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Cover des Buches Ich schenk dir eine Geschichte - Abenteuer in der Megaworld (ISBN: 9783570177259)

Bewertung zu "Ich schenk dir eine Geschichte - Abenteuer in der Megaworld" von Sven Gerhardt

Ich schenk dir eine Geschichte - Abenteuer in der Megaworld
maaraavillosavor 3 Jahren
Kurzmeinung: ...
Cover des Buches Libellen im Kopf (ISBN: 9783809026341)

Bewertung zu "Libellen im Kopf" von Gavin Extence

Libellen im Kopf
maaraavillosavor 7 Jahren
Kurzmeinung: Gavin Extence konnte mich wieder von seinem Talent, fiktionale Geschichten realistisch, detailgetreu und spannend zu erzählen, überzeugen!
Ein paar Worte zu... Gavin Extence - Libellen im Kopf

Worum geht es?
Das Leben hat seine Höhen und Tiefen. Die Kunst ist es, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Alles begann, wie es manchmal eben so ist, mit einem toten Mann. Er war ein Nachbar – niemand, den Abby gut kannte, dennoch: Einen Verstorbenen zu finden, wenn man sich nur gerade eine Dose Tomaten fürs Abendessen ausleihen möchte, ist doch ein bisschen schockierend. Oder sollte es jedenfalls sein. Zu ihrem eigenen Erstaunen ist Abby von dem Ereignis zunächst seltsam ungerührt, aber nach diesem Mittwochabend gerät das fragile Gleichgewicht ihres Lebens immer mehr ins Wanken, und Abby scheint nichts dagegen unternehmen zu können …
(via randomhouse)

Wie hat es mir gefallen?

    "Das ist kein Scherz. Er war schon tot, als ich reinkam. Er sitzt in seinem Sessel." "Tot?" "Tot." "Wie jetzt - richtig tot"? "Hergott noch mal! Was gibt's denn sonst noch? Fast tot? Ein bisschen tot? Er ist tot! Einfach nur tot! Kalt und steif." Warum vertraute bloß niemand meinem Urteil in dieser Angelegenheit? "Wow, das ist..." Er verstummte, senkte den Blick und runzelte die Stirn. "Ähm." "Was ist?" "Du hast dir trotzdem die Tomaten genommen?" (S. 14f)

Kurios, merkwürdig, aber doch witzig zugleich beginnt die Geschichte um Abby. Gavin Extence wirft den Leser hier in eine Situationskomik, die auf den ersten Blick, vor allem aber in Hinblick auf die Grundthematik des Buches, vielleicht gar nicht des Lachens würdig erscheint, und doch kam ich als Leserin nicht umhin, eben genau dies zutun.

Abbys Geschichte ist eigentlich alles andere als lustig. Sie leidet an der psychischen Krankheit Bipolare Störung. Ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Mal himmelhochjauchzend gepaart mit Hyperaktivität, Euphorie und Gereiztheit und dann wieder stark depressiv, ganz im Einklang mit tiefer Traurig- und Antriebslosigkeit. Der Leser weiß schon zu Beginn, dass Abby psychisch nicht gänzlich auf der Höhe ist, Aktion und Reaktion ihrerseits wollen nie so wirklich zusammen passen. Mit dem Fund ihres toten Nachbarn kippt jedoch der Schalter und wir begleiten Abby, in manchen Situationen ohnehin schon merkwürdig verhaltend, durchgehend durch eben diese Höhen und Tiefen auf ihrem Weg in die Abwärtsspirale - zu Beginn noch mit ihr lachend, gen Ende hin doch immer ernster und mitfühlend.

    Als ich mit meiner Lobeshymne auf mich selbst geendet hatte, saß sie einen Moment lang mit steinerndem Gesicht da. Dann sagte sie:" Okay, das ist nun wirklich etwas, das wir unbedingt im Auge behalten sollten." Sex, Drogen und Schlaflosigkeit - dafür brauchten wir drei Augen. Viel mehr Probleme durften es nicht werden, schließlich hatten wir nur vier. (S. 66)

Gavin Extence war zu seiner Zeit selbst manisch depressiv, wer könnte so eine Geschichte also besser erzählen? Vielleicht macht auch gerade dieses Detail die Geschichte so besonders, denn auf einen Außenstehenden wirken Abbys Handlungsabsichten in erster Linie erstmal verrückt komisch, die Betroffenden selbst aber fühlen sich meist nur eines: unverstanden - und das wird in Libellen im Kopf wunderbar deutlich. Seine eigenen Erfahrungen konnte Gavin Extence hier geschickt in die Grundstory miteinflechten, ohne dabei unsympathisch belehrend daherzukommen. Die Figur Abby war für mich beim Lesen durchweg wie eine witzige, schlagfertige Freundin, die atemlos ihre nicht weniger spannende Geschichte in allen Details erzählt. Sie findet ihren toten Nachbarn, verstrickt sich in zwei waghalsige Journalismus-Jobs, versucht mit der neuen Frau ihres Vaters klarzukommen, ihre Beziehung mit Beck aufrecht zu erhalten und kann so gar nicht nachvollziehen, wieso sich ihre Therapeutin Dr. Barbara so stringent gegen Drogen ausspricht.

All diese Ereignisse könnten für ein ganzes Leben reichen, tatsächlich aber erstreckt sich die Handlung bis zum mental breakdown über nur wenige Tage. So atemlos und spannend Abby erzählt, so Atem anhaltend und gespannt folgt ihr der Leser. Durch den flotten, saloppen und dennoch bildhaften Schreibstil ist vor allem dies überhaupt gar kein Problem. Man könnte meinen, einen Thriller vorliegen zu haben, so ist es bei all den Fakten aber nicht. Es ist eher ein bisschen so, als würde man selbst Achterbahn fahren, alles geht wahnsinnig schnell, der Kopf wird ordentlich geschüttelt und dann bleibt die Zeit bis zum großen Sturz nach unten stehen.

    Das ist ein urmenschliches Problem, mit dem sich kein anderes Lebewesen herumschlagen muss: die Fähigkeit, in mehreren Zeiten gleichzeitig zu leiden - die Vergangenheit zu beklagen, an der Gegenwart zu verweifeln und die Zukunft zu fürchten. Wenn es die Ärzte gut mit mir meinten, würden sie mir eine Lobotomie verpassen. Aber das war mir nicht vergönnt; ich war zur falschen Zeit geboren. (S. 202f)

Das Erzähltempo wechselt, die Achterbahnfahrt ist vorbei. Abby wird eingewiesen und muss sich einen harten Weg erkämpfen, um wieder Gesundheit zu erlangen. Die Besteigung des Mount Everest beschreibt es nichtmal in Ansätzen.

    Ich zuckte mit den Schultern. "Sie suchen ständig nach Schubladen für uns." Wir rauchten den Rest unserer Zigaretten ohne viele Worte. Es gab ja auch nichts weiter zu sagen. (S. 221)

Gerade in der zweiten Hälfte des Buches wird deutlich, wie stark Abbys Symptome eigentlich schon ausgeprägt waren. Gleichzeitig greift Extence eine Vielzahl von Vorurteilen in Bezug auf manisch Depressive auf, macht aber auch deutlich, wie hilflos Abbys Umfeld eigentlich ist, denn dieses verknotete Wollknäuel ist weder von außen noch von innen leicht zu entknoten. Vor allem Beck, Abbys Freund, hadert sehr mit sich und stellt die Beziehung zu Abby mal weniger, mal mehr infrage - an Sympathie büßt aber auch er an keiner Stelle ein. Auch wenn die klinischen Kapitel mit weniger Antrieb daherkommen, verfolgt man weiterhin gespannt Abbys Rückkehr ins Leben und denkt nach Beenden des Buches und auch noch eine ganze Weile später über die Thematik nach.

Mir hatte ja bereits Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat sehr gut gefallen, weil es mit gesellschaftliche Konventionen bricht. So waren meine Erwartungen an das zweite Buch aus Gavin Extence' Feder nicht gerade tiefgesetzt. Aber auch mit Libellen im Kopf konnte der Autor mich von seinem Talent, fiktionale Geschichten realistisch, detailgetreu und spannend zu erzählen, überzeugen - sein Nachwort hat mich zudem sehr berührt. Libellen im Kopf ist für mich ein Jahreshighlight im Jahr 2017 und jedes Lesen wert!

