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Janika_Hoffmann

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Cover des Buches Erellgorh - Geheime Mächte (ISBN: 9781533580160)

Bewertung zu "Erellgorh - Geheime Mächte" von Matthias Teut

Erellgorh - Geheime Mächte
Janika_Hoffmannvor 8 Jahren
Gelungenes Debüt, das Lust auf mehr macht

In Jukahbajahn läuft einiges aus dem Ruder. Gleich mehrere Länder haben unter Angriffen gnadenloser Gesetzloser zu leiden, die Stadt Akralahr wird durch andauernden Regen in die Knie gezwungen und über allem lauert eine nicht greifbare Gefahr, auch wenn viele Bewohner das noch nicht einmal ahnen.

In diesen Zeiten verändert sich auch das Leben dreier ganz unterschiedlicher Menschen. Selana, die aus dem überfluteten Akralahr flieht, muss sich mit Bedrohungen herumschlagen, die gänzlich neu für sie sind, außerdem muss sie ihre Ziehmutter wiederfinden, von der ihr nur ein mysteriöser Abschiedsbrief vorliegt. Pitu, ein Straßendieb, verlässt unfreiwillig Gelder und erfährt nach einem Schiffsunglück mehr über sich selbst, als ihm eigentlich lieb ist. Und Atharu muss nach dem Tod seiner Lehrmeisterin die Felsstadt Tangris Hals über Kopf verlassen, um einen letzten Auftrag auszuführen.
Die Drei wissen nichts voneinander, haben aber mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick erscheint. Auch ihre Schicksale verflechten sich immer fester miteinander, während sie sich alle auf ihre Reise begeben.


„Geheime Mächte“ ist der Auftakt der „Erellgorh“-Trilogie und das Debüt von Matthias Teut. Es entführt in gleich mehrere Länder einer gänzlich neuen Welt, in der es mehrere Völker und etliche Tier- und Pflanzenarten zu entdecken gibt.
Schon das Cover zieht den Blick auf sich. Es ist alles andere als überladen, die mittig gesetzte Titelschrift ist stimmig und passt sehr gut ins Gesamtbild. Im unteren Teil, in dem sich nur das einzelne Boot befindet, ist das Motiv fast ein wenig leer. Dennoch ist das Cover sehr interessant und lädt dazu ein, das Buch in die Hand zu nehmen. Ebenso interessant sind die Grafiken über den einzelnen Kapitelanfängen, die den drei Hauptfiguren und Perspektivträgern zugeordnet sind.

Auch der Inhalt kann überzeugen. Matthias Teut wirft uns bei allen drei Hauptfiguren mitten ins Geschehen. Bei Atharu und Selana geschieht dies durch einschneidende Veränderungen, bei Pitu durch eine gewagte Flucht vor den Stadtwachen Gelders. Die Kapitel sind sehr kurz, sodass sie sich auch gut „zwischendurch“ lesen lassen, auch wenn man am liebsten immer weiterlesen möchte. Auch wechselt die Perspektive nach jedem Kapitel abwechselnd zu Atharu, Pitu und Selana. Durch diese vielen Wechsel ist es anfangs etwas knifflig, den Handlungssträngen zu folgen und sich zurechtzufinden, aber nach einer Weile gewöhnt man sich daran. Mich hat allerdings etwas gestört, dass beinahe jedes Kapitel mit einem kleinen oder mittleren Cliffhanger endete. Größere Wendungen kamen hierdurch nicht so gut und nachhaltig hervor, wie es möglich gewesen wäre. Auch einen absoluten und unangefochtenen Höhepunkt der Handlung habe ich den ganzen Roman über vermisst, es handelte sich eher um ein konstantes Auf und Ab.

Atharu und Pitu finde ich gut gezeichnet, sie haben einen mehrschichtigen Charakter und sind sehr glaubhaft. Beide haben mir gut gefallen, und müsste ich mich für einen von beiden entscheiden, würde mir das sicher schwerfallen. Atharus Art gefällt mir, aber ebenso verhält es sich mit Pitus Warmherzigkeit, die ihn von den Straßendieben anderer Romane klar abhebt.
Mit Selana wusste ich oft nicht recht etwas anzufangen. Sie war als Figur in sich nicht ganz schlüssig. Mal wurde hervorgehoben, wie neu auf der Reise alles für sie ist, da sie als Küchenmagd in der Festung doch recht behütet gearbeitet hat. Dann jedoch scheint sie wieder alles zu wissen, Menschen aus dem Bauch heraus perfekt einschätzen und/oder manipulieren zu können und alles im Griff zu haben. Auch auf die anfängliche Bedrängnis durch einen ihrer Reisebegleiter reagiert sie nicht unbedingt schlüssig. Ich hoffe, dass ich sie im nächsten Teil etwas besser werde verstehen können. Dafür ist mir Semje, auf den sie im Verlauf ihrer Reise trifft, sehr sympathisch, ich habe immer wieder schmunzeln müssen.

Sprachlich ist Erellgorh sehr schön und flüssig zu lesen, Matthias Teuts Schreibstil ist bildreich, ohne jedoch zu erschlagen, und hat eine sehr angenehme Satzmelodie. Die Städte und Länder beschreibt er anschaulich, sodass man sie sich gut vorstellen kann, außerdem lassen die Entfernungen dazwischen sich auf der Karte vorne im Buch gut nachverfolgen. Auch die ganz neue Tierwelt war sehr interessant und wurde eher nebensächlich eingestreut, sodass es weder unterging, noch erschlug.
Oftmals sind jedoch die Zeitformen verrutscht, gerade bei Erzählungen und Rückblenden. Auch sonst sind mir einige Mängel im Lektorat aufgefallen, die hätten behoben werden können.

Leider wurde der Roman nicht sehr gut gesetzt. Mehrfach waren am Ende oder in der Mitte einer Seite plötzlich Leerzeilen, wo keine sein sollten, teilweise waren sogar halbe Seiten mitten im Kapitel einfach leer. Das war etwas störend.

Inhaltlich hatte ich nach Beenden des Romans das Gefühl, dass noch nichts Essenzielles passiert ist. Sicher, es war spannend und die drei Hauptfiguren hatten allerlei große und kleine Probleme zu bewältigen, jedoch sind sie sich noch nicht einmal begegnet und es gab noch keinen wirklichen Gegner oder Antagonisten, der in Erscheinung getreten wäre. In sich abgeschlossen, wie viele erste Trilogiebände es sind, ist das Buch also auf keinen Fall. Ich hoffe sehr, dass die Handlung in Band 2 Fahrt aufnehmen wird, sodass man dann einem krönenden Finale in Band 3 richtig entgegenfiebern kann.


Insgesamt hat mir „Erellgorh – Geheime Mächte“ einige angenehme Lesestunden beschert und mich in eine sehr interessante Welt entführt. Die kurzen Kapitel mit ständigen Cliffhangern waren etwas gewöhnungsbedürftig, die Figuren jedoch überwiegend interessant gezeichnet. Es war spannend, die Verwebungen der einzelnen Figuren miteinander zu entdecken, ein deutlicher Höhepunkt oder ein Ziel der Handlung haben mir jedoch gefehlt. Auch gab es beim Lektorat und im Satz einige Mängel, die vermeidbar gewesen wären.
Dennoch hat „Erellgorh – Geheime Mächte“ sich vier Sterne eindeutig verdient. Nach oben hin ist definitiv noch Luft offen, dennoch ist es Matthias Teut gelungen, dass ich sein Debüt am liebsten gar nicht aus der Hand gelegt hätte und nun sehr gespannt auf die 2017 erscheinende Fortsetzung bin. Dort hoffe ich dann vielleicht auch eine noch bessere Bewertung vergeben zu können.

