3.75
“Part of Your World” hat alles, was ich von einem Abby Jimenez Buch erwartet habe: Humor, Gefühle, Thematisierung von Trauma und (emotionalem) Missbrauch.
Dieses Buch ist einerseits die Liebesgeschichte von Alexis und Daniel, es ist aber auch, und vielleicht sogar überwiegend, Alexis’ Weg der Selbstfindung, denn dieser wird in allen Bereichen ihres Lebens, sei es privat oder beruflich, durchgehend thematisiert.
Die Kommunikation, Chemie und Beziehung zwischen Alexis und Daniel fand ich toll. Viele ihrer Gespräche waren mit Humor und Sarkasmus gefüllt, der beim Lesen toll durchgekommen ist. Die zwei haben sich wunderbar ergänzt, vor allem weil sie, wie sie selbst sagen, zwischen ihnen eine “soziale Kluft” herrscht, die aber im Umgang miteinander kein Problem dargestellt hat.
Daniel, gepaart mit dem Setting der Kleinstadt Wakan und all seinen Bewohnern, hat mir sehr gefallen. Vor allem, weil es in Alexis’ Kapiteln deutlich wurde, wie gut Daniel ihr getan hat, besonders nach ihrer letzten Beziehung.
Seine Sorgen bzgl. der Beziehung zu Alexis und Alexis selbst waren auf ganzer Linie nachvollziehbar und man kann ihm nur hoch anrechnen, wie viel Geduld und Verständnis er teilweise mit und für Alexis hatte.
Mein einziges und größtes Problem mit dem Buch ist Alexis und explizit ihre Beziehung mit und zu ihren Eltern.
Während Alexis sehr reflektiert über ihre Beziehung mit Neil gesprochen hat und gleichzeitig, aus ihrer Sicht jedenfalls, realistisch genug bzgl. ihrer Beziehung mit Daniel ist, findet sich nichts davon bei ihren Eltern. Die Art, wie ihr Vater sie behandelt und mit ihr spricht kombiniert mit der absoluten “Er ist nun mal so!”-Einstellung ihrer Mutter war absolut frustrierend zu lesen. Wie kann es sein, dass eine fast 40-jährige Frau es nicht schafft, ihrem Vater bzw. ihren Eltern die Meinung zu sagen und jede unpassende Bemerkung und Beleidigung über sich ergehen lässt?
Erst zum Ende hin hat Alexis ihren “””Durchbruch””” gehabt und Grenzen aufgewiesen und da ist das meiste, bis auf eine kurze Ansage im letzten Kapitel, auch eher off-page passiert. Schade, denn das ist eine Konfrontation, die ich gerne gelesen hätte.
Die Monologe (mehr die von Alexis als von Daniel), vor allem zum Ende hin, waren teilweise etwas überladen mit schon bekannten, und entsprechend sich wiederholenden Gedanken und Sorgen, als auch den jetzt offensichtlichen Reflektionen und anstehenden Veränderungen. Man könnte fast sagen, dem Leser wurde alles nochmal vorgekaut.
Alexis’ beste Freundin Bri fand ich allerdings klasse und freue mich schon darauf, ihr Buch, “Yours Truly” zu lesen!
(Schade, dass Kevin Bacon es nicht aufs Cover geschafft hat. Er hätte es verdient!!)
Vielen Dank an dtv für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars über NetGalley. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.