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winter-chill

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Cover des Buches Das Verschwinden der Stephanie Mailer (ISBN: 9783492316422)

Bewertung zu "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" von Joël Dicker

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
winter-chillvor 4 Stunden
Cover des Buches Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam (ISBN: 9783499267185)

Bewertung zu "Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam" von Astrid Fritz

Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam
winter-chillvor 4 Stunden
Herzerwärmende Weihnachtsgeschichte vor historischer Kulisse

Im rororo-Verlag sind mittlerweile eine ganze Reihe dieser historischen Weihnachtsgeschichten erschienen. „Wie der Weihnachtsbaum in die Welt kam“ war mein zweites Büchlein aus der Reihe und ich finde diese Idee und die Geschichten wirklich zauberhaft. 

In diesem Buch entführt uns Astrid Fritz ins Jahr 1538 nach Straßburg. Jakob war in Freiburg Mitglied einer Diebesband und ist nun auf der Flucht vor dem Anführer der Bande in Straßburg gelandet. Die Gässchen der Stadt sind mit einer Schneeschicht überzogen – Weihnachten steht vor der Tür. Doch Jakob ist nicht zum Feiern zu Mute, er hat kein Geld in der Tasche, ist hungrig und friert und er weiß auch nicht so recht, wohin. Da kommt er am Haus eines Schneiders vorbei. Die Familie macht sich gerade auf den Weg zur Beerdigung ihres ältesten Sohnes. Jakob nutzt die Gelegenheit, schleicht ins Haus und stielt das Weihnachtsessen. Doch er hat ein schlechtes Gewissen – kann er die Tat wiedergutmachen?

Die kurze Geschichte ist wirklich stimmungsvoll und herzerwärmend erzählt, die historische Kulisse gibt der ganzen Geschichte einen nostalgischen Hauch. Natürlich fügt sich alles zum Guten – es ist ja auch eine Weihnachtsgeschichte, trotzdem kommt sie ohne Kitsch aus.

Ich hab mir schon weitere Bücher aus der Reihe zugelegt und freue mich schon auf die nächste Weihnachtszeit. Kurzweilige Geschichten, die man an einem Adventssonntag lesen kann.

Cover des Buches Playlist (ISBN: 9783426519479)

Bewertung zu "Playlist" von Sebastian Fitzek

Playlist
winter-chillvor 3 Monaten
Wirr, unfertig, unlogisch

„Musik ist ihr Leben. 15 Songs entscheiden, wie lange es noch dauert“ steht in roten, glänzenden Buchstaben auf dem schwarzen Buchrücken, sonst nichts. Monate vor Veröffentlichung des Romans war schon bekannt, dass in „Playlist“ gemäß des Titels eine Playlist eine Rolle spielt, die es auch noch wirklich gibt. 15 internationale Künstler und Künstlerinnen haben eigens auf den Roman abgestimmte Songs geschrieben – was für eine Besonderheit, was für eine kreative Idee. Ich war ziemlich gespannt auf den Roman und wusste vor dem Lesen auch nicht mehr als das mit der Playlist.

Tja. Leider war das Marketing von Fitzeks Thriller tausendmal besser als die Geschichte selbst. Im Mittelpunkt der Handlung steht die 15-jährige Feline Jagow aus Berlin, die vor wenigen Wochen auf dem Weg zur Schule spurlos verschwand. Ihre Mutter wendet sich in ihrer Verzweiflung an den Privatermittler Alexander Zorbach, der wiederum seine alte Bekannte Alina Gregoriev mit ins Boot holt. Zusammen stoßen sie auf einen Musikdienst im Internet, über den Feline immer ihre Lieblingssongs hörte. Das Erstaunliche: Vor wenigen Tagen wurde die Playlist verändert. Sendet Feline mit der Auswahl der Songs einen versteckten Hinweis, wohin sie verschleppt wurde und wie sie gerettet werden kann? Fieberhaft versuchen Zorbach und Gregoriev das Rätsel der Playlist zu entschlüsseln.

