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Cover des Buches Die Influencerin: Ich folge dir. Ich verfolge dich. Ich zerstöre dich. (ISBN: B0CTZXT4FJ)

Bewertung zu "Die Influencerin: Ich folge dir. Ich verfolge dich. Ich zerstöre dich." von Rebecca Russ

Die Influencerin: Ich folge dir. Ich verfolge dich. Ich zerstöre dich.
-sabine-vor 2 Tagen
Spannend

Das Cover hat mich neugierig gemacht, der Klappentext noch viel mehr: Einereits die Darstellung des nifluencer-Daseins, andererseits ein Thriller, weil jemand gestalkt wird - eine interessante Kombination.

Der Einstieg ist mir gut gelungen, auch wenn es langsam losgeht und ich auf den Thrill länger warten musste. Sarah ist Influencerin und postet auf Instagram vor allem über Fitness und Ernährung – bis der Selbstmord einer Followerin, die sich hilfesuchend an sie wandte, zu einem jähen Ende des Accounts führt. Zwar kann Sarah so dem Shitstorm erstmal entgehen, jedoch taucht bald ein Fake-Account auf, der nur ein Ziel hat: sie zu vernichten. Und bei den dortigen Posts, in dem persönliche Dinge geleakt werden, kann es nur jemand sein, der Sarah sehr gut kennt.

Die Darstellung dessen, was Sarah macht, wie sehr Social Media ihr Leben prägt, wie stark der Einfluss von Followerzahlen, Kommentaren – sowohl positive als auch Hass-Kommentare -, auf ihr Leben ist, wie ihr Alltag geprägt ist von Hashtags, Contentplanung, Postings, Kooperationen – all das wirkt auf mich sehr realistisch und zeigt auch sehr glaubhaft die Gefahren, die sich daraus ergeben; und damit meine ich nicht nur den permanenten Druck, dem sich Influencer aussetzen, weil alles nur auf Content, Reichweite und Sichtbarsein fokussiert ist, sondern auch den, der durch die Follower entsteht, durch Hate, Stalking und Mobbing. All das wird sehr gut beschrieben, daher braucht es etwas, bis es dann auch wirklich spannend wird. Ich konnte das aber gut verschmerzen, weil ich den Stil mochte, in dem die Autorin schreibt, einerseits klar und präzise, Dinge auf den Punkt gebracht, dennoch aber einfach und gut lesbar bzw. hörbar. Nach und nach baut sich dann aber doch Spannung auf, als Sarah zunehmend bedroht wird und nicht nur sie, sondern auch ihre Familie in den Fokus rückt. Neben der Erzählperspektive von Sarah gibt es noch die eines Stalkers, bei der die Bedrohung richtig spürbar ist, der Hass auf Sarah, und bei dem es mich richtiggehend gegruselt hat. Immer wieder werden auch Hass-Kommentare vorgelesen, die die Authentizität nochmal erhöhen.

Das letzte Drittel ist das richtig spannend, und hier überschlagen sich die Dinge – es gibt viele Wendungen, alles ist dann doch anders, als man denkt und die Auflösung nicht so einfach, wie ich vermutet hatte, sondern sehr komplex – und vielleicht auch ein wenig zu konstruiert. Aber – es war spannend, und ich konnte in diesem letzten Drittel kaum aufhören, dem Hörbuch zu lauschen.

Gerade Sarah ist als Charakter sehr gut gestaltet – die verschiedenen Facetten von Emotionen, die sie durchläuft, waren alle sehr glaubhaft – wie sie dann am Ende reagiert, das war mir ein wenig zu „heroisch“, in Ausnahmesituationen aber, und das ist für Sarah sicher eine gewesen, reagieren Menschen auch schon mal anders als gedacht. Auch die Nebenfiguren sind gut gestaltet und haben eine eigene Geschichte – manches wirkt dann am Ende auch ein wenig konstruiert und mir persönlich wurden mit diesen Geschichten zu viele Themen aufgemacht.

Die Sprecherin Jasmin Shaudeen hat eine sehr junge Stimme, die hervorragend zu Sarah passt und die sowohl die ernsteren Abschnitte, in denen es um die Einflüsse von Social Media geht, als auch den spannenden Teil sehr gut gelesen hat. Ich hatte mit ihrer Stimme stets ein Bild im Kopf und konnte mir Sarah sehr gut vorstellen.

Ich habe das Hörbuch sehr gerne gehört – es war informativ, aber auch kurzwellig und spannend. Das Ende war es mir etwas zu „trashig“, so dass ich das Gefühl hatte, das eigentlich sehr ernste Thema verliert dadurch an Einfluss, dennoch empfehle ich diesen Thriller gerne weiter.

Mein Fazit
Ein spannender Thriller, der etwas Zeit braucht, um richtig an Fahrt aufzunehmen, der aber das aktuelle Thema der Gefahren von Social Media aufnimmt und auf eine sehr realistische Weise in Szene setzt. Auch wenn ich das Ende nicht so gelungen fand, war es spannend und sehr kurzweilig – von mir gibt es daher gern eine Empfehlung.

Cover des Buches Der ehrliche Finder (ISBN: 9783103975642)

Bewertung zu "Der ehrliche Finder" von Lize Spit

Der ehrliche Finder
-sabine-vor 2 Tagen
Kurz, aber gewaltig

So ein dünnes Buch, und gleichzeitig eine Geschichte voller Kraft und Emotion - eigentlich bin ich kein Freund von kurzen Erzählungen, diese aber hat mich völlig gepackt und in einen ganz eigenen Sog gezogen.