Cover des Buches Die Diamantkrieger-Saga - La Lobas Versprechen (ISBN: 9783570164259)

Bewertung zu "Die Diamantkrieger-Saga - La Lobas Versprechen" von Bettina Belitz

Die Diamantkrieger-Saga - La Lobas Versprechen
maaraavillosavor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein wundervolles Cover macht noch lange kein gutes Jugendbuch
Ein paar Worte zu... Bettina Belitz - La Lobas Versprechen (Diamankrieger-Saga #2)

Wie immer vorab: Da es sich hierbei schon um den zweiten Band der Trilogie handelt, kann ich dir keine gänzlich spoilerfreie Besprechung garantieren. Und ich will dir ja keine Details vorwegnehmen, daher verweise ich dich freundlich auf meine Rezension zu Band 1 :-)
 
Bettina Belitz hat mich Mitte März 2016 ganz schön neugierig zurückgelassen, denn da erschien der erste Band zur Diamantkrieger Saga-Trilogie: Damirs Schwur. Ein paar Kritikpunkte hatte ich (hier geht es zur Rezension), überzeugt war ich aber restlos von Belitz' Schreibstil und die Aussicht auf die Folgebände war auch vielversprechend, sodass ich dem ersten Band wohlwollend noch eine mittlere Bewertung gegeben habe, eben mit der Erwartungshaltung, dass die kommenden Bände an Dynamik zunehmen würden.
 
Gut ein halbes Jahr später hielt ich dann auch schon den zweiten Band in den Händen. Auch hier wieder ein großes Lob an die Covergestaltung, so muss doch mal ein ansprechendes Jugendbuch aussehen! Doch die schönste Verpackung der Welt bringt nicht viel, wenn der Inhalt hinkt. So war es leider für mich beim Lesen von La Lobas Versprechen.
 
Die Geschichte beginnt gewohnt düster, Sara erfährt von Goldwasser mehr über ihre eigene Vergangenheit und auch über ihre Mutter. Nur so viel: eine rosige Kindheit sieht gewiss ganz anders aus. Daher hatte ich schon auf den ersten fünfzig Seiten erwartet, dass mich diese Erkenntnis emotional mehr mitnehmen würde, aber leider schwappten Saras Empfindungen so gar nicht auf mich über. Ich konnte ihre Bestürzung nicht wirklich ernst nehmen, da hätte ich mir persönlich einfach mehr Tiefe gewünscht. Eventuell hätte man hier auch einfach mehr Raum öffnen können, denn gleich im nächsten Moment kommt Goldwasser dann ja mit der einer weiteren Hiobsbotschaft um die Ecke: er will sein Amt bei Sara niederlegen und verweigert ihr einen Auftrag. Dass seitens Sara dann die Fronten vollkommen verhärten, konnte ich ja noch ein Stück weit nachvollziehen, aber auch im weiteren Verlauf der Geschichte entwickelt sich diese Hauptfigur, ja eigentlich Schlüsselfigur, kaum merklich.

Und das ist es, was man sich von einem Mittelband doch erwartet: eine Figur wächst mit ihren Aufgaben und davon hat La Loba ja so einige für Sara - deshalb auch der Untertitel. Vielleicht hatte ich aber auch einfach gänzlich andere Erwartungen, denn ich dachte, dass der zweite Band sehr viel aktionsreicher wäre, so im Sinne von einer kleineren Schlacht. Tatsächlich geht es aber bei der Diamantkrieger Saga ganz offensichtlich um Schlachten, die man tagtäglich selbst mit sich austrägt - oder habe ich dies falsch verstanden?
 
Sara begibt sich jedenfalls in die La Lobas Schule und wird ausgebildet, nur dass diese Ausbildung viel mehr im geistigen Sinne stattfindet. Sara soll ihre Wahrnehmung für sich selbst ändern und nicht nur eine, sondern viele Selbstoptimierungen vornehmen, um zu der Sara zu werden, die sie eigentlich tief in ihrem Inneren ist. Sara hingegen, auf dem höchsten Punkt der Pubertät angekommen (so schien es mir), fährt ihre eigenen Mauern, die dem Leser bereits aus dem ersten Band bekannt sind, so dermaßen hoch, dass hier kaum eine Weiterentwicklung stattfinden kann. So las sich auch gut die Hälfte des Buches für mich einfach langweilig. Handlungstechnisch erwartet den Leser hier nicht viel, stattdessen folgt Dialog um Dialog, oder auch Monolog um Monolog. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, in dem so viel geredet wird. Ob nun Sara mit La Loba, oder Sara mit sich selbst. Und all diese Fragezeichen, ... puh!
 
Das ganze wird durch die Autorin so weit ausgereizt, dass ich irgendwann gar keine Lust mehr hatte, der Geschichte zu folgen, denn Saras Gedanken kreisen vor allem immer nur um einen Menschen: Damir. Ich mag es in der derweiligen Jugendliteratur einfach nicht, wenn weibliche Protagonisten sich so von einer männlichen Figur abhängig machen. Jede Handlung die Sara vollzieht, macht sie nur, weil sie sich etwas von Damir erhofft. Sie kommt gar nicht aus diesem Denkmuster heraus und das war mir auf Dauer als Leserin einfach zu anstrengend, auch wenn diese Abhängigkeit durch die Autorin gewollt ist. Sie erklärt sich dann in der Auflösung. Für mich waren diesen Passagen aber mit purer Langatmigkeit verbunden.
 
Für den eigentlichen Twist (auf den kam ich als Leserin übrigens sehr schnell und auch die vielen Enthüllungen gaben mir nichts) entwickelt sich Sara dann doch noch innerhalb weniger Seiten weiter, aber eigentlich hätte diese Entwicklung schon viel länger angebahnt werden müssen, um wirklich authentisch zu wirken. Ich war jedenfalls nicht sehr überzeugt davon, dass Sara bereits eine vollwertige Kriegerin ist, die für den ein oder anderen (inneren) Kampf gewappnet ist und mit eingeübten Skills überrascht. Aber es musste nun so sein, sonst würde der Plot ja auch nicht aufgehen, schien mir. Das Buch erreicht trotzdessen an dieser Stelle auch nochmal so etwas wie einen Spannungsbogen, hier hatte ich dann auch wieder Freude am Lesen, selbst wenn das große "Finale" eben ruhig ist und nur in Gedanken vollzogen wird. Krasse Kämpfe mit klirrenden Schwertern kann man hier nicht erwarten, alles findet nur im Kopf statt. It's all in your head!
 
Der Mittelband dieser Saga endet dann mit einem brutalen Cliffhanger, der von seiner Gewaltsamkeit her wieder stark an den ersten Band Damirs Schwur erinnert und in mir schon das Gefühl auslöste, weiterlesen zu wollen. Dies hat nun zur Folge, dass ich nicht wirklich weiß, ob ich die Trilogie nun auch tatsächlich beenden will. Einerseits überwogen in La Lobas Versprechen vor allem die langatmigen Gespräche, viel BlaBla um Nichts, andererseits schaffte es Bettina Belitz dann zum Ende hin doch noch das Steuer rumzureißen und ich konnte viele Entscheidungen sehr viel besser nachvollziehen und fand auch die Idee des Inneren Kampfes gar nicht mal so schlecht. Ich könnte es für den dritten Band aber echt nicht über mich bringen, wenn da schon wieder so viel Vorgeplänkel stattfindet. Da müsste es nun Seite um Seite knallen und feuerwerken. Am Schreibstil habe ich weiterhin nichts auszusetzen, der war, mal abgesehen von den vielen Fragen, wieder makellos.
 
Die Diamantkrieger Saga hat ihr Für und Wider, die Erwartungen die ich an den zweiten Band La Lobas Versprechen hatte, wurde nur zum Teil erfüllt. Ob ich weiterlesen werden, muss ich mir wirklich stark überlegen, wobei ich halbfertige Dinge eigentlich nur ungern liegen lasse. Wahrscheinlich werde ich das Cover zum Buch sehen (wird es wohl grün sein?) und dann sowieso danach greifen, allerdings mit einem hohen Anteil von Skepsis. Ich habe 3 von 5 Sternen vergeben.

Cover des Buches Die Spiegelstadt (ISBN: 9783442311804)

Bewertung zu "Die Spiegelstadt" von Justin Cronin

Die Spiegelstadt
maaraavillosavor 7 Jahren
Kurzmeinung: Mein Liebesbrief an einen großartigen Trilogie-Abschluss!
Ein paar Worte zu... Justin Cronin - Die Spiegelstadt (The Passage #3)

Worum geht es?

Die
Zwölf – Wesen der Dunkelheit, Todfeinde der Menschen – sind vernichtet,
ihre hundertjährige Schreckensherrschaft über die Welt ist vorüber.
Nach und nach wagen sich die Überlebenden aus ihrer eng ummauerten
Zuflucht, Hoffnung keimt auf. Auf den Ruinen der einstigen Zivilisation
wollen sie eine neue, eine bessere Gesellschaft aufbauen: der älteste
Traum der Menschheit.

