Bewertung zu "Die Rattenlinie – ein Nazi auf der Flucht" von Philippe Sands
Der zweite Untertitel des Buches beschreibt sehr viel über das Buch. Ein Sohn, Horst, der die Shoah in keinster Weise leugnet, aber egal der Fakten, nicht an der Unschuld, aber an der Nicht-Schuld und -Verantwortung seines Vaters festhält.
Sands versucht, sehr konsequent und vielschichtig anhand von Orginalquellen und Interviews mit Beteiligten die Geschehnisse rund um Otto Wächter aufzuarbeiten. Ohne zu moralisieren oder soweit möglich zu ideologisieren. Viele Fragen oder Blickwinkel kann er erörtern und darlegen. Manche, wie beispielsweise warum die US-Amerikaner, trotz vorliegenden Haftbefehls wegen Genozid und Massenmordes, Wächter in Rom nicht verhaften haben. SIe haben die ganze Zeit, also drei Monate, gewußt, dass er vior Ort istSands versucht auch nicht zu interpretieren, warum Wächter keine Reue zeigte. Er legt nur da, dass es, trotz gegenteiliger Insistierung seines Sohnes Horst, dafür keine Belege gibt.
Ein Buch, für jeden, der versucht Entscheidungen seiner Vorfahren, in der Zeit des Austrofaschismus und Nazi-Deutschland zu verstehen. Gerade für den Fall, dass diese möglicherweise nicht nur Opfer oder Überlebende, sondern aus juristischer, sicherllch moralischer Sicht, Täter waren.