Jimmy ist neun Jahre alt und wird in der Schule gemieden, weil sein Vater nicht nur die eigene Familie, sondern das ganze Dorf um Geld betrogen hat. Er ist ein guter Schüler, seine Leidenschaft ist das Sammeln von „Flippos“. Tristan ist schon elf und mit seiner Familie aus dem Kosovo geflohen – in der Schule wird er neben Jimmy gesetzt, damit der sich um ihn kümmert. Und Jimmy geht ganz in dieser Aufgabe auf.

Erzählt wird die Geschichte aus Jimmies Perspektive, und ich finde, die Autorin hat dafür einen sehr guten Erzählton gewählt. Die doch sehr naive Sicht des Jungen auf die Dinge, und eben auch das Verkennen von Situationen ist tragisch und hat mich bei Lesen geschmerzt. Jimmy mochte ich von Anfang an – er hat es nicht leicht, seitdem sein Vater die Familie verlassen hat, und trotzdem hat er seinen positiven Blick auf die Dinge nicht verloren, man könnte aber auch sagen, dass er gutgläubig und naiv ist und kein Gespür für andere hat. Er hat ein großes Herz, ist stolz darauf, in Tristan einen neuen Freund gefunden zu haben. Er gibt alles und will ihm nicht nur die Sprache näherbringen, sondern auch seine eigenen Hobbies; so liebevoll er sich aber kümmert, merkt er nicht, dass Tristan ganz andere Sorgen plagen.

Tristan ist mir dagegen eher fremd geblieben, sicher auch, weil es eben Jimmy ist, dessen Sicht präsentiert wird. Tristans Schmerz und auch der seiner ganzen Familie wird erst im letzten Drittel des Buches sehr greifbar – die Erlebnisse im Krieg, die Gefahren der Flucht und die vielen schrecklichen Bilder hallen bei allen nach. Und während sie nach außen wie eine sich eingewöhnende Flüchtlingsfamilie wirken, tobt innerlich bei ihnen die ganze Zeit Angst und Schrecken.

Die Geschichte hat einen ganz eigenen Sog, und als Leser ahnt man, dass irgendetwas geschehen wird – und so ist das letzte Drittel spannend, emotional und schmerzhaft – und immer noch denke ich über das Ende nach.

Wer von Lize Spit schon einmal etwas gelesen hat, weiß, dass sie auch schmerzhafte Szenen nicht scheut, sie zu Ende erzählt und so Bilder entstehen lässt, die es in sich haben – so ist es auch bei dieser Novelle, die mich verletzt, schockiert und berührt zurücklässt, die ich aber dennoch empfehle, weil sie kraftvoll und gnadenlos ein aktuelles Thema anpackt.

Mein Fazit
Aus Sicht des neunjährigen Jimmy wird die Situation einer Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo dargelegt – was naiv und unschuldig beginnt, baut sich langsam zu einem Finale auf, das gnadenlos, ehrlich und voller Emotionen steckt. Keine leichte Kost, von mir aber eine uneingeschränkte Empfehlung.

Cover des Buches Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück (ISBN: 9783328110811)

Bewertung zu "Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück" von Ulf Kvensler

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
-sabine-vor 10 Tagen
Spannend!

Nach langer Zeit war dies noch mal ein Thriller, der mich richtig gefesselt hat, so sehr, dass ich die Zeit um mich herum wirklich komplett vergessen habe!

Jedes Jahr fahren Anna und ihr Verlobter Henrik mit der gemeinsamen Freundin Milena in die wilde Natur, um zu wandern. Sie sind ein eingespieltes Team und freuen sich alle auf die Auszeit. Eine Woche vor Beginn der Tour fragt Milena, ob sie ihren neuen Freund Jakob mitnehmen kann – Anna und Henrik sind unsicher, weil sie Jakob nicht kennen, sagen dann aber zu. Bei der Anreise schlägt Jakob eine Änderung der Wanderroute vor, was dann auch schon direkt zu Kebbeleien führt, weil die neue Route viel gefährlicher ist. Doch noch ahnt keiner, dass das nur ein kleiner Vorgeschmack sein wird…

Wow – ich fand es spannend und zwar von Anfang an! Denn gleich zu Beginn erfährt man, dass nur Anna die Wanderung überlebt – was genau geschehen ist und was mit Milena, Henrik und Jakob passierte, erfährt man aus Schilderungen Annas, die von der schwedischen Polizei befragt wird.

Zwischen der Perspektive Annas, die in Ich-Form das Geschehen schildert, gibt es immer wieder kurze Sequenzen aus der Zeugenbefragung im Stil eines Protokolls. Das holt den Leser zurück in die Realität, während ich mich bei Annas Schilderungen in die schwedische Bergwelt versetzt fühlte. Ulf Kvensler hat die Landschaft so fassbar beschrieben, dass ich viele Bilder vor Augen hatte, und durch die lebendigen Beschreibungen der Umstände auch fühlen konnte, was in Anna vorgegangen ist – denn neben der Faszination der Natur sind es vor allem auch die wechselnden Stimmungen der vier Wanderer; es gibt freundschaftliche Situationen, Streitereien, Eifersüchteleien, aber auch existentielle Nöte durch Kälte, Hunger und Durst. Die Stimmung wird im Verlauf der Schilderungen immer knisternder und die Gefahren immer fassbarer. Es gibt einige sehr spannende Szenen, und auch wenn alles aus Annas Sicht geschildert ist und ich mich gut in sie hinein fühlen konnte, hatte ich an einigen Stellen doch auch Zweifel, ob das Erzählte nicht doch auch sehr durch Annas Wahrnehmung verzerrt ist.