Doch in einer fernen, verlassenen Stadt
lauert der Eine: Zero. Der Erste. Der Vater der Zwölf, der den Ursprung
des Virus in sich trägt. Einst ein hochbegabter Wissenschaftler, der,
seit er seine große Liebe verlor, nur noch von Rachedurst und Wut
erfüllt ist. Sein Ziel ist es, die Menschheit endgültig auszulöschen.
Seine Truppen sind bereit. Und der Zeitpunkt ist gekommen.

Nur
Amy vermag ihn jetzt noch aufzuhalten, das Mädchen aus dem Nirgendwo,
die einzige Hoffnung der Menschheit. Und so treten sie und ihre Freunde
an zum letzten großen Kampf zwischen Licht und Dunkelheit ...

(via Goldmann)


Wie hat es mir gefallen?

Vorab
wie immer ein Spoiler-Hinweis: da es sich hierbei schon um den finalen
Band der The Passage-Trilogie handelt, kann ich dir leider nicht
garantieren, dass ich dir ein paar Einzelheiten aus Band Eins und Zwei
vorwegnehme. Schau doch deshalb bei Interesse gerne bei meiner ersten
Rezension zur Reihe vorbei :-)


Mit Die Spiegelstadt endet die
The Passage-Trilogie nun unweigerlich. Insgesamt verbringt ein
Leser/eine Leserin gut 3000 Seiten mit dieser Geschichte, mich
begleitete das große Finale mit seinen 990 Seiten zum Ende dieses Jahres
insgesamt acht Wochen. Nicht zuletzt deshalb, weil ich mich einfach
nicht von der Geschichte trennen konnte und wollte. Ich bin so mit den
Charakteren zusammen gewachsen, dass mir ein Abschied von dieser toll
konstruierten Welt zunehmend schwerer fiel, denn Die Spiegelstadt gibt
vor allem eins: Hoffnung, für all das Aussichtslose, was über
Jahrtausende letztlich nur durch Menschenhand zugrunde gerichtet wurde.



Aber
auf Anfang. Der zweite Band Die Zwölf der The Passage-Trilogie endete
mit einer epochalgleichenden Schlacht. Alicia, Greer, Peter, Amy und
alle anderen glauben, die Zwölf, und mit ihnen die Virals, seien
besiegt. Der Bann scheint gebrochen, nur ist der Erste, der Ursprung
alldessen, Zero, nicht unter den Besiegten zu finden. Das Finale
beginnt. Justin Cronin setzt für alle jene, die wirklich lange auf
diesen dritten Band gewartet haben, nochmal eine rund neunseitige
Zusammenfassung der Geschehnisse in den Prolog. In Protokollform, ein
kleiner Hint auf das, was den Leser am Ende erwarten wird. Ich will
nicht zu viel verraten, mich hat es aber aus den Socken gehauen!



Auch
für mich, die die Trilogie erst 2015 für sich entdeckt und auf Anhieb
geliebt hat, war dieses Zusammentragen der Geschehnisse eine super
Grundvorraussetzung, um einen Fuß in das Finale zu setzen. Nicht
zuletzt, weil Justin Cronins Schreibsstil gewohnt gleich blieb und all
die melodischen Ausuferungen und Metaphern einem Willkommen zurück-Gruß
glichen. Rainer Schmidt hat hier erneut eine zu lobende
Übersetzungsarbeit geleistet. Ich war sofort wieder im
postapokylptischen Kerrville, Texas. Mit mir weitaus erwachsenere
Charaktere, als noch in Die Zwölf. Die Menschen organisieren sich, viele
(vor allem politische) Strukturen sind den heutigen, jetzigen sehr
ähnlich. Peter ist nun Präsident, Sara geht ihrer Rolle als Ärztin nach,
neue Kinder und somit neue Hoffnung sind bereits unterwegs.



Mir
gefällt vor allem die Idee, mehrere Generationen hinweg zu beobachten.
Wie entwickeln sie sich, wohin entwickeln sie sich und unter welchen
Umständen? Werden aus ihnen gute oder schlechte Menschen? Was bleibt der
Menschheit überhaupt wenn Nichts mehr ist und was lohnt, zu bewahren
und wieder aufzubauen? Viele kritisieren bei Justin Cronins Büchern,
dass sie so anmutig religiös erscheinen, manche Kapitel wie
Bibeleinträge verfasst sind. Für mich macht es gerade den Unterschied zu
anderen postapokalyptischen (Jugend-)Büchern: der Mensch glaubt, ob er
will oder nicht. Wir schicken tagtäglich Stoßgebete gen Irgendwohin. In
uns allen steckt etwas, das hofft, bangt und einfach glaubt. Das ist gar
nicht von irgendeiner Religion abhängig, der Mensch kann einfach nicht
anders.

Kerrville platzte aus allen Nähten. (...) Dieses
Konzept war nicht mehr zu halten gewesen, als die Menschen aus Iowa
gekommen waren. Die Lebensmittel waren knapp geworden, es hatte einen
Run auf Benzin und Medikamente und Probleme mit dem Abwasser gegeben -
all die Probleme, die daher rührten dass zu viele Menschen auf zu
kleinem Raum zusammengepfercht waren, und Ressentiments gab es auf
beiden Seiten mehr als genug.(...) S. 40

Der Mensch glaubt und er
hält fest an Dingen, Erinnerungen, Ritualen. So auch in Die
Spiegelstadt. Ich finde es ganz großartig, dass sich Cronin am Motiv
Geschichte wiederholt sich bedient hat, vor allem Menschheitsgeschichte.
Es geht nunmal nicht ohne jemanden, der eine Gemeinschaft an die Hand
nimmt und mit ihnen und für sie Entscheidungen trifft, es geht nicht
ohne Gelehrte, die Kenntnisse aus der Vergangenheit an eine Gemeinschaft
weitergeben, es geht nicht ohne die Heiler und Bauern, es geht nicht
ohne die Konstrukeure, die daran pfeilen mehr Lebensraum zu schaffen.
Von daher war es für mich nur plausibel, dass Cronin eine Welt baut, die
schon über hundert Mal so begonnen hat und dass es immer wieder mit
derselben Systematik einhergeht - etwas was wir definitiv aus der
Vergangenheit gelernt haben und bis heute zu schätzen wissen (würden wir
dies nicht, würden wir es anders machen).



Und auch das
Motiv des Entdeckers war für mich auch wieder so ein Schlüsselerlebnis
beim Lesen selbst. Die Menschen wollen weiterziehen und erkunden, was
auf dem Rest der Welt noch ist. Und dafür braucht es Mittel, die neu
erfunden werden müssen.

Alles, was ich liebte, war mir genommen, und das, was ich nicht liebte, außerdem: mein menschliches Leben. (S. 161)

Ich
könnte ewig so weiter machen, diese 990 Seiten geben so viel zum
Schwärmen her. Aber lasst uns auf die Charaktere eingehen. Ganz
besonders einen: Zero. Der "Bösewicht" und "Feind", der er eigentlich
nie sein wollte. Cronin erzählt auf über 150 Seiten (das Großkapitel
"Der Liebende") wie Fanning aka Zero eigentlich zu Zero geworden ist,
aus Zeros Perspektive. Bereits auf der Lesung in Dortmund im vergangenen
November erzählte Cronin, dass nur Zero alleine seine Geschichte
erzählen kann und dass er sie so erzählen sollte, dass der Leser mit ihm
dahinschmilzt. Cronin wollte mit der Figur Zero einen Rhetoriker par
excellence erschaffen und das ist ihm sowas von gelungen - diese 150
Seiten erzählt aus Zeros Sicht waren mir mit Abstand die Liebsten! Meine
Sympathienskala für Fanning schoss durch die Decke, dieser Charakter
hat mich emotional wirklich mitgenommen, selbst wenn er Grauenhaftes
getan hat.



An dieser Stelle sei auch noch vermerkt, dass
ich die Länge und Ausdauer dieser Trilogie auch genau aus diesem Grund
zu schätzen weiß. Charaktere können bis zu ihrer Vollendung ausgeschöpft
werden und mit jedem Wort, Satz und mit jeder Seite reifen. Ich habe
mich jedenfalls auf allen 3000 Seiten nie über ausgiebige Beschreibungen
geärgert oder gar gelangweilt. Für mich war es viel mehr, wie einem
Maler dabei über die Schulter zu schauen, wie er ein Kunstwerk
erschafft. Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag und mit nur
einem Stein erbaut. Punkt.



Gleichsam bekommt der Leser
hier nun im dritten Band endlich einen Gesamtüberblick darüber, wie die
Zerstörung der Welt überhaupt zustande kam. In den vorangegangenen
Büchern wurde vieles ja immer nur angedeutet. Nun endlich kommt die
Auflösung, und ja, auch diese passt einfach! Sie ist auch gar nicht so
realitätsfremd, wie ich angenommen hatte, eigentlich sogar ziemlich
realistisch, mal abgesehen von den Vampiren (die übrigens nicht
glitzern!).

