Miranda ist Naturfotografin und darf auf die abgelegenen Farallon-Inseln reisen. Diese sind ein Naturschutzgebiet vor der kalifornischen Küste und nicht öffentlich zugänglich und so ist Miranda Teil einer exklusiven kleinen Gruppe, die ansonsten aus Wissenschaftlern besteht und unter großem Verzicht lebt. Die Wissenschaftler beobachten die vor den Farallon-Inseln vorkommenden Weißen Haie, die Robben, die Wale und die Vögel. Die Insel ist noch urtümlich wild und unwirtlich und birgt viele Gefahren. Immer wieder passieren Unfälle und sogar Todesfälle. Miranda fragt sich zunehmend, welche Abgründe sich auch in den Menschen verbergen, die freiwillig jahrelang auf so einer Insel leben ...
Das Buch gliedert sich in die verschiedenen Jahreszeiten und den damit einhergehenden jeweiligen Tiersaisons, die den Rhythmus der Insel bestimmen. Miranda begleitet die Wissenschaftler, erkundet die Insel aber auch selbst. Von den Ureinwohnern wurde die Insel als "Insel der Toten" bezeichnet und mit voranschreitender Handlung wird dies absolut nachvollziehbar. Ein Teil ist jedoch auch der Tatsache geschuldet, dass die Wissenschaftler, die einzigen Inselbewohner, alle etwas verschroben sind. Und während sich alle auf ihr beobachtendes, aber nicht eingreifendes Biologendasein zurückziehen, passiert ein zwischenmenschliches Drama, das dazu führt, dass einer der Biologen plötzlich tot ist. Die Frage danach, ob es ein Unfall war oder jemand, und dann vor allem wer, die Hand im Spiel hatte, trägt zur Düsternis der Insel bei. Allerdings steht diese Bedrohung nicht wirklich im Vordergrund, wie ich zunächst dachte. Ich war aufgrund des Klappentextes ursprünglich davon ausgegangen, dass es sich um einen Psychothriller handelt, bei dem die Insel nur als Kulisse dient. Daher war ich über weite Strecken vor allem irritiert, weil mir die Handlung dafür zu langsam voranging. Möglicherweise ist auch der Titel des Buches irreführend, denn der englische Originaltitel "The Lightkeepers" passt um Längen besser, da er Bezug auf die Geschichte der Insel nimmt und eine tolle Metapher für die Rolle der Biologen ist. Man muss also wissen, dass es vor allem um ein unwirtliches, urtümliches Archipel geht, auf dem der Mensch keine Vormacht genießt und den Elementen und Tieren ausgeliefert ist. Ich glaube, mit diesem Hintergrund liest sich das Buch ganz anders.
Ich hatte auch im ganzen ersten Abschnitt das Gefühl, dass die Autorin mit der Szenerie und vor allem den Haien fremdelt. Es wirkte eher, als würden diese vor allem des Effekts wegen immer wieder erwähnt, ohne dabei dem Alltag der Haiforscher unter den Figuren auch nur nahe zu kommen. Die Beschreibungen sind oft distanziert und steril und man merkt dem Buch an, dass die Autorin die Inseln nicht selbst besucht hat. Auch die Konstruktion der Erzählperspektive ist in meinen Augen nicht optimal. Die Protagonistin ist eine Mittdreißigerin, die seit 20 Jahren Briefe an die verstorbene Mutter schreibt und so wird auch die komplette Handlung des Buches erzählt, in Berichten an die verstorbene Mutter, was dem Ganzen noch mehr Distanz verleiht. Auch insgesamt ist das Buch sprachlich nicht sehr anspruchsvoll und zielt wohl eher auf Handlung, die sich nicht selten in Klischees ergeht. Das ist eigentlich schade, denn gerade mit dem Setting dieser Inseln hätte dieses Buch noch einiges an Potential gehabt.
Zum Ende hin werden die Schilderungen der Landtiere dann lebensnäher und auch die Handlung zieht an, sodass mich das Buch noch gut packen konnte. Nur diese faszinierenden Inseln und die Meeresbewohner sind mir leider nie wirklich nahe gekommen. Das Buch hat mein Interesse aber so weit geweckt, dass ich selbst viel zu den Inseln nachgeguckt habe und auch das Buch lesen werde, das die Autorin ihren Beschreibungen der Inseln zugrunde gelegt hat. Bei "Ein Grab in den Wellen" bleibe ich dagegen zwiegespalten zurück und gebe dem Buch 3,5 Sterne.
Abby Geni
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Ein Grab in den Wellen
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sucht die Naturfotografin Miranda auf den Farallon Islands vor der Küste San Franciscos - und sie findet sie auch. Abgesehen von einigen Naturforschern, mit denen sie die Unterkunft teilt, ist es dort menschenleer, nur alle zwei Wochen werden sie mit dem Nötigsten vom Festland versorgt. Zunächst stört es Miranda nicht, dass ihr achtlos, ja unfreundlich begegnet wird, dass sie sogar mit falschem Namen angesprochen wird - aber irgendwann wird es bedrohlich. Und kurz darauf wird einer der Forscher - ausgerechnet der Unangenehmste - ertrunken aufgefunden und der Rest der Gruppe teilt sich in Spreu und Weizen. Oder doch nicht? Wie hängt das alles miteinander zusammen.
Ein Krimi und doch kein Krimi, ein Spannungsroman und doch wieder keiner, eine Geschichte über die Natur? Das auf jeden Fall und man sollte einen Sinn für so etwas und für Stimmungen der Landschaft haben, wenn man sich auf die Lektüre einlässt - denn sie hat durchaus die ein oder andere Länge, für den einen mehr, für den anderen weniger. Kommt darauf an, wie man mit Beschreibungen von Landschaft und Lebewesen klarkommt. Ich persönlich mag sie, soweit sie stimmungsvoll ist - was hier definitiv der Fall ist - eigentlich sehr gern, doch stellenweise wurde es sogar mir zuviel.
Wen das aber nicht schreckt und wer zudem eine Vorliebe für Krimis - oder sowas ähnliches - der ungewöhnlichen Art hat, der ist hier an der richtigen Adresse. Und man sollte sich schon so ein bisschen gruseln können - eher ohne wohlige Schauer, denn ab und an wird es durchaus bedrohlich und diese Drohungen gehen sowohl von Mensch als auch von Natur aus.
Etwas für Naturliebhaber, die nicht zu sehr in literarischen Kategorien denken, denn es fällt schwer, dieses Buch zu kategorisieren. Aber Vorsicht, nach dieser Lektüre könnte man beginnen, das, was einem bisher lieb und teuer war - im Hinblick auf Natur und Mensch -, zu fürchten!
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