Man weiß als Leser ja, dass Anna überlebt, trotzdem ist die Situation zwischendurch so verfahren und brenzlig, dass ich mich schon gefragt habe, wie sie es aus den Bergen wieder hinausgeschafft hat. Am Ende gibt es dann eine überraschende Wendung, die schließlich auch alles noch mal neu beleuchtet – und so viel vorweg – am Ende bleibt einiges offen, was Raum für eigene Interpretationen liefert. Mich hat das nicht gestört, andere Leser fanden aber diesen Abschluss nicht gelungen – wer also mit offenen Enden nicht so gut umzugehen weiß, der sei hier vorgewarnt.

Die Figuren sind gut gezeichnet, dabei ist natürlich alles aus Sicht von Anna geschildert und damit auch bewertet. Anna ist eine erfolgreiche Rechtsanwältin und steht mitten im Leben, Etwas besorgt ist sie wegen ihres Verlobten, der in letzter Zeit unzufrieden wirkt – ihm wurde bisher nicht die lang ersehnte Professur angeboten und das macht ihm doch mehr zu schaffen, als er zugeben mag. Insgeheim ärgert sich Anna aber auch über Henrik, der sich in seiner Situation suhlt und nicht nach anderen Wegen und Lösungen für seine Situation sucht. Milena ist Annas beste Freundin und wirkt immer ein wenig verhuscht – sie ist eher zurückhaltend, daher freut sich Anna umso mehr, dass sie nun endlich einen Partner gefunden hat. Doch Jakob – das ist für Anna schnell klar – ist nur vordergründig nett, denn eigentlich muss alles nach seinem Kopf gehen, passiert das nicht, wird er wütend und laut – und Milena hält beharrlich zu ihrem neuen Freund.

Der Schreibstil ist einfach, dennoch aber packend und fesselnd. Vor allem die Atmosphäre in den Bergen hat der Autor wunderbar eingefangen – im Nachwort erklärt er, dass er zur Recherche selber im Sarek wandern war, die Gegend, in der das Buch schließlich spielt – und wahrscheinlich sind deshalb die Beschreibungen auch so realistisch und authentisch. Ich habe diesen Thriller wirklich sehr gerne gelesen und empfehle ihn daher unbedingt weiter!

Mein Fazit
Ein spannender Thriller, der in der schwedischen Bergwelt spielt und bei dem vier Wanderer ums Überleben kämpfen. Die Atmosphäre ist unglaublich gut eingefangen, der Schreibstil ist packend und leicht lesbar. Das Ende überrascht und gibt eine Wendung mit viel Raum zur eigenen Spekulation – mich hat das nicht gestört, aber nicht jedem wird das gefallen. Für mich ein gelungener Thriller, den ich gerne empfehle!

Cover des Buches Elyssa, Königin von Karthago (ISBN: 9783257072877)

Bewertung zu "Elyssa, Königin von Karthago" von Irene Vallejo

Elyssa, Königin von Karthago
-sabine-vor 17 Tagen
Tolle Sprache

Ich habe das Buch zufällig entdeckt, und eine Leseprobe hat mich direkt in ihren Bann gezogen – und ich war dann auch bis zum Ende gefesselt von dieser Adaption.

Aeneas ist aus dem besiegten Troja geflohen und erleidet Schiffbruch vor Karthago – nun liegt sein Schicksal in der Hand von Elyssa, die sich als Königin von Karthago einen Namen gemacht hat. Sie nimmt ihn und seinen Sohn Iulus auf – und während Iulus sich gut mit Elyssas junger Halbschwester Anna versteht, verlieben sich Elyssa und Aeneas ineinander. Doch diese Liebe wird von den Karthagern nicht geduldet …

Mich hat vor allem die Sprache sehr beeindruckt – sie ist sehr besonders, wirkt schwer und gediegen, dabei aber kraftvoll durch viele Bilder und Metaphern, die mir sehr gut gefallen haben. Dabei ist der Schreibstil gut lesbar und konnte mir ein Gefühl für die damalige Zeit geben, obwohl man natürlich nicht genau weiß, wie etwa 1300 v. Chr. gesprochen und geschrieben wurde. Besonders ist, dass alles im Präsens geschrieben wurde – das mag ich nicht so gerne, hat mich hier aber nur bei akuten und brenzligen Szenen gestört, weil es dann für mich nicht passt, dass etwas erzählt wird, das gerade passiert. Insgesamt aber konnte ich gut in der Geschichte abtauchen und fand die Atmosphäre sehr eindringlich und einnehmend.

Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, jeweils immer in Ich-Form – und es kommen Elyssa, Aeneas und Anna zu Wort. Natürlich hat hier jeder einen eigenen Schwerpunkt dessen, was ihn bewegt, durch die Ich-Form konnte ich mich so gut in den jeweilig Erzählenden hineinversetzen und habe die Handlungen und Gedanken gut fühlen und auch nachvollziehen können. Neben den drei genannten gibt es noch zwei weitere Perspektiven – zum einen die von Eros, dem Liebesgott, der sich zum Ziel gemacht hat, Aeneas und Elyssa zusammenzubringen. Seine Sicht auf die Menschen, ihre Gefühle und Gedanken fand ich großartig, manchmal ist das, was er meint, wirklich zum Schmunzeln, und gerade seine Perspektive mochte ich sehr, spannend war seine Not, die er verspürt, wenn etwas nicht so funktioniert, wie er es sich wünscht und auch, wenn er die Menschen mal wieder nicht versteht (sie aber insgeheim auch ein bisschen beneidet). Zum anderen gibt es noch einen Erzählstrang aus Sicht des Dichters Vergil, der Jahrhunderte später spielt – er hat den Auftrag von Augustus, einen bedeutenden Text zu schreiben, doch er hadert mit der Aufgabe, bis er schließlich eine Form findet, die Geschichte von Aeneas zu erzählen.

So kurz das Buch ist, so bin ich dennoch sehr gut eingetaucht in die Geschichte. Die Figuren sind gut gezeichnet, und durch die gewählte Ich-Form habe ich mich sehr gut in sie hineinversetzen können. Ich mochte zudem die Schilderungen der Zeit, die Atmosphäre, und auch, dass die Autorin geschickt ein paar bekannte Szenen aus der Ilias eingeflochten hat. Ich habe nach der Lektüre noch ein bisschen recherchiert und so Lust bekommen, mich mehr mit der griechischen Mythologie zu beschäftigen. Ich finde diese Adaption einer Geschichte der griechischen Saga sehr gelungen und empfehle das Buch gerne weiter.

Cover des Buches Vierzehn Tage (ISBN: 9783423290029)

Bewertung zu "Vierzehn Tage" von Margaret Atwood

Vierzehn Tage
-sabine-vor 23 Tagen
Hallt bei mir noch immer nach

Ich gebe zu, dass ich allein durch den Namen "Margaret Atwood" auf dem Cover auf das Buch aufmerksam wurde. Erst auf den zweiten Blick habe ich gesehen, dass Margaret Atwood gemeinsam mit Douglas Presto als Herausgeber eines Gemeinschaftsprojekts fungieren - ein literarisches Projekt mit 36 Autoren der „Authors Guild of America“, darunter sehr bekannte und auch einige mir nicht so bekannte Namen. Und auch das klingt spannend!

Die Geschichte spielt in New York im Jahr 2020 – die Corona-Pandemie ist ausgebrochen und ein Lockdown wird verhängt. Die Bewohner eines großen Mietshauses treffen sich allabendlich auf dem Dach des Hauses – erst nur um allen Helfern zu danken und Respekt zu zollen, indem man abends um 19:00 h auf den Balkonen und Dächern klatscht, dann entwickelt sich daraus aber eine Runde, in der man sich Geschichten erzählt. Jeder ist mal dran, mal ist es etwas lustiges, mal ein Geständnis, auch gruselige und romantische Geschichten kommen vor – und nach 14 Tagen ist plötzlich alles ganz anders als gedacht.

Die Idee gefällt mir sehr gut, und nach dem Lesen bleiben mir zwei Dinge in Erinnerung. Zum einen der Plot selber, die vielen Geschichten und das überraschende Ende, zum anderen der Aufbau des Buches und die Kunst, die geschriebenen Passagen der vielen Autoren zu einem Guss zusammenzuschweißen.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht Yessies, die als neue Hausmeistern des Gebäudes versucht, den eher heruntergekommenen Block irgendwie zusammenzuhalten. Sie wirkt sehr robust und bodenständig, ihre Sprache ist eher derb und dennoch lernt man sie im Laufe des Buches auch von einer anderen Seite kennen – das braucht aber ein bisschen. Die Geschichten selber, die dann erzählt werden sind immer aus Sicht der Erzählenden – und hier ist es gelungen, ganz unterschiedliche Töne zu treffen, eben genau den, der zu dem Erzählenden passt. Die Pandemie selber spielt keine große Rolle, sie bietet eigentlich nur den Rahmen für das Szenario. Durch das Erzählen der Geschichten lernt man dann nach und nach die Bewohner des Hauses kennen – und auch die sind alle sehr gut gezeichnet. Nicht nur gefällt mir die Diversität, sondern auch, dass mit viel Liebe zum Detail die Figuren gestaltet sind – es gibt neben den Geschichten auch rein äußerliche Beschreibungen, Gesten, Sprechweisen, oder auch Spitznamen, die die Menschen ausmachen. Die Geschichten selber – und das habe ich nicht anders erwartet – habe ich ganz unterschiedlich gefunden. Manche sind interessant, manche fesselnd, manche aber auch belanglos oder schlichtweg langweilig. Vor allem verliert sich irgendwann der Reiz des Ganzen – nach Tag acht etwa – und kurz zur Erklärung: jeder Tag stellt ein eigenes Kapitel dar und ist mit dem Tag überschrieben – habe ich mich schon gefragt, ob noch etwas anderes passieren wird, oder ob es jetzt einfach so bis Tag 14 weitergeht. Und nein – es gibt dann eine Wendung, die ich nicht habe kommen sehen und die mich völlig unvorbereitet getroffen hat – genauso wie das Ende, das ziemlich gelungen, vielleicht sogar brillant ist.

