Shamo

Ryo Narushima ist der 16-jährige Sohn eines hohen Bankbeamten und in behüteten Familienverhältnissen aufgewachsen. Aus heiterem Himmel ersticht er eines Tages auf brutalste Weise seine Eltern. Der ehemalige Musterschüler wird in eine Jugendbesserungsanstalt eingewiesen und für ihn beginnt ein Martyrium aus Schmerz und unvorstellbarer Erniedrigung. Eine Story, heute aktueller denn je, gezeichnet in Bildern, die in ihrer distanzierten, anatomischen Klarheit eine moderne Hölle auf Erden heraufbeschwören. Das mulmige Gefühl, das einen auch Stunden nach der Lektüre dieses ästhetisch großartigen Manga nicht losgelassen hat, ist die eigentliche Story, die hinter den kalten Bilderszenarien lauert. Die gleiche Gesellschaft, die aus ihrer scheinbar so harmlosen Realität ein Monster geboren hat, durch Rigorosität der Anpassung, und durch die Gewalt der Unterwerfung unter ihre Regeln schlechthin, findet keine andere Form der "Therapie", als ihre Kinder weiterhin schonungsloser Ordnung zu unterwerfen und durch systematische Zerstörung ihrer Psyche immer mehr zu ruinieren. Ein unheilvoller Kreis schließt sich: die die öffentliche Ordnung repräsentierenden Hüter der Ordnung, der Anstaltsleiter etc., deren Mentalität erst das Monster gebar, stehen vor den Ruinen ihres eigenen Tuns. Der Täter wird zum Opfer, sie selbst zu Tätern, und nichts vermag diese Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Keine leichte Kost für zarte Gemüter - für alle anderen eine beklemmende Vision auf höchstem künstlerischen Niveau.