(...) eine weitere Ruinenstadt in einer Welt voller Ruinen (...) S. 711

Und
als Fanning oder dann eben nur noch Zero die letzten Worte sprach,
nimmt der Epos also seinen großen Lauf. Den Leser erwartet vor allem
nochmal ein großer Showdown, in dem es um Alles und Nichts geht, die
Geschichte rollt nochmal alles an Dynamik auf, was sie in sich trägt.
Atemlos, aber doch mit bedacht (ich wollte nicht loslassen) las ich
diese Zeilen. Cronin scheut auch hier nicht, liebgewonnene Charaktere
sterben zu lassen. Nur sie nicht:

Bevor sie das Mädchen Von
Nirgendwo wurde - das Mädchen, das plötzlich auftauchte, Die Erste Und
Letzte Und Einzige, die tausend Jahre lebte -, war sie nur ein kleines
Mädchen aus Iowa und hieß Amy. Amy Bellafonte. (Der Übergang - S. 11)

Justin
Cronin gab dem Leser bereits auf der ersten Seite des ersten Teils Der
Übergang dieser Trilogie ein Versprechen, welches er mit Bravur
eingehalten hat, deshalb ist das an dieser Stelle auch kein Spoiler per
se. Denn es kommt vor allen Dingen auf das Wie an und das hat mich
restlos davon überzeugt, dass Cronin ein grandioser Geschichtenerzähler
ist, der sein Handwerk versteht!

Für mich ist The Passage
insgesamt absolut perfekt geendet. Ich hätte mir kein besseres Ende für
diesen Epos wünschen können, und Justin Cronin verdient verdammt viel
Applaus dafür, dass er so einen krassen roten Faden durch 3000 Seiten
Buch laufen hat lassen, und alles nur weil seine Tochter sich mal eine
spannende Geschichte vor zehn Jahren von ihm gewünscht hat. Es ist sehr
schade, dass die Trilogie noch nicht so bekannt ist, wie es ihr
zustünde, andererseits freue ich mich über diesen kleinen Geheimtipp in
den Massen der 08/15-Literatur. Für mich gibt es jedenfalls nichts
Vergleichbares und ich werde in Zukunft sehr sehr kritisch mit all jenen
sein, die an Justin Cronin und seinen Übergang anknüpfen wollen. 5
gigantische Sterne und noch viel weiter!

Cover des Buches Begin Again (ISBN: 9783736302471)

Bewertung zu "Begin Again" von Mona Kasten

Begin Again
maaraavillosavor 7 Jahren
Kurzmeinung: Tolle Entwicklung seitens der Autorin und ein vielversprechendes Verlagsdebüt :)
Ein paar Worte zu... Mona Kasten - Begin Again (Again #1)

Worum geht es?
Er stellt die Regeln auf – sie bricht jede einzelne davon.
Noch einmal ganz von vorne beginnen – das ist Allie Harpers sehnlichster Wunsch, als sie für ihr Studium nach Woodshill zieht. Dass sie ausgerechnet in einer WG mit einem überheblichen
Bad Boy landet, passt ihr daher gar nicht in den Plan. Kaden White ist zwar unfassbar attraktiv – mit seinen Tattoos und seiner unverschämten Art aber so ziemlich der Letzte, mit dem Allie sich eine Wohnung teilen möchte. Zumal er als allererstes eine Liste von Regeln aufstellt. Die wichtigste: Wir fangen niemals etwas miteinander an! Doch Allie merkt schnell, dass sich hinter Kadens Fassade viel mehr verbirgt als zunächst angenommen. Und je besser sie ihn kennenlernt, desto unmöglicher wird es ihr, das heftige Prickeln zwischen ihnen zu ignorieren …
(via Bastei Lübbe)
____________________
Wie hat es mir gefallen?
Ich habe es ja eigentlich nicht so mit New Adult-Geschichten. Mir war das, was ich bisher aus diesem Genre gelesen habe, meist zu flach, übertrieben dramatisch und wenig tiefgehend. So war ich auch nicht gerade wenig skeptisch, als bekannt wurde, dass Mona Kastens erstes Verlagsbuch genau in diesem Genre zuhause sein wird. Aber aus fast schon loyalen Gründen und auch aus Freude über ihren ersten Verlagsvertrag (immernoch ein großes YAY!) habe ich mir Begin Again trotzdem (oder gerade deshalb?) zugelegt.

Die Geschichte wird aus Allies Sicht erzählt und wir starten direkt mit der Wohnungsbesichtigung bei Kaden - ein witziger Schlagabtausch zwischen WG-Suchende und WG-Vermieter. Hier fällt vor allem auf, dass Allie eben nicht das typische Blondchen mimt und sich zu Beginn auch kaum von Kaden beeindrucken lässt. Sie mag Superhelden-Serien, Alternative Rock- und Punkbands und sie hat vor allem eines: das Ziel vor Augen, etwas Gutes in dieser Welt zu bewegen. Gerade mit Letzterem war sie mir sehr sympathisch, denn die Beweggründe sich für den Beruf der Lehrerin zu entscheiden sind meinen Idealen sehr ähnlich (und wahrscheinlich allen anderen auch, die sich diesen Beruf ausgesucht haben) und wirkten vor allem authentisch - kurzum: ich konnte mich echt gut mit Allie identifizieren. Es zeigt aber auch schon auf gut 100 Seiten, was Allie eigentlich für eine starke, ambitionierte junge Frau zu diesem Zeitpunkt ist. Als Hauptfigur hebt sie sich diesbezüglich sehr von anderen weiblichen Protagonisten dieses Genres ab, deren Verstand meiner Meinung nach meist nur von der Tapete bis zur Wand reicht.

    "Völlig naiv, ich weiß. Aber die Schulzeit ist für so viele die härteste Zeit im Leben. Abgesehen davon, dass ich den Schülern natürlich auch gerne Dinge beibringen möchte, will ich für sie jemand sein, zu dem sie kommen können, wenn ihnen etwas auf dem Herzen liegt. Ich möchte ihnen beibringen, was wirklich wichtig ist. Ich will... (...). Ich will ihnen nicht nur Dinge beibringen, die im Lehrplan stehen. Es gibt so viele Werte, die darin nicht berücksichtig werden und auf dem Weg verloren gehen. Unmengen von Jugendlichen haben keine Bezugsperson, niemand interessiert sich für sie. (...) Ich wünsche mir einfach, etwas Positives im Leben dieser Kinder zu bewirken (...) und sie auf die richtige Bahn zurückzulenken, wenn sie mal falsch abgebogen sind." S. 121

Kaden hingegen machte es mir als Leserin echt nicht einfach ihn zu mögen, das war durch Mona Kasten natürlich so gewollt.  Zwar wurde dies im Verlauf der Geschichte etwas besser, aber hier lässt sich auch erkennen, dass sich eindeutig an vorherrschenden Stereotypen dieses Genres bedient wurde - nur eben in abgeschwächter Form. Sehr schade, wie ich für mich feststellen musste. Gern hätte ich es für beide Figuren gehabt, dass Kaden Allie eine ebenbürtige Figur ist. Für mich konnte Kaden Allie leider nicht das Wasser reichen.

Und das ist wahrscheinlich auch für mich der größte Knackpunkt in der Geschichte, denn die doch so ambitionierten jungen Studentin Allie, die diese Welt zu einer besseren machen möchte, die mit so viel Weitblick in die Geschichte einsteigt und durchaus für mich frischen Wind bringt, rückt ihren Kaden so stark ins Zentrum, dass alles andere vollkommen egal ist. Plötzlich ist sie diejenige, die meiner Meinung nach einen Weg einschlägt, der zu ihrer konstruierten Persönlichkeit nicht so ganz passend erscheint. Und sie lässt sich wirklich ganz schön viel gefallen, wie auch schon Nicole in ihrer Rezension schrieb.

Das alltägliche Unileben, welches in einigen Kapiteln beschrieben wird, wirkte auf mich leider auch eher nur wie ein Platzhalter, damit eben der Eindruck erweckt wird, hier würde so etwas wie Alltag stattfinden. Würden diese Textstellen nicht existieren, würde es der Geschichte vermutlich keinen Abriss tun. Auch blieben weitere Nebenfiguren, beispielsweise der nice guy Spencer oder die ausgeflippte beste Freundin Dawn, verhältnismäßig unscharf, doch gibt es eindeutig schlechtere Nebenfiguren dieses Genres (beispielsweise in Hope Forever von Colleen Hoover). Sie konnten mich immerhin amüsieren und in den Folgebänden dieser Reihe werden die Nebenfiguren auch nochmal genauer vorgestellt, das lässt schonmal auf Positives hoffen.