Hätte ich nicht gewusst, dass sich hinter diesem Werk viele Autoren verbergen und es nicht von einer Person geschrieben wurde, ich hätte es nicht erkannt. Es ist wirklich gelungen, alles wie aus einer Hand erscheinen zu lassen, und das finde ich großartig. Natürlich hat jeder, der seine Geschichte erzählt, auch eine eigene Erzählstimme, aber im Gesamten wirkt das Buch „rund“, eben wie aus einer Hand. Der Stil ist dabei eher umgangssprachlich, lebendig, einfach wie aus dem Leben gegriffen. Das macht die Lektüre leicht, wenn auch manche Geschichten dann doch zum Nachdenken anregen, weil sie heftig, berührend oder sogar philosophisch sind.

Am Ende sind alle Autoren, die sich an diesem Projekt beteiligt haben, aufgezählt, und auch, welche Teile sie geschrieben haben. Interessant war für mich, dass nicht „die großen Namen“ die für mich interessanten Geschichten geschrieben haben, sondern dass es eher die mir unbekannteren waren – aber das ist natürlich auch Geschmackssache. Und zum Glück wusste ich das auch nicht vorher, sondern habe es erst nach Beenden der Lektüre entdecken dürfen.

Ein gelungenes Projekt, das mich nachhaltig beschäftigt – auch wenn es nicht durchweg spannend war, habe ich es dennoch als wertvoll empfunden. Es ist kein Band mit Erzählungen, aber auch kein klassischer Roman – egal, wo man das Buch einordnet, mit mir hat es etwas gemacht.

Mein Fazit
Ein ungewöhnliches Buch – ein Projekt mehrerer Autoren, bei denen die Geschichten einzelner Menschen im Mittelpunkt stehen und die dann zusammen doch ein großes Ganzes ergeben. Trotz der Vielzahl an Autoren, die an dem Projekt gearbeitet haben, wirkt es doch wie aus einem Guss – nicht immer ist es spannend und fesselnd, das Ende aber kam völlig überraschend und hat mich wieder versöhnt. Ich bin froh, das Buch gelesen zu haben und empfehle es weiter, wenn man sich für diese Idee eines Gemeinschaftsprojektes erwärmen kann.

Cover des Buches Die Reise deines Lebens (ISBN: 9783985951208)

Bewertung zu "Die Reise deines Lebens" von Jule Pieper

Die Reise deines Lebens
-sabine-vor einem Monat
Gelungene Kombination aus Unterhaltung und Sachbuch

Die Idee, eine unterhaltsame Geschichte zu kombinieren mit Ratschlägen zu verschiedenen Belangen des Lebens, fand ich sehr interessant – denn mein Problem bei reinen Sachbüchern ist, dranzubleiben. Das aber kann bestimmt gelingen, wenn ich durch einen Plot gefesselt bin und deswegen unbedingt weiterlesen möchte.

Ich habe sowohl das Buch gelesen, parallel dazu aber auch ins Hörbuch reingehört – und vielleicht war es die Kombination, dass ich drangeblieben bin; manche Passagen haben für mich besser als Zuhörer funktioniert, manche besser, wenn ich sie selber gelesen habe.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Betty. Sie hat eine erfüllende Arbeit und einen netten Bekanntenkreis, führt also ein ganz normales Leben. Natürlich ist es auch mal stressig, insbesondere wenn sie an manche Pflichten denkt, zum Beispiel an die des täglichen Telefonats mit ihrer Mutter, aber eigentlich ist alles gut. Dass es vielleicht aber auch alles ein wenig routiniert und langweilig ist, wird ihr erst bewusst, als sie für einen Wochenendtrip in den falschen Zug steigt und zu allem Überfluss auch noch ihr Handy vergessen hat – völlig auf sich alleine gestellt hat sie auf einmal einen ganz anderen Blick auf die Dinge und die Menschen – und startet so auf eine Reise des eigenen Lebens.

Betty ist eine sympathische Figur, die ich gerne nach Wien begleitet habe. Gefallen hat mir vor allem, dass sie sich der Situation offen stellt und so ihren Blick auf ganz neue Dinge werfen kann, die ihr dann auch wirklich wichtig sind. Sie kommt ins Gespräch mit sehr vielen und vor allem unterschiedlichen Menschen, und aus jedem Gespräch nimmt Betty etwas für sich mit. Diese Offenheit und auch die Selbstreflexion, die sie dann macht, fand ich geradezu ansteckend, denn man kann sich den verschiedenen Botschaften kaum entziehen und fängt so auch selber an, sich und das eigene Leben zu überdenken. Betty hat zudem ein Notizbuch, in die sie notiert, was ihr wichtig ist, Botschaften durch andere Menschen oder auch einfach nur Aufforderungen und wichtige Sätze: „Du hast es verdient, glücklich zu sein“ oder auch „Wie geht‘s leicht?“ In ihr Notizbuch notiert sie aber auch ihre Gedanken, eigene Schlussfolgerungen – und so entsteht eine Art Tagebuch, das sie immer wieder zur Hand nimmt; um etwas zu notieren, aber auch, um sich an etwas zu erinnern.

