Rezension zu "Boy in the Park – Wem kannst du trauen?" von A. J. Grayson
"Tom weiß nicht genau, wie die anderen Jungen es machen, um die Folgen ihrer Bestrafungen zu verbergen, denn sein Vater hat ihm gesagt, man dürfe sie in der Öffentlichkeit nicht zeigen, und er kann sich auch nicht erinnern, sie in der Schule bei den anderen schon mal gesehen zu haben."
Zitat Seite 194. Bei diesen Worten überkam mich eine Gänsehaut und tiefes Mitgefühl für den Jungen. Ich konnte nur fassungslos den Kopf schütteln und mich fragen, wie man einem Kind das antun kann.
Anfangs hatte ich kleinere Schwierigkeiten mich in die Geschichte hinein zu finden, da alles etwas verwirrend war. In etwa ab dem zweiten Teil wurde manches etwas klarer.
Ein Dichter, der jeden Tag im Park einen kleinen Jungen beobachtet und diesen als vermisst meldet, als er mal nicht auftaucht, obwohl es keinerlei Kontakt zwischen dem Dichter und der Familie des Jungen gibt.
Ein Mann, der den Mord an seiner Ehefrau gesteht, obwohl er nie verheiratet war.
Der kleine Junge, der tagtäglich im Park spielt kommt aus ärmlichen Verhältnissen, die von Gewalt geprägt sind. Zu lesen, wie das Kind von Mitschülern gemobbt und vom Vater misshandelt wird, trieb mir die Tränen in die Augen. Die unnötigen sadistischen Bestrafungsmaßnahmen haben das arme Kind vollkommen verstört.
Dichter Dylan, der dem Jungen jeden Tag in seiner Mittagspause begegnet, beschließt dem Kind zu helfen. Als ein junger Mann ihm dann dabei seine Hilfe anbietet, nimmt er diese ohne nachzudenken an.
Das Buch beschreibt verschiedene Blickwinkel und Sichtweisen. Es beginnt im ersten Teil mit Dylan. Dann erfährt der Leser vom Leben des Jungen. Anschließend geht es wieder mit Dylan weiter. Zwischen drin gibt es kurze Kapitel, in denen Joseph zu einem Mord befragt wird, den er wohl nicht begangen haben soll. Anfangs konnte ich nicht zuordnen, wie das in die Geschichte passt.
Dylan ist ein sehr sympathischer, ruhiger Charakter, der sich an seine Gewohnheiten hält. Er schreibt Gedichte und liebt sein Leben und seinen Platz auf einer Bank im Park in San Francisco.
Joseph hingegen reagiert impulsiv. Er ist gewaltbereit und zögert nicht. Die Beschreibung des Mordes ist blutig und brutal.
Jeder neue Teil bzw. Abschnitt beginnt mit Gedichtzeilen über den Jungen im Park, die Dylan zu Papier gebracht haben scheint.
Im Laufe der Geschichte freundet Dylan sich mit dem jungen Mann an und die beiden scheinen auf einer Wellenlänge zu sein. Die Grenze verschwimmt immer mehr und es scheint, als seien die beiden eng miteinander verbunden.
Der Schreibstil ist flüssig und poetisch, aber auch mitreißend und rasant, was sehr gut zum düsteren Setting und der bedrückenden Atmosphäre passt.
Was mit dem Jungen passiert ist entsetzlich, grausam und traurig. Was die Geschehnisse aus dem hilflosen Kind letzten Endes gemacht haben, ist katastrophal.
Die Autorin zeigt eindrucksvoll auf, was Gewalt an Kindern langfristig mit den hilflosen Geschöpfen anrichten kann. Nicht nur die körperlichen Schäden, sondern vor allem die psychischen, was fatale Folgen haben kann.
Wenn man erst einmal beim letzten Kapitel angelangt ist, wird das ganze Ausmaß der Misshandlung erst so richtig deutlich und auch was Isolation zusätzlich zu dem Martyrium anrichtet sowie auch die Hänseleien von den Menschen, denen man im normalen Alltag zwangsläufig begegnet, wie normal das Ganze sich für den Betreffenden anfühlt, obwohl so etwas niemandem widerfahren sollte.
Die Geschichte des Jungen im Park hat mich entsetzt, bewegt, tief berührt und zum Nachdenken angeregt. Auch nach dem Auslesen klingen noch die unterschiedlichsten Gedanken und Empfindungen in mir nach.