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loralee

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Flucht (ISBN: 9783959623544)

Bewertung zu "Flucht" von Jaden Quinn

Flucht
loraleevor 6 Jahren
Kurzmeinung: Sehr empfehlenswerter Reihenauftakt.
Ein Thriller mit leisen Zwischentönen

Wenn zwei Geschwister als Kinder gemeinsam durch die Hölle gehen. Wenn sie nur einander haben und sonst niemandem vertrauen können. Dann kann man davon ausgehen, dass sie auch später gemeinsam durch Dick und Dünn gehen werden. Aber ist das wirklich so? Bei Blake und Sam nicht. Warum das so ist, erfährt man im Auftakt der Thriller-Reihe um die Gebrüder McLain.

Der Thriller an sich ist irre spannend geschrieben. Er ist brutal und zeitweise sehr blutdrünstig. Schon allein deswegen lohnt es sich für eingefleischte Thriller-Fans dieses Buch in die Hand zu nehmen. Es ist wie in einem Roadmovie: Die beiden Geschwister sind bis ins Erwachsenenleben ständig auf der Flucht und müssen oft genug miterleben, wie Menschen, die ihnen nahe stehen und sie trotz aller Widrigkeiten unterstützt haben, dem grausamen Dr. Martin und seinem noch grausameren Sohn Jack zum Opfer fallen.

Ich möchte an dieser Stelle auf die leisen Zwischentöne aufmerksam machen, die es durchaus gibt und die dieses Buch anders machen, als die üblichen Thriller. Trotzdem man meinen sollte, dass eine solche Handlung sich actionreich durch die Geschichte hetzt, bleibt dennoch genug Zeit, die beiden Brüder Blake und Sam und ihr Verhältnis zueinander, näher kennenzulernen.

Das Autorinnenduo, das unter dem Psydonym Jaden Quinn schreibt, lässt sich viel Zeit mit der Entwicklung der Charaktere und nutzt dafür ausführliche Dialoge. Sie sind altersgerecht (schließlich begleiten wir die beine Jungs durch 13 Jahre ihres Lebens) und sehr realistisch für das Verhalten von Kindern in den beschriebenen Altersstufen. Sie sind auf keinen Fall pädagogisch oder belehrend und erst recht nicht langweilig. Sie sind das stärkste, wenn nicht sogar DAS tragende Element in diesem Roman. Sie transportieren die Emotionen der Protagonisten aus den Buchseiten heraus und direkt in mein Herz. Toll! Da haben sich zwei Autorinnen gefunden, die sich offensichtlich gegenseitig großartig inspirieren.

Es bleibt mir jetzt nur noch eins zu sagen: Lest das Buch, es lohnt sich! Ich werde in der Zwischenzeit
der Fortsetzung dieser Reihe entgegenfiebern.

Cover des Buches Der Pflegefall: Kriminalroman (ISBN: 9783742740786)

Bewertung zu "Der Pflegefall: Kriminalroman" von Olivia Monti

Der Pflegefall: Kriminalroman
loraleevor 6 Jahren
Kurzmeinung: Gibt tiefe Einblicke in die Arbeit einer Pflegekraft.
Cover des Buches Der Pflegefall (ISBN: 9783746720524)

Bewertung zu "Der Pflegefall" von Olivia Monti

Der Pflegefall
loraleevor 6 Jahren
Herausforderungen der Altenpflege

Das Buch beschreibt sehr plastisch die Herausforderungen, vor denen eine Pflegekraft in ihrer Arbeit mit älteren Menschen steht -verpackt in einem Krimi.

Anna Zerbst wird von dem Hausmeisterehepaar Schmitts als private Pflegerin des alten Herrn Brunt angestellt, der allein und verbittert auf seinem großen Anwesen lebt. Schon sehr schnell merkt Anna, dass es jede Menge Fallstricke gibt, in die sie sich ahnungslos verheddert. Das Verhalten der Menschen, die im Haus ein und aus gehen, weckt schnell ein Unbehagen und es keimt in ihr ein Verdacht auf, der sie dazu bewegt, die Kriminalpolizei einzuschalten.

Der Pflegefall wird aus der Perspektive der Hauptfigur Anna beschrieben. Es gelingt der Autorin, mich in ihre Gedankenwelt eintauchen zu lassen und die körperlichen wie psychischen Herausforderungen, denen sie sich als Altenpflegerin stellen muss, hautnah mitzuerleben. Sie zerbricht fast an der Zerreißprobe zwischen Empathie und Antipathie gegenüber den anderen Figuren im Haushalt.