Betty hat eine lockere und erfrischende Art, und damit hat sie nicht nur mich, sondern auch die Menschen in Wien begeistert. Aber nicht nur Betty als Protagonistin ist eine gut gelungene Figur, auch die anderen Menschen sind alle gewinnend und sympathisch, so dass ich mich mit Betty in Wien sehr wohl gefühlt habe.

Die Botschaften waren mir alle nicht neu, dennoch aber hat es mir gefallen, sie nochmal vor Augen geführt zu bekommen – und das in einer leichten und lockeren und vor allem unterhaltsamen Geschichte. Gegen Ende wurde es dann aber zu dicht mit den Tipps und Ratschlägen, so als ob die Seiten knapp geworden sind und die letzten Botschaften auch noch irgendwie gesetzt werden müssten – da hätte ich mir ein wenig Muße gewünscht und wäre lieber mit Betty noch ein wenig eingetaucht in das, was sie für sich schon entdeckt hat.

Der Schreibstil ist locker und leicht, im Buch gibt es immer wieder kleine Skizzen, die im Zusammenhang mit den Ratschlägen stehen. Und die sind durch eine besondere Schrift auch nochmal hervorgehoben – also insgesamt eine liebevolle Gestaltung.

Das Hörbuch wird gesprochen von Marlene Rauch, die eine quirlige Stimme hat und wunderbar zu Betty und ihrem Abenteuer passte.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und nehme für mich auch einiges mit – gespannt bin ich aber auch, wie es mit Betty weitergehen wird, denn ein weiteres Abenteuer mit ihr wird es geben.

Mein Fazit
Eine gelungene Mischung aus unterhaltsamer Geschichte und Anregungen zur Selbstreflexion – auch wenn die meisten Ratschläge nicht neu sind, hat mich die Geschichte auch zum Nachdenken und Reflektieren des eigenen Lebens gebracht – daher empfehle ich sie gerne, wenn man mal eine andere Herangehensweise an das Thema Selbstreflexion wählen will.

Cover des Buches Gewittermann (ISBN: 9783734111662)

Bewertung zu "Gewittermann" von Tina N. Martin

Gewittermann
-sabine-vor 2 Monaten
Spannend!

Schon der Auftakt der Reihe hatte mir sehr gut gefallen, und auch der zweite Band war wieder toll!

Der Einstieg ist direkt spannend – zum einen begleitet man eine junge Frau auf einer Flucht, zum anderen wird auf der gefrorenen Ostsee eine entmannte Leiche gefunden. Die Ermittlungen führen ins Rotlichtmilieu, eine Welt, die von Gewalt, Macht, Unterdrückung und Geld geprägt ist – wie kann sie dort den Täter finden und stellen?

Der Beginn war spannend, aber zunächst auch ein wenig verwirrend. Es gibt nämlich verschiedene Handlungsstränge, bei denen man als Leser zunächst nicht weiß, wie sie zusammengehören, und die auch lange parallel verlaufen. In der Gegenwart tappen Idun Lind und ihr Kollege Tareq Shaheen erst mal im Dunkeln, als die Leiche eines entmannten Seniors gefunden wird. Und auch wie die Flucht einer jungen Frau, die auf den ersten Seiten beschrieben wird, damit in Zusammenhang steht, ist völlig unklar. Zumal diese auch schon drei Jahre zurückliegt. Und neben diesen beiden Erzählsträngen gibt es noch einen weiteren, der im Jahr 1977 beginnt und von einem kleinen Jungen handelt, der in ärmlichen Verhältnissen aufwächst und in der Schule gemobbt wird. Sein Erzählstrang reicht über das ganze Buch hinweg bis in die Gegenwart, aber die Verbindung zum Mord wird erst spät aufgelöst.

So verwirrend diese verschiedenen Handlungsstränge aber waren, so sehr haben sie auch die Spannung erhöht. Denn jeder hat eine ganze eigene Dynamik und hat mich gefesselt.

Idun und Tareq sind ein Ermittlerduo, das ich total gerne mag – Idun hat eine sehr harte Schale, aber auch einen butterweichen Kern, den sie gerne versteckt. Sie geht gänzlich in ihrer Arbeit auf – auf Kosten ihres Privatlebens. Das kann sie nur schlecht zugeben, ist aber mittlerweile an dem Punkt, auch mal über Veränderungen nachzudenken. Tareq ist ein nur „ausgeliehener“ Kollege, den ich mit seiner stillen und bedachten Art sehr mochte. Er macht auf mich einen etwas geheimnisvollen Eindruck, auch noch, als man ein paar Dinge aus seinem Privatleben erfährt. Er ist mein geheimer Liebling, und ich hoffe sehr, dass er auch bei zukünftigen Fällen wieder mit dabei sein wird.

Die Geschichte ist wirklich spannend, und es gibt einige Wendungen, die ich nicht erwartet hätte – neben dem großen Finale gibt es aber auch schon mittendrin Situationen, die brenzlig und damit unglaublich spannend und fesselnd sind. Von daher passt die Zuordnung zum Genre „Thriller“ schon, wenngleich es aber auch klassische Ermittlungsabreit gibt, die der Leser verfolgt und begleitet.

Auch die kurzen Kapitel erhöhen noch mal die Spannung – und führen ebenfalls dazu, dass ich durch die Seiten geflogen bin. Der einfache, schnörkellose Schreibstil hat dazu natürlich auch beigetragen; es gibt viele Dialoge, gefährliche Situationen und eine knisternde Atmosphäre – also alles sehr lebendig und fühlbar.