Cover des Buches Haeverflox: Alte Geister (ISBN: 9783839107140)

Bewertung zu "Haeverflox: Alte Geister" von Tanja Hammer

Haeverflox: Alte Geister
Janika_Hoffmannvor 8 Jahren
Hält leider nicht, was es verspricht

Haeverflox ist ein Hassenichgesehn, ein kleines, fuchsartiges Wesen. Allerdings lebt er als einziger seiner Art nicht unter seinesgleichen, sondern auf dem Festland, wo er sich zum Wächter Orcumorras ausbilden lässt. Doch auch hier wird er stets von seiner dunklen Vergangenheit verfolgt. Diese holt ihn in Form eines Auftrags ein. Ausgerechnet ganz in der Nähe seiner alten Heimat soll er eine Gefahr abwenden, die auch sein Volk bedroht. Dabei wird er begleitet von seinem Lehrmeister, einer Wächteranwärterin, die er nicht ausstehen kann, und einem zwielichten Artgenossen. In vielerlei Hinsicht wird diese Reise für Haeverflox eine große Herausforderung.


„Haeverflox“ bildet die Vorgeschichte zu Tanja Hammers „Orcumorra“-Reihe. Da ich zuvor noch nie von „Hassenichgesehns“ gehört hatte und es offenbar um Wächter und Krieger gehen sollte, war ich sofort neugierig. Auch die Rückkehr zur eigenen Vergangenheit, die im Klappentext bereits angedeutet wurde, reizte mich.


Das Cover ist auf den ersten Blick stimmig und mit einem schönen Rahmen versehen. Es erschlägt nicht, die Krähe passt zum Inhalt, auch wenn ich sie mir ein wenig gewaltiger gewünscht hätte. Einzig die Farbgebung ist für meinen Geschmack zu blass. Sicher geht es um alte Wunden des Protagonisten und einen düsteren Auftrag, dennoch hätte ich es im Regal vermutlich mit dieser schwachen Färbung nicht länger angesehen.


Leider konnte der Inhalt für mich nicht halten, was das Äußere verspricht. Gleich ab dem zweiten Satz springt einen der Schreibstil an. Dieser ist sehr geschnörkelt mit langen, selbst nach mehrmaligem Lesen oft kaum verständlichen Schachtelsätzen. Ebenfalls sind so viele Adjektive und doppelte Relativsätze vorhanden, dass allein durch Korrektur dieser Tatsache vermutlich ein Drittel des Buches gestrichen würde. Dazu wird eine sehr hochgestochene Sprache verwendet, die der Autorin jedoch nicht mühelos aus der Feder fließt, sondern sehr gezwungen und angestrengt wirkt, wodurch sie auch beim Lesen sehr anstrengt. Die ersten etwa hundert Seiten des Buches über habe ich maximal ein bis zwei Kapitel am Stück gelesen, ehe ich eine Pause brauchte. So bin ich auch nie richtig in die Geschichte reingekommen, auch wenn zum Ende hin eine leichte Gewöhnung eingetreten ist.


Die mit fast jedem Kapitel springende Zeit, in der die Geschichte spielt (hauptsächlich Gegenwart und Vergangenheit) hat mich sehr verwirrt. An sich mag ich solche Stilmittel, hier jedoch war es zu viel. Aus einem wirren Kapitel, das einem kaum Infos vermittelt hatte, wurde man in ein ähnliches Kapitel aus der Vergangenheit geworfen, dann zurück in die Gegenwart und wieder in die Vergangenheit. Einige Sachverhalte wurden hier nach und nach aufgeklärt, die „dunklen Flecke“ gelangten jedoch nie wirklich in meinen Gedanken an, um mich neugierig zu machen, da ich dem Verlauf gar nicht richtig folgen konnte. Auch die Hauptgeschichte kam so nur sehr langsam in Fahrt, da Haeverflox mehrere Kapitel lang gefühlt nur in Selbstmitleid und Gereiztheit badete, während Zeitsprünge immer wieder die Vergangenheit in seiner Heimat thematisierten, ohne aber bis kurz vor Ende des Buches zum Kernpunkt zu kommen. Stattdessen wurden gerade für Haeverflox und seine Familie stetig wechselnde Spitznamen genutzt. Gerade bei seinen Brüdern, über die man sonst nicht viel las, war es schwer, statt ihrer durchaus komplizierten Namen auch noch mit zwei bis drei Spitznamen umzugehen und dennoch zu erkennen, wer nun gerade was macht. Eine einzelne Kurzform hätte ich hier sehr förderlich gefunden. Ab und an wechselte auch die Perspektive ohne Abgrenzung für einen kurzen Moment.

Eine Anmerkung hier: Mit „Hassenichgesehn“ habe ich eine irgendwie komische Wesensform verknüpft, einfach vom Namen her, und die Paarung mit einer Wächterausbildung sehr interessant gefunden. Leider ist mir nicht ersichtlich geworden, weshalb dieser ulkige Name gewählt wurde. Zwar habe ich eine Idee, womit der Name zusammenhängen könnte, dieser reicht für mich jedoch nicht aus, um das Volk derartig danach zu benennen.


Die Beweggründe und Charakterzüge der Figuren fand ich ebenfalls nicht ersichtlich oder nur sehr schwer nachzuvollziehen. Bei der Handlung war es häufig ähnlich. In einer Szene recht weit hinten im Buch wurde erwähnt, dass eine Figur stirbt, und die Zeichen deuteten auf Figur A. Da diese anschließend lebendig ist, musste es sich aber folglich um Figur B handeln. Figur A behauptet jedoch, diese Figur sei schon lange fortgelaufen. Wer also ist gestorben? Im Buch wird da nichts mehr von erwähnt. Außerdem ist B durch das Weglaufen böse, wird wenige Minuten später zum Retter und dann doch wieder böse. Die Beweggründe, woher diese Charakterwandlung kommen könnte oder ob es sich um eine List handelt, wird schlichtweg nicht erklärt. Ebenso handeln Figuren teils absolut widersprüchlich, zum Beispiel indem sie die ganze Zeit kein Vertrauen schenken und plötzlich vollstes Vertrauen fassen, oder indem die ganze Zeit betont wird, Haverflox würde nichts mehr fürchten als die Rückkehr auf seine Heimatinsel (die er daher nie antreten will), dann ist es plötzlich doch eine andere Furcht, die noch stärker ist. Die Handlung wird dadurch sprunghaft und zeigt keinen roten Faden. Auch das Motiv der Liebe auf den allerersten Blick finde ich nicht gelungen.


Das allerletzte Kapitel hat mich unbefriedigt zurückgelassen, weil es in meinen Augen keinen runden Abschluss des Romans darstellt, sondern die handelnde Figur sich schon wieder total anders verhält als zuvor und sich mir der Sinn nicht erschließt. Auch werden hier plötzlich Infos über die Welt gegeben, die im laufe der Geschichte besser untergebracht gewesen wären.


Abschließend sind mir noch einige Lektoratsfehler aufgefallen, überwiegend bezüglich der Getrennt- und Zusammenschreibung. Diese waren nicht so zahlreich, wie ich es anderswo schon erlebt habe, aber dennoch deutlich häufiger, als es der Fall sein sollte, und haben mich beim Lesen ebenfalls gestört. Auch die bereits genannte Adjektivschwemme und die extreme Satzverschachtelung und -länge hätte ein gründliches Lektorat beheben können und sollen.


Insgesamt hat mich „Haeverflox“ leider nicht überzeugen können. Die Sprache ist sehr anstrengend und verschachtelt, der Geschichte zu folgen schwer bis unmöglich. Ich konnte nie in der Geschichte versinken, sondern habe mich stattdessen andauernd über Widersprüche oder Lektoratsfehler aufgeregt. Damit hat das Buch mich leider sehr enttäuscht.Die Grundidee finde ich jedoch nicht schlecht und die Lektoratsschwächen sind nicht die größten, die ich jemals gesehen habe, daher kann das Buch sich noch zwei Sterne sichern.

Cover des Buches Steamtown - Die Fabrik (ISBN: 9783944544342)

Bewertung zu "Steamtown - Die Fabrik" von Papierverzierer Verlag

Steamtown - Die Fabrik
Janika_Hoffmannvor 8 Jahren
Interessante Idee mit einigen Mankos

In Steamtown geschehen Morde, bei denen die Opfer geradezu massakriert werden. Niemand kann sich einen Reim darauf machen, wer dahinter steckt. Genau das soll der junge Agent Eric van Valen jedoch herausfinden. Unterstützung erhält er dabei von Pater Grand, der ein Ætheromant ist, und Mister Ferret, der ziemlich anders als andere Bewohner der Stadt ist und dem daher viel Misstrauen und Unbehagen zuteil wird. Die Spur führt sie nicht nur in die Unterwelt Steamtowns, sondern auch mitten in immer größere Turbulenzen und Gefahren. Und letztendlich ist nichts, wie es zuvor noch zu sein schien.


