Willem Elsschot

 3,7 Sterne bei 46 Bewertungen
Autor*in von Käse, Maria in der Hafenkneipe und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Willem Elsschot (1882-1960), mit bürgerlichem Namen Alfons („Fons“) De Ridder, zählt trotz eines relativ schmalen Œuvres zu den bedeutendsten Autoren Belgiens und der Niederlande. Geboren und aufgewachsen in Antwerpen, begann er sich schon früh für Literatur zu interessieren. Nach der Handelsschule arbeitete er als Büroangestellter in Paris, Rotterdam bzw. Brüssel und gründete schließlich in Antwerpen eine sehr erfolgreiche Werbeagentur. Daneben schrieb er Romane und Gedichte, die heute zu modernen Klassikern der flämischen bzw. niederländischen Literatur gehören. In seinen stark autobiographischen Werken, für die er immer wieder in die Rolle des kleinen Angestellten Frans Laarmans schlüpfte, verarbeitete er seine Erfahrungen als Büroschreiber, Werbetreibender und Familienvater, so wie etwa in seinen Hauptwerken Leimen (1924) und Käse (1933), wobei Tschip (1934), der sich um die Geburt des Enkelsohns von Frans Laarmans dreht, der wohl persönlichste Roman Elsschots ist. Willem Elsschot starb am 31. Mai 1960, nur einen Tag später ­folgte ihm seine Fine. Zu Lebzeiten blieb ihm die literarische ­Anerkennung lange versagt. Erst nach seinem Tod erhielt er für sein Lebenswerk den belgischen Staatspreis für Literatur. Elsschot gilt mit seinem knappen, ebenso humorvollen wie melancholisch stimmenden Stil als Meister des Himmelhoch-jauchzend-zu-Tode-betrübt, der zahlreiche Fans wie etwa die Niederländer Karel van het Reve, Simon Carmiggelt oder J.J. Voskuil gefunden hat. In Deutschland wurde er 2004 mit dem Roman Käse bekannt, der es bis in die Bestsellerliste schaffte.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Tschip (ISBN: 9783867121910)

Tschip

Neu erschienen am 19.02.2024 als Taschenbuch bei GEV - Grenz-Echo-Verlag.

Alle Bücher von Willem Elsschot

Cover des Buches Käse (ISBN: 9783351036393)

Käse

 (30)
Erschienen am 18.04.2016
Cover des Buches Maria in der Hafenkneipe (ISBN: 9783293005648)

Maria in der Hafenkneipe

 (6)
Erschienen am 05.10.2020
Cover des Buches Leimen (ISBN: 9783293203679)

Leimen

 (6)
Erschienen am 01.07.2006
Cover des Buches Tschip (ISBN: 9783867121910)

Tschip

 (0)
Erschienen am 19.02.2024
Cover des Buches Käse (ISBN: 9783898133999)

Käse

 (3)
Cover des Buches Cheese (ISBN: 1862075565)

Cheese

 (0)
Erschienen am 01.03.2004

Neue Rezensionen zu Willem Elsschot

Cover des Buches Maria in der Hafenkneipe (ISBN: 9783293005648)
Himmelfarbs avatar

Rezension zu "Maria in der Hafenkneipe" von Willem Elsschot

Nächstenliebe und Brüderlichkeit
Himmelfarbvor 2 Jahren

Der Autor Willem Elsschot ist in Belgien und Holland eine feste Größe. Bei uns dagegen immer noch weitestgehend unbekannt.
Ein wiederkehrender Held in seinen Werken ist der Büroangestellte Frans Laarmans, der gewissermaßen den „Otto Normalverbraucher„ Antwerpens darstellt und stark autobiographische Züge trägt.

In „ Maria in der Hafenkneipe“ trifft Laarmans an einem regnerischen Winterabend auf drei afghanische Seemänner, die auf der Suche nach eben jener Maria aus dem Titel sind. Die freundlichen, höflichen Fremden sehen sich dem ganz normalen Rassismus ausgesetzt, finden jedoch in Laarmans einen Helfer und Fürsprecher, der ihnen hilft, Maria zu suchen.