Wie geht man mit einem 90jährigen um, der einem in der einen Sekunde demütigende Beleidigungen an den Kopf wirft und dir in der nächsten deutlich macht, dass er darauf angewiesen ist, dass du ihm seine Menschenwürde erhältst? Diese Kernfrage, die sich sicherlich viele Menschen, die in der Pflege tätig sind jeden Tag stellen müssen, beschreibt Olivia Monti sehr eindrücklich in ihrem Roman. Vor den Menschen, die diese Arbeit über lange Jahre verrichten, habe ich sehr großen Respekt. Ich denke, mir würde es so wie der Protagonistin in dem Roman gehen: Ich würde schon nach ein paar Tagen schier an den Aufgaben verzweifeln.

Der Krimi, der den Rahmen für diese Beschreibungen bildet, wird gegen Ende, wenn es auf den kriminalistischen Höhepunkt zugeht, immer dünner und vermag die starke Geschichte von Anna leider nicht zu tragen.

Dennoch empfehle ich dieses Buch weiter, wegen des starken ersten Teils der Geschichte, die mich beeindruckt und berührt hat.

Cover des Buches Fremde Horizonte (ISBN: 9783745079456)

Bewertung zu "Fremde Horizonte" von Henny Bode

Fremde Horizonte
loraleevor 6 Jahren
Spannend bis zum Schluss!

Ich war unglaublich fasziniert von dem Aethercircus in der Altstadt von Buxtehude vor einigen Wochen. Steampunk zum Anfassen, Jawoll! Es flanierten Reifenröcke, Mieder, Sonnenschirme aus Spitze, ausladende Hüte, Zylinder und Googles, begleitet von dampfbetriebenen Fantasiegefährten und glänzenden Zahnrädern. Als ich dann einen Bücherstand mit Steampunk Romanen entdeckte - inklusive der leibhaftigen dazugehörigen Autorinnen und Autoren, war ich im Fantasyhimmel angelangt.

Das Cover eines Buches sprang mir sofort ins Auge und übte eine fast magische Anziehungskraft auf mich aus.

Fremde Horizonte von Henny Bode ist vielleicht einen Tick zu schmal für einen Roman und etwas zu breit für eine Kurzgeschichte --- ich nenne es hier einfach mal eine Novelle. Passt ja auch in die Zeit. Die Welt, die Henny Bode in ihrer Geschichte zeichnet, ist auf den ersten Blick solider Steampunk: Charmante Herren, die vor den Damen zum Gruß den Zylinder ziehen und mit dampfbetriebenen Kutschen in das nächste Erfinderlabor streben. Luftschiffe, gepuderte Nasen und vieles mehr lässt das Herz des Steampunk-Fans höher schlagen.

Das Besondere an dieser Geschichte ist die Tatsache, dass die verstorbenen Menschen sichtbar und gleichberechtigt - vielleicht ein bisschen blass und transparent - unter den Lebenden weilen.

Privatermittler Horatio Ferroulo erhält von einer so genannten Verblichenen einen pikanten Auftrag. Ihre tote Tochter ist auf mysteriöse Weise getötet worden - ist das denn überhaupt möglich. Der Fall führt ihn in die hintersten Winkel seiner Stadt und erlaubt uns Leserinnen und Leser einen tiefen Einblick in seine recht fragile Welt. Fragil, weil das Gleichgewicht zwischen Lebenden und Toten in großer Gefahr ist.

In kurzen Kapiteln mit ausgeprägten Perspektivwechseln erfahren wir immer mehr von dieser spannenden und interessanten Welt. Es ist, als würde die Autorin mit einer Petroleumlampe erst einen Winkel der Stadt und direkt danach den nächsten ausleuchten, wobei es außerhalb des spärlichen Lichtkegels stockfinster bleibt. Das Interesse, mehr von dieser Welt zu erfahren und Horatio und seiner Auftraggeberin Hannah über die Schulter zu schauen, zieht mich voller Spannung bis an das Ende der Geschichte.

Zwischenmenschlich (oder-tödlich?) passiert in dieser kurzen Geschichte zwischen den Zeilen wesentlich mehr als in ihnen. Henny Bode überlässt der Fantasie der Lesenden sehr viel Raum, ich hätte diesen Part dennoch gerne aus der Feder der Autorin erfahren.

Ihr Schreibstil ist klar und geradeheraus - also genau, wie ich es mag. Trotzdem schafft sie es, mit sparsamen Mitteln eine wilhelminische Atmosphäre heraufzubeschwören mit gespenstischem Flair. Die Geschichte endet für meinen Geschmack etwas zu abrupt und lässt mich ein bisschen im luftleeren Raum hängen.

