Cover des Buches Die Jagd nach den Mondsteinen (ISBN: 9783890291192)
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Rezension zu Die Jagd nach den Mondsteinen von

Rezension zu "Die Jagd nach den Mondsteinen"

von Jerron vor 15 Jahren

Rezension

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Jerronvor 15 Jahren
1998 landete dieser Autor mit diesem Werk einen Überraschungserfolg in Italien. Wahrscheinlich hat Silvio Berlusconi persönlich die gesamte Auflage weggekauft, anders kann ich mir diesen Erfolg nicht erklären... Das Buch erzählt eine sich über mehrere Zeitebenen erstreckende und miteinander verwobene Geschichte, in der ein antikes Artefakt, goldene Statuen, die die Mondphasen darstellen, das verbindende Element markieren. Diese Statuen gehören der Familie des Römers Iunius von Luna, der zunächst an der Eroberung Südgermaniens beteiligt ist, zum Tribun befördert wird, seinem Vorgesetzten General Marcius nach Rom folgt, Opfer einer Intrige wird, infolgedessen er zuerst zum Sklaven und später zum gefeierten Gladiatoren wird, bevor er seine Ehre wiederherstellen kann, dann jedoch des Mordes an Marcius bezichtigt wird und zusammen mit einer Vestalin, in die er sich verliebt hat und die er mit Hilfe der Christen vom Schicksal des lebendig-einmauerns errettete, fliehen muss, bevor er seine Rache an den pösen Intriganten vollstrecken kann. Später als Senator (mit der zum Christentum konvertierten Ex-Vestalin als Gattin, is klar...) schreibt er seine Lebensgeschichte auf und vererbt die goldenen Mondsteine an seinen Sohn. Sein Nachfahre, ein Priester im 17. Jahrhundert überträgt diese Schriften in ein Buch und reist auf einem Schiff von Südamerika nach Spanien, auf dem ein immenser Goldschatz gelagert ist. Der Goldschatz fällt zuerst gierigen Meuterern in die Hände, bevor das Schiff in einem Sturm untergeht (mitsamt den Mondsteinen), die "Guten" aus der Besatzung retten sich natürlich und irgendwer heiratet natürlich auch noch, wie sich das gehört... Der Schatz wird in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts von einem dekadenten jüdischen Bankierssohn gefunden, der die Mondsteine einem gewissen Adolf Hitler zum Geschenk macht und den Goldschatz dazu benutzt, sich Hitlers Freundschaft zu erkaufen. Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs legt ein U-Boot mit den persönlichen Wertsachen des Führers ab, wird aber in der Nordsee versenkt. 1995 wird dieses U-Boot wiederentdeckt und eine atemberaubend schöne Meereswissenschaftlerin, die nebenher auch noch Bestsellerautorin und Museumsbetreiberin ist, wird mit der Bergung beauftragt, von einem kleinwüchsigen Kerl, der sich später als Chef des Mossad herausstellt. Bei der Bergung legen sie sich mit einem Geheimbund an, dessen Angehörigen die Wahrheit über Hitlers wahren Verbleib und Altersruhesitz in Amerika nach Kriegsende vertuschen wollen. Das U-Boot zerbricht bei der Bergung und man kann nur die goldenen Mondsteine und Aufzeichnungen eines Astronomen retten, der die Bahn eines Kometen berechnet hat, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet. Experten halten diese Berechnungen für Schwachsinn, und so muss man eben zusammen mit einem Nobelpreisträger, der als einziger die Bedrohung ernst nimmt, die Welt auf eigene Faust retten... Wow, ich habe noch nie solch eine gequirlte Scheiße gelesen wie dieses Machwerk. Unglaubwürdige und eindimensionale Charaktere unterhalten sich in kreuzdämlich geschriebenen Dialogen. Die Sprache wimmelt nur so von überflüssigen Adjektiven und Tautologien - der Autor wird nicht müde, wirklich jedes mal die "Bösen" auch schön niederträchtig gucken und mit klauenartigen Fingern herumfuchteln zu lassen. Die Klischees sind so dicht gepackt, dass sie sich gegenseitig plattrampeln. Natürlich gibt es den dekadenten intriganten bösen Senator, der es mit kleinen Jungs und der ebenso pösen Obervestalin treibt, den lüstern geifernden Kardinal, den edlen Wilden, der nebenbei auch noch in Wirklichkeit der letzte Aztekenherrscher ist, natürlich gibt es den vermeintlich besten Freund, der sich am Ende als Oberbösewicht entpupp, und natürlich gibt es da noch den extrem gutaussehenden smarten hochanständigen Kampfpiloten und Astronauten, der sich als Nachfahre von Iunius und rechtmäßiger Erbe der Mondsteine herausstellt und der selbstverständlich die Welt rettet, freilich nicht ohne vorher der gutaussehenden Meereswissenschaftlerin-Bestsellerautorin-Museumsbesitzerin ein Kind gemacht zu haben. Ein Wunder, dass sich die Seiten noch umblättern lassen, bei dem ganzen Schleim und Schmalz, der da raus trieft und den Leser dazu verführt, den Schmöker genüsslich in die Ecke zu werfen... Tja, klassischer Fall von zu viel gewollt und dabei komplett versagt. Immerhin muss man dem Autoren zugute halten, dass er sein Buch vor Gladiator und Armageddon geschrieben hat. Aber das Buch muss wirklich so schleicht sein, das kann nicht nur an der Übersetzung liegen! Ich wusste schon auf der zweiten Seite, dass es sich um ein grottenschlechtes Buch handelt. War dieser Verriss es wirklich wert, den Kram zuende zu lesen?
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