Rezension zu "Ein Tor zu eurer Welt" von Aaron Wahl
Aaron Wahl kommt zu früh auf die Welt und hat ab da schon Probleme „normal“ ins Leben zu starten.
Sein „Anders sein“ bleibt natürlich nicht unerkannt, seine Eltern wissen nicht weiter, seine ältere Schwester ist irgendwann genervt dass Aaron soviel Aufmerksamkeit und Fürsorge auf sich zieht.
Bis zur „richtigen“ Diagnose ist es ein langer Weg der vor allem für Aaron sehr beschwerlich ist.
Aaron Wahl erzählt hier, in seinem Buch, seine Erlebnisse als Autist mit der Diagnose „Asperger – Autismus“.
Aaron Wahl erzählt gerne, manchmal sehr ausführlich, manchmal zu genau, aber trotzdem liebenswert und ohne Umschweife.
Ich persönlich fand dieses Buch, die Ansichten, das Erlebte interessant, schockierend und ja, von Gesellschaft und Gesundheitssystem oft abwertend und intolerant.
Was ich an Aaron in erster Linie bewundert habe – viele Menschen agieren in seinem Leben, jeder meint es noch Anfangs gut, nett und freundlich und dann kippt die Stimmung.
Oft nimmt man Aaron nicht als volles Mitglied der Gesellschaft an weil er eben nicht so „tickt“ wie der Rest.
Trotzdem und gerade deswegen gibt er aber nicht auf, wobei er manchmal ordentlich am Boden lag und ich persönlich alles hingeworfen hätte.
Veränderungen, auch im familiären Umfeld, haben mich sehr oft sprachlos zurückgelassen, auf der einen Seite war klar dass man überfordert ist, auf der anderen Seite hätte man mehr auf Aaron eingehen müssen.
Der Aufbau des Buches ist sehr gut umgesetzt und gibt einen guten Einblick in das System der Gesellschaft, der Gesundheit aber auch was „PEM“ ist.
Wie dieses Projekt, diese Möglichkeit ihm gelehrt hat mit Gefühlen, gerade den eigenen, umgehen zu lernen, mehr aus sich herauszukommen, eigene wichtige Schritte zu gehen.
Jedes neue Kapitel beginnt mit einem Gefühl, was es ihn ihm auslöst, für ihn bedeutet, wo aber auch die Probleme liegen bei Autisten im Allgemeinen, aber auch bei ihm.
Alleine hier ist das Gemeinschaftsgefühl sehr groß denn neben Aaron mit dem Asperger Autismus setzt sich auch der Leser ,mit den Gefühlen und was sie in einem hervorrufen, auseinander.
Was ist Asperger?
Wie wirkt es sich auf die einzelne Person aus?
Welche Möglichkeiten hat das System der Gesellschaft und der Gesundheit um hier Patienten einen guten Rahmen zu ermöglichen?
Wie werden diese Menschen in unserer Mitte wahrgenommen?
Und was ist genau Autismus? - hier kann Aaron natürlich „nur“ von seiner Erkrankung reden, aber ich bin mir sicher dass man dieses Erlebnis auf viele Autisten in unserer Gesellschaft ummünzen kann.
Entweder werden sie gemieden, in eigene Werkstätten gesteckt und man möchte mit ihnen nicht sonderlich viel Kontakt haben oder man hält sie in Dingen wie Mathematik und Informatik für hochintelligent und setzt sie hier ein, ohne genau darauf zu achten was sie an Wissen, Gefühlen und eigene Meinung mitbringen.
Aaron Wahl prangert vieles an, zeigt viele Missstände auf und erklärt die Situationen an seinem Fall.
Ich liebe Aaron seine direkte Art, seine Möglichkeit immer ehrlich zu sein, weil das eben sein Denken ist und er viele Dinge in der Gesellschaft nicht versteht, nicht auszuführen weiß und man selbst als Leser da steht und einfach denkt – ja, der Kerl hat doch Recht!
Man überdenkt viel eigenes an Gefühlen, Argumentationen, an Vorurteile und geht zusammen mit Aaron durch seine Welt und findet mit ihm den Zugang zu unserer Welt.
Für viele mag Aaron Wahl autistisch sein, für mich ist Aaron Wahl in erster Linie authentisch.
Ich empfehle dieses Buch an jeden weiter da es uns die Welt zeigt in der Autisten leben und es immer Möglichkeiten gibt aufeinander zuzugehen und gemeinsam etwas zu ändern.