Fitzek-Kenner werden bei den Namen Zorbach und Gregoriev aufhorchen und richtig: die beiden Figuren sind bereits bekannt aus den Thrillern „Der Augensammler“ und „Der Augenjäger“. Und tatsächlich kann man „Playlist“ als dritten Teil der Augensammler-Reihe verstehen. Ich hatte damals den Augensammler, aber nicht den Augenjäger gelesen und würde behaupten, dass man die beiden Teile schon kennen müsste, weil einem sonst wichtige Informationen fehlen – auch wenn in „Playlist“ viel wiederholt wird. Andersrum gilt auch: wer die beiden Vorgänger-Romane noch lesen möchte, sollte auf keinen Fall „Playlist“ zuerst lesen. Ich hab mir dann tatsächlich auch noch eine Zusammenfassung vom Augenjäger durchgelesen, weil ich das Gefühl hatte, irgendwie nicht richtig mitzukommen. Letztendlich ist nämlich der Augensammler neben der Suche nach Feline das zweite große Rätsel im Roman: der wurde nämlich bisher noch nicht gefasst. Steckt er womöglich hinter allem?

Trotz der tollen Idee mit der Playlist und den Rätseln, die hinter den Liedtexten stecken, konnte mich der Thriller nicht richtig bannen. Tatsächlich hatte ich das noch nie so bei einem Fitzek-Thriller. Auch wenn ich an seinen Thrillern ab und an etwas zu meckern habe war eines immer garantiert: sie waren für mich regelrechte Pageturner. Diesmal musste ich mich wirklich zwingen weiterzulesen und bei der Stange zu bleiben. Die Geschichte wurde für mich dermaßen wirr erzählt, die Dialoge waren stumpf, die Handlung einfach nicht authentisch und die ganze Schnitzeljagd um die Songtexte einfach komplett haarsträubend konzipiert. Es gab meiner Meinung auch viele Logiklücken und vieles wirkte nicht ganz durchdacht oder gar unfertig. Gerade auch der Tick von Felines Vater, bei dem man erst denkt, dass er was mit dem Fall zu tun hat und dann verläuft das Thema aber einfach im Sand.

Ein Manko am ganzen Thriller ist wahrscheinlich auch, dass vor allem das Ermittlerduo Alexander Zorbach und Alina Gregoriev im Zentrum der Handlung stehen und das auf eine seltsame heroische Art. Man bekommt recht viel von deren Gefühlen, Hintergrundgeschichten und Gedanken mit. Mich hätte aber viel mehr interessiert, warum der, oder besser gesagt die, Täter machen, was sie machen. Kurzzeitig dachte ich, der Roman hat „Mobbing an Schulen“ als Leitthema – aber auch das wird dann nicht mehr richtig gedanklich weiterverfolgt. Sehr schade. Innovative Idee, aber leider wirklich der schlechteste Fitzek, den ich bisher gelesen habe.

Cover des Buches Wo die Sterne tanzen (ISBN: 9783499275302)

Bewertung zu "Wo die Sterne tanzen" von Katharina Herzog

Wo die Sterne tanzen
winter-chillvor 3 Monaten
Schöner Sommerroman

In den Sommerferien hatte ich unglaubliche Lust auf einen leichten Sommerroman, gerne ein bisschen romantisch, gerne mit Spuren von Fernweh. Bei der Suche bin ich auf die Reihe „Farben des Sommers“ von Katharina Herzog (eigentlich Katrin Koppold) gestoßen und fand das Konzept interessant. Jeder Roman spielt auf zwei Zeitebenen – einmal in der Gegenwart und einmal in der jüngeren Vergangenheit, in der Regel steht auch immer eine Nord- oder Ostseeinsel im Mittelpunkt der Handlung oder ein anderer Urlaubsort. 

Meine Wahl fiel auf „Wo die Sterne tanzen“: Musicaldarstellerin Nele kommt ein wohl letztes Mal auf die Nordseeinsel Juist. Ihre geliebte Oma Lotte ist gestorben und sie will nur noch das Haus ausräumen und einen Käufer finden. Doch plötzlich kommen die ganzen Erinnerungen wieder hoch. Die vielen Sommer, die Nele im Deichschlösschen ihrer Oma verbracht hat, die vielen schönen Stunden mit ihrem besten Freund Henry, der später ihre erste Jugendliebe war – bis eine schicksalhafte Nacht alles zerstört hat. Und plötzlich fragt sich Nele: hat sie wirklich mit der Vergangenheit abgeschlossen?

Mir hat der Roman wirklich gut gefallen und er hatte alles, was ich in diesem Moment gebraucht und gesucht habe. Der Roman spielt in der Gegenwart – Rückblenden führen uns zurück in die 90er und 2000er Jahre. Wir begleiten Nele als Kind, als Jugendliche und schließlich als junge Erwachsene, die ihren Traum verwirklicht hat und als Musicaldarstellerin sogar am Broadway in New York tanzt. Hauptort des Romans ist die Insel Juist und man hat danach wirklich Lust, mal dorthin zur reisen. Der Roman wird sehr lebendig und kurzweilig erzählt – manchmal hatte der Roman für mich leichte Bravo-Lovestrory-Vibes, was ich aber gar nicht negativ meine. Irgendwie hat das zur Gesamtstimmung des Romans gepasst und den Szenen, die in den 90er und 2000er Jahren gespielt haben. 

