PaulD
- Mitglied seit 18.08.2014
- 2 Freund*innen
- 424 Bücher
- 7 Rezensionen
- 68 Bewertungen (Ø 3,79)
Rezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Romeo und Julia auf dem Dorfe" von Gottfried Keller
Bewertung zu "Once Upon a Time in Hollywood: The First Novel By Quentin Tarantino (A Phoenix paperback, 3691)" von Quentin Tarantino
Bei "Micky Cola" handelt es sich um einen dystopischen Thriller, der in der (nicht genauer datierten) Zukunft angesiedelt ist. Protagonist ist der titelgebende Micky Cola, einer der bekanntesten Singer/Songwriter seiner Zeit, der, beginnend mit dem Auffinden eines zerstückelten Groupies im Backstage-Bereich immer tiefer in einen Sog aus Gewalt, Sex und Alkohol gerät, während er nach und nach immer mehr über die Herrscher der zu einer einzigen riesigen Metropole zusammengewachsenen Welt herausfindet, denen er sich mit zunehmend extremen Methoden entgegenstellt.
Da in dieser Zukunft keine Länder mehr existieren gibt es logischerweise auch keine unterschiedlichen Sprachen mehr, stattdessen wird eine als "City Rap" bezeichnete Verschmelzung von Deutsch, Englisch, Französisch und einigen wenigen Wörtern Spanisch gesprochen. Genau in dieser Sprache wird das Buch auch erzählt, was das Lesen anfangs trotz des angehängten Fremdwörter-Verzeichnisses und des im Vergleich zu den anderen Sprachen großen Anteils des Deutschen recht anstrengend gestaltet. Auch der inflationäre Gebrauch von Fäkalsprache macht das Buch erst einmal wenig ansprechend.
Im weiteren Verlauf liest es sich dann aber zunehmend flüssiger, vermutlich weil sich der Leser einfach an diesen Sprachgebrauch gewöhnt.
Neben der Fäkalsprache fällt "Micky Cola" durch vollkommen übertriebene und unnötige Gewalt auf, was sicherlich nicht jedermanns Sache sein wird.
Aufgelockert wird die Erzählung immer wieder durch die Songs der Micky Cola Band (bestehend unter anderem aus dem Autor selbst), die sowohl abgedruckt, als auch mittels QR-Code hörbar werden. Bei der Musik handelt es sich um düstere Synthie-Musik, die mich vor allem an die Synchronsprecher-Vereinigung "E Nomine" erinnerte, aber auch an Depeche Mode und ältere Gothic-Bands.
Hinzu kommen äußerst gelungene Illustrationen im Comic-Stil, die die einzelnen Etappen der Erzählung einleiten.
Trotz der erwähnten anfangs störenden Aspekte konnte mich das Buch gut unterhalten. Neben einigen kreativen, wenn auch total abgedrehten Ideen überzeugt vor allem die spannende Handlung, die eine Mischung aus Hard-Boiled-Thriller und Rache-Action im Stil der 80er in einem dystopischen Setting bietet.
In "Sturmwarnung" erzählt der Kolumnist und Kapitän Jürgen Schwandt aus seinem Leben. Angefangen bei seiner Kindheit im zweiten Weltkrieg und im zerstörten Hamburg der Nachkriegszeit berichtet er von seinem Weg in die Seefahrt, von Unglücken auf offener See, dem oft anstrengenden Leben auf See, fremden Ländern, Schmuggelei und ausartenden Landgängen, bis hin zu seinem (zumindest beruflichen) Abschied von der Seefahrt. Immer wieder schweift er auch zu anderen Themen ab, zu denen er, ganz wie in seinen Kolumnen, auf meist humorvolle Weise seine Meinung kundtut.
Der Schreibstil ist flüssig und äußerst unterhaltsam und spannend. Ergänzt wird die Lebensgeschichte des Käpt'ns noch durch einige seiner Kolumnen für die Hamburger Morgenpost.
Wie vom Ankerherz-Verlag gewohnt ist das Buch wunderschön aufgemacht. Angefangen beim Einband, den das Ankerherz-Logo in Silberprägung ziert, über teils spektakuläre Fotos aus allen Lebensabschnitten des Käpt'ns bis hin zu einigen wunderschönen Illustrationen.