Rezension zu "Vorprogramm" von A.P. Schlöglmeier
Das Leben als ewiges Vorprogramm
.
A. P. Schlöglmeier, Gastronom, Maler, Schriftsteller und Reisender, hat sich der Satire verschrieben. Zwei Bücher veröffentlichte der Wiener bisher, die beide dem Genre Schelmenroman zuzuordnen sind, aber dennoch einen recht unterschiedlichen Duktus offenbaren. Ging es im zweiten Werk „Über die Unbewohnbarkeit des Paradieses“ um einen Hochstapler, so begibt sich Andreas Pankraz Schlöglmeier - “eine Kunstfigur, die hoffentlich an Absurdität nicht zu übertreffen ist“, wie der Autor sich selbst bezeichnet - in seinem Debüt in die Musikszene. Dass er sich darin bestens auskennt zeigt sein Brotberuf. Schlöglmeier führte das Musikszenelokal „Hemingway‘s Pub“ im niederösterreichischen Neunkirchen, das es zu einiger Berühmtheit brachte.
.
Satire stellt für den österreichischen Autor einen Ausweg aus der lachhaften Welt um ihn herum dar und diese vermag er wunderbar in seine Texte zu integrieren. Er ist sozusagen ein unter der Oberfläche Suchender und Grabender. Seine „Helden“ sind meist mehr oder weniger Gescheiterte, aber er umgibt sie mit einer unglaublichen Liebenswürdigkeit, so dass sie einem direkt ans Herz wachsen.
.
Auch „Vorprogramm“ bietet solch einen charmanten gesellschaftlichen „Verlierer“. Ewald Schiener, Sänger von „Ewald and the other losers“, einer erfolglosen, aber hartnäckigen Band, die seit Jahren ausschließlich den Support beginnender „Berühmtheiten“ - salopp „angehender Wichser“ - bestreitet, schlägt sich mehr schlecht als recht durch den Alltag. „Im Leben einer Vorgruppe gib es das Wort ,Erfolg‘ nicht. Es gibt einige schöne Worte: Frust, Langeweile, Scheiße, ... aber ,Erfolg‘ ist das Fremdwort schlechthin. (...) Das Leben als ,ewiges Vorprogramm‘ ist beschissen.“ Lichtblicke sind einzig noch Angela, die er eigentlich ganz gut findet und seine kleine Tochter, die die Sonntage bei ihm verbringt, ja und trotz alledem... natürlich die Musik.
.
Und ganz so einfältig wie uns der Autor seinen Helden zu Beginn vorstellt ist er nicht. Ewald denkt viel über sich und seine eingrenzende Welt nach und erfährt nach und nach durch Van Morrison, Bob Dylan und andere den Weg zur kleinen Bescheidenheit.
.
A . P. Schlöglmeier ist ein flotter, kleiner Roman über die Musikszene gelungen.
Aufgebaut ist das Buch analog einer CD-Track-List. In 42 kurzen Kapiteln verknüpft der Autor mit unglaublicher Leichtigkeit und Eleganz - trotz des im Buch vorherrschenden rauen, aber kongenial zur dargestellten Szene passenden Umgangston - die einzelnen Kapitel und erzeugt einen ständigen imaginären Sog, ein permanentes Vorwärtstreiben durch den Text. Vergleichbar mit einem guten Konzeptalbum, ist ihm eine wunderbare Satire auf das Musikgeschäft gelungen. Einmal mehr setzt er den kleinen, unscheinbaren Leuten ein Denkmal. Schmunzeln oder herzhaftes Lachen ist auf jeden Fall vorprogrammiert, nein „Vorprogramm“.
.
Der gesamte Titel des Buches lautet übrigens "Vorprogramm - we let the goldfish go", eine Textzeile Van Morrisons aus seinem "Enlightenment"- Album. Schwer zu entschlüsseln und eine der Hauptfragen des Buches.
Und wer den Unterschied zwischen „Mercedes Benz“ und „Bohemian Rhapsody“ noch nicht kennt, der wird darüber gleichfalls aufgeklärt. Nur soviel, es sind ungefähr vier Minuten und es hat auch „noch ganz, ganz viel mit Sex zu tun“, denn „Musik und Sex gehören zusammen.“