Wirklich große Empfehlung, wenn man einen schönen und leichten Sommerroman sucht. Ich werde auf jeden Fall noch mehr Bücher der Reihe lesen.

Cover des Buches Die Geschichte eines neuen Namens (ISBN: 9783518425749)

Bewertung zu "Die Geschichte eines neuen Namens" von Elena Ferrante

Die Geschichte eines neuen Namens
winter-chillvor 4 Stunden
Eine Männer-Welt aus weiblicher Sicht erfasst

Über sechs Jahre ist es her, dass ich den ersten Teil der neapolitanischen Saga von Elena Ferrante gelesen habe. Dieser erste Band hatte mich damals recht gut unterhalten, so richtig umgehauen und nachhaltig begeistert hatte mich der Roman aber nicht – sonst wäre nicht so viel Zeit ins Land gezogen, bis ich zu Band zwei gegriffen habe. Dennoch war ich immer mal wieder neugierig und wollte wissen, wie die Geschichte weitergeht. Ich bin übrigens trotz der langen Zeit wieder super in die Geschichte reingekommen, weil es auch am Anfang nochmal eine Zusammenfassung und einen Überblick über alle Personen gibt.

Der zweite Band der Saga spielt nun in den 1960er Jahren und wir begleiten die beiden Freundinnen Elena und Lila in ihren Jugendjahren. Die Geschichte wird wieder rückblickend aus der Sicht von Elena erzählt. Die Kinderjahre, in denen sich Elena und Lila bereits aus ihrem Leben im Rione – dem ärmsten Viertel von Neapel – weggeträumt haben, sind vorbei. Während Elena das Glück hat, weiter zur Schule gehen zu dürfen, schlägt Lila einen ganz anderen Weg ein: Sie heiratet mit 16 Jahren einen Geschäftsmann aus dem Rione. Plötzlich hat sie Geld und eine schöne Wohnung, wird aber auch immer tiefer in die Machenschaften im Rione, in den Strudel aus Macht, Gewalt und Vetternwirtschaft hineingezogen. Denn wie fast alle, macht auch ihr Mann Geschäfte mit der Camorra. Elena hingegen hadert mit ihrer Rolle als Vorzeigeschülerin – gilt doch ihre Bildung in der Welt, in der sie lebt, kaum etwas. Es dauert lange, bis sie erkennt, dass Bildung auch ein Weg aus dieser Welt sein kann. In diesen Jahren wird die Freundschaft der jungen Frauen mehrmals auf die Probe gestellt: Einerseits geben sie sich gegenseitig Halt, treiben sich auch gegenseitig an – auf der anderen Seite werden sie immer mehr zu Konkurrentinnen und neiden einander das, was sie nicht haben können.

Was mir an der Saga wirklich gut gefällt, ist, dass neben der Geschichte dieser Freundschaft das Leben im Neapel von der Nachkriegszeit bis in die Jetztzeit sehr realistisch und anschaulich geschildert wird. Eine Welt, in der mafiöse Strukturen und Gewalt allgegenwärtig sind. Eine Welt, in der Frauen auf die Rolle als Mutter reduziert werden und es ganz normal ist, wenn Männer ihre Frauen schlagen. Auch der Versuch von Elena und Lila diesen Strukturen zu entfliehen, ihre Sehnsucht nach Anerkennung, Bildung und Freiheit, ist spannend und rührend. Dennoch ist diese Saga wohl nichts für mich und ich werde sie an dieser Stelle auch nicht weiterlesen. Zu ausschweifend, langatmig und kleinteilig wird alles erzählt, was auch zu vielen Wiederholungen führt. Für mich ist es die größere Kunst Gefühle und Szenerien mit nur wenigen Worten so zu schildern, dass auch große Bilder im Kopf entstehen.

Am meisten stört mich persönlich aber der Erzählton in Kombination mit dem Erzählstil. Die Geschichte liest sich zwar flüssig, aber Ferrantes Sprache ist nicht gerade leichtfüßig. Ich würde schon sagen, dass die Sprache eher gehoben ist. Erzählt wird die Geschichte dann aber sklavisch chronologisch, in einem regelrechten Plauderton – wie eine heruntergeschrieben „Dann haben wir das gemacht, und nachdem wir das gemacht haben, haben wir das gemacht“ – Erlebniserzählung. Letztendlich hätte ich mir von der Saga mehr erhofft.

