Aaron Sahr

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Lebenslauf

Aaron Sahr ist Wirtschaftssoziologe. Er leitet am Hamburger Institut für Sozialforschung die Forschungsgruppe "Monetäre Souveränität". Als Gastprofessor der Leuphana Universität Lüneburg forscht und lehrt er am Zentrum für Theorie und Geschichte der Moderne zu Geldgeschichte, kapitalistischer Dynamik und politischer Ökonomie.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Aaron Sahr

Cover des Buches Die monetäre Maschine (ISBN: 9783406782329)

Die monetäre Maschine

 (1)
Erschienen am 26.01.2022

Neue Rezensionen zu Aaron Sahr

Cover des Buches Die monetäre Maschine (ISBN: 9783406782329)
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Rezension zu "Die monetäre Maschine" von Aaron Sahr

Überaus komplex, aber lohnenswert zu lesen
M.Lehmann-Papevor 2 Jahren

Überaus komplex, aber lohnenswert zu lesen

 

Vorweg gesagt, man sollte ein gerütteltes Maß an Geduld und Konzentration für die Lektüre dieses Werkes bereitstellen.

Denn nicht nur ist die Materie des Geldsystems hochkomplex, Sarr führt zudem mit seinen zunächst grundsätzlichen Betrachtungen und der Entfaltung seiner Thesen auf, in der Breite, eher ungewohnte Betrachtungsweisen des Geldes und der Finanzwirtschaft als „(politische) Maschine“ und wählt hierzu zudem noch einen Stil, der mehr oder weniger überaus trocken und schwer auch nur annähernd  zu lesen ist.

 

Warum aber, trotz immens hoher Geldmengen, die im Umlauf sind und immer weiter erhöht werden, zwar „Reichtum“ entsteht (an der Spitze), aber kein „Wohlstand“ für die Breite, wieso dies gar systemimmanent ist und stark von der allgemein üblichen Betrachtungsweise des Geldes aus „reines Tauschmittel“ abhängt, statt die politische Dimension viel mehr in den Mittelpunkt zu rücken, das sind wichtige Betrachtungsweisen und Hinführungen, die inhaltlich dann die Mühen der Lektüre durchaus aufwiegen.

 

„Das ist kein Zufall. Geldschöpfung ist der öffentlichen Diskussion entzogen worden“.

 

Sarr verweist zurecht mit klaren Argumenten darauf, dass dies eine der entscheidenden Fragen der politischen Verfassung von Gesellschaften ist. Statt weitgehend über die „Verteilungsfragen“ oder den „Tauschwert“ des Geldes öffentlich zu diskutieren, gehört die Frage der Geldschöpfung (und in deren Nachgang die Folgen) zu Recht in die Mitte der Diskussionen.

 

Geld ist eben, anders als oft (und mit Hintergedanken) dargestellt, kein unpolitisches Instrument der Märkte, um Werte darzustellen und zu transferieren, sondern weist einerseits einen ständigen „Mangel“ auf, wenn es um Investitionen in gesellschaftliche und infrastrukturelle Bereiche geht, anderseits einen ebenso immensen „Überfluss“, wenn es um privaten oder industriellen Reichtum von Konzernen geht.

 

Dies legt Sarr in einen Zusammenhang: „Während die Wirtschaftswachstumsraten weltweit abnehmen, dehnten sich die Geldmengenbestände nämlich beharrlich weiter aus“.

 

So dass, im Vergleich zu 1980 gesehen, in der Gegenwart nun 99 Prozent mehr „Geldmenge“ im „Umlauf ist“, dabei die Wirtschaftskraft nur um ca. 40 Prozent zugenommen hat und „breiter Wohlstand“, auch im Blick auf die Infrastruktur der Gesellschaften, eher abnimmt denn erkennbar gesichert im Raume stehen würde.

Mit der Folge somit auch, dass private und institutionelle Investoren über die Maßen hinaus zahlungsfähig gehalten werden, während die „öffentliche Hand“ in beständiger „Geldnot“ sich zu befinden scheint.

 

Das aber lange Zeit Geld einfach digital durch ein paar Zahlen einfach „erschaffen“ werden konnte, ohne zugleich die „Geldentwertung“ massiv zu beschleunigen, ist nur eine der Beobachtungen, die Sarr zum Anlass nimmt, die „Maschine Geld“ näher zu betrachten und am Ende mehr in den rein politischen Kontext einordnet, als den Markt an sich mehr oder minder in Betrachtung, Behandlung und Nutzen des Geldes als politische Kraft setzt. Mitsamt der Offenlegung vieler Verwerfungen, die das beharrliche Anhaften als Geld als reinem „Tauschmittel“ entspringen. Und Sarr legt ebenso offen, dass die Fragen der „Schuld“ und „Schuldner“ dabei viel mehr die gesellschaftlichen Beziehungen prägen, als es bisher im Mittelpunkt der Diskussionen steht.

 

So dient das Werk, dass akribisch Schritt für Schritt den Ursprung des Geldes, die Erfindungen um das Geld herum und die Nutzung des Geldes seitdem bis in die aktuelle Lage hinein verändert werden müssen.

 

Vom Blick auf das Geld selbst fort auf die dahinter stehenden Ressourcen hin.

Um durch die Feststellung von „Mangel und Überfluss“ im Blick auf konkrete Ressourcen dann politisch dahingehend handeln zu können. Bis dahin, Geldmangel als „Mangel an Geldschöpfung an der richtigen Stelle“ zu verstehen.

 

So kommt Sarr am Ende zu einer „bilanztheoretischen Beschreibung“ der „Sache mit dem Geld“, bietet eine Vielfalt ungewohnter Perspektiven und versucht insgesamt, das Geld als politische „Kraft an sich“ in seiner gesellschaftlichen Funktion in den Blick zu rücken, statt dies rein marktorientiert und als „Tauschmittel“ zu sehen.

 

Eine interessante Lektüre mit vielen Hinführungen und Argumenten, die Funktion des Geldes für die Probleme der Zeit und den möglichen gesellschaftlichen Nutzen im Sinne eines allgemeinen „Wohlstandes“ in anderer als bisher gewohnter Weise auszurichten.

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