„Steamtown“ ist aus einer Zusammenarbeit von Carsten Steenbergen mit dem Autorenduo Tom & Stephan Orgel entstanden und hat sich nach mehreren Jahren vom Webroman zum neu aufgelegten Print entwickelt. Drei Autoren, die gemeinsam einen einzelnen Roman geschrieben haben – das hat mich neugierig gemacht, aber auch ein wenig zögern lassen. Ich erfuhr jedoch, dass jeder der drei seine eigenen Figuren hatte, deren Parts er verfasst hat, und damit war für mich die Sache klar: „Steamtown“ gehört in mein Regal.Das Cover weckt auf jeden Fall die Neugier. Das halbe Zahnrad, vor dem eine grün beleuchtete Silhouette steht, und der Übergang des grünen Lichts zu grünem Plasma ist sehr gelungen, gerade auch durch die teils vorhandene Glanz-Oberfläche. Auch die Schriftzüge gefallen mir. Insgesamt ist das Cover alles andere als überladen und lässt sich gut in die Kategorie „weniger ist mehr“ einordnen.


Inhaltlich hatte ich anfangs Probleme, in die Geschichte reinzukommen. Die Sprünge zwischen dem Mordopfer im Prolog, Mister Ferret, über dessen Situation ich mir noch kein Bild machen konnte, und Agent van Valen zogen sich ein bisschen dahin. Hinzu kam, dass der Buchsatz anders aussieht als bei anderen Büchern, was auf den ersten ca. 80 Seiten furchtbar irritierend war und vom Lesen durchaus ablenkte.
Nach und nach kam ich jedoch in die Story rein und entwickelte immer mehr Interesse und Sympathie für die verschiedenen Figuren. Was es mit Mister Ferret auf sich hat, erfährt man erst verhältnismäßig spät, jedoch ist das im Nachhinein auch in Ordnung. Die Puzzleteile setzen sich im Rückblick betrachtet gut zusammen.
Was sich leider nicht so gut zusammensetzt, sind die Perspektiven. Die recht langen Kapitel werden zwischendurch zwar durch sehr passende Zahnrad-Grafiken in Abschnitte unterteilt, jedoch wird auch innerhalb dieser Abschnitte immer wieder zwischen den Perspektiven gesprungen. Das zieht sich durch die komplette Geschichte und hat mich beim Lesen immer mehr gestört. So gerne ich auch der Handlung gefolgt bin, die ständigen, vorwarnungslosen Sprünge haben leider verhindert, dass ich wirklich vollständig in die Handlung abtauchen konnte.

Ansonsten war die Sprache jedoch schön zu lesen, es klang stets ein sehr eigener, amüsanter Humor darin mit. Auch die verschiedenen Figuren sind abwechslungsreich und ansprechend gestaltet. Das beginnt mit Mister Ferret, dessen Herkunft erst nach einer Weile geklärt wird, und geht weiter mit Pater Grand, der im Laufe der Kapitel deutlich sympathischer wird, als er am Anfang noch wirkt.

Beim Weltenbau hätte ich mich über ein wenig mehr Infos zum Drumherum sehr gefreut. Viel erfährt man nicht darüber, wo Steamtown liegt und wie es anderswo aussieht, nur von einem Krieg wird berichtet. Ebenso verhält es sich mit einigen Entwicklungen und Geschehnissen, bei denen bei mir das Gefühl zurückblieb, im Laufe der Geschichte seien den Autoren einige kleinere Fäden aus den Fingern gerutscht und liegengeblieben. Anderes war nicht direkt nachzuvollziehen, sodass ich noch einmal zurückspringen musste, um die Zusammenhänge doch noch zu begreifen. Auch tauchten mehrfach kursive Absätze in den Kapiteln auf, bei denen ich noch immer keine Ahnung habe, ob sie seltsame Gedanken darstellen sollen oder vielleicht doch etwas ganz Anderes.

Trotz dieser Mankos sind Grundidee und Handlung interessant genug, um Lust auf mehr zu machen. Der Epilog macht diesbezüglich auch Hoffnung und lässt mehr als genug Potenzial für eine oder mehrere Fortsetzungen offen. Und da die Ursprungsversion von „Steamtown“ schon etwas älter ist und die Autoren sich in diesen Jahren ja ebenfalls weiterentwickelt haben, habe ich auch die Hoffnung, dass beispielsweise die Perspektivsprünge dann nicht mehr geschehen würden.


Im Großen und Ganzen hat „Steamtown“ mir ein paar interessante Lesestunden beschert. Durch einige Mankos wird es jedoch schwer, richtig in die Handlung abzutauchen, was ich in Anbetracht der interessanten Ideen sehr schade finde. Dennoch habe ich es gern gelesen und würde mir eine Fortsetzung sofort zulegen. Damit hat das Buch sich drei Sterne verdient.

Cover des Buches Zorn (ISBN: 9783945073018)

Bewertung zu "Zorn" von Farina de Waard

Zorn
Janika_Hoffmannvor 8 Jahren
Gelungene Fortsetzung, die Lust auf mehr macht

[Achtung, kleinere Spoiler können enthalten sein!]


„Zorn“ setzt direkt an der Handlung vom ersten Band der Reihe an. Sina, die sich mittlerweile Zenay nennt, eilt zurück in ihr Dorf Ornanung, welches gerade beinahe dem Erdboden gleichgemacht wird. Viel kann sie nicht mehr ausrichten, und die zuvor schwankende Stimmung ihr gegenüber schlägt nun bei fast allen Dorfbewohnern in Abneigung oder gar Hass um. Ihr bleibt keine andere Wahl als sich zu verstecken.

Mit ihren treuen Freunden bricht sie kurz darauf auf, um ihre Fähigkeiten fernab des Dorfes weiter zu trainieren. Damit beginnt eine spannungsgeladene Reise, auf der Zenay von den Häschern Zaydas, aber auch von anderen dunklen Kreaturen verfolgt wird, die alles daran setzen, sie in ihre Gewalt zu bringen …


„Zorn“ ist der zweite Teil von Farina de Waards Reihe „Das Vermächtnis der Wölfe“ und bietet wieder ein Feuerwerk aus mehreren Handlungssträngen auf 800 Seiten.

Das Cover ist leuchtender als das von Band 1, da der Adlerkopf leuchtend orange hervorgehoben ist. Das Cover wird dadurch zum echten Hingucker, und die Coverprägung ist ein zusätzliches Highlight.

Die Karte auf einer der ersten Seiten wurde weiter beschriftet, sodass nun endlich auch einige Handlungsorte aus dem ersten Band verzeichnet sind. Auch andere Orte, von denen eher gesprochen wird, als dass sie bereits wirklich relevant wären, sind nun auf der Karte zu finden. Das erleichtert die Orientierung ungemein und gibt definitiv einen besseren Überblick. Ich habe beim Lesen auch mehrfach nach vorn geblättert, um die Reise der einzelnen Handlungsträger nachvollziehen zu können.

Handlungstechnisch muss sich Band 2 definitiv nicht hinter seinem Vorgänger verstecken. Es gab diesmal nur eine kurze Anfangsphase, in der es mir gelang, das Buch nach ein oder zwei der recht langen Kapitel wegzulegen, danach hatte es mich sehr schnell in seinem Bann und hat mich dazu verleitet, trotz akuten Zeitmangels etwa 600 Seiten in drei Tagen zu lesen. Genau so etwas erwarte ich von einem Buch, gerade von einem so seitenstarken.

Die Autorin ist in den einzelnen Handlungssträngen sehr schön in die Tiefe gegangen und hat die Sorgen und Wünsche der Perspektivträger dargelegt. Besonders gut gefielen mir Zenays Ängste und Zerrissenheit, Kalanas inneres Chaos und Ikars zunehmender Zorn, der ebenso gut zum Titel passt wie die Wut Zaydas. Auch, dass Kalana aus einer unwichtigen Rolle nun zunehmend ins Zentrum der Beachtung rutscht, ohne dass die Hintergründe klar wären, und sich dem Leser dunkel abzeichnet, was die Figuren noch nicht wissen können, hat mir sehr gefallen. Ebenso die Tatsache, dass Hintergründe aus der Vergangenheit angerissen werden und so das Universum um die Geschehnisse in Tyarul stückweise erweitern.