Am Ende hatte ich den richtigen Riecher bezüglich der Auflösung, das aber hat die Spannung nicht gemindert – wer fesselnde Kriminalromane mag, dem empfehle ich dieses Buch daher sehr gerne.

Mein Fazit
Ein spannender Kriminalroman, der an vielen Stellen brenzlig und gefährlich ist, so dass man das Buch getrost auch als Thriller bezeichnen kann – eine entmannte Leiche führt die sympathischen Ermittler ins Rotlichtmilieu; dort zu ermitteln bereitet einige Herausforderungen. Es war sehr spannend, so dass ich das Buch in wenigen Tagen durchgelesen habe – von mir eine absolute Leseempfehlung.

Cover des Buches Achtsam morden durch bewusste Ernährung (ISBN: 9783837164763)

Bewertung zu "Achtsam morden durch bewusste Ernährung" von Karsten Dusse

Achtsam morden durch bewusste Ernährung
-sabine-vor 2 Monaten
Gelungene Fortsetzung

Nicht jeder Teil der "Achtsam-morden"-Reihe konnte mich gleich begeistern, dieser aber hat mir wieder sehr gut gefallen! Man sollte die Bücher aber besser der Reihe nach lesen (oder hören), denn nur so kommt man in den vollen Genuss dieser absurden Kombination aus Mord und dem großen Gebiet der Selbstoptimierung.

Der Anwalt Björn Diemel hat mit seinem Coach Joschka Breitner hart gearbeitet und seine eigene Mitte nun endlich gefunden. Gelitten hat darunter jedoch sein Gewicht – und das wird ihm schmerzlich bewusst, als seine Tochter entführt wird und er den Täter kaum in die Flucht schlagen kann – weil er einfach zu dick und untrainiert ist. Das bespricht er mit Joschka Breitner, und der empfiehlt eine Fastenkur. Doch warum soll er alleine fasten, wenn doch die Entführer davon auch profitieren könnten….

Ich fand es wieder großartig – es ist vor allem der Stil, der mich immer wieder zum Lachen bringt, der Wortwitz mit viel schwarzem Humor, die vielen Ideen, wie man – in diesem Band durch bewusstes Essen - morden kann, dazu Björns absurde und wirklich lustige Gedanken und die von Coach Joschka Breitner soliden Vorträge über bewusste Ernährung. Der Plot selber ist diesmal etwas flacher und wirkt ein bisschen konstruiert, dieses ganze Thema der Marihuana-Plantage, die Stelle, wo sie dann angelegt werden soll – das ist wirklich ein bisschen drüber; da ich aber während der ganzen Geschichte immer wieder schmunzeln musste, konnte ich das verschmerzen, insbesondere auch, weil das Ende dann wirklich sehr gelungen ist – wenn man schwarzen Humor mag.

Karsten Dusse liest das Hörbuch selber und war ich anfangs etwas skeptisch (denn der erste Teil wurde fantastisch gelesen von Matthias Matschke), hat er mich diesmal wirklich überzeugt. Die pointierten Witze bringt er mit seiner Stimme genau auf den Punkt und ich verbinde ihn mittlerweile ganz automatisch mit Björn Diemel.

Ein Punkt hat mich aber doch ein wenig gestört – die Vorträge von Coach Breitner sind diesmal sehr lang – und ich fand sie auch in einer unangenehmen Weise belehrend. Dabei hat der Autor aber sehr gut recherchiert und alles, über was Joschka Breitner referiert, ist auch richtig, trotzdem hatte es für mich zu viel „lehrerhaftes“ und hätte kürzer sein können.

Dennoch – ein Hörvergnügen für den, der schwarzen Humor mag und auch mit absurden Situationen und albernen Witzen umgehen kann!

Mein Fazit
Eine gelungene Fortsetzung der Achtsam-Morden-Reihe – diesmal wird durch bewusste Ernährung achtsam gemordet. Der Plot ist absurd, Björn Diemel gewohnt rational bei der Rechtfertigung seiner Morde, der Stil mit viel schwarzem Humor – ich mochte es und ganz nebenbei bekommt man auch noch ein paar Vorträge zum Heilfasten und zur gesunden Ernährung!

Cover des Buches Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton (ISBN: 9783986720339)

Bewertung zu "Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton" von Rebecca Michéle

Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton
-sabine-vor 4 Monaten
Wundervoll

Ich habe schon einige Bücher von Rebecca Michéle gelesen, auf diesen „Cozy-crime“ war ich nun sehr gespannt, zumal mich die Autorin wieder nach Higher Barton entführt, das ich schon von Mabel Clarence kannte und geliebt habe.

Die Geschichte spielt im Jahr 1905. Emily lebt mit ihrer Mutter in London und hat sich nach dem schmerzhaften Tod ihres Verlobten der Unterstützung von Armen und Bedürftigen sowie der Durchsetzung von Frauenrechten verschrieben. Ihrer Mutter ist dieses Engagement ein Dorn im Auge, viel lieber möchte sie ihre Tochter verheiratet wissen und schickt sie daher zu ihrem Onkel nach Cornwall. Schnell aber wird klar, dass Emily nicht heiraten will, und mit ihrem neugierigen Wesen macht sie sich nicht gerade Freunde in Cornwall – und als dann auch noch der 1. Diener ihres Onkels tot aufgefunden wird und alles auf einen Mord hinweist, kann sie gar nicht anders, als ein bisschen zu forschen und zu spionieren.