Dennoch muss ich sagen, dass ich sehr froh bin, diese Perle von Buch mitgenommen zu haben. Das Cover verspricht was der Inhalt hält. Ich bin begeistert! Vielleicht auch gerade, weil diese Geschichte noch ein paar Ecken und Kanten aufweist. Es lohnt sich dieses Buch zu lesen und es lohnt sich auch, die Autorin im Auge zu behalten. Ich bin schon sehr gespannt, welche weiteren fantasievollen Welten aus ihrer Feder fließen werden. 

Cover des Buches Heidefeuer (ISBN: 9783548287539)

Bewertung zu "Heidefeuer" von Angela L. Forster

Heidefeuer
loraleevor 6 Jahren
Der Duft der Heide mit Spannungseffekt

Über ein Jahr ist das Buch in einer Facebook Gruppe gewandert. Durch die ganze Republik, bis es wieder bei mir landete und ich es endlich lesen konnte. Das schöne an dieser Wandergruppe war, dass dem Buch ein kleines Heft beilag, in das die Leserin jeweils einen Gruß an die Autorin eintragen konnte.

Liebe Angela, jetzt ist es endlich soweit und ich kann dir das kleine Heftchen zukommen lassen. :-)

Aber nun zum Buch. Heidefeuer ist ein Regionalkrimi aus der Lüneburger Heide. Eine tolle Urlaubslektüre, nicht zu anspruchsvoll, nicht zu aufregend und voller Lokalkolorit. Das mag ich. Jedes Mal wenn ich das Buch in den letzten Tagen aufgeschlagen habe, umwehte mich der Duft von Heidekraut, Wacholder und Pferdestall. Ich roch förmlich den warmen Wind, der einen um die Nase streicht, wenn man im Sommer durch die Heide wandert.

Ich folgte Kommissarin Inka Brandt durch die Heidedörfer: Undeloh, Handeloh und wie sie alle heißen. Die Landschaftsbeschreibungen sind klasse. Auch die Figuren wirken wie waschechte Unikate aus der Region. Ab und zu habe ich mich zu sehr in der Landschaft verloren und den Faden in der Geschichte verloren. Denn die ist nicht ohne:

Ein Serienkiller geht um und mordet scheinbar ohne Sinn und Verstand, was ihm gerade vor die Füße kommt. Kommissarin Inka Brandt, die gerade nach drei Jahren Abwesenheit wieder in ihr Heimatdorf Undeloh zurückgekehrt ist, muss tief graben, bis sie den Hauch eines roten Fadens findet. Und nur mit Hilfe ihres Kollegen Martin und auch aus unerwarteter Richtung, kann sie den Fall lösen. Eines kann ich jetzt schon verraten: Der Mörder ist nicht der Gärtner!!

Wenn du vor hast in der Lüneburger Heide Urlaub zu machen, oder dort gerade Urlaub gemacht hast und Lust auf ein wenig Nervenkitzel hast, dann lies Heidefeuer! Es lohnt sich.

Cover des Buches Nebelmord (ISBN: 9783596030651)

Bewertung zu "Nebelmord" von Yrsa Sigurdardottir

Nebelmord
loraleevor 6 Jahren
Spannend bis zur allerletzten Zeile

Yrsa Sigurdardottir schafft es innerhalb kürzester Zeit eine spannungsgeladene Stimmung heraufzubeschwören, die mir Gänsehaut macht. 

Schon auf der ersten Seite beschwört sie eine Stimmung, die nichts Gutes verheißt. Vier Personen sitzen in einem Leuchtturm fest, auf engstem Raum, im Nebel. Und irgendwie kippt die Stimmung ins Negative. 

Drei parallel verlaufende Erzählstränge, die anscheinend nichts miteinander zu tun haben, führen durch den Roman. Jede Geschichte für sich ist spannungsgeladen und könnte einen eigenen Krimi füllen. Das Besondere daran ist, dass Yrsa sich Zeit lässt und jeden Strang detailliert ausleuchtet. Bis zum Schluss hat man als Leser das ungute Gefühl, dass irgendetwas nicht richtig zusammenpasst. Und dann kommt der Überraschungsmoment, der die Puzzleteile neu mischt und sie ein ganzes neues grausames Bild ergeben. 

Ein stimmungsvoller, empfehlenswerter Krimi.





Cover des Buches Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt (ISBN: 9783404208838)

Bewertung zu "Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt" von Akram El-Bahay

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt
loraleevor 6 Jahren
Cover des Buches Bastard City (ISBN: 9781537671437)

Bewertung zu "Bastard City" von Sebastian Wotschke

Bastard City
loraleevor 6 Jahren
Yeeehaw!