Zwischen den Mitgliedern von Zenays Gruppe gab es allerdings auch diesmal einige Perspektivsprünge innerhalb eines Fließtexts, was mich immer kurz rausgeworfen hat. Es war allerdings schon deutlich seltener als im ersten Band.

Was mich ein bisschen störte war das Einknicken in Zenays Entwicklung. Es wurde wunderbar dargestellt, wie verängstigt sie ist und wie sehr sie es ablehnt, auch nur ans Töten zu denken. Dann kommt der unausweichliche Moment, ihre Reaktion ist entsprechend – und als sie kurz darauf reihenweise töten muss, kann sie urplötzlich einen inneren Schalter umlegen und es gelingt quasi wie von selbst. Auch, dass sie danach wieder darüber nachdenkt, kann das leider nicht gänzlich auffangen. Ein bisschen mehr Vorbereitung wäre wünschenswert gewesen, oder alternativ kurze Schockmomente in den Kampfpausen, die zeigen, dass sie eigentlich sehr schockiert ist von dem, was sie da tut, auch wenn es sich nicht vermeiden lässt.

Auffällig waren in diesem Band vom Korrektorat verpatzte Kommata. Mir sind mehrfach Kommata begegnet, vor denen ein oder sogar mehrere Leerzeichen standen. Dafür fehlten einige Satzpunkte komplett. Da das in Band 1 überhaupt nicht der Fall war, hat es mich sehr überrascht.

Die Kapitelüberschrift im altdeutschen Stil fand ich wieder etwas schwer zu lesen und war froh, dass sie wirklich nur in den Überschriften verwendet wurde.


Insgesamt hat mir „Zorn“ sehr gut gefallen und weist definitiv eine Steigerung gegenüber dem ersten Band der Reihe auf. Es gab einige Mängel im Korrektorat und einige inhaltliche Sprünge, die mich beim Lesen irritiert haben, aber ansonsten hat das Buch gehalten, was es versprochen hat, und mir sehr schöne Lesestunden beschert. Es hinterlässt definitiv Lust auf den nächsten Band, der leider noch nicht erschienen ist, sodass ich ihn mir mit Sicherheit als eine der ersten kaufen werde, sobald das Print verfügbar ist.

Alles in allem hat „Zorn“ auf jeden Fall solide 4 Sterne verdient und macht Lust auf die weiteren Bände der Reihe und die weitere Geschichte von Zenay und ihren Freunden.

Cover des Buches Sternenpfad (ISBN: 9783943378986)

Bewertung zu "Sternenpfad" von Ann-Kathrin Karschnick

Sternenpfad
Janika_Hoffmannvor 8 Jahren
Reicht leider nicht an Karschnicks sonstiges Niveau heran

Bei einem vermeintlichen Anschlag explodiert die Berliner Siegessäule. Die Autorin Stefanie hält das Ganze wie alle anderen für einen schrecklichen Terrorakt. Aber sie denkt sich nichts dabei, weshalb sie wie geplant eine ihrer Lesungen aus ihrem neuesten Elfenbuch hält. Anschließend steht jedoch plötzlich Arvariél vor ihr – eine leibhaftige Elfe, mitten in Berlin! Und sie bittet ausgerechnet Stefanie um Hilfe.
Die beiden sind nicht allein, auch der Student Tobias ist mit von der Partie. Doch auch seine Beteuerungen lassen Stefanie zunächst kaum glauben, dass Elfen tatsächlich existieren. Erst einige magische Beweise überzeugen sie von der Wahrheit.
Doch Arvariél hat Stefanie nicht ohne Grund aufgesucht: Die Dunkelelfen, die vor langer Zeit auf die Erde verbannt wurden, drohen die Grenze zur Welt der Elfen einzureißen. Um das zu verhindern, muss die Elfe eine Waffe finden – und dabei benötigt sie Hilfe. Mit Stefanies Wissen um Elfen, wie sie in alten Schriften beschrieben werden, und ihrer Kenntnis der Menschenwelt gilt es, mehrere Rätsel auf dem Weg zur eigentlichen Waffe zu lösen. Die Zeit ist dabei ein entscheidender Faktor, denn die Dunkelelfen sind bereits beinahe am Ziel – und der kleinen Gruppe dicht auf der Spur …

 

Mit „Sternenpfad“ hat Ann-Kathrin Karschnick neben ihrer Phoenix-Trilogie ein neues Genre betreten und eine bislang kaum gesehene Mischung von High-Fantasy-Wesen, Geocaching und unserer modernen Welt geschaffen. Diese wie für sie üblich innovative Mischung ergänzt sie durch ein breites Repertoire an Nerd-Anspielungen auf verschiedene Serien.

Das Cover ist ein wenig verschwommen gehalten und zeigt die Siegessäule, mit der der Roman auch beginnt. Das verwischte Blau hat etwas Geheimnisvolles und weckt Interesse, auch wenn die Schrift dann sehr gradlinig ist.

Die Idee, eine so ungewöhnliche Kombination zu schaffen, und kleine Feinheiten wie ein in der Handlung wichtiger Maki und die Mischung aus Altem und Technik geben „Sternenpfad“ Karschnicks übliche Signatur. Somit bin ich mit relativ hohen Erwartungen an das Buch herangegangen.
Leider wurden diese Erwartungen nicht erreicht, der Roman kommt an das Niveau von „Phoenix“ nicht heran.
Einige grammatikalische Fehler und verirrte Kommata haben sich eingeschlichen, zusätzlich ist das Buch nicht einheitlich gesetzt und es entsteht teils der Eindruck, ein wenig schief zu lesen, da die Zeilen nicht einheitlich sind. Auch inhaltlich gibt es leider einige Patzer, die im Rahmen des Lektorats hätten ausgebessert werden sollen. Teils ist die Handlung etwas wirr, teils finden sich auch kleinere Widersprüche.
Die Figuren sind etwas flach gezeichnet, und gerade Arvariél ist mir zum Ende hin sehr unsympathisch geworden. Aber auch Tobias entscheidet sich mal, ihr zu vertrauen und mit ihr zusammenzuarbeiten, und dann glaubt er ihr von jetzt auf gleich wieder kein einziges Wort. Die Beweggründe und Verhaltensmuster der einzelnen Figuren sind leider häufig nicht recht fundiert. Auch einige der Lösungen wirken zunehmend gekünstelt schnell herbeigeführt, als habe die Autorin sich nicht länger damit aufhalten wollen. Auf diese Art entsteht eine unnötige Hektik, die man beim Lesen ebenfalls zu spüren kriegt.
Das Ende hat mich dann letztendlich überhaupt nicht überzeugt, die Aktionen und Reaktionen der Beteiligten sind viel zu wirr und teils scheinbar wahllos.
Weiterhin waren die Anspielungen auf Serien auffällig zahlreich und gerade durch den Faktor, dass ich einen Großteil davon nicht zuordnen oder zumindest nicht aktiv mit etwas verbinden konnte, ab einem gewissen Punkt eher störend als lustig.

 

Diese Faktoren haben bewirkt, dass ich mit der Geschichte nie richtig warmgeworden bin. Einige Stellen fand ich zwar interessant und ich habe mich auch nicht durch die Kapitel quälen müssen, aber wirklich eintauchen konnte ich auch nicht. In Kombination mit der an sich sehr interessanten Idee und süßen Elementen wie dem Maki ist es mir dadurch sehr schwergefallen, mich für eine Wertung zu entscheiden. Letztendlich hat die Tatsache, dass ich nach dem letzten Kapitel sofort überlegt habe, was ich denn als nächstes lesen könnte, den Ausschlag gegeben, leider nur zwei Sterne anzukreuzen, auch wenn die richtige Wertung vermutlich irgendwo in der Mitte zwischen zwei und drei Sternen liegt. Im Gesamtpaket hat der Roman mich leider einfach nicht überzeugen können, auch wenn ich dennoch neugierig auf neue Werke der Autorin bin.