In der Summe ein Roman mit interessanten Tendenzen: Die Geschichte der Stadt Neapel, die soziologischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in dieser Stadt. Eine Welt in der Männer dominieren aus rein weiblicher Sicht betrachtet. Aber für mich leider zu ausschweifend und stumpf erzählt.

Cover des Buches Der Apfelsammler (ISBN: 9783423216791)

Bewertung zu "Der Apfelsammler" von Anja Jonuleit

Der Apfelsammler
winter-chillvor 7 Monaten
Spannende Familiengeschichte

Hannahs geliebte Tante Eli, bei der sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgewachsen ist, ist ganz plötzlich gestorben. Um Elis Nachlass zu regeln, reißt Hannah nach Umbrien, wo Eli in den letzten Jahren ihres Lebens in einem kleinen Örtchen in einem heruntergekommen Steinhaus gelebt hat. Eli hatte zwar Zeit ihres Lebens eine gewisse Verbindung zu Italien, aber Hannah fragt sich zunehmend, was sie in diesem kleinen Nest wollte. Viele der Dorfbewohner reagieren dazu nahezu schroff auf Hannah – allen voran ein kauziger Typ, der alte Obstsorten züchtet und deswegen von allen „Apfelsammler“ genannt wird. Eli schien sich aber mit ihm angefreundet zu haben. Dann findet Hannah beim Aufräumen des alten Hauses alte Briefe von Eli und sie beginnt zu lesen.

„Der Apfelsammler“ ist eine wunderschöne, tragische und spannende Familiengeschichte, die einen zudem noch nach Italien entführt. Die Geschichte gliedert sich in zwei Erzählstränge, die immer abwechselnd erzählt werden. Ein Handlungsstrang spielt in der Gegenwart und wir begleiten Hannah, die herauszufinden versucht, welches Geheimnis Eli mit ins Grab genommen hat. Und auch sie hat ein Päckchen zu tragen: ihre Reise nach Umbrien nutzt sie nämlich auch dazu, um endlich von ihrem Liebhaber loszukommen. Einem verheirateten Mann, der sie seit Jahren hinhält.

Der zweite Handlungsstrang nimmt uns mit in die 1960er Jahre, auf einen Einödhof in Süddeutschland. Eli ist 16 Jahre alt und blitzgescheit. Ein Pfarrer sorgt dafür, dass sie noch weiter zur Schule gehen darf. Doch dann lernt Eli den italienischen Gastarbeiter Giorgio kennen.
Anja Jonuleits Schreibstil ist sehr vereinnahmend und mitreißend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und hab mit Spannung Elis tragische Geschichte verfolgt: der engstirnige und gewalttätige Vater, die schwere Arbeit am Hof, der Wissendurst der jungen Frau, der von den Eltern trotz allem nicht gerne gesehen wurde und dann noch eine unmögliche Liebe zu einem Gastarbeiter. Eine gelungene Mischung aus Dramatik, Spannung und Liebe. Die perfekte Urlaubslektüre.

Cover des Buches Die Wahrheit (ISBN: 9783442754922)

Bewertung zu "Die Wahrheit" von Melanie Raabe

Die Wahrheit
winter-chillvor 9 Monaten
Was ist die Wahrheit?

Sieben Jahre ist es her, dass Sarahs Ehemann Philipp – ein wohlhabender Unternehmer – auf einer Geschäftsreise in Kolumbien spurlos verschwunden ist. Mit den Jahren hat Sarah versucht zu lernen, mit der Ungewissheit umzugehen, hat ihr Leben in der Familienvilla weitergelebt und vor allem den gemeinsamen Sohn großgezogen. Doch gerade als Sarah bereit ist, endlich zu akzeptieren, dass ihr Mann wohl tot ist und sie von ihm Abschied nehmen kann, bekommt sie einen Anruf: Philipp wurde gefunden. Er lebt und kehrt nach Hause zurück. Angeblich war er entführt worden und konnte nun befreit werden. Die Rückkehr des Geschäftsmanns löst ein gewaltiges Medieninteresse aus. Doch dann der Schlag: Der Mann, der aus dem Flugzeug steigt, ist nicht Philipp. Und keiner scheint Sarah zu glauben.