Ein Western, wie er im Buche steht: Im Jahr 1800-schieß-mich-tot: Eine aufstrebende Stadt mitten im Nirgendwo, mit Saloon, Saufereien und Schlägereien. Ein Sheriff, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Nutten, Whiskey und keusche Bürgerstöchter. Jedes Klischee wird bedient, jeder Stilbruch ist erlaubt. Willkommen im Pulp Fiction des wilden Westens.

Rauchende Colts und Bonanza – was habe ich diese Serien früher geliebt!

In Bastard City ist alles im Aufbruch, alles ist möglich. Und doch sind die Menschen in ihrem Verhalten und Handeln an alte Strukturen gebunden.

Bastard City ist ein Western, der sich in Stil und Qualität an die alten Wildwest-Fernsehserien der 70er und 80er Jahre anlehnt. Wenn sprachlich und gedanklich Themen angerissen werden, die gar nicht in Zeit und Ort passen wollen – so what?! Wenn es der Handlung dient, ist doch jedes Stilmittel erlaubt! Die Handlung schillert, die Sprache ist rau und voller klischeehafter Dialoge. Ich gebe zu, ich brauchte eine Weile, um den Stilbruch zu akzeptieren. Er hat mich genauso irritiert, wie die langen Dialoge zu Anfang, die wie ein starres Kammerstück auf mich wirkten und nicht in das Bild eines Westerns passten. Das legte sich aber im Laufe der Handlung und wurde abgelöst durch Action und slapstickartige Situationen. Als ich soweit war, musste ich das Buch in einem Rutsch zuende lesen.

Der Roman greift außerdem sehr ernste Themen auf, die aktueller nicht sein können und Parallelen zum Umgang mit Rassismus, Homophobie und willkürlicher Gewalt im heutigen Land der unbegrenzten Möglichkeiten (und anderswo) aufweisen. Das lässt mich schaudern.

Wenn du dich auf raue Sprache, Klischees und „Haudrauf“ einlassen, und salonfähige Pulp Fiction magst, gar ein Fan der Rauchenden Colts bist, wird es dir ein Vergnügen sein, dieses Buch zu lesen. Yeeehaw!

Cover des Buches Im Glashaus gefangen zwischen Welten (ISBN: 9783961112609)

Bewertung zu "Im Glashaus gefangen zwischen Welten" von Devakumaran Manickavasagan

Im Glashaus gefangen zwischen Welten
loraleevor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein interessantes Fachbuch über die kulturelle und ethnische Inklusion von jugendlichen Migranten in die deutsche Gesellschaft.
Ein must-read für Leute, die sich mit der Integration von jungen Asylanten beschäftigen


Ein interessantes Fachbuch über die Probleme, die kulturelle und ethnische Inklusion von Jugendlichen in die deutsche Gesellschaft mit sich bringen.

Als mir der Autor dieses Buch anbot, ging ich davon aus, dass es sich um eine klassische Biographie handelt. Es dauerte eine Weile, bis ich merkte, dass ich es stattdessen mit einem sehr interessanten Fachbuch über interkulturelle Kommunikation und Inklusion aus der persönlichen Sicht eines Betroffenen in der Hand hielt. Da ich mich zufälligerweise beruflich mit diesem Thema, insbesondere im Zusammenhang mit Menschenrechten beschäftige, setze ich heute den professionellen Hut in meiner privaten Bloggosphäre auf.

Dieses Buch ist eine Perle für alle, die sich mit der Integration junger geflüchteter Menschen beschäftigen. Denn es gibt wenig Fachliteratur, die sich so nah am persönlichen Schicksal mit diesem Thema auseinandersetzt. Der Autor ist kein gelernter Sozialpädagoge, Psychologe oder Ethnologe (hie und da sind diese Defizite dem Buch auch anzumerken), und doch schöpft er seine Expertise aus den Erlebnissen seiner Familie, die durch den Krieg im Heimatland Sri Lanka auseinander gerissen wurde und traumatisiert in einem Gastland zusammenkam, dem es schwer fiel und bis heute immernoch schwer fällt, die Bedürfnisse und Rechte von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt zu stellen.

Der Autor selber war nicht direkt von Krieg, Flucht und Migration betroffen. Er ist als jüngstes Kind der Familie in Deutschland geboren und aufgewachsen und musste von Anfang an seine Identität zwischen zwei grundverschiedenen Kulturen finden. Dies war nicht ohne professioneller Hilfe möglich, weshalb er jungen kriegs- und fluchttraumatisierten Menschen anrät, sich externe professionelle Hilfe zu holen.