Cover des Buches Noel & Noelle - Die Geburt (ISBN: B01F1RPB32)

Bewertung zu "Noel & Noelle - Die Geburt" von Nicky P. Kiesow

Noel & Noelle - Die Geburt
Janika_Hoffmannvor 8 Jahren
Interessante Idee, deren Umsetzung mich aber leider nicht packen konnte

[Achtung, kleinere Spoiler können enthalten sein!]

 Noel wurde schon direkt nach seiner Geburt in einem Hexendorf abgegeben, da er über magische Begabung verfügt. Allerdings kann er diese auch jetzt, kurz vor Ende seiner Lehrjahre, nicht im Geringsten beherrschen. Ständig geschehen Missgeschicke, und die Hexen und Hexer des Dorfes schneiden ihn deshalb oder behandeln ihn als Sklaven, allen voran seine Herrin und sein Mitlehrling.Kurz vor seiner magischen Prüfung, von der er sich sicher ist, sie nicht bestehen zu können, wird alles nur noch schlimmer. Nach einem besonders heftigen Missgeschick entdeckt er im Wald plötzlich einen leibhaftigen Drachen, den außer ihm jedoch niemand wahrzunehmen scheint. Eigentlich wurden die Drachen jedoch schon vor langer Zeit vertrieben und werden bekämpft, wann immer sie sich in die Nähe der Hexendörfer wagen.Doch damit ist das Chaos noch nicht vorbei. Als die Zeit für seine Feuerprobe gekommen ist, verläuft alles ganz anders, als er es erwartet hätte. Plötzlich sind auch der Drache und einer seiner Artgenossen zurück – und als Noel wieder halbwegs zu sich kommt, steht die Welt plötzlich Kopf …


„Die Geburt“ ist der erste Band der Reihe um „Noel & Noelle“ von Nicky P. Kiesow. Das Cover macht neugierig und die geringe Dicke des Buches machen es zu einer idealen Lektüre für zwischendurch. Auch das plötzliche „Auftauchen“ von Noelle gestaltete sich ganz anders, als ich es dem Klappentext nach vermutet hätte. Das Prinzip dahinter will ich hier nicht aufdecken, aber ich finde die Grundidee sehr interessant.Leider ist die Umsetzung bei weitem nicht so gut gelungen. Die ganze Geschichte ist eigentlich der Niederschrieb von Noel und Noelle, was zu Beginn auch als Rahmenhandlung klargestellt wird. Zwischendurch gibt es entsprechend auch Stellen, in denen Noel sich direkt an den Leser wendet. Das an sich ist zwar ungewöhnlich, aber absolut in Ordnung – nicht möglich ist jedoch, dass er aus diesem Bericht dann zurück in die Handlung zurückspringt und sich erschreckt, nachdem der Bericht ihn abgelenkt hat – dieser ist ja an sich erst nach dem Geschehen passiert.Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung sind leider ein absolutes No-Go und dürfte auch solche Leser stören, die nicht so empfindlich sind wie ich. Viele zusammengesetzte Verben werden auseinandergeschrieben, einige andere Rechtschreibfehler haben sich zusätzlich eingeschlichen. (Kleinstellige) Zahlen wurden manchmal in Worten und manchmal in Ziffern geschrieben, Kommata eher wahllos verteilt. Einige Absätze sind auch in sich widersprüchlich, beispielsweise wenn Noel angekündigt wird, dass man ihn töten wird, und er sich darüber wundert, dass man an seinem bevorstehenden Tod zweifelt. Genau das wird an diesem Punkt natürlich nicht getan. Auch zwischen den Zeiten wird munter gewechselt. Einige Anführungszeichen sind auch spiegelverkehrt, das hat aber wenig gestört, sondern ist eher eine ulkige Entdeckung gewesen.Leider ist es an vielen Stellen schwer gewesen, der Handlung zu folgen, da Erklärungen teilweise sehr diffus waren. Eine klarere Linie und eventuell auch zumindest ein wenig mehr Detail und Umfang hätten hier nicht geschadet und es leichter gemacht, die Geschehnisse zu erfassen. Besonders gilt dies für die Beziehung zwischen Noel und Noelle. Dass diese äußerst kompliziert ist, ist absolut legitim, die Beschreibung holpert jedoch sehr, sodass es ein kleiner Kampf ist, diese Stellen durchzulesen.Schade fand ich auch, dass einige Veränderungen nicht näher erklärt wurden, beispielsweise eine Entscheidung ziemlich zum Ende der Geschichte hin, als es um einen gefangengenommenen Drachen geht. Angst und Fluchtgedanken, die vorher klar umrissen waren, scheinen plötzlich verpufft zu sein, die Beweggründe werden aber nicht durchleuchtet, sodass ich als Leser nicht einmal von einer Entscheidung für das geringere Übel ausgehen konnte.


Alles in allem hat die Umsetzung es anstrengend gemacht, das Buch zu lesen, und mich nicht wirklich in die Geschichte eintauchen lassen. Hätte es sich um einen dickeren Roman gehandelt, hätte ich vermutlich mit dem Gedanken gespielt, abzubrechen, auch wenn die Idee mit Noels und Noelles Beziehung mich noch immer reizt und ich neugierig bin, wie es damit weitergeht.So habe ich den Band zu Ende gelesen, bin aber nicht überzeugt worden. Ich hoffe sehr, dass hier noch einmal drübergegangen wird und die genannten Punkte auch bei den nachfolgenden Bänden berücksichtigt werden. In dem Fall könnte ich mir vorstellen, weiterzulesen und zu sehen, wie die Geschichte sich entwickelt.So kann ich vorerst aber leider keine bessere Bewertung vergeben, Fehler, Chaos und das Fehlen einer Linie häufen sich einfach zu sehr. Es steht zu hoffen, dass sich dies in den folgenden Bänden besser wird, sodass die an sich äußerst interessante Idee besser zum Vorschein kommt und der Leser dazu eingeladen wird, in die Geschichte einzutauchen.

Cover des Buches Die Legende um Rajou (ISBN: 9783956671227)

Bewertung zu "Die Legende um Rajou" von Lisa Dröttboom

Die Legende um Rajou
Janika_Hoffmannvor 8 Jahren
Interessante Idee, die stärker hätte umgesetzt werden müssen

[Achtung, diese Rezension enthält massive Spoiler bezüglich der Handlung!]

[Da ich eine ältere Version besitze als aktuell im Verkauf ist, gibt es einige Unterschiede, beispielsweise einen neuen Prolog, den ich natürlich nicht kenne.]

[Da die Leser-Ansprache auf der letzten Seite zum größten Teil aus meiner Feder stammt, werde ich sie aus Fairness-Gründen bei der Bewertung nicht berücksichtigen.]

 

 

Der erste Band der Reihe „Die Legende um Rajou“ handelt von ebendieser Legendengestalt. Rajou ist ein sogenannter Unmensch, ein Wolfswandler, dessen Aufgabe es ist, die Menschen in seinem Gebiet vor dem Dunklen zu schützen – blutrünstigen, bösen Wesen, die es nach Blut lechzt. Diese Aufgabe und die Tatsache, dass alle Mitglieder des Rudels einst Menschen waren, machten sie zu Sagengestalten, auch wenn ihr Ruf sich nicht mit der Wahrheit deckt.
Obwohl Rajou zu einem Rudel gehört, interagiert kaum mit den restlichen Wolfswandlern, schottet sich von allem und jedem ab und zieht die Einsamkeit vor. Als er die verletzte Menschenfrau Kala trifft und ihr Leben rettet, ändert sich das. Auf geradezu magische Weise gelingt es ihr, seine Mauern einzureißen, und schnell wachsen in ihm Gefühle für sie. Doch die Sache hat einen großen Haken: Unmenschen dürfen sich normalen Menschen nicht offenbaren, und denen, die dennoch eingeweiht werden, blüht kein rosiges Schicksal. Noch dazu ist unklar, wie Kala auf die Wahrheit reagieren würde. Die Ereignisse überschlagen sich und die Zuneigung zwischen den beiden wird auf eine harte Probe gestellt …