Es hat einfach Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen. Durch den leichten Schreibstil sind die Seiten rasch dahingeflogen, gleichzeitig hat die Autorin aber auch die Atmosphäre im beschaulichen Cornwall sehr gut eingefangen. Während Emily in London einen gewissen technischen Fortschritt erleben konnte, wie zum Beispiel das Automobil, das Telefon oder auch elektrisches Licht, bleibt dieser auf Higher Barton aus. Onkel Alwyn ist in diesen Dingen skeptisch und hat daher auch nicht vor, sich dem technischen Fortschritt zu nähern. Insgesamt ist er eher altmodisch und hält an alten, ihm gut bekannten Konventionen fest. Das macht es nicht leicht zwischen ihm und Emily, denn sie ist nicht nur neugierig und engagiert in der Frauenbewegung, sie kann auch nicht lassen, den Mord aufklären zu wollen. Emily kann man gar nicht anders, als sie ins Herz zu schließen, ich musste aber auch oft schmunzeln, weil sie einfach nicht ihren Mund halten kann und es so immer wieder zu hitzigen Diskussionen kommt – mit ihrem Onkel, dem traditionellen Personal, dem örtlichen Vikar und dem eher unengagierten Polizisten vor Ort.

Es ist ein gemütlicher Krimi, der nicht von Blut und grausigen Szenen lebt, sondern von witzigen Dialogen und liebevoll gestalteten Charakteren. Ich hoffe sehr, dass ich noch weiteres von Miss Emily lesen werde und empfehle dieses Buch gerne allen Fans von „Cosy-crime“.

Cover des Buches Felix Blom. Der Schatten von Berlin (ISBN: 9783837165456)

Bewertung zu "Felix Blom. Der Schatten von Berlin" von Alex Beer

Felix Blom. Der Schatten von Berlin
-sabine-vor 4 Monaten
Felix Blom

Dies ist der zweite Band um den ehemaligen Meisterdieb Felix Blom, der im Berlin des 19. Jahrhunderts ermittelt. Den ersten Fall kannte ich nicht, man kann diesen Folgeband aber auch ohne Kenntnis des ersten gut lesen, da der Kriminalfall in sich abgeschlossen ist.

Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts: Der frühere Meisterdieb Felix Blom hat zusammen mit der ehemaligen Prostituierten Mathilde Voss eine kleine Detektei gegründet – doch leider verdienen sie nur wenig und bauchen daher unbedingt neue Kunden. Und tatsächlich bekommen sie bald einen neuen Auftrag: Das Grab eines kürzlich verstorbenen Archäologie-Professors wurde geschändet – da sich die Polizei für den Fall nicht interessiert, ist das die Chance für Mathilde und Felix. Doch erste Spuren führen Felix zu seinem früheren Mentor – und so geraten Felix und Mathilde zwischen die Fronten.

Ich habe der Geschichte sehr gerne gelauscht, auch wenn es viele Charaktere gibt und es dadurch manchmal etwas schwierig war, den roten Faden im Auge (oder besser Ohr) zu behalten. Ich mochte aber den Plot und fand die Auflösung am Ende auch schlüssig, hatte aber selber keine Idee, wer nun hinter dem Verbrechen steckt. Es bleibt auch nicht bei dem geschändeten Grab, sondern es eröffnen sich noch weitere Handlungsstränge, die sowohl im Gangstermilieu, aber auch bei der Polizei spielen. Und so viele Fäden es dann gibt, die zunächst parallel zu laufen scheinen, fügen sie sich nachher doch zusammen und ergeben eine logische Auflösung.

Felix mochte ich total – auf der einen Seite strebt er ein ehrliches Leben an, auf der anderen Seite vermisst er aber auch die Annehmlichkeiten, die sein Meisterdieb-Dasein gebracht haben – denn damals musste er nicht aufs Geld achten, jetzt dagegen ist davon immer zu wenig da. Mathilde ist ein wenig der Gegenpol, weil sie auf keinen Fall wieder in ihr altes Leben zurückwill und sie so immer wieder auf Felix einwirkt. Zusammen ergeben sie ein gutes Gespann – Felix mit seinen Kontakten, Mathilde mit ihren Ideen.

Neben Felix und Mathilde begleitet man auch Schlesinger und Harting von der Polizei – während Harting ein eher mürrischer Zeitgenosse ist, der sich ein bisschen auf Blom eingeschossen hat, ist Schlesinger ein junger Kollege, dadurch aber nicht minder erfahren. Selbst die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet, so dass ich von den meisten auch ein Bild im Kopf hatte.

Der Schreibstil ist sehr lebendig und voller Dialoge. Im Hörbuch hat der Sprecher Achim Buch diese lebhafte Atmosphäre gut einfangen können – überhaupt mochte ich seine Stimme sehr gerne, die wandlungsfähig ist und mal klar und deutlich, mal rauchig und abenteuerlich daherkommt.

Insgesamt ein schönes Hörbuch, das mich gut unterhalten hat, dass aber durch die vielen Charaktere manchmal ein wenig verwirrend war. Trotzdem von mir eine Hörempfehlung!


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