Ich freue mich ganz besonders, dass sich Deva auch mit Fragen zu Gender und den Konflikten zwischen den Generationen auseinandersetzt. Denn gerade in extremen Situationen treten ungerechte Machtstrukturen zwischen den Geschlechtern besonders stark zutage, insbesondere wenn Kinder, Mädchen und Jungen, im Spiel sind.

Deva schrieb dieses Buch als Ratgeber für junge Migranten in Deutschland. Ich rate Fachleuten dieses Buch zu lesen, denn sie können eine Menge lernen über die Gedanken, Gefühle und Meinungen von geflüchteten jungen Menschen mit streng patriarchalen Hintergründen. Wie auch über die Herausforderungen, denen die jungen Menschen bei der Integration in die deutsche Gesellschaft gegenüberstehen.

Cover des Buches Ich war jung und hatte das Geld (ISBN: 9783641203696)

Bewertung zu "Ich war jung und hatte das Geld" von Sebastian Lehmann

Ich war jung und hatte das Geld
loraleevor 7 Jahren
Anekdoten über die wilden 90er - zum wegschmeißen lustig!

"Zum piepen!" würde meine Mutter sagen. Meine Mutter ist Generation Hippie. Ho Chi Minh, Che Guevarra, Woodstock und all das - eine waschechte Alt-68erin und quasi Jugendkultur Teilnehmerin der ersten Stunde.

Sebastian Lehman ist Generation 90, wo die Jugendkulturen weniger politisch motiviert waren wie damals. Es wurden auch keine Generationenkonflikte in der Intensität ausgetragen wie in den 60ern. Es wurden einem stattdesen unendlich viele verschiedene Identitäten angeboten, in die man als Jugendliche schlüpfen und sich ausprobieren konnte. Jede Jugendkultur kam mit einem Gesamtpaket aus vorgegebener Kleidungsweise, Verhaltenskodex, Musik und Assecoires daher. Man musste nur zugreifen, sie sich überstreifen und schauen, ob man sich darin wohlfühlte.

In kurzen anekdotischen Kapiteln beschreibt Sebastian Lehmann, wie er zusammen mit seinen Freunden Dirk, Flo und Tina die Jugendkulturen wechselt, wie die frischgewaschenen T-Shirts. Und es ist zum wegschmeißen! Skater, Existenzialist, Hippie, Punk, BWLer, Ballermann-Mann - er ist sich für nichts zu schade und macht vor nichts halt. Dabei beschreibt er in frischer Sprache die Hürden, die er und seine Kumpels als mittellose Jugendliche überwinden müssen, um sich einer Jugendkultur zugehörig fühlen zu können. Und sie sind extrem erfinderisch und kreativ, nehmen tapfer viele Unannehmlichkeiten auf sich, um einfach dazugehören zu können, wie den fair gehandelten Karottensaft aus der Uckermark oder das Missverständniss im Biene Maja Kostüm bei einer Cosplay Con aufzutauchen. Immer geht irgendetwas schief und sie beschließen weiterzuziehen, etwas neues auszuprobieren um sich dann Kopfüber in das nächste Jugend-Abenteuer zu stürzen. Fats jedes Kurzkapitel st begleitet von der Illustration einer Papier-Anziehpuppe und den zu dieser Kultur gehörigen Kleidung.

Als Leserin, die diese Generation miterlebt hat, den Höhepunkt der Jugendkulturen, erkenne ich sehr vieles wieder und kriege vor Lachen kaum noch Luft.
Das Gefährliche an diesem Buch ist, dass ich mich in vielen dieser Beschreibungen wiederfinde bzw. vieles nachvollziehen kann. Die sympathischen Figuren, die in ihrem jugendlichen Leichtsinn fast jedes Fettnäpfchen mitnehmen sind dieperfekten Antihelden dieser Beschreibung dieser unbeschwerten Generation. Ich kann nicht anders und kullere mich wieder vor Lachen. Köstlich!

Dieses Buch ist kurzweilig, humorvoll, aber auch liebevoll. Für alle, die wissen wollen, wie es um die Jugendlichen in den 90ern stand, bzw. ihre Erinnerungen an dieser Zeit wieder auffrischen möchten, ein Muss!

Über mich

Ich lese und schreibe.

Lieblingsgenres

Krimis und Thriller, Fantasy, Jugendbücher, Historische Romane, Science-Fiction, Comics, Literatur, Unterhaltung

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