Natürlich haben sowohl Allie als auch Kaden Schicksalschläge in der Vergangenheit erfahren, die es aufzuarbeiten gilt. Hier musste ich für mich feststellen, dass ich beide Schicksale zwar schon recht unangenehm empfand, mir aber gerade Allies Hintergründe noch am authentischsten erschienen. Gottseidank, und daher auch großes Lob an die Autorin, wurde hier nicht der Eindruck des hollywoodartigen Dramas erweckt. Damit meine ich, dass Autorinnen dieses Genres häufig Themen wie häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Alkoholmissbrauch etc. pp. für sich ausnutzen (und ja, diese Wortwahl ist gewollt), um der Geschichte einen scheinbar großartigen Aufhänger zu verschaffen und den Eindruck zu vermitteln, hier würde vermeintliche Tiefe stattfinden. Für jemanden, der diese Themen so oder so ähnlich tatsächlich erlebt hat, ist sowas wie ein Faustschlag ins Gesicht. Denn es vermittelt in keinster Weise, was so ein Schicksal tatsächlich mit dem Charakter eines Menschen macht - das Klischee Bad Boy trifft es da nämlich nicht so ganz und ist auch sehr einseitig. Mona Kasten geht mit diesen Themen dann doch etwas feinfühliger um, und bedient sich auch nicht der allround-Lösung: Sex hilft dir über jeden Riss in deiner Psyche hinweg!

Wo wir dann auch schon beim pikanten Aspekt der Geschichte wären. Denn darauf wartet man dann beim Lesen ja doch ein wenig. Auch hier beweist Mona Kasten, dass es ja doch möglich ist, Verliebtsein und letztlich Liebe langsam und über mehrere hundert Seiten hinweg anzubahnen. Entwicklungsspanne muss für mich in solch Büchern einfach sein und man sollte auch Raum und Zeit für eben diese Entwicklungen geben!

Gut gefallen hat mir außerdem das Motiv der Freiheit. Allie und Kaden manifestieren nämlich für sich eine wirklich schöne Tradition und hier lässt sich dann auch Tiefe erkennen. Diese Szenen und die dazugehörigen Unterhaltungen, und natürlich der vorangegangene Soundtrack haben mir fast mit am Besten gefallen, denn sie zeigen einmal mehr auch, dass Mona Kasten schon versucht, aus ihrer Geschichte eine solche zu machen, die durch eben diesen kleinen Details besonders hervorsticht und nicht im Einheitsbrei untergeht.

Auch konnte ich für mich erkennen, dass Mona Kasten rein vom Autoren-Dasein her einen beeindruckenden Sprung nach vorne gemacht hat. Die Schattentraum-Bücher könnte man quasi als die first babysteps sehen. Mit Begin Again lässt sich nun aber schon erkennen, wohin es für Mona Kasten gehen wird, und wie weit sie sich vor allem sprachlich und stilistisch entwickelt hat. Wohingegen in Schattentraum noch vieles recht holprig erschien, schreibt Mona in Begin Again sehr viel selbstbewusster und erwachsener, die Sätze kommen knackig, frisch und jugendlich daher. Zwar weist der Plot ein paar Kritikpunkte auf, aber letztlich bleibt es doch überzeugend und Begin Again hat mich im Vergleich zu anderen Geschichten eben nicht genervt und enttäuscht zurückgelassen.

Meine Erwartungen wurden weitestgehend erfüllt, meine Skepsis war in vielen Aspekten unbegründet. Für Vielleser dieses Genres wird das Rad in Begin Again bestimmt nicht neu erfunden, nichtsdestotrotz hat es seine Stärken und sticht mit besonderen Details hervor. Aus diesen Gründen habe ich daher auch 4 von 5 Sternen vergeben. Für mich war nämlich vor allem die Entwicklung der Autorin ausschlaggebend, und die ist mehr als positiv :-)

Cover des Buches Die Stille vor dem Tod (ISBN: 9783785725665)

Bewertung zu "Die Stille vor dem Tod" von Cody McFadyen

Die Stille vor dem Tod
maaraavillosavor 7 Jahren
Kurzmeinung: Diese 23€ wären wohl besser investiert gewesen.
Ein paar Worte zu... Cody McFadyen - Die Stille vor dem Tod

Worum geht es?
Smoky Barrett ist zurück
An einem kalten Oktobertag werden Smoky Barrett und ihr Team nach Denver, Colorado, gerufen. Im Haus der Familie Wilton ist Schreckliches geschehen: Die gesamte fünfköpfige Familie wurde ermordet, und der Täter hat durch eine mit Blut geschriebene Botschaft Smoky mit der Lösung des Falles beauftragt. Doch das Unheil ist weit größer, denn die Wiltons sind nicht die einzigen Opfer. Insgesamt drei Familien wurden in der gleichen Nacht und in unmittelbarer Nähe voneinander getötet. „Komm und lerne“, lautet die Botschaft an Smoky. Es wird ein grausamer Lernprozess, das Böse in seiner reinsten Form, in seiner tiefsten Abgründigkeit zu spüren. Smoky gelangt an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Und weit darüber hinaus.
(via Bastei Lübbe)
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Wie hat es mir gefallen?
Puh, ich habe mich nun eine ganze Weile vor dieser Buchbesprechung gedrückt, denn ich kann leider kaum etwas Positives zum Thriller-Comeback des Jahres sagen. Wenn Cody McFadyen mir mit seiner Smoky Barett-Reihe nicht schon seit jeher imponiert hätte, wäre diese Schwierigkeit vielleicht gar nicht erst vorhanden. Leider ist diesem aber nicht so und nicht zuletzt hatte ich mich auch noch wahnsinnig auf dieses Buch gefreut. Denn der Veröffentlichung standen vor allem gesundheitliche Einschränkungen seitens des Autors im Wege, bis zuletzt hieß es sogar noch, McFadyen könne das Buch nich fertig schreiben, so krank sei er. Dass Die Stille vor dem Tod noch veröffentlicht wird, damit hatte wohl keiner gerechnet und noch weniger rechnete man wohl damit, dass der Autor sich sogar auf der Frankfurter Buchmesse 2016 die Ehre geben würde. Bis dato hatte ich das Buch noch gar nicht beendet, irgendwie kam ich in der Geschichte so gar nicht vorwärts.

Diese beginnt zu Anfang sogar noch recht vielversprechend, ich dachte mir:"Ohja, endlich mal wieder ein Pageturner!" Das Gefühl hielt leider nicht lang an, der Pageturner-Gedanke musste zunehmender Verwirrung weichen. Da gab es einfach so viele Konstruktionen, die mir vollkommen unauthentisch erschienen. Nur um mal ein Beispiel von vielen zu nennen: Smoky Barrett, die harte Sau beim FBI, dem ist man sich nach Band eins bis vier bereits bewusst. Aber dass sie, als wirklich gefürchtete Agentin hochschwanger Verbrecher jagt, empfand ich eindeutig überzogen. Mir ist schon klar, dass man sich im 7. Monat einer Schwangerschaft durchaus beruflich austoben kann, aber in diesem Kontext, den McFadyen hier über Jahre hinweg schafft, hat es schlichtweg nicht gepasst. Smoky ist diejenige, die die richtig bösen Kerle jagt - zeitgleich aber auch so viel Hass auf sich zieht, dass sie selbst zur Gejgaten wird, und zwar ständig. Ein bisschen zu viel Risiko, wenn ihr mich fragt.

Das Authentizität und Fiktion nicht immer Hand in Hand gehen, ist mir natürlich auch bewusst, aber bei einem Thriller erwarte ich für mich immer eine nah an der Realität entworfene Geschichte. Es muss so sehr am Vorstellbaren dran sein, dass es mich schüttelt. Bei Smoky Baretts fünftem Fall waren die meisten Buchseiten leider unvorstellbar langweilig, an den meisten Stellen wenig Emotion schürend und vor allem nah an der Grenze zur Pietätslosigkeit - den historischen Aspekt, der da aufgezogen wird, habe ich vor lauter Frust gar nicht mehr überprüft. Das Motiv Der Mensch ist des Menschen Wolf ist wahrhaftig nicht neu, aber hauptsache man wirft eine Abartigkeit nach der anderen in den Mixer, um daraus den Cocktail mit dem besonders hohen Ekelfaktor zu machen - Sinnhaftigkeit? Nicht vorhanden.