Schon länger hatte ich Band 1 von „Die Legende um Rajou“ im Regal stehen. Jetzt, wo drei der fünf Bände erschienen sind, war es für mich an der Zeit, endlich mit der Reihe zu beginnen.
Das Cover macht sofort neugierig, der Schriftzug ist einprägsam und das Motiv mit dem schattenhaften Wolf im verschneiten Wald geheimnisvoll. Zusätzlich ist jedes Kapitel am Anfang mit einer großen Skizze eines Wolfs versehen, dazu sind einzelne Abschnitte durch einen Wolfs-Schattenriss getrennt. Neben den Seitenzahlen sind zwei winzige Pfotenabdrücke zu entdecken. Eine Notiz, die Rajou einmal hinterlassen wird, ist nicht einfach als Text hervorgehoben, sondern ebenfalls als Grafik eingebunden. Alles in allem ist die Gestaltung voll und ganz gelungen und es macht Spaß, durch das Buch zu blättern.
Die Grundidee von den gewissermaßen magisch begabten Fabelwesen, die aus Menschen entstehen können und diese schützen, finde ich sehr gut, ebenso wie die angedeuteten Systeme zwischen den einzelnen Rassen und die Existenz des Schicksalspartners, die in manchen Fällen eine ziemliche Zwickmühle bedeuten kann. Auch das Setting, das mit Sibirien sehr ungewöhnlich ist, hat mich gereizt.
Leider hat mich das Debüt von Lisa Dröttboom dennoch nicht wirklich packen und überzeugen können. Ich hatte bei dem relativ schmalen Buch, gerade in Anbetracht der recht großen Zeichengröße und Zeilenabstände, eine schnell zu lesende, kurzweilige Lektüre erwartet. Dies deckt sich jedoch nicht mit dem, was „Rajou“ offenbar werden sollte.
Von Anfang an werden dem Leser viele Hintergrundfakten und Elemente der Vorgeschichte in großer Ballung präsentiert. Natürlich ist ein gewisses Vorwissen notwendig, um einige Dinge verstehen zu können, doch das schlichte Präsentieren von Fakten zieht sich durch den ganzen Roman und erschlägt ziemlich. Es entsteht zeitweise der Eindruck, der Leser sei nicht in der Lage, Zusammenhänge und Hintergründe selbst zu entdecken oder sich ein wenig zu gedulden, bis sich alle Fragen klären. Das geschieht stellenweise leider auch in langen Abschnitten wörtlicher Rede, die mehr wie Monologe als Unterhaltungen wirken und so die kompletten Gedanken der Handlungsträger offenlegen.
Das Buch enthält definitiv genug Handlung für einen dickeren Roman, die jedoch auf eine Geschichte von gut 200 Seiten komprimiert wurde. Die Autorin rennt nur so durch die Handlung und lässt keine Zeit, zu verweilen und die Geschehnisse voll und ganz zu erfassen. Ich hätte sehr gerne einen Roman mit 400 oder auch 500 Seiten gelesen, wenn die vorhandene Handlung dadurch detaillierter und etwas gesetzter beschrieben worden wäre.
Auch das Prinzip des „Constant Try and Error“, also des wiederkehrenden Bemühens und Scheiterns, ist leider quasi nicht vorhanden. Um welchen Perspektivträger es auch geht, besonders bei Rajou - die Probleme, die sich stellen, werden stets beinahe auf Anhieb gelöst. Das ist auch dann der Fall, wenn die Unmöglichkeit oder extreme Schwierigkeit des Unterfangens erst kurz zuvor hervorgehoben wurde.
Das spiegelt sich auch in der Beziehung von Rajou und Kala wieder. Ich sehe ein, dass füreinander bestimmte Menschen (und Unmenschen) sich sofort zueinander hingezogen fühlen, dennoch ist das im Buch so extrem, dass es absolut unglaubwürdig ist, dass nicht klar sein soll, ob sie seine Schicksalsgefährtin ist. Genauso unglaubwürdig ist es, dass Kala Rajou von Anfang an bedingungslos vertraut und sich vor seiner Wolfsgestalt nicht erschreckt, dass sie bei Blickkontakt ein Knurren als nicht gegen sie gerichtet erkennt und sich nach einem Biss schlagartig vollkommen sicher fühlt. Auch wenn die beiden füreinander bestimmt sind, trennen sie Welten, und das erzeugt immer Reibung und Probleme. Das hätte ich gerne deutlich stärker herausgearbeitet gesehen.
Um zu den Perspektiven zurückzukehren: Diese wurden leider extrem vermischt. Die Geschichte aus einer Menge verschiedener Perspektiven zu beleuchten, finde ich grundsätzlich gut, nur leider wurden die einzelnen Perspektiven nicht voneinander getrennt. In einem Absatz hat die eine Figur die Perspektive, im nächsten die zweite, dann wieder die erste und eine halbe Seite später womöglich eine dritte Person. Auch werden die Wolfswandler und sonstigen Unmenschen häufig als solche bezeichnet, selbst wenn sie in Menschengestalt unterwegs sind, sodass man nie genau weiß, welche Gestalt eine Figur gerade hat. Dadurch ist es schwer, ein Bild im Kopf entstehen zu lassen. Auch hier hätte es mich sehr gefreut, die einzelnen Perspektiven näher auszuführen, dann hätten sie auch voneinander abgetrennt werden können, ohne eine nicht enden wollende Abfolge einzelner Absätze und Seiten zu erhalten.
Was mich jedoch am meisten gestört hat, waren unzählige Grammatik- und  Rechtschreibfehler. Wüsste ich durch das Impressum nicht, dass es ein Lektorat gegeben hat, hätte ich vermutet, dass es keinerlei Überarbeitung gegeben hätte. Häufig waren Sätze oder Artikel in sich falsch, aufeinanderfolgende Absätze enthielten Widersprüche. Mehrfach fehlten auch einzelne Wörter und Anführungszeichen, und einige waren auch falsch geschrieben. Als Beispiel wurde „über die Strenge geschlagen“, wobei hier „Stränge“ gemeint gewesen wäre. Kommata wurden ebenfalls weggelassen oder überergänzt. Teils wurden Abkürzungen wie ca., cm, usw. und andere verwendet, die in einem Roman nichts zu suchen haben. Sie wurden allerdings nicht durchgängig einheitlich genutzt. Auch die umgangssprachlichen Begriffe, die an einigen Stellen sicher durchaus gezielt eingesetzt wurden, ergeben leider kein einheitliches Muster und wirken so nicht wie ein eigener Stil, sondern vielmehr holprig. Dasselbe gilt für die teilweise auftretenden Häufungen von bis zu vier Adjektiven hintereinander. Hier wäre eine subtilere Atmosphäre wieder schön gewesen.
Ich persönlich bin solchen Fehlerhäufungen gegenüber sehr empfindlich, daher wäre das für mich ein Kriterium gewesen, die Reihe nicht weiterzulesen. Glücklicherweise habe ich jedoch in Erfahrung gebracht, dass der Lektor der Reihe später gewechselt hat, sodass ich berechtigte Hoffnung habe, dass dieses Problem sich in den kommenden Bänden bessern wird. Dass Band 1 dahingehend vielleicht noch einmal angepasst wird, wäre natürlich äußerst wünschenswert.


Alles in allem steckt hinter „Rajou“ eine sehr interessante Idee, deren Umsetzung ihr und dem grandiosen Design aber nicht gerecht wird. Debütantenschwächen treffen hier auf ein extrem mangelhaftes Lektorat, dazu kommt ein hektisches Erzähltempo, dem mehr Details und Tiefe sowie weniger Adjektivhäufungen gutgetan hätten. Somit komme ich leider nur auf zwei Sterne, auch wenn ich nach wie vor Potenzial in der Idee sehe.
Meine Hoffnung ist jetzt, dass die Autorin und die Geschichte sich mit den folgenden Bänden gleichermaßen weiterentwickeln, gemeinsam wachsen und unter der Obhut eines neuen Lektorats eine deutliche Steigerung geschieht. Es würde mich sehr freuen, den nächsten Teilen drei oder mehr Sterne verleihen zu können, und ich werde den Werdegang von „Die Legende um Rajou“ weiter verfolgen.

Cover des Buches Zähmung (ISBN: 9783945073001)

Bewertung zu "Zähmung" von Farina de Waard

Zähmung
Janika_Hoffmannvor 8 Jahren
Vielversprechendes Debüt mit einigen Schwachstellen

(Hinweis vorab: Bei dem vorliegenden Werk handelte es sich um die erste Auflage. Mittlerweile ist eine neuere Auflage heraus, in der neben Seitenfarbe und Coverprägung auch kleinere Änderungen vorgenommen wurden.)

