Rezension zu "Odette Toulemonde und andere Geschichten" von Eric-Emmanuel Schmitt
Habe die ersten beiden Geschichten gelesen und es drängt mich nach einem Zwischenbericht ! Ich muß zugeben, mit Eric-Emmanuel Schmitt tue ich mich schwer. Vom ersten Satz an habe ich das Gefühl, daß hier ein Lehrer kleinen Kindern versucht etwas zu erklären. Das führt zu einer völlig unangebrachten nervenden Langatmigkeit.
Die erste Geschichte bringe ich mal auf den Punkt: Notorische Nörglerin lernt von Lebensgenießer. Der stirbt. Sie trifft Nörgler und lehrt ihn nun das Leben so zu genießen, wie es ist.
Die zweite Geschichte: Mitttdreißigerin sieht ständig eine alte Frau in ihrer Wohnung. Auflösung: Sie hat Alzheimer und empfindet sich als immer jünger werdend. Die alte Frau, die sie sieht, ist ihr Spiegelbild. Die Situation des Sehens der alten Frau wird bis zum Geht-nicht-mehr in phantasieloser Weise wieder und wieder geschildert. Die Auflösung findet dann in einem unerträglichen Dialog auf Groschenroman-Niveau zwischen ihrem Sohn und dessen Frau statt.
Ich hatte das Gefühl, daß der Autor den Leser prinzipiell für etwas zurückgeblieben hält und daher Schilderungen bis zum Erbrechen wiederholt. Ja, die Frau ist notorisch unzufrieden und eine Nörglerin. Nach zwei Beispielen habe auch ich es kapiert , ich brauche dann nicht noch weitere 20 Beispiele für ihre Nörgelei. Ja, der Mann nörgelt nicht, sondern akzeptiert alles, was ihm begegnet. Auch hier genügen mir zwei Beispiele.
Ich finde, daß die Länge einer Geschichte immer dem Inhalt der Aussage angemessen sein muß, es sei denn, der Autor hat ein besonderes literarisches Talent. Dieses hat Schmitt in meinen Augen definitiv nicht. Wie die flachen Steine, die man übers Wasser flitzen läßt touchiert er ständig den Stil einer Schmonzette in Heftchenform, um dann am Ende ganz darin unterzugehen. Vielleicht tue ich dem Autor unrecht und es einfach nur schlecht übersetzt.
Der Autor nimmt interessante kleine Gedanken, wie sie jeder von uns zehn Mal am Tag hat und walzt diese aus, wie einen Blätterteig, anstatt daraus ein luftig leichtes inspirierendes Gebäckstück und einen Genuß für den Leser zu machen.
Ich werde auch noch die restlichen sechs Geschichten lesen und dann diese Rezension entsprechend erweitern oder revidieren.