Bewertung zu "Love Letters to the Dead" von Ava Dellaira
Laurel beginnt ihr erstes Jahr an der Highschool. Ein neuer Lebensabschnitt, doch dieser wird von ihrer Vergangenheit überschattet. Einige Monate zuvor stirbt ihre ältere Schwester May bei einem tragischen Unfall und Laurel möchte ein komplett neues Leben beginnen, mit neuen Freunden. Ihre erste Aufgabe im Englischunterricht ist ein Brief an einen Toten. Und hier beginnt Laurel zu schreiben.
So handelt es sich bei „Love Letters To The Dead“ um einen Briefroman der besonderen Sorte. Es gibt keinen richtigen Briefwechsel, da Protagonistin Laurel an berühmte, bereits verstorbene Persönlichkeiten schreibt. In Briefen an Kurt Kobain, Judy Garland, Amy Winheouse oder auch Pilotin Amelia Earhart verarbeitet sie ihre Erlebnisse in der Highschool, ihre erste Liebe und den Tod ihrer Schwester.
Laurel ist ein sehr zurückhaltendes Mädchen. Dennoch findet sie in der künstlerisch begabten Natalie und der extrovertierten Hannah ziemlich schnell zwei sehr gute Freundinnen. Ebenfalls begegnet sie Sky, dem geheimnisvollen Jungen, der sie immer anschaut. Die Charaktere in Ava Dellairas Debütroman sind allesamt rund und gut kontrastiert. Jeder Charakter hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Konflikt, ohne starke Klischees und sie bekommen viel Raum. Die verstorbenen Empfänger von Laurels Briefe handeln zwar selbstverständlich nicht aktiv und doch spielen sie eine wichtige Rolle. Meistens haben sie einen Bezug zu den Charakteren. Amy Winehouse, weil Hannah ihre Songs liebt und singt. Janis Joplin wird oft von der Senior-Schülerin Kristen zitiert und Judy Garland ist die Lieblingsschauspielerin von Laurels Mutter. Andere Persönlichkeiten wie Amelia Earhart oder Elizabeth Bishop lernt Laurel durch die Schule kennen. Durch ihre Briefe erfahren wir auch viel über die Geschichten der Empfänger, die Laurel durch Dokumentationen oder das Internet recherchiert. Ihre verstorbene Schwester May agiert als Nebenfigur in Rückblenden und in Laurels Gedanken. Sie hinterlässt eine Lücke, die kaum zu füllen ist und ohne zu viel zu verraten, fühlt Laurel sich verantwortlich für ihren Tod. Die Rückblenden sind nicht chronologisch angeordnet und daher meistens passend zu Laurels Gegenwart.
Leider werden viele Erinnerungen widerholt, was oft schnell langweilig wird. Die Spannung der einzelnen Episoden oder Briefen ist sehr wechselhaft und hält nicht immer lange an. Man kann mit fast allen Charakteren mitfühlen. Mit May scheint es etwas problematisch, denn obwohl ihre kleine Schwester sie vergöttert, wirkt sie zu perfekt und doch zu unvollkommen und man muss sich sehr stark in sie hineinversetzen, um sie komplett nachvollziehen zu können. Das Thema des Romans ist ebenfalls lägst kein Neuland mehr und hat unglaublich viele Ähnlichkeiten mit „Perks of being a wallflower“ von Stephen Chbosky (der „Love Letters To The Dead“ übrigens gelobt hat).
Trotzdem zeigt der Roman auch einige echt positive Seiten des Genres und der Entwicklung Laurels. Laurel zieht sich nicht aus der Welt zurück, sondern versucht immer, eine neue Welt für sich zu entdecken, um ein glückliches Leben zu führen. Sie kann ihre größten Hindernisse überwinden, ohne ständig Drogen zu nehmen oder nikotinsüchtig zu werden (im Gegensatz zu anderen Jugendromanen) und auch ihre Lovestory mit Sky ist authentisch ohne kitschig zu sein.
Insgesamt ist der Roman eindeutig weiterzuempfehlen für Fans von guten Highschool-Geschichten und Briefromanen. Und wer Fan von ein paar der verstorbenen Persönlichkeiten ist, sollte ebenfalls mal reinlesen. Der Roman bietet wunderbare Charaktere, einen traurigen Verlust und Zuflucht für all jene, die im Himmel jemanden haben, dem sie gerne einen Brief schreiben würden.