„Die Wahrheit“ kommt in Gestalt eines ausgeklügelten Psychothrillers daher – Melanie Raabe spielt mit Andeutungen, einigen Rückblenden und einem geschickten Perspektivwechsel zwischen Sarah und dem „Fremden“. Stück für Stück versucht der Leser mit Sarah herauszufinden, wer dieser Mann ist, was sein Motiv ist und was mit dem echten Philipp passiert ist. Ganz bewusst lässt Raabe die Leser verschiedene Vermutungen haben und schickt sie ein bisschen in die Irre. Je näher man aber dem Ende des Romans kommt, desto mehr ahnt man, dass hinter dem Psychothriller so viel mehr steckt. Es ist eine Geschichte über das Vergessen, über Neuanfänge und Vertrauen und auch über die Liebe.

 „Die Wahrheit“ lässt sich gut weg lesen, der Roman ist spannend und unterhaltsam und mit dem Ende rechnet man dann doch nicht so einfach. Wie in ihren anderen Roman schreibt Raabe auch hier wieder sehr bildgewaltig, an manchen Stellen gar poetisch und lässt den Leser sehr tief in Sarahs Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen. Gute Unterhaltung.

Cover des Buches Die Sünde der Engel (ISBN: 9783442372911)

Bewertung zu "Die Sünde der Engel" von Charlotte Link

Die Sünde der Engel
winter-chillvor 9 Monaten
Link - aber noch nicht in ihrer Bestform

Nach außen sind die Beerbaums eine scheinbar perfekte Vorzeigefamilie: Die Eltern haben sich über die Jahre eine erfolgreiche Steuerkanzlei aufgebaut, die Familie lebt wohlsituiert in Hamburg und besitzt auch noch ein Ferienhaus in Südfrankreich. Sohn Mario ist nicht nur bildhübsch, sondern auch gescheit und studiert Jura. Was aber in Hamburg keiner weiß, keiner wissen darf: Mario hat einen Zwillingsbruder – Maximilian – und der sitzt seit 6 Jahren in einer psychiatrischen Klinik. Der Vorfall, der dazu geführt hat, hat die Familie veranlasst, all ihre Zelte in ihrer vormaligen Heimat München abzubrechen und bis ans andere Ende von Deutschland zu ziehen. Und auch sonst bröckelt es hinter der Fassade der Bilderbuchfamilie.

Charlotte Link schreibt seit Jahrzehnten zuverlässig gute psychologische Spannungsromane – Geschichten voller dunkler Geheimnisse, gut ausgearbeiteten, interessanten Protagonisten und fesselnden Plots. Trotz verschiedener Handlungsstränge immer mit einem roten Faden erzählt, immer logisch bis ins kleinste Detail durchdacht. Und das bekommt man auch in „Die Sünde der Engel“ geboten. Ich hab das Buch innerhalb von zwei Tagen inhaliert und mich wirklich gut unterhalten gefühlt – interessant fand ich auch, dass Link schon damals (das Buch ist 1996 erschienen) das Thema „Victim Blaiming“ anschneidet.

 Trotzdem: Im Vergleich zu ihren anderen Romanen, schneidet „Die Sünde der Engel“ wesentlich schlechter ab und man merkt, dass das einer ihrer ersten Roman ist und sie anscheinend mit den Jahren als Schriftstellerin immer besser wurde. In der Summe ein wirklich spannender, solider psychologischer Roman – im Vergleich zu ihren anderen Werken aber nicht tief genug, was das Psychogram der Protagonisten angeht, etwas arg zu vorhersehend und mit noch nicht so gut ausgefeilten Twists.

Cover des Buches Ein gemachter Mann (ISBN: 9783832165291)

Bewertung zu "Ein gemachter Mann" von Berni Mayer

Ein gemachter Mann
winter-chillvor 9 Monaten
Ein moderner "Anton Reiser"

Wir befinden uns in den 1990er Jahren, mitten in der niederbayerischen Provinz: Robert Bley hat gerade Abitur gemacht und zieht in wenigen Wochen zum Studium von zu Hause weg – endlich kann er raus aus dem dörflichen Mief und vor allem raus aus der Gärtnerei seines Vaters, die er auf gar keinen Fall übernehmen möchte. Doch so einfach ist das mit dem Abnabeln, der Freiheit und dem Unangepasst sein gar nicht – das fängt schon mit der Wahl des Studienfaches an: Lehramt, um im Falle des Falles was Sicheres zu haben und mit der Wahl des Studienortes: Regensburg – die nächstgelegene Großstadt, nur etwa eine halbe Autostunde vom Elternhaus entfernt. 

