Cover des Buches Symphonie der Toten (ISBN: 9783518393840)
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Rezension zu Symphonie der Toten von Abbas Maroufi

Traurige persische Familiengeschichte

von vanessabln vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Anfangs ist die persische Familiengeschichte 5 Sterne wert, dann leider doch nur 3, da zunehmend verwirrend und auch grausam.

Rezension

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vanessablnvor 7 Jahren
Der Roman "Symphonie der Toten", der neu wohl nicht mehr erhältlich ist, spielt zwischen 1950 und 1970 im Iran. Vier Kinder wachsen zusammen auf, wobei zwei davon nicht als Mensch angesehen werden, der eine Sohn wegen einer Behinderung (die er sich als Kind zuzog, als er russische Fallschirmspringer nachmachen wollte), die Tochter, weil sie Tochter ist. Urhan und Aidin versuchen, ihren Platz im Leben zu finden, wobei es Urhan deutlich leichter hat. Er ist dem oft unbarmherzigen Vater, der mit Nüssen und Trockenfrüchten handelt, viel ähnlicher und tritt mit Freude in dessen Fußstapfen. Es wird viel Tee getrunken und Melonenkerne gegessen, im Winter ist es bitterkalt und im Sommer badet man im Salzsee.

Aidin, der ältere Sohn dagegen, kann mit den kleinen Dingen des Lebens nichts anfangen. Er verbringt schon früh seine Zeit mit Büchern und wird schließlich Dichter. Immer wieder wird er erstaunt gefragt: "Was suchst du denn?" Aidins Antwort: "Mich selbst." Mit diesem ungewöhnlichen Ziel wird er vor allem Vater und Bruder immer mehr zum Dorn im Auge. Man hat regelrechte Angst vor dem "Geschreibsel", das man nicht versteht, außerdem werden Schriftsteller als Kommunisten angesehen. Die Familie muss auch sonst einige Schicksalsschläge ertragen. "Mal gab´s gute Zeiten, mal schlechte. Und je älter wir wurden, desto schlechter wurden sie." Alles geht immer mehr den Bach runter, zumal sich die Familienmitglieder selbst mehr oder weniger zerfleischen. Der eine Sohn wird schließlich verrückt, der andere schwankt zwischen Mordgedanken und Sehnsucht. Ab der Hälfte wurde mir das mehr und mehr zu viel, es war einfach nur noch grausam zu lesen.

Anfangs hatte mir der Roman recht gut gefallen. Er hat eine bildhafte Sprache und schildert das Leben im Iran ziemlich schonungslos. Ein paar Erklärungen (Fußnoten), auch einiger Worte, hätten hier nicht geschadet. Das Buch besteht aus 5 "Sätzen" (wohl in Anlehnung an eine Symphonie). Dadurch wiederholt sich einiges mehrere Male, die Perspektiven ändern sich auch zwischendurch plötzlich für kurze Absätze, es gibt auch Traum- und Verwirrtheitssequenzen, was das Buch nicht ganz einfach zu lesen und verwirrend macht. Einiges ist mir bis zum Schluss nicht ganz klar geworden. Deshalb sind es nun doch nur drei Sterne geworden, obwohl im anfangs noch an 5 Sterne gedacht hatte.
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