihr geschehen ist, kann es aber nicht als Teil ihres Schicksals annehmen, da sie keine persönliche bzw. aktive Erinnerung daran hat, die sie an die Oberfläche befördern könnte. Trotzdem hat sich mit ihr, in ihr, etwas verändert. Ihr Leben ist nicht mehr, wie es war. Die Unbeschwertheit ist verschwunden und hat einer tiefen Traurigkeit und Unverständnis Platz gemacht.

Auch das Familienleben ist anders geworden. Jennys Vater, Tom, war eigentlich nicht mit Charlottes Entscheidung über die medikamentöse Behandlung einverstanden. Seiner Frau gegenüber konnte er sich allerdings nicht durchsetzen. Für die Veränderung, die mit Jenny vor sich geht, macht er seine Frau verantwortlich. Gleichzeitig beobachtet er seine Tochter mit Argusaugen, was dieser natürlich nicht entgeht und sie zusätzlich belastet. Die Beleuchtung beider Sichtweisen der Elternteile konnte ich bis zu gewissen Punkten durchaus nachvollziehen, fühlte mich aber Toms Ansatz näher als dem von Charlotte.

Bis dahin empfand ich dieses Buch als recht fesselnd. Da es duch das mitgelieferte Lesezeichen als "Thriller des Jahres" beworben wurde, waren die Erwartungen daran natürlich auch sehr hoch. Doch je mehr ich in die Geschichte vordrang, desto weniger war ich davon überzeugt, dass es sich überhaupt um einen Thriller handelt.

Um Jennys Erinnerungen zu reaktivieren, so es denn solche überhaupt gab, sollte sie sich in Therapie bei Alan Forrester begeben. Ziel sollte sein, dass Jenny ihr Schicksal annehmen und verarbeiten könnte und sie damit in die Lage zu versetzen, wieder ein normales Leben zu führen. Wer nun allerdings erwartet, den Therapiesitzungen "beizuwohnen" ähnlich wie bei Remember Mia, der wird enttäuscht. Stattdessen erging sich Forrester in allerlei relevanten und irrelevanten Details der Geschichte. Mehr erfuhr ich über die Therapiesitzungen von Charlotte und Tom, über deren Vergangenheit und warum sie nun mal so sind wie sie sind und was das mit ihrem Eheproblem zu tun hat. Außerdem war die überlegene Intelligenz von Forrester seiner Frau gegenüber Thema und auch sein Sohn scheint nicht so "helle" wie er. Bloß gut, dass er seine überdurchschnittlichen Fähigkeiten auch ganz ehrenwert ehrenamtlich einzusetzen weiß.

Neben dieser Antipathie dem Therapeuten gegenüber gefielen mir auch immer weniger die zeitlichen Sprünge. An sich ist dies nichts Negatives. Doch gegen Ende stiftete es (vielleicht gewollt?), eher Verwirrung, die ich als anstrengend empfand. Auch Andeutungen und kleine Vorausblicke, die im nächsten Moment als voreilige Vorgriffe deklariert wurden, trafen nicht meinen Geschmack. Denn Spannung, wie es sich für den Thriller des Jahres gehören würde, suchte ich dadurch vergeblich.

Insgesamt empfand ich die psychologischen Erläuterungen zwar als nicht uninteressant. Im Gegenteil, sie wurden gut verständlich ausgeführt. Doch fehlte mir die erwartete Ermittlungsarbeit und entsprechende Momente des Nervenkitzels. Meine Vorstellungen und Erwartungen konnte "Nichts ist je vergessen" allerdings nicht erfüllen. Wenige gute und spannende Kapitel machen eben leider keinen Thriller daraus.
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