(Achtung, kleinere Spoiler können enthalten sein!)


In Farina de Waards "Zähmung" wird die ahnungslose Sina von fremdartigen Männern entführt, die sie in eine Festung in einer fremden Welt verschleppen. Zwischen Kerker und Folter hat sie keinen blassen Schimmer, was mir ihr geschieht - und warum gerade ihr. Ebenso wenig kann sie begreifen, als sie gerettet und fortgebracht wird.
Im abgeschiedenen Dorf Ornanung erwacht sie wieder und beginnt sich von ihren Verletzungen an Körper und Seele zu erholen. Hilfe erhält sie dabei vom Altmagier Shetan und seinem Enkel Tarek, die sie schützen und ihr helfen. Sie stehen auch dann noch zu ihr, als Sina entdeckt, dass sie ursprünglich aus dieser Welt stammt und zudem starke Magie in ihr schlummert - Magie, die durch die Tyrannin Zayda, die sie zuvor foltern ließ, verboten wurde.
Von nun an muss sie sich nicht nur an die neue Lebensweise anpassen, um nicht aufzufallen, sondern wird auch in Magie und Kampf unterwiesen. Doch die Gefahr, von Zayda oder ihrem Gefolge, den Ratken, entdeckt zu werden, ist allgegenwärtig.

Mit "Zähmung" hat Farina de Waard ein seiten- und handlungsstarkes Debüt herausgebracht und gleichzeitig die Reihe "Das Vermächtnis der Wölfe" begonnen. Das Covermotiv ist eher schlicht gehalten, wirkt in Kombination mit der geschnörkelten Titelschrift jedoch sehr edel. Auch die Kapitelnamen sind in einer altdeutsch anmutenden Schrift gesetzt, die zeitweise jedoch ein wenig knifflig zu lesen ist.
Die Kapitel sind teilweise sehr lang, was in Verbindung mit all den Geschehnissen am Anfang dazu führt, dass ich eine Weile brauchte, um in die Handlung reinzukommen. Von unserer Welt geht es in die Welt Tyarul in die Festung, wo Sina gefangen gehalten wird, dann quer durch das Land ins Dorf Ornanung. Obwohl häufig Dörfer, Städte und Landstriche erwähnt werden, sind hiervon jedoch nur sehe wenige auch auf der Karte verzeichnet, sodass es teilweise schwer war, den örtlichen Zusammenhängen zu folgen.
Was mir jedoch sehr gut gefallen hat ist die Tatsache, dass de Waard mit den Perspektiven spielt und häufiger vielen unterschiedlichen Handlungsträgern die Sicht gegeben hat, und wenn es nur für einige Absätze war. So war es sehr gut zu verfolgen, was sich bei den verschiedenen Parteien zeitgleich abspielte und wie Sina oft nur der Zufall rettete.
Mehrfach wurde jedoch auch innerhalb eines Abschnitts kurzfristig zwischen den Perspektiven gerutscht, ohne dies kenntlich zu machen, was mich beim Lesen stellenweise irritiert hat. Auch einige Grammatik- und Zeichensetzungsfehler haben sich noch eingeschlichen und sind mir häufiger aufgefallen. Es ist aber möglich, dass diese mit den neuen Auflagen bereits beseitigt wurden.
Etwas unglaubwürdig war die Ausbildung Sinas. Natürlich ist klar, dass sie großes Talent hat, und ausführlichere Ausführungen wären bei der Seitenstärke sicher sich knifflig gewesen, dennoch lief es mir häufig zu glatt. Egal, was Sina angeht, ob Waffengebrauch oder Magieübung, alles gelingt ihr im Handumdrehen. Zwar hat die Autorin versucht, auch Rückschläge einzubauen, doch in vielen Fällen reicht ein kurzer Kommentar, dass Sina es in sich habe, und schon gelingt es ihr ein paar Versuche später. Das wirkte bei aller Begabung unrealistisch. Ich hätte auf einige Teilübungen verzichten können, wenn die anderen Fehlversuche dafür stärker ausgearbeitet geworden wären und etwas Tempo rausgenommen worden wäre. Beim Schwertkampf hat das sehr gut funktioniert.
Auch sonst gab teils sehr schnelle Wechsel. Wo Sina zuvor noch der Ansicht war, ihren eigentlichen Namen Zenay nicht tragen zu wollen, wechselt dies von einem Kapitel zum anderen plötzlich und sie identifiziert sich schlagartig damit. Nur ihre neuen Freunde nennen sie noch Sina. Auch die Romanze zwischen Sina/Zenay und Tarek entwickelt sich sehr schnell, hier wären ein paar Anzeichen in den vorhergehenden Kapiteln schön gewesen. So wirkt es ein wenig, als habe die Autorin nur die klischeehafte Auserwählten-Dorfjungen-Romanze einzubauen versucht.
Einige Abschnitte und Entwicklungen hätten auch gerne vertieft werden können, weil stellenweise kurzfristig das Gefühl entstand, Szenen würden verschiedenen anderen Werken ähneln. Mit ein oder zwei näheren Details wäre dieser Eindruck vermutlich verschwunden.
Aber es gibt auch schöne Entwicklungen. Mir hat sehr gut gefallen, wie Sina immer wieder Wölfen begegnet und nach und nach das Vertrauen von Tareks Freunden gewinnen muss. Dass besagte Freunde auf die legendären Wölfe jedoch nur ein wenig erstaunt reagieren, ist schade.

Trotz aller Schwächen hat Zähmung es mit jedem Kapitel etwas mehr geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen, sodass ich letztendlich richtig mitgefiebert habe und nun sehr gespannt auf den zweiten Band bin. Es ist erkennbar, dass es sich um ein Debütwerk handelt, und einige Schwächen und Grammatikfehler lassen mich insgesamt auf solide drei Sterne kommen. Dennoch sehe ich in Autorin und Geschichte Potenzial, aus der Reihe ein großes Gesamtwerk entstehen zu lassen, das sich mit den nachfolgenden Bänden steigert und weiter entwickelt.

Cover des Buches Phoenix - Kinder der Glut (ISBN: 9783944544533)

Bewertung zu "Phoenix - Kinder der Glut" von Ann-Kathrin Karschnick

Phoenix - Kinder der Glut
Janika_Hoffmannvor 8 Jahren
Kurzmeinung: "Phoenix - Kinder der Glut" ist der gelungene Abschluss der Trilogie, führt alle Fäden zusammen und reicht auch in die Vergangenheit zurück.
Grandioser Abschluss der Trilogie

[Achtung, bei dieser Rezension besteht Spoilergefahr für die Vorgängerbände und einige Geschehnisse dieses Buches!]

 

Im großen Finale der Phoenix-Trilogie wurden Leon und Tavi getrennt. Während Leon kaum eine andere Wahl hat als Katharinas Wort zu trauen, dass das alles so geschehen muss, und sich mit Eleazar, Jörenson und ihr auf den Weg ins ferne Hamburg begibt, erwacht Tavi in einer Zelle, ohne genauer zu wissen, wo sie sich befindet. Für beide wird die Kontinentalarmee wieder einmal zu einem echten Problem in dem Versuch, zusammen sein zu können. Außerdem macht Katharina immer wieder Andeutungen, dass sich in naher Zukunft in Hamburg alles entscheiden wird. Und auch die Ereignisse aus Paris scheinen Auswirkungen über die Grenzen der Stadt hinaus zu haben …

 

Mit „Phoenix – Kinder der Glut“ ist Ann-Kathrin Karschnick ein fulminanter Abschluss ihrer Trilogie gelungen, deren erster Band mit dem Deutschen Phantastikpreis für den besten Roman ausgezeichnet und Band 2 ebenso nominiert wurde.

