Inhalt: "Sanctuary – Flucht in die Freiheit" ist ein dystopischer Jugendroman von Paola Mendoza und Abby Sher, der im Jahr 2032 in den USA spielt. In dieser Zukunft werden alle Bürger*innen durch ID-Chips überwacht, was ein undokumentiertes Leben nahezu unmöglich macht. Die 16-jährige Valentina "Vali" González Ramirez lebt mit ihrer Familie illegal in Vermont, nachdem sie aus Kolumbien geflohen sind. Als der ID-Chip ihrer Mutter versagt und ihre Stadt nach Undokumentierten durchsucht wird, müssen sie fliehen. Ihr Ziel ist Kalifornien, der einzige Bundesstaat, der sich der Kontrolle entzogen hat. Als Valis Mutter festgenommen wird, muss sie allein mit ihrem siebenjährigen Bruder Ernie die gefährliche Reise quer durchs Land antreten.
Der Roman wird aus Valis Ich-Perspektive erzählt, was eine tiefe emotionale Bindung zur Protagonistin ermöglicht. Ihre Zerrissenheit zwischen dem Wunsch, ein normales Teenagerleben zu führen, und der ständigen Angst vor Entdeckung wird authentisch dargestellt. Valis Mut und ihre Verantwortung gegenüber ihrem Bruder stehen im Mittelpunkt der Geschichte.
Die Autoren zeichnen ein erschreckend realistisches Bild einer Gesellschaft, in der Überwachung und Ausgrenzung allgegenwärtig sind. Die Flucht der Geschwister wird schonungslos und beklemmend geschildert, wobei sie auf ihrem Weg sowohl auf wohlgesonnene als auch auf gefährliche Menschen treffen. Der flüssige Schreibstil und die Nähe zur Realität ermöglichen es den Leserinnen, tief in die Geschichte einzutauchen und mit den Protagonistinnen mitzufiebern.
Zu bemängeln habe ich leider dass die Nebenfiguren eher blass bleiben und der ID-Chip, obwohl zentrales Element der Überwachung, keine größere Rolle spielt.
Außerdem finde ich, dass die Geschichte an einigen Stellen weniger dystopisch wirkt, sondern erschreckend real ist und aktuelle Themen wie Rassismus, Verzweiflung, Schmerz, Trauer, Gewalt, Missbrauch, Tod und Mord behandelt.