Ich weiß nicht, was Cody McFadyen mit diesem Buch verarbeitet hat oder gar aussagen wollte. Aber die Message ist bei mir irgendwie nicht angekommen, genauso wenig wie der große Coup. Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr ein paar Seiten lest, dann passiert plötzlich etwas und ihr könnt eins und eins nicht zusammenzählen? So erging es mir eigentlich ständig auf gut 400 Seiten. Zunehmend hatte ich das Gefühl, ich hätte die Zusammenhänge nicht sinnentnehmend genug gelesen, teilweise habe ich sogar zurückgeblättert, um meinen Verdacht zu überprüfen. Nix, nada, niente. Da werden Sprünge gemacht, die gefühlt von hier bis zum Mond reichen, aber in Lichtgeschwindigkeit, so schnell können die Synapsen gar nicht schalten. Bei mir tat sich am Ende kein Überraschungsmoment auf, noch war ich besonders schockiert. Gleichgültigkeit hinsichtlich der Auflösung beschreibt es wohl am ehesten. Und wo war da jetzt bitte der rote Faden?

Wenn ich dann so Standardklappentextsprüche wie "Packender Thriller" oder "Gruseliger Stoff für starke Nerven" lese, frage ich mich ernsthaft, ob wir dasselbe Buch gelesen haben. Die starken Nerven will ich aber nicht absprechen, denn die braucht man tatsächlich, um hier durchzuhalten.
Viele Rezensenten argumentieren ja damit, dass man die Figur der Smoky einfach nochmal besser kennenlernen würde, da sie nebenher noch einige Ereignisse aus der Vergangenheit aufarbeitet. Dem würde ich widersprechen, denn in allen bisherigen Smoky Barett-Büchern arbeitet selbige ihre Vergangenheit auf. Man erfährt hier keinen neuen tiefen Abgründe. In Die Stille vor dem Tod erscheint diese Aufarbeitung meiner Meinung nach nur als eine Aneinanderreihung von bereits bekannten Katastrophen, die sie erlebt hat. Letztlich gab dies dann einen prima Katalysator dafür ab, dass ich die Hauptfigur zunehmend hinterfragt habe und ihr sogar den gesunden Menschenverstand absprach. Ohne Mist, wenn man mal diese ganzen inneren Monologe, die Smoky da mit sich führt, liest, kann man nur zu dem Fazit kommen, dass sie irre ist.

Die letzten 150 Seiten habe ich dann gar nicht mehr eigenständig lesen können, so ermüdend fand ich die Geschichte. Also beschloss ich mir vorlesen zu lassen. Franziska Pigulla, unter anderem Synchronsprecherin von Agent Dana Scully aus Akte X, konnte es aber leider auch nicht reißen. Ich bin mehrmals bei Kapitel 20 eingenickt.

Ich kann hier wirklich keine Leseempfehlung aussprechen, da das Buch augenscheinlich mit viel Dichte daher kommt, letztlich aber doch nur eine leere Hülle ist. Diese 23€ wären wohl diesmal besser investiert gewesen.

Cover des Buches Ben & Judy - Riskier dein Herz (ISBN: 9783958181243)

Bewertung zu "Ben & Judy - Riskier dein Herz" von Nicole Obermeier

Ben & Judy - Riskier dein Herz
maaraavillosavor 8 Jahren
Kurzmeinung: Tolle authentische Liebesgeschichte!
Ein paar Worte zu... Nicole Obermeier: Ben & Judy - Riskier dein Herz

Worum geht es?
Judy hängt in den Seilen. Sie hat sich von ihrem Freund getrennt und muss nach dem Abi herausfinden, was sie mit ihrem Leben überhaupt anfangen will. Kurzerhand nimmt sie einen Job in einem Café an, um erst mal an Geld zu kommen. Ihre neue Kollegin dort kann Judy jedoch so gar nicht leiden. Und deren Bruder Ben noch weniger, der offenbar jede Woche eine andere im Bett hat. Klar, er sieht unverschämt gut aus und löst irgendwie ein Kribbeln in ihrem Bauch aus. Aber Judy ist sich ziemlich sicher, dass es mit ihnen niemals klappen könnte …

Ben lässt keine Gefühle mehr zu. Zu sehr haben die ihm in der Vergangenheit Kummer bereitet, in der er viel zu früh erwachsen und für seine kleine Schwester da sein musste. Jetzt will er bloß kein Drama. Lieber hängt er mit seinen Jungs ab und schiebt eine schnelle Nummer mit einer Frau, die genauso ungebunden ist wie er. Doch immer wieder läuft ihm diese Judy über den Weg und er bekommt sie nicht mehr aus seinem Kopf. Und plötzlich glimmen Emotionen auf, die Ben längst begraben geglaubt hatte …
(via forever)

Wie hat es mir gefallen?
Ich bin ganz ehrlich: ich hatte ein komisches Lesegefühl im Bauch, als Nicole mich fragte, ob ich ihr Debüt Ben & Judy - Riskier dein Herz lesen und rezensieren wolle. Nicht etwa der Befürchtung wegen, Nicole könne nicht schreiben, sondern weil ich mich ja derzeit mit Liebesgeschichten á la Colleen Hoover echt schwer tue und auch nicht so recht warm werde. So habe ich dann gedanklich auch zu Beginn der Geschichte nicht gerade wenige Stoßgebete wie "Bitte bitte nicht so ein unrealistisches Liebesdrama!" gen Himmel geschickt.
 
Vielleicht wurde mein Bitten erhört, vielleicht war es auch vollkommen unberechtigt, aber alle Kritikpunkte die ich bei Büchern dieses Genres habe, wurden bei Ben & Judy nicht bedient - Jackpot! Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, einmal aus Judys und dann wieder aus Bens Sicht. Judy hängt wortwörtlich in den Seilen, verkörpert aber zeitgleich auch ein Massenphänomen, welches junge Menschen heutzutage bewältigen müssen: Abi in der Tasche, mir stehen gefühlt eine Millionen Türen offen, ich kann mich nicht entscheiden, was soll ich nur mit meinem Leben anfangen? Dieses "sich selbst (zurecht) finden" wird meiner Meinung nach viel zu wenig in Jugendbüchern behandelt, und wenn es angerissen wird, bleibt es meist sehr oberflächlich und die Lösung steht meist in Ich habe jetzt einen geilen heißen Freund, der Rest wird sich schon finden-Form parat. Dieses Klischee bedient Nicole Obermeier gottseidank nicht, stattdessen vollzieht Judy eine Entwicklung, mit der ich beim Lesen tatsächlich nicht gerechnet hätte. Diese Art Wendung der Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen, weil sie einerseits so unerwartet für mich war und andererseits von Vernunft und Herzenswunsch gleichsam geprägt ist. Ideale, die man einem jungen Leser mit solch einer süßen Geschichte guten Gewissens mitgeben kann.

Positiv war für mich auch, dass Judy keine Dramaqueen per se ist. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, manchmal sind es ein zwei Päckchen mehr. Auch Judy kann sich davon nicht freimachen, doch werden hierbei Themen behandelt, die auf mich und dich und auch auf deine besten Freundin zutreffen könnten. Weniger unterhaltsames Hollywood-Gedöns, vielmehr Konflikte, die wir alle einmal lösen müssen und schon lösen mussten - Stichwort: die liebe Familie. Dabei bleibt Judy aber immer eine junge Frau, mit der ich mich gut identifizieren konnte, mit der sich Heranwachsende wahrscheinlich aber noch viel besser identifizieren können, weil sie vor denselben Lebensweichen stehen, wie Judy. Dabei ist sie auch nie unsympathisch oder dümmlich redend. Sie hat ihre Wurzeln vielleicht auf dem Land, ein Landei ist sie deshalb aber noch lange nicht.

Einen Aspekt den ich auch sehr interessant fand, war die Herausarbeitung der zweiten Hauptfigur Ben. Denn der trägt ein deftiges Paket mit sich herum, welches durch die Autorin mit sehr viel Feinfühligkeit bearbeitet wurde. Seine daraus resultierenden Selbstzweifel, der andauernden Scham vor der eigenen Vergangenheit und den ständigen Drang, verantwortungsvoll zu handeln, aber auch ihm wohlgesonnene Menschen auf Abstand zu halten, konnte ich ohne Zweifel nachvollziehen. Auch Ben entwickelt sich ausgesprochen positiv, und bleibt dabei sowas von sympathisch. Selbst diesen einen faux pas konnte ich ihm sofort verzeihen (ich hätte es sogar verstanden, wenn er es getan hätte, haha). An Authentizität fehlt es der Geschichte also wirklich nicht, Empathie wird durchgängig gefordert und gefördert und das rechne ich der Autorin für ein Erstlingswerk hoch an!

An die Nebencharaktere möchte ich auch noch schnell ein Wort verlieren: allen voran Bens Schwester Liz, die erstmal ziemlich kratzbürstig erscheint, dabei aber auch nur ein Spiegel dessen ist, was passiert, wenn Gesellschaft zulange nicht hinschaut. Die rebellischen Leser werden sie sicherlich lieben!
 
