Cover des Buches Frontiersmen - Höllenflug nach Heaven's Gate (ISBN: 9783404207978)
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Rezension zu Frontiersmen - Höllenflug nach Heaven's Gate von Wes Andrews

Serenity meets Stagecoach

von tomorgel vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Grenzer-Western in Space! Man sieht förmlich die Serenity vor sich und hört Wash und Mal – aber zum Teufel, es unterhält großartig! Mehr!

Rezension

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tomorgelvor 8 Jahren
Ich gebe zu - ich bin Firefly-Fan und ich mag die alten westward-Ho!-Western. Und ich mag zudem schön schmuddelige Weltraum-Pionier-Geschichten weit absseits vom aseptisch reinen Weltraum-Marxismus des Star Trek-Universums.
Insofern rannte Wes Andrews bei mir ohnehin offene Türen ein.

Aber so sehr "Höllenflug nach Heaven's Gate" auch anmutet wie eine Firefly-Episode (was der vielleicht größte Kritikpunkt überhaupt ist) – letztendlich ist es kein Abklatsch geworden. Nicht davon und nicht von Stagecoach, jenem genialen Western, der bereits als Vorlage für "zusammengewürfelte-Reisegesellschaft"-Spannungsgeschichten in so gut wie jedem anderen Bereich der Genre-fiction gedient hat. Wes Andrews gibt es in seinem nachwort auch offen zu, davon inspiriert worden zu sein - und hey, das ist kein Fehler. Wirklich große Geschichten können oft erzählt werden, ohne an Originalität zu verlieren oder bloßer abklatsch der Vorlage zu sein.
Und genau das ist hier gelungen: HFnHG (okay, am Akronym arbeite ich noch ... vielleicht FM - HFHG?) ist keine bloße Kopie oder uninspirierter Abklatsch sondern eine originelle, in sich stimmige Geschichte.
Klar, es ist kein purer, intellektuell tiefgründig-anspruchsvoller Science-Fiction mit tiefgreifenden Sozialtudien oder Technikvorausschauen, wie bei Lem, P.K. Dick, Roddenberry oder Niven - aber das will es ja auch nicht und soll es auch nicht! Dafür unterhält es mit einem durchgehend hohen Spannungsbogen, liebevoll gezeichneten, absonderlichen Charakteren, gerade der richtigen Menge an Klischees und genau der richtigen Portion an Technobabel und Handwavium, um die Geschichte in ein glaubhaftes Science-Fiction- Universum einzubinden.
Im Grunde ist es ja auch völlig egal, wie das mit dem Texaferm-Treibstoff funktioniert oder wie exakt die Pekos aussehen. Wichtig ist hier nur, dass der Sprit ewig knapp ist und die Grünhäute nachvollziehbare (und nicht schablonenhaft diskriminierte!) Rothäute sind. Dass es Colt-Shootouts, Explosionen in Erzminen, eine schwangere Frau, Kopfgeldjäger, einen Sarg im Gepäck, fässerweise Whisky und einen Mann namens Santander gibt (bei dem man natürlich an Lee Van Cleef denken muss). Und dass der Peko-Anführer Geonoj einen passablem Geronimo abgibt.

Wie gesagt: vielleicht größter Kritikpunkt für den Firefly-Fan ist, dass die Stimmung der Serie so gut getroffen wurde, dass man sich immer wieder selbst zusammenreißen muss, um nicht Captain Malcolm Reynolds, Hoban Washburne (es hilft nicht gerade, dass der Mechaniker der Mary-Jane "Hobie" heißt) und die "Serenity" vor dem inneren Auge zu sehen. Außerdem habe ich ständigauf Jayne Cobb, eine "Leaf on the wind"-Anspielung (obwohl ... die Schiffe der Peco SIND ja blattförmig. Okay. Gilt.) und wenigstens einen chinesischen Fluch gewartet ...
Aber wie schon gesagt - wäre es tatsächlich eine Firefly-Folge gewesen, dann eine sehr, sehr gute. Was letztendlich also kein Kritikpunkt, sondern ein Qualitätsmerkmal ist.

Ich habe genau das erwartet und in vollem Umfang bekommen.
Vor allem aber habe ich mich absolut unterhalten gefühlt. Also volle Punktzahl.

Danke, Wes - den nächsten Band lese ich mit Sicherheit auch.
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