In „Ein gemachter Mann“ begleitet der Leser nun Robert Bley vom Beginn seines Studiums bis zum Ende. Der Abnabelungsprozess von den Eltern und dem elterlichen Gärtnereibetrieb bildet dabei den roten Faden der Studienjahre des Protagonisten. Dazwischen durchlebt Robert Liebeskummer und Verliebtheit – Freundinnen kommen und gehen, ein Freund stirbt, so manche wilde Idee wird geboren und eine Band entsteht. 

Auf den ersten Blick ist der Roman eine amüsante Coming-of-Age-Geschichte, ein lustiger Schwank und ein nostalgischer Uni-Trip mit autobiografischen Zügen (auch Berni Mayer hat in den 90er Jahren in Regensburg Lehramt studiert). Auf den zweiten Blick bietet der Roman aber mehrere Lesarten: So kann man in dem Roman durchaus Gedanken über die Verweichlichung einer Generation entdecken und Fragestellungen zum Konzept der hegemonialen Männlichkeit. Zum anderen erinnert mich der Roman sehr an die psychologischen Entwicklungsromane des 18. Jahrhundert – ein moderner „Anton Reiser“ quasi. 

Eine ganz große Stärke des Romans sind ganz klar die Dialoge und die Wortwahl: Der Ton des Buches ist direkt, kernig, und authentisch – der Grat zwischen trockenem Witz und nostalgischer Traurigkeit genau richtig.

Cover des Buches Der Markisenmann (ISBN: 9783453427495)

Bewertung zu "Der Markisenmann" von Jan Weiler

Der Markisenmann
winter-chillvor einem Jahr
"Schön, aufregend, aber auch ein bisschen traurig"

Perfekt, einfach nur perfekt. „Der Markisenmann“ ist für mich jetzt schon ein Jahreshighlight, weil bei dem Roman einfach alles stimmt: ein Plot mit dem richtigen Maß an Außergewöhnlichkeit, toll ausgearbeitete Charaktere, die richtige Mischung aus Humor und Tragik und eine wunderbar anrührende Erzählweise.

 Die Geschichte spielt hauptsächlich im Jahr 2005 – Ich-Erzählerin ist die 15 Jahre alte Kim. Sie lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater Heiko und ihrem Halbbruder Geoffrey in einer Villa in Köln. Die Familie ist reich, weil Heiko es als Geschäftsmann zu viel Geld gebracht hat. Trotzdem fehlt Kim etwas: Sie hat keinen Kontakt zu ihrem leiblichen Vater. Er hatte sie und ihre Mutter verlassen als sie zwei Jahre alt gewesen war und sie hat kaum eine Erinnerung an ihn. In der neuen Familie fühlt sie sich wie ein Fremdkörper und ungeliebt. Als ihr kleiner Bruder Geoffrey durch ihre Schuld bei einem Unfall schwer verletzt wird, wird sie in den anstehenden Sommerferien zu ihrem richtigen Vater geschickt: Ronald Pappen, den sie seit 13 Jahren nicht gesehen hat. Und diese Begegnung ist ganz anders, als Kim sich das vorgestellt hat: Ronald Pappen lebt in einer Lagerhalle im Industriegebiet von Duisburg. Einen Teil der Halle hat er in eine provisorische Wohnung umgewandelt, im anderen Teil lagern meterweise Stoffbahnen – Markisen in organe-braun oder neongrün. Sie sind Papens ganzes Leben, seit 13 Jahren fährt er durchs Ruhrgebiet und versucht die Markisen an den Mann zu bringen. Mit nicht sehr großem Erfolg. Kim möchte anfänglich eigentlich nur noch weg, doch dann lässt sie sich auf ihren Vater ein und als sie beginnt, ihm bei seinem Haustürgeschäft zu helfen, verändert sich das Leben beider schlagartig.

Als Kim am Ende ihrer Sommerferien gefragt wird, wie die Ferien bei ihrem Vater waren, sagt sie: „Schön, aufregend und auch ein bisschen traurig“ – und genau das fasst das Buch perfekt zusammen. „Der Markisenmann“ ist eine großartige, fantasievolle Vater-Tochter-Geschichte mit einem hinreißendem Ende – die Erzählung wird vor allem auch durch den sehr subtilen, anrührenden Witz getragen und das ganze vor einem wirklich einzigartigen Setting.

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