Özgür Mumcu

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Lebenslauf

Die Suche nach einer friedvollen Existenz: Der türkische Autor, Journalist und Jurist Özgür Mumcu wurde 1977 in Istanbul geboren. Er ist der Sohn des bekannten Journalisten Ugur Mumcu, der bei einem Bombenattentat sein Leben verlor. Nach den Aussagen dieser angesehenen Persönlichkeit, der stellvertretend für seine Kollegen von der Zeitung "Cumhuriyet" den Alternativen Nobelpreis annahm, hat sein Vater seine Denkart beeinflusst und in ihm den Wunsch erweckt sich für seine Ansichten einzusetzen. Mit seinem Debütroman "Die Friedensmaschine" möchte Mumcu eine Welt ohne Krieg zeichnen. Das versucht der Protagonist Cemal zumindest, der von einer Maschine hört die durch den Elektromagnetismus, Menschen beeinflussen und somit den Frieden für immer etablieren könnte.

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Cover des Buches Die Friedensmaschine (ISBN: 9783442757541)

Die Friedensmaschine

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Erschienen am 01.10.2018

Neue Rezensionen zu Özgür Mumcu

Cover des Buches Die Friedensmaschine (ISBN: 9783442757541)
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Rezension zu "Die Friedensmaschine" von Özgür Mumcu

hohe Erzählkunst, aber mir schwirrte manchmal der Kopf
Knigaljubvor 5 Jahren


Der türkische Journalist, Schriftsteller und Jurist Özgür Mumcu hat mit seinem Debütroman „Barış Makinesi‟ 2016 ein Buch über den Frieden und das Menschsein, eingebettet in ein Steampunk-Abenteuer um 1900, geschrieben. 2018 hat btb den von Gerhard Meier übersetzten Roman unter dem Titel „Die Friedensmaschine‟ auf deutsch herausgegeben.








Özgür Mumcu ist Sohn des bei einem Bombenattentat umgekommenen investigativen Journalisten Ugur Mumcu. Für die türkische Zeitung „Cumhuriyet‟ hat er den Alternativen Nobelpreis entgegen genommen, womit deren „furchtloses Eintreten für die Meinungsfreiheit in der Türkei“ ausgezeichnet wurde. Ein spannender Autor, eine interessante Idee und das erste Kapitel führt den Leser ans Ende des 19. Jahrhunderts, wo er den Abzählreime aufsagenden, ständig vor irgendwas weglaufenden Straßenjungen Celal kennenlernt. Vielversprechend, fand ich. Warum hatte ich von diesem Buch noch nie gehört?






Vielleicht sorgt das relativ nichtssagende Cover mit dem rot-orangenen Fußabdruck dafür, dass dem Roman hier noch nicht allzu viel Aufmerksamkeit zuteil geworden ist. Das türkische Originalcover weckt mit seiner maschinellen Friedenstaube jedenfalls meiner Meinung nach eher das Interesse. Vielleicht ist es aber auch ein bisschen der Komplexität des Romans geschuldet, denke ich jetzt nach Beenden desselbigen, dass er (bisher und meines Eindrucks) wenig Furore macht.








Karen Krüger hält in ihrer Rezension in der FAZ gleich als erstes fest: „Dieses Buch steckt voller doppeldeutiger Figuren, Bilder und Begegnungen‟ - und sie hat so Recht. Im Laufe der Lektüre hatte ich immer wieder Fragezeichen über meinem Kopf schwirren, wusste nicht, ob ich etwas überlesen hatte, oder tatsächlich manchmal etwas zusammenhanglos erzählt wird. Es fühlte sich an wie ein dreidimensionales Mosaik, von dem man immer nur Abschnitte zu sehen bekommt und das nach dem Umblättern einer Seite wieder eine neue Seite seiner selbst zeigte – nicht selten mit höchst poetischen, philosophischen Anmerkungen, die den doppelten Boden dieses Mosaiks offenbarten.






Zwar sind manche (häufig Protagonisten in den Mund gelegte, sodass eine Distanz zum Autor erzeugende) Äußerungen in ihrer Direktheit kaum misszuverstehen – etwa diese:
„Erst wenn alle Länder von der Herrschaft Einzelner befreit sind, können wir die Friedensmaschine in Gang setzen.‟ (S. 114) oder diese:
„Es ist geschichtlich erwiesen, dass Revolutionen in einem Geist der Verbundenheit beginnen und ihre Kinder erst dann fressen, wenn sie erfolgreich verlaufen sind.‟ (S. 163) – aber insgesamt gelang es mir leider nicht permanent, die Stringenz des Handlungsverlaufs auszumachen, Zugang zu den Charakteren zu finden oder eine Spannung in Bezug auf den Plot zu fühlen. Nach fünf gelesenen Kapiteln schwahnte mir, dass man dieses (kryptische) Buch wohl mindestens zwei Mal lesen kann.








Mindestens die ersten 50 Seiten lang erschließt sich auch der Titel des Buches nicht. Irgendwann wird dann ein undeutliches Bild von der Friedensmaschine gezeichnet, erst gegen Ende bekommt sie (etwas) klarere Umrisse.






In der Tat war es auch das zur gesamten Handlung passende mysteriöse Ende, das mir wieder recht gut gefiel, konnte es die Erzählung doch zu einem irgendwie runden Abschluss führen.




Was ebenfalls eine große Stärke des Romans ist, sind die Sprache und der Blick auf Dinge und für Details, etwa, wenn zu Beginn des Kapitels eine alte Truhe im Fokus steht:
„Es war eine Truhe. Eine hölzerne Truhe, übersät mit Aufklebern von früheren Reisen. Vor lauter Polieren waren die Etiketten mit der Truhe regelrecht verwachsen. [...] Nur eine Truhe also. Eine alte. Truhen kommen ja schon alt zur Welt.‟ (S.37)








Bereits die Abzählreime des jungen Celal zu Beginn des Buches deuten auf die ebenfalls immer wieder durchbrechende Poetizität des Textes hin. An zentraler Stelle bekommen wir es außerdem mit einem Text im Text zu tun, einem Theaterstück, das entscheidende Hinweise auf unseren Plot liefert.








Es finden sich also viele Aspekte, die für Mumcus Erzählkunst und die Güte des Romans sprechen – die aber auch ein wenig auf die Komplexität des Textes hindeuten und vielleicht erklären können, warum es mir manchmal schwer fiel, dem Handlungsverlauf zu folgen und warum ich mich ständig fragte, was das wohl sein mag, das da im Untergrund gerade mit ausgedrückt wird. Letztendlich nehme ich folgenden Ratschlag mit: „
Weißt du, Celal, es ist noch keiner unglücklich geworden, weil er nicht begriffen hat, was in der Seele des anderen vorging. Doch wer das Hin und Her der eigenen Seele nicht bemerkt, dessen Unglück ist unausweichlich.‟ (S. 250).



Fazit:


Ein immer wieder poetischer, mehrdeutiger und sprachlich besonderer Text, der sich irgendwie um ein Steampunk-Abenteuer um 1900 dreht, aber unter der Oberfläche gefühlt viel mehr zu sagen hat. Leider konnte ich das Mehr nicht immer erfassen und verlor (deshalb?) auch immer wieder den Zugang zur primären Handlungsebene. Dennoch ein interessantes Buch einer wichtigen türkischen Stimme für Meinungsfreiheit.








[Hinweis: im Austausch gegen ehrliche Meinung kostenlos zur Verfügung gestelltes Rezensionsexemplar]

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