Keinesfalls vergessen möchte ich übrigens auch das Lob für den gewählten Handlungsort! Der wird zwar nicht offensichtlich benannt, aber es wird ganz gewiss irgendein Städtchen in den östlichen Bundesländern sein, denn da ist es ein Leichtes an die Original Thüringer Bratwurst heranzukommen. Das war der sympathischste Buchmoment, den ich seit langem einmal wieder hatte, weil ich mein Wahlheimatchen so schrecklich doll vermisse! Außerdem finde ich es sowieso viel besser, wenn Romane deutscher Autoren auch mal in Deutschland spielen, es muss nicht immer highfancy Großbritannien oder die Westküste der USA sein. Diese Länder haben etwas schönes an sich und es gibt dir beim Lesen das internationale Feeling, keine Frage, aber deutsche Schauplätze sind zur Abwechslung dann doch auch sehr erfrischend und nicht weniger ansehlich.
 
Nicole Obermeier hat mit ihrem Debüt Ben & Judy - Riskier dein Herz eine authentische Liebesgeschichte gesponnen, die thematisch vielerlei Konflikte der Quarterlife Crisis unserer Zeit aufgreift, transportiert durch identifikative Charaktere, die vor allem eines sind: sympathisch, echt und wie die Freunde von nebenan. Ich habe vier von fünf Sternen vergeben und spreche in jedem Fall eine Leseempfehlung aus!

Cover des Buches Viele Frösche musst du küssen, Tinderella! (ISBN: 9783959100472)

Bewertung zu "Viele Frösche musst du küssen, Tinderella!" von Nina Ponath

Viele Frösche musst du küssen, Tinderella!
maaraavillosavor 8 Jahren
Kurzmeinung: Für all jene, die ein Faible für lustige Chicklit-Geschichten im Dating-Bereich haben :)
Ein paar Worte zu... Nina Ponath - Viele Frösche musst du küssen, Tinderella!

Worum geht es?
Tinder hat sich seit geraumer Zeit zu DEM Dating-Portal schlechthin gemausert. Man meldet sich an, bekommt Bilder von Singles vorgeschlagen und mit einem Wisch kann sich entscheiden, ob man heute noch ein Date hat oder nicht. Diese Einfachheit und Zwanglosigkeit hat in der Netzgemeinde jedoch schnell dazu geführt, dass man hier auch eher lockere Bekanntschaften macht, die in der Regel so gar nicht den eigenen Erwartungen entsprechen. Erst nach einer wahren Odyssee durch die Welt der verrückten Tinder-Treffen kommt das Beste dann doch noch zum Schluss. In diesem Buch schreibt Nina von ihren skurrilen und witzigen Erfahrungen und Katastrophendates. Eine märchenhafte aber wahre Liebesgeschichte, die allen Singles und Mingles in Deutschland Mut macht. (eigenständig gekürzt via edel)
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Wie hat es mir gefallen?
Als diese Buchanfrage bei mir reinschneite, musste ich sofort an Das Dating-Projekt von Melissa Pimentel denken. Bücher, die ich nicht wöchentlich lesen muss, die mich aber von Zeit zu Zeit wahnsinnig erheitern. So sagte ich zu und wurde nicht enttäuscht! Die Geschichte wird zunächst aus der Sicht von Nina erzählt, die ja eigentlich ganz gut alleine sein könnte aber feststellt, dass alleine sein auch nicht immer das Wahre ist. Auf Anraten ihrer Freunde legt sie sich die App Tinder zu - mit einem Wisch zum ersten Date! Doch Nina bleibt skeptisch, denn das was sich ihr auf Tinder präsentiert, sind meist die sogenannten Protein-Shaker; Jungfrau, männlich, sucht; oder aber die Sunnyboys die Tinder nur für ihr ohnehin schon übersteigertes Selbstwertgefühl nutzen... Und da soll was anständiges zu finden sein?

Das fragt sich auch Jannik, der zweite Erzähler in der Geschichte. Er hat sich eigentlich nur bei Tinder angemeldet, weil seine Kumpels schon Ewigkeiten diese App nutzen und ein Date nach dem anderen an Land ziehen. Auch er stellt fest, dass man insbesondere drei Arten von Frauen ganz besonders häufig auf Tinder "trifft", die man im echten Leben gar nicht kennen lernen will: die sogenannten Selfie-Mädchen (da habe ich ja herzlich lachen müssen!); die tiefgründigen Romantikerinnen; und die Tinder-MILF!

Aber Tinder verhält sich letztlich nur wie ein großer Teich voll Fische, da gibt es große und kleine, vor allem gibt es aber Fische, die sich ungemein gut tarnen können! Bis man da mal den Big Fish am Haken hat, braucht es vor allem eins: Geduld und ein starkes Nervenkostüm!

Klar ist jedenfalls, dass Tinderella von einigen Klischees lebt. Aber damit habe ich bei der Zusage zum Buch schon fest gerechnet und ich habe mich ehrlicherweise schon auf genau diese Klischees gefreut! Unnötig empfand ich hingegen, dass es in solchen Dating-Büchern irgendwie immer diese Schwuler bester Freund-Konstellationen geben muss, aber die gehören scheinbar genauso sehr zu diesen Büchern, wie die vielen Cocktailabende.

Richtig gut gefallen hat mir hingegen, dass die Geschichte sowohl aus der weiblichen als auch aus der männlichen Perspektive erzählt wird! Und mir haben die skurillen Begegnungen, die Jannik so machen musste, beinahe noch sehr viel besser gefallen, als die spleenigen Dates von Nina. Eine Frau, die dich bis nach Hause stalkt und dir zig Tausend Whatsapp-Nachrichten schickt? Gleisam witzig und schockierend ist ja, dass sich solche Menschen tatsächlich auf Tinder rumtreiben - Leute, die schon einen kleinen Sockenschuss haben! Alleine deshalb würde ich mich persönlich wohl niemals auf solch Plattformen anmelden. Eben weil die Siatuationen, die Nina und Jannik erlebt haben, nicht gänzlich unwirklich sind. Also haben auch diese Bücher, selbst wenn das nicht die erste Intention ist, trotzdem eine Moral von der Geschichte.

Insgesamt hat mit dieses Büchlein wirklich gut gefallen, einen Sternabzug erhält es dann aber trotzdem. Denn leider finde ich den Preis für ein 200-Seiten-Buch dann doch zu hoch bemessen, auch wenn es mit der Broschur und der Aufmachung insgesamt noch so schön aussieht. Ich bin mir aber durchaus bewusst, dass dies vor allem an den hohen Produktionskosten liegt.

Eine Empfehlung für dieses Buch spreche ich aber in jedem Fall aus, vor allem wenn ihr ein Faible für lustige Chicklit-Geschichten habt, ihr Klischeehaftes vertragen könnt und es euch auch nicht peinlich ist, in der Öffentlichkeit laut zu lachen, weil die beschriebenen Dates oftmals alles andere als "normal" verlaufen (#füreuchgetestet!). Vier von fünf Sternen dafür! Vielen lieben Dank auch nochmal an den Verlag Edel für die Bereitstellung dieses Leseexemplars!

Cover des Buches Die Diamantkrieger-Saga - Damirs Schwur (ISBN: 9783570164174)

Bewertung zu "Die Diamantkrieger-Saga - Damirs Schwur" von Bettina Belitz

Die Diamantkrieger-Saga - Damirs Schwur
maaraavillosavor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein guter Vorläufer mit viel Potenzial nach oben!
Ein paar Worte zu... Bettina Belitz - Die Diamantkrieger-Sage #1

Worum geht es?
Erwache. Erkenne dich. Nutze deine Fähigkeiten. Kämpfe! Die 17-jährige Sara hat ihre Seele an die Hydra verkauft – jene düstere Unterwelt, für die sie als Meisterdiebin arbeitet und wertvollen Diamantschmuck aus den Villen der Reichen stiehlt. Was mit den Diamanten geschieht, interessiert Sara nicht – bis der mysteriöse Damir in den Katakomben der Unterwelt auftaucht. Die beinah magische Anziehungskraft zwischen den beiden weckt in Sara übermenschliche Fähigkeiten, von denen sie bisher nichts ahnte. Die Fähigkeiten einer Diamantkriegerin. Ein gefährlicher Wandlungsprozess setzt ein, an dessen Ende Sara sich entscheiden muss, auf welcher Seite sie steht: auf der des Lichts oder des Schattens.

