Ödön von Horváth

 3,8 Sterne bei 811 Bewertungen
Autor von Jugend ohne Gott, Geschichten aus dem Wiener Wald und weiteren Büchern.
Autorenbild von Ödön von Horváth (©)

Lebenslauf

Edmund Josef von Horváth † 1. Juni 1938 in Paris

Alle Bücher von Ödön von Horváth

Cover des Buches Jugend ohne Gott (ISBN: 9783872912299)

Jugend ohne Gott

 (573)
Erschienen am 01.01.2023
Cover des Buches Geschichten aus dem Wiener Wald (ISBN: 9783872912206)

Geschichten aus dem Wiener Wald

 (94)
Erschienen am 01.01.2018
Cover des Buches Kasimir und Karoline. Volksstück (ISBN: 9783150186145)

Kasimir und Karoline. Volksstück

 (33)
Erschienen am 04.02.2009
Cover des Buches Glaube Liebe Hoffnung (ISBN: 9783518743669)

Glaube Liebe Hoffnung

 (12)
Erschienen am 08.08.2015
Cover des Buches Der jüngste Tag (ISBN: 9783150186671)

Der jüngste Tag

 (14)
Erschienen am 01.08.2009
Cover des Buches Der ewige Spießer (ISBN: 9783518762868)

Der ewige Spießer

 (10)
Erschienen am 13.05.2019
Cover des Buches Geschichten aus dem Wiener Wald (ISBN: 9783104019734)

Geschichten aus dem Wiener Wald

 (10)
Erschienen am 12.01.2012

Neue Rezensionen zu Ödön von Horváth

Cover des Buches Jugend ohne Gott (ISBN: 9783872912299)

Rezension zu "Jugend ohne Gott" von Ödön von Horváth

Bei den gegenwärtigen Entwicklungen bekommt Jugend ohne Gott eine erschreckende Aktualität.
Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Monaten

Ödön von Horváth ist einer der Autoren, die bisher völlig an mir vorbeigegangen sind. In manchen Orten wird er wohl als Schullektüre gelesen, bei mir war das leider nicht der Fall. Antifaschistische und antiautoritaristische Literatur hat wohl noch immer zu wenig Fürsprecher. Glücklicherweise hatte in einem Forum jemand regelmäßig auf Jugend ohne Gott verwiesen und es als Pflichtlektüre regelrecht angemahnt. Danke dafür, denn diese Empfehlung ist unbedingt zu unterstützen. Jugend ohne Gott war 1937, im Jahr des Erscheinens, geradezu eine literarische Offenbarung, eine Warnung vor dem Zeitgeist und es ist in den Jahren nach 1945 ein literarisches Mahnmal. Bei den gegenwärtigen Entwicklungen bekommt Jugend ohne Gott eine erschreckende Aktualität.

Der Roman wird aus der Perspektive eines Lehrers erzählt, der an einer Schule für eher privilegierte Schüler unterrichtet. Der Pädagoge hat seinen Glauben sowohl an Gott als auch an die Menschheit im ersten Weltkrieg verloren. Die „Blutpumpe“, die „Knochenmühle“, die „Schlachtbank“, oder einfach nur die „Hölle“ des großen Krieges der alle Kriege beenden sollte, hat nicht nur Millionen Menschen massakriert, sondern auch hunderttausende traumatisiert.

„Du könntest auch schon einen Sohn haben, denke ich dann, aber ich kann mich beherrschen, ein Kind in die Welt zu setzen. Nur damits in irgendeinem Krieg erschossen wird!“

Kurz und knapp bringt Horváth den Nihilismus des Lehrers auf den Punkt. Und dennoch möchte er seine Schüler zu besseren Menschen erziehen. Nur, wie soll das Gelingen in einer Zeit in der die Lüge täglich im Radio zur Wahrheit geadelt wird? So beginnt der Roman damit, dass Klassenarbeiten korrigiert werden und sich ein Schüler rassistisch über „Neger“ äußert. Der Lehrer nimmt sich vor, dies zwar nicht negativ zu bewerten, aber wenigstens im Unterricht anzusprechen.

„Ich lasse den Satz also stehen, denn was einer im Radio redet, darf kein Lehrer im Schulheft streichen.“

Wenn die Lüge Staatsräson ist, verzweifeln die Wahrheitsliebenden.

„Wenns auch weht tut, was vermag der einzelne gegen alle?“

Jugend ohne Gott ist genau diese Erzählung. Was geschieht mit dem Einzelnen, wenn die Masse dem kollektiven Wahn verfällt? Kann man sich dagegen wehren? Und wenn ja, wie? Und wenn nein, wie erträgt man dann den Mob? Und wie soll man nicht selbst dem Wahnsinn verfallen, wenn man als Lehrer plötzlich die Schüler „moralisch zum Krieg erziehen“ soll?

Ödön von Horváths Jugend ohne Gott ist ein Meisterwerk der Beobachtung und der Analyse. Hinzu kommt, dass Thema und Sprache allgemeinverständlich und möglichst einfach geformt wurden, ohne dabei auch nur ein My an Präzision zu verlieren.

„Daß diese Burschen alles ablehnen, was mir heilig ist, wär zwar noch nicht so schlimm. Schlimmer ist schon, wie sie es ablehnen, nämlich: ohne es zu kennen. Aber das Schlimmste ist, daß sie es überhaupt nicht kennenlernen wollen! Alles Denken ist ihnen verhaßt.“

Treffender könnte man weder die Nationalsozialisten kennzeichnen noch aktuelle Nacheiferer am rechten Rand von Politik und Gesellschaft.

