Dieses Buch von der traurigen Geschichte des Autors zu trennen, wird zunächst einmal schwer möglich sein.
E. Levé schickte das Manuskript zum Buch seinem Verleger und erhängte sich wenige Tage vor dem verabredeten Treffen mit Selbigem.
Es scheint also nicht allzu weit hergeholt, wenn man von einer Hinterlassenschaft oder einem "Vermächtnis" spricht.
Auf nur knapp über 100 Seiten gelingt Levé dafür etwas Erstaunliches:
Nach dem Selbstmord eines Mannes im Keller seines Hauses stellt sich ein Freund des Mannes die Frage: "Warum?"
Anhand dieser Frage entwickelt er seine Sichtweisen durch das kurze Buch, beschreibt den uns zunächst unbekannten Mann genauer. Doch auch dann stellt sich für mich kein wirklich vertrautes Gefühl ein.
Auch provokante Fragen finden sich: Ist der Selbstmord des Freundes die Chance für seinen Bekanntenkreis, ihr eigenes Leben zu bejahen?
Ein Urteil über den Selbstmord des Freundes sucht man vergeblich, die Entscheidung der Selbsttötung steht ganz für sich alleine.
Für mich ist dieses Buch ein sehr gelungener Versuch, eine Tabuisierung ohne Vorurteile zu behandeln, seine Sichtweisen über ein in der Gesellschaft oft verdrängtes Thema sehr neutral zu erweitern.
Grade die (leider sehr traurige) Hintergrundgeschichte des Buches macht jede Seite für mich unglaublich ehrlich und nah.
Dieses Buch hat absolute Sogwirkung, hat mich an vielen Stellen unglaubwürdig oder sprachlos zurückgelassen.
In jedem Falle hat es aber eines getan: Meinen Horizont erweitert.
Édouard Levé
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Édouard Levé
Selbstmord
Selbstporträt
Suicide. Selbstmord, französische Ausgabe
Neue Rezensionen zu Édouard Levé
Rezension zu "Selbstmord" von Édouard Levé
Ein schmaler Band mit einem Titel an dem es nicht viel zu deuten gibt. "Selbstmord". Will man ein Buch mit diesem Titel lesen? Ich wollte....
Im ersten Absatz wird erzählt wie die Hauptfigur zurück ins Haus geht um einen Tennisschläger zu holen, die Frau wartet draußen, aber in den Keller geht , sich eine Flinte in den Mund steckt und abdrückt. Will man dann immer noch weiterlesen?
Die nächsten knapp 100 Seiten erzählt der Autor vom Leben des Selbstmörders und von den Reaktionen auf diese Tat. Eine Biographie entsteht, die mit 25 Jahren endet, aber doch weiter fortlebt. Die Tat wird nicht erklärt, es werden Fährten gelegt, den man folgen kann, aber die die Frage nach dem "Warum" nicht beantworten. Ein intensives, ein beeindruckendes Buch.
Der Autor erhängte sich wenige Tage nach der Niederschrift des Textes...
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