(via randomhouse)
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Wie hat es mir gefallen?
Dies ist mein erstes Buch von Bettina Belitz und trotz einiger Minuspunkte wird es nicht mein letztes gewesen sein, denn was mich ungemein überzeugt hat, ist ihr Schreibstil! Ganz tolles Wordbuilding, was die Autorin hier geliefert hat, wirklich. Gleich zu Beginn wird man in die Geschichte geworfen und ist mitten im Geschehen. Dabei kann ich aber immernoch nicht sagen, ob wir uns im Hier und Jetzt befinden oder doch eher in einer etwas anderen Zeit, an einem etwas anderen Ort. Immerhin existieren Handy's, und Sara geht, trotz ihrer Diebeskarriere, in die Schule, wenn sie denn Lust und Kraft dazu hat.

Die Geschichte beginnt traurig und düster zugleich. Sara steigt des Nachts in Häuser ein und klaut vornehmlich Diamanten. Denn Sara hat die besondere Fähigkeit des Diamanthörens. Sie kann die wertvollen Steine nach sich rufen hören. Wer nun aber denkt, dass ihn hier schillernde Diebesgeschichten erwarten, liegt eindeutig falsch.  Denn Sara hat sich in einen mafiaähnlichen Kreis begeeben, aus dem sie nicht mehr herauskommt, und alles nur um ihrer Großmutter finanziell eine Unterstützung zu sein.

    Doch spätestens morgen Mittag würde sich Kratos beruhigt haben und mir einen neuen Auftrag verschaffen. Dieses Mal würde ich sauber arbeiten und ein gutes Honorar bekommen. Dann konnte ich Großmutters Pflege bezahlen und... (S. 110)

Die Hydra sind alles andere als ein friedlich gesinntes Völkchen, es geht um Drogen, das Abhängig machen von Jugendlichen und um den schmutzigen Untergrund! So ist vornehmlich auch Gewalt ein Thema und die dargestellten Szenen sind mehr als gewalttätig. Gespickt mit dem von mir gelobten Wordbuilding ist das Buch Diamantkriegersaga keine leichte Kost und so manchem wird diese Gewalt nicht schmecken. Auch empfand ich die Umstände, unter denen Sara lebt, sehr bedrückend und es schwingt permanent eine gewisse Aussichtslosigkeit mit. Dass sie keinen Sinn für Schule hat ist mehr als verständlich, dass sie fast krankhaft misstrauisch ist auch.

Doch Sara birgt noch eine andere Fähigkeit in sich, die viele Jahre in ihr schlummerte und als sie auf den geheimnisvollen Damir trifft, nun endlich erwacht. Nur birgt das zunächst sehr wenige Vorteile, denn Sara driftet nach und nach in den Wahnsinn ab. Paranoia ist nur eines von vielen Symptomen und ich als Leser konnte irgendwann auch nicht mehr so recht unterscheiden, ob das Mädchen geistig noch ganz sauber ist, oder ob ihr tatsächlich etwas ins Wasser gemixt wurde, immerhin lauern Kratos Leute ja überall!

    "Kannst du mir trotzdem sagen, wie dein Körer sich anfühlt?" "Krank, ohne das ich krank bin. Mein Zustand verändert sich stäntig. Ich habe seit Tagen starke Kopfschmerzen und irgendwas sitzt unter meinen Schulterblättern. Als würde es sich befreien wollen...", sprudelte es aus mir heraus. "Meine Gelenke knacken, als würden sie trocken liegen, meine Muskeln krampfen, alles ist starr und unbeweglich geworden. Meine Augen sind permanent entzündet, ich möchte mich am liebsten häuten, ja, ich will raus aus mir! Ich habe keinen Hunger und ständig Durst und dann ist da..." (Seite 309)

Und das war für mich der Moment, wo sich die Geschichte insgesamt ganz schön gezogen hat. Die Idee ist insgesamt eine richtig gute, nur passieren die eigentlich spannenden Dinge vor allem auf den ersten 150 Seiten und dann womöglich in den Folgebänden. In diesem ersten Teil geht es vor allem um Sara's Verwandlung, zu ihrer eigenen Selbsterkenntnis und ihrem persönlichen Wahn dorthin. Das war für mich vor allem auf den letzten fünzig Seiten ganz schön mühselig, vieles hätte man vielleicht auch kürzer fassen können? Zumal für mich auch nicht alle Fragen beantwortet wurden und mir Damirs Schwur auch noch nicht so gänzlich klar ist. Der Typ hätte ruhig mal öfters anwesend sein können! Einen Höhepunkt und einen Knall gibt es gen Ende der Geschichte trotzdem und ich will auch unbedingt wissen, wie es weiter geht!

Cover des Buches Er ist wieder da (ISBN: 9783404171781)

Bewertung zu "Er ist wieder da" von Timur Vermes

Er ist wieder da
maaraavillosavor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein grenzwertiges Hörvergnügen, welches nur zu gut in die momentane politische Situation passt!
Ein paar Worte zu... Timur Vermes - Er ist wieder da (Hörbuch)

Worum geht es?
Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva, im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet er in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere – im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und „Gefällt mir“-Buttons. Eine Persiflage? Eine Satire? Polit-Comedy? (via Bastei Lübbe)

Wie hat es mir gefallen?
Er ist wieder da ist womöglich eines der kontroversesten fiktionalen Romane zu jener Zeit. Darf Deutschland über Hitler lachen?, fragt sich so manch einer. Ist das nicht eine Verharmlosung des Holocaust? Nein, so meine ich. Mit Er ist wieder da ist Timur Vermes ein äußerst gutes Werk im Bereich der politischen Satire gelungen, welches nicht nur die historische Person Adolf Hitler so dermaßen durch den Kakao zieht, sodass sich der Leser/Zuhörer den Bauch vor Lachen halten kann und ihm im schlimmsten Fall auch in manchen Ansichten zustimmt. Und das ist der Punkt. Gleichsam wird nämlich auch starke Kritik an unserer heutigen Gesellschaft ausgeübt, sodass dieses Lachen, was uns eben noch die Bäuche halten ließ, uns nun unwohl aufstößt und vielleicht sogar im Halse stecken bleibt. Und man denkt sich: Nun bin ich selbst auf das Gequatsche hereingefallen! An dieser Stelle sei gesagt: Christoph Maria Herbst hat seinen Sprecherjob sehr gut gemacht.

"Chancenlos gegenüber dem Demagogen", so steht es im Klappentext - bezogen auf unser Jetzt und Hier könnte dieser Satz nicht treffender sein, denn so frage ich mich beim Einschalten der Nachrichten in letzter Zeit eigentlich ständig, wie taub und blind mancher Mensch wohl sein mag, woher all dieser Hass kommt und ob wir denn aus der Vergangenheit nichts gelernt haben? Die Menschen in Er ist wieder da halten die Figur Adolf Hitler für nichts weiter als einen grandiosen Schauspieler. Und so schimpft er weiter seine Parolen, wie ein kleiner aufgeplusteter Rohrspatz und hat damit auch noch kommerziellen Erfolg, denn es sind die Menschen, die dem Ruf folgen. Die Aussage "Das was da vor über 70 Jahren geschehen ist, wird sich nicht wiederholen!" passt hierzu eigentlich ziemlich gut, denn diese Parolen sind aus heutiger Sicht, mit unserem guten Verstand (den unterstelle ich jetzt einfach mal meinen Lesern) ja eigentlich unglaublich lächerlich. Und gerade weil sie mit Leichtfertigkeit so hingenommen werden, weil so leichtfertig mit dem aktuellen politischen Diskurs in unserer Medienlandschaft umgegangen wird, ist diese Thematik nicht weniger gefährlich.

Mindestens regt Er ist wieder da zum Nachdenken an, doch dazu, und da stimme ich den Kritikern des Buches zu, braucht es auch das nötige historische Hintergrundwissen. Hat man dieses nicht, weiß man gewisse Ereignisse nicht einzuordnen, so wird man das Buch möglicherweise nicht als literarische Bereicherung empfinden. Auch grenzt Er ist wieder da sehr wohl an Geschmacklosigkeit, damit muss man umgehen können. Aber so ist das eben immer mit Satire. Wer denkt, er hätte hier ein leichtes komödiantisches Buch vor sich, dem sei gesagt, dass es nicht so ist. Man muss schon hinter die Passagen und Phrasen blicken können, um erstens den Witz zu verstehen und um zweitens die eigentliche Kritik zu erkennen.

Ich habe dem Buch insgesamt vier Sterne gegeben. Es ist grenzwertig und gleichzeitig veranschaulicht es einen langsamen Prozess, den wir auch aus Werken wie Die Welle von Morton Rhue oder Animal Farm von George Orwell kennen.

Über mich

Lehrerin (Deutsch&Geschichte) & Buchbloggerin

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Krimis und Thriller, Fantasy, Liebesromane, Jugendbücher, Historische Romane, Kinderbücher, Biografien, Literatur, Unterhaltung

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