Das Cover bricht ein wenig aus dem Stil der beiden Vorgängerbände aus und bildet nicht so deutlich eine Szene aus der Handlung ab. Dennoch macht es mit dem mittlerweile vertrauten Schriftzug einiges her, und auch auf die Seiten wurde wieder ein Aufdruck gesetzt. Nach der Feder von Band 1 und dem Pfeil von Band 2 gibt es diesmal zwei grüne Spiralen zu sehen, eventuell ein Zeichen für die nebelhaften Saiwalo. Im Regal bilden alle drei Bände nebeneinander einen schönen Blickfang mit kräftigen, aber nicht zu grellen Farben.

 

Auch inhaltlich hat der Abschlussband Einiges zu bieten. Geschickt führt die Autorin alle Fäden aus den vorhergehenden Bänden zusammen und greift auch weit in die Vergangenheit zurück. Wieder zeichnet Karschnick mit ihren Worten vielschichtige Figuren, die mit sich, ihren Fähigkeiten und ihrer Vergangenheit ebenso wie ihrer Zukunft zu kämpfen haben. Die abwechselnden Perspektiven zwischen Leon und Tavi, die bei jedem Kapitelwechsel erfolgen, flechten beide Handlungsstränge geschickt umeinander und bewirken, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag, weil man unbedingt wissen will, wie es bei einer Figur nun weitergeht, jedoch auch auf die andere neugierig ist. Auch beim letztendlichen Wiedersehen sind die Perspektivwechsel wunderbar fließend und bremsen die Handlung nicht aus.

Eleazars Entwicklung war sehr interessant. Er hat nicht mehr ganz so häufig französische Begriffe in den Raum geworfen, was sehr erleichternd war. Auch wurde ich zunehmend neugierig auf seine Beweggründe, zumal einige seiner Taten ihn mir durchaus sympathischer gemacht haben. Seine Vorgeschichte hat mich schließlich doch etwas irritiert, aber der Zeitpunkt bot auch keinen Raum für längere, tiefgehende Gespräche. Dennoch hätte ich mir etwas mehr Hintergrund dazu gewünscht, so wirkte seine Eröffnung ein wenig hingeworfen. Der Grund für seine Wandlung jedoch und die Art, wie er diese eingesteht, haben mich zum Grinsen gebracht und sind definitiv gelungen.

Ebenso gelungen finde ich das letztendliche Zusammenfügen der einzelnen Fäden und die Entwicklung zum Finale hin. Hierzu möchte ich natürlich nicht zu viel verraten, doch ich denke, ich kann gefahrlos sagen, dass die Autorin hier einen guten Weg gefunden und mich auch wieder einige Male überrascht hat.

 

Leider fielen mir in diesem Band vermehrt kleine Fehler auf. Meist waren es Komma- oder auch mal Tippfehler, so manches Mal aber auch Stellen, wo inhaltliche Unklarheiten oder kleinere Widersprüche blieben. Teils fehlten auch Absätze bei Sprecherwechseln, sodass man dachte, eine andere Person würde noch immer reden, was keinen Sinn machte.

Die Fehler sind nicht allzu aufdringlich und erschlagen auch nicht, sind mir aber durchaus deutlicher aufgefallen als in den vorherigen Bänden. Das finde ich sehr schade.

 

Insgesamt ist Ann-Kathrin Karschnick der Abschluss ihrer Trilogie jedoch definitiv gelungen. Ich hatte Spaß beim Lesen und teilweise echte Schwierigkeiten, das Buch für Termine beiseitezulegen, und genau so sollte es meiner Meinung nach sein. Das Cover ist durchaus gut, jedoch nicht ganz so ein Hingucker wie die anderen beiden Bände, außerdem gab es leider einige kleine Fehler. Dies führt leider wieder zu Abzug, dennoch kann ich wieder guten Gewissens solide vier Sterne vergeben und eine klare Leseempfehlung aussprechen. Sollte es irgendwann weitere Geschichten um die Figuren geben, sei es nun von vor oder nach der Handlung der Trilogie, würde ich sie mir garantiert kaufen. Solange bin ich erst einmal auf weitere Werke der Autorin gespannt.

Cover des Buches Kondorkinder - Der Fluch des Spiegelbuches (ISBN: 9783950300291)

Bewertung zu "Kondorkinder - Der Fluch des Spiegelbuches" von Sabrina Železný

Kondorkinder - Der Fluch des Spiegelbuches
Janika_Hoffmannvor 11 Jahren
Top Fortsetzung in den Weiten Perus

Der zweite Teil zu „Kondorkinder – Die Suche nach den Verlorenen Geschichten“ spielt in der heutigen Zeit und beginnt nicht in Peru, sondern in Deutschland. Matteo trifft einen seltsamen Mann in einer Bibliothek. Der Tag endet damit, dass ihn der Fluch des Spiegelbuchs trifft und das Leben langsam aus ihm herauszurinnen beginnt. Der seltsame Fremde schickt ihn zu Malinka, einer verträumten jungen Frau, die alles andere als gute Erinnerungen an die berufliche Zusammenarbeit mit Matteo hat. Seit einiger Zeit wird sie von Träumen geplagt, und es ist der seltsame Fremde, der ihr dort erscheint.

Den beiden erscheinen mehrere Zeichen, die keinen Zweifel lassen: Sie müssen nach Peru, um Matteos Leben zu retten und das wiederzufinden, was Malinka vor langer Zeit verloren hat – die Gabe, Geschichten zu erzählen. Eine aufregende Reise beginnt, auf der ihre Spuren sich oft mit denen von Yawar und Isabel überschneiden. Und wieder führt eine Rätseljagd um das Spiegelbuch zwei Figuren, die sich erst nicht leiden können, gemeinsam quer durch Peru, verfolgt von dunklen Gestalten …

 

Nachdem mich Sabrina Železnýs Debüt bereits so berührt und begeistert hat, konnte ich gar nicht anders, als den zweiten Band direkt im Anschluss zu verschlingen. Das Cover gefällt mir wieder sehr gut, es stellt einen passenden Bezug zum Inhalt her und zeigt gleichzeitig, dass die alte Geschichte um das Spiegelbuch ihren Weg in die Moderne gefunden hat.

Auch dieses Buch hat seinen stolzen Preis, den ich nach dem ersten Band jedoch auszugeben bereit war. Es ist eine Menge Geld, doch ich war sicher, dass mich die Autorin ein zweites Mal vollauf mitreißen würde, und ich behielt recht.

Die Kapitelnamen und –anfänge folgen dieses Mal einem anderen Konzept, doch auch dieses gefällt mir. Die Idee, jedes Kapitel mit einem Traum, einer Erinnerung oder einem ein wenig verwirrenden Text zu beginnen, ist wirklich toll!

Auch das Wiedersehen mit Chasky hat mich sehr gefreut. Endlich wieder das zuckende Ohr!

Die Sprache ist genauso fesselnd wie im ersten Band. Sabrina Železný versteht es, mit Worten und Sätzen zu spielen und daraus ein großes Ganzes zu formen. Matteos Sorgen und Malinkas Nöte hautnah mitzuerleben, war so kein Problem. Ich hatte vielmehr Probleme, das Buch auch mal beiseite zu legen.

Was mich wieder gestört hat, ist die wahnsinnig große Schrift mit dem großen Zeilenabstand. Das Buch ist nicht für Kinder gedacht, dies tut also echt nicht not. Bei kleinerer, engerer Schrift wäre das Buch zwar schmaler geworden, doch die Geschichte wäre doch noch immer dieselbe gewesen. Und der Preis wäre vermutlich humaner ausgefallen. Mich hält eine derart große Schrift eher auf, ich komme nicht so schnell in den Lesefluss hinein, weil ich so schnell wieder umblättern muss.

Wie auch beim ersten Band fehlen wieder die Einrückungen. So war es zuweilen schwer zu erkennen, ob noch immer dieselbe Person spricht oder eine andere, außerdem bin ich bei Absätzen mehrfach in der Zeile verrutscht.

 

Zusammenfassend finde ich den zweiten Teil der „Kondorkinder“ wieder absolut gelungen, eine schriftstellerische Meisterleistung. Die Story und der Schreibstil erhalten erneut fünf Sterne.

Das Äußere jedoch ist noch ausbaufähig, daher erhält auch Band 2 von mir wieder vier Sterne insgesamt.

Ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin!

 

Über mich

Tierliebe Fantasy-Autorin mit chronischem Fernweh.

Lieblingsgenres

Fantasy, Jugendbücher, Kinderbücher

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