Diese Novelle hat Elsschot 1938 geschrieben, was aber den darin angesprochenen Rassismus angeht, hat sich bis heute nichts geändert. Das macht diese Erzählung so allgegenwärtig. Laarmans und die drei afghanischen Seeleute finden, in den paar Stunden auf der Suche nach Maria zusammen und diskutieren am Ende ihres Weges sogar die verschiedenen Religionen, denen sie angehören. Zwar werden die drei Afghanen durchweg beleidigt und beschimpft, aber in Laarmans finden sie einen, für den Nächstenliebe und Brüderlichkeit nicht nur ein Wort sind, sondern eine Verpflichtung.

Das ist eine schöne, kleine Geschichte. Das einzige, das verwundert, ist die wenig sensible Übersetzung, die die derben Beschimpfungen irgendwie altmodisch anmuten lässt.

Cover des Buches Maria in der Hafenkneipe (ISBN: 9783293005648)
AndreasKuecks avatar

Rezension zu "Maria in der Hafenkneipe" von Willem Elsschot

Eine literarische Wiederentdeckung, die sich durchaus lohnt…!
AndreasKueckvor 3 Jahren

„Maria van Dam, Kloosterstraat 15“ steht auf dem Stückchen Pappe, das drei orientalische Seeleute dem Ich-Erzähler unter die Nase halten und mit gebrochenem Englisch nach dem Weg fragen. An diesem nassen Novemberabend sind sie auf der Suche nach dem bezaubernden Mädchen, das am selben Tag an Bord gekommen war, um die Säcke zu flicken. Unter der angegebenen Adresse ist keine Maria zu finden. Doch statt aufzugeben, suchen sie weiter: Und so führt unser Erzähler die Seeleute gleich ein Hirte die heiligen drei Könige durch die Straßen der Hafenstadt von Haus zu Haus, von Ort zu Ort, von Begegnung zu Begegnung. Doch Maria bleibt unauffindbar, und so verabschieden sich die vier Männer zur späten Stunde und ziehen getrennte Wege…!

Der flämische Schriftsteller Alfons De Ridder veröffentlichte unter dem Pseudonym Willem Elsschot im Jahre 1946 diese unspektakulär anmutende Erzählung, die 1948 sogar mit dem belgischen Staatspreis ausgezeichnet wurde. Auf knapp 90 Seiten in einem kleinen Büchlein folgen wir den Männern durch das nächtliche Antwerpen auf der Suche nach einer Vision. Die unbekannte Maria gleicht einem Irrlicht (Originaltitel der Geschichte: Het dwaallicht), verspricht die Verheißung und steht als Sinnbild für die Träume und Wünsche aber auch für die Enttäuschungen, die die Protagonisten auf ihrer Wanderschaft erleben müssen.

Denn die Reaktionen der Mitmenschen, denen sich die ausländischen Matrosen aussetzen, fallen recht unterschiedlich aus: Sie erhalten dort Unterstützung, wo sie es nicht erwartet hätten, und erfahren Ablehnung, wo sie nicht damit rechnen. Elsschot beschreibt manche Einheimische wenig schmeichelhaft (Zitat: „Ein würdiges Exemplar des Herrenvolkes, das wir Weißen schließlich sind.“) und demaskiert sie, indem er ihnen beschämende Worte des Fremdenhasses in den Mund legt.

Da fungiert unser Ich-Erzähler dankenswerter Weise als ausgleichender Katalysator, der für Menschlichkeit und Toleranz steht und eine wohltuende Wandlung vom widerwillig Helfenden zum engagierten Unterstützer vollzieht. Der Autor porträtiert seine „heiligen drei Könige aus dem Morgenland“ äußerst respektvoll und lässt sie die Menschen in ihrem Umfeld mit Höflichkeit begegnen. Zwischen diesen Männern aus zwei unterschiedlichen Kulturen entspinnt sich ein Gespräch über Glaube, Liebe und Familie. Ethnische Unterschiede treten zutage, und Lebensentwürfe werden verglichen, was in gegenseitiger Akzeptanz mündet. Und so trennen sie sich am Ende nicht unbedingt als Freunde doch durchaus als sich gegenseitig Verstehende,…

…und Maria? Sie bleibt nebulös im Verborgenen, und Esschot verrät uns nicht, für welche Maria sie sinnbildlich steht (die Heilige oder die Hure). Das bleibt der Interpretation des Lesers überlassen.