Jugend ohne Gott begleitet den Lehrer, wobei der Schwerpunkt auf einer Wehrübung im Feld liegt. Hier ist der Pädagoge lediglich die Verantwortung tragende Person, während die Schüler von einem altgedienten Soldaten in militärischem Drill unterwiesen werden. Nach einem Unfall, oder ist es ein Mord, nimmt Jugend ohne Gott einige Stilarten des Kriminalromans auf, ohne den Vorrang des gesellschaftskritischen Romans aus den Augen zu verlieren. Der Roman lässt den Leser niemals los, selbst oder gerade in den Momenten, wo man sich abwenden möchte, ob der Ignoranz, Arroganz und Selbstüberheblichkeit der Macht, die sich immer nur im Vernichtungswillen auflösen kann.

Wir wissen um die Konsequenzen des Nationalsozialismus mit bis zu 80 Millionen Toten, Kriegsverbrechen, Massenerschießungen, Vergewaltigungen, Folter, Holocaust und Genozid. Von alldem konnte Horváth kaum etwas ahnen und dennoch hat er einen visionären Jugendroman geschrieben.

Ödön von Horváths Jugend ohne Gott gehört ab sofort zur absoluten Pflichtlektüre und auf jede Empfehlungsliste. Das Buch hat es verdient eine noch viel breitere Leserschicht zu erreichen. Gerade heute!


Hinweis
Die Neuverfilmung, die in den deutschen Kinos lief, hat nichts mit dem Buch zu tun. Diese unsägliche Klischeeaneinanderreihung ist Trashkino und geradezu eine Beleidigung der Romanvorlage.


Cover des Buches Jugend ohne Gott (ISBN: 9783744830072)
erdbeerliebe.s avatar

Rezension zu "Jugend ohne Gott" von Ödön von Horváth

Düstere Staubschicht
erdbeerliebe.vor 10 Monaten

Was schreibt man über ein Buch, das einen ständig aufregt, nervt, provoziert und deprimiert? Wo das Frauenbild "Tand und Glitter" hochgelobt wird, wer zu hässlich dafür ist oder keine strahlend blauen Augen und schöne Beine hat, gilt als wertloses Mädchen. Eine reine Männerwelt, in der der Lehrer, in dem es in Jugend ohne Gott geht, da spricht. 

Die Namensabkürzungen seiner Klasse (der T., der B., etc etc) finde ich zum kotzen, es machte mir schwer in das Buch reinzukommen. (Und im Gegensatz zu anderen hatte ich leider keine Version mit Fußnoten, ich schätze das wäre angenehmer gewesen. ich habe die Reclam Hörbuchversion angehört.) Den Protagonisten empfand ich als schwach und etwas unselbstbewusst, seine ständigen Ausschweifungen über Gott und die Welt langweilten mich. 

Und doch packte mich die Geschichte ab dem Punkt mit dem Zeltlager. Denn dort tauchten die ersten starken Frauenfiguren auf, eine davon war sogar wichtig für die Geschichte: Die Eva. Auch wenn jede Frau in dem Werk extrem nach ihrem Äußeren beurteilt wird (hat sie schöne Augen? Ist sie sauber und hygienisch? Sieht sie gepflegt aus und trägt sie Parfüm?) schafft die Geschichte um den Mord doch Spannung in das Werk hinein zu bringen, dass mich neugierig auf das Ende machte. Irgendwo entwickelt sich auch der Lehrer währenddessen, er hinterfragt die Kirche kritisch und seine Haltung zu People of Color macht ihn sympathischer. Am Ende wird es dann nochmal zäher, ich hätte mir etwas mehr Handlungsbereitschaft des Lehrers gewünscht, doch immerhin ist das Buch kurz. 


Positiv anzumerken ist der Schreibstil: Die Sprache ist einfach (wenn auch altertümlich) und die Kapitel sind interessant strukturiert und nie unübersichtlich lang. Der Sprecher der Hörbuchversion passt sehr gut zu einem mittelalten Mann mit leicht eingestaubten Ansichten. 


Irgendwo sehe ich immer noch die Verbindung zur heutigen Zeit in dem Werk, Ödön von Horvaths Buch könnte dabei gut als Warnung durchgehen wie es nie sein sollte.  

Ich würde das Buch vorsichtig empfehlen, falls du Lust auf deprimierende Klassiker mit staubigem Nachgeschmack und jeder Menge Sexismus hast. 


ZWEI von fünf Kompassi (Kompassen? Kompassa?) 🧭

Cover des Buches Jugend ohne Gott (ISBN: 9783744830072)
A

Rezension zu "Jugend ohne Gott" von Ödön von Horváth

Scheisse
Alejandro_Webervor einem Jahr

Scheisse, was ist das für ein Dreck!! Scheisse, was ist das für ein Dreck!! Scheisse, was ist das für ein Dreck!!  Scheisse, was ist das für ein Dreck!! Scheisse, was ist das für ein Dreck!! Scheisse, was ist das für ein Dreck!! Scheisse, was ist das für ein Dreck!! Scheisse, was ist das für ein Dreck!! Scheisse, was ist das für ein Dreck!!

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Zusätzliche Informationen

Ödön von Horváth wurde am 08. Dezember 1901 in Sušak geboren.

Community-Statistik

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auf 47 Merkzettel

von 10 Leser*innen aktuell gelesen

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