Knapp 90 Seiten in einem kleinen Büchlein: Manchmal braucht eine Geschichte nicht mehr, um sich gänzlich zu entfalten, seine Leserschaft zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen!

Cover des Buches Maria in der Hafenkneipe (ISBN: 9783293004108)
AndreasKuecks avatar

Rezension zu "Maria in der Hafenkneipe" von Willem Elsschot

Eine literarische Wiederentdeckung, die sich durchaus lohnt…!
AndreasKueckvor 3 Jahren

„Maria van Dam, Kloosterstraat 15“ steht auf dem Stückchen Pappe, das drei orientalische Seeleute dem Ich-Erzähler unter die Nase halten und mit gebrochenem Englisch nach dem Weg fragen. An diesem nassen Novemberabend sind sie auf der Suche nach dem bezaubernden Mädchen, das am selben Tag an Bord gekommen war, um die Säcke zu flicken. Unter der angegebenen Adresse ist keine Maria zu finden. Doch statt aufzugeben, suchen sie weiter: Und so führt unser Erzähler die Seeleute gleich ein Hirte die heiligen drei Könige durch die Straßen der Hafenstadt von Haus zu Haus, von Ort zu Ort, von Begegnung zu Begegnung. Doch Maria bleibt unauffindbar, und so verabschieden sich die vier Männer zur späten Stunde und ziehen getrennte Wege…!

Der flämische Schriftsteller Alfons De Ridder veröffentlichte unter dem Pseudonym Willem Elsschot im Jahre 1946 diese unspektakulär anmutende Erzählung, die 1948 sogar mit dem belgischen Staatspreis ausgezeichnet wurde. Auf knapp 90 Seiten in einem kleinen Büchlein folgen wir den Männern durch das nächtliche Antwerpen auf der Suche nach einer Vision. Die unbekannte Maria gleicht einem Irrlicht (Originaltitel der Geschichte: Het dwaallicht), verspricht die Verheißung und steht als Sinnbild für die Träume und Wünsche aber auch für die Enttäuschungen, die die Protagonisten auf ihrer Wanderschaft erleben müssen.

Denn die Reaktionen der Mitmenschen, denen sich die ausländischen Matrosen aussetzen, fallen recht unterschiedlich aus: Sie erhalten dort Unterstützung, wo sie es nicht erwartet hätten, und erfahren Ablehnung, wo sie nicht damit rechnen. Elsschot beschreibt manche Einheimische wenig schmeichelhaft (Zitat: „Ein würdiges Exemplar des Herrenvolkes, das wir Weißen schließlich sind.“) und demaskiert sie, indem er ihnen beschämende Worte des Fremdenhasses in den Mund legt.

Da fungiert unser Ich-Erzähler dankenswerter Weise als ausgleichender Katalysator, der für Menschlichkeit und Toleranz steht und eine wohltuende Wandlung vom widerwillig Helfenden zum engagierten Unterstützer vollzieht. Der Autor porträtiert seine „heiligen drei Könige aus dem Morgenland“ äußerst respektvoll und lässt sie die Menschen in ihrem Umfeld mit Höflichkeit begegnen. Zwischen diesen Männern aus zwei unterschiedlichen Kulturen entspinnt sich ein Gespräch über Glaube, Liebe und Familie. Ethnische Unterschiede treten zutage, und Lebensentwürfe werden verglichen, was in gegenseitiger Akzeptanz mündet. Und so trennen sie sich am Ende nicht unbedingt als Freunde doch durchaus als sich gegenseitig Verstehende,…

…und Maria? Sie bleibt nebulös im Verborgenen, und Esschot verrät uns nicht, für welche Maria sie sinnbildlich steht (die Heilige oder die Hure). Das bleibt der Interpretation des Lesers überlassen.

Knapp 90 Seiten in einem kleinen Büchlein: Manchmal braucht eine Geschichte nicht mehr, um sich gänzlich zu entfalten, seine Leserschaft zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen!

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