Abdulrazak Gurnah

 3,8 Sterne bei 69 Bewertungen
Autor*in von Das verlorene Paradies, Nachleben und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Abdulrazak Gurnah (geb. 1948 im Sultanat Sansibar) wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er hat bislang zehn Romane veröffentlicht, darunter »Paradise« (1994; dt. »Das verlorene Paradies«; nominiert für den Booker Prize), »By the Sea« (2001; »Ferne Gestade«; nominiert für den Booker Prize und den Los Angeles Times Book Award), »Desertion« (2006; dt. »Die Abtrünnigen«; nominiert für den Commonwealth Writers' Prize) und »Afterlives« (2020; dt. »Nachleben«; nominiert für den Walter Scott Prize und den Orwell Prize for Fiction). Gurnah ist Professor emeritus für englische und postkoloniale Literatur an der University of Kent. Er lebt in Canterbury. Seine Werke erscheinen auf Deutsch im Penguin Verlag.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Das versteinerte Herz (ISBN: 9783328602675)

Das versteinerte Herz

Erscheint am 24.04.2024 als Gebundenes Buch bei Penguin.
Cover des Buches Das versteinerte Herz (ISBN: 9783844550856)

Das versteinerte Herz

Neu erschienen am 22.04.2024 als Hörbuch bei Der Hörverlag.

Alle Bücher von Abdulrazak Gurnah

Cover des Buches Das verlorene Paradies (ISBN: 9783328111023)

Das verlorene Paradies

 (27)
Erschienen am 15.11.2023
Cover des Buches Nachleben (ISBN: 9783328112228)

Nachleben

 (14)
Erscheint am 19.02.2025
Cover des Buches Die Abtrünnigen (ISBN: 9783328602613)

Die Abtrünnigen

 (7)
Erschienen am 26.04.2023
Cover des Buches Ferne Gestade (ISBN: 9783328602606)

Ferne Gestade

 (5)
Erschienen am 14.03.2022
Cover des Buches Abtrünnig (ISBN: 9783827005786)

Abtrünnig

 (1)
Erschienen am 17.03.2006
Cover des Buches Das versteinerte Herz (ISBN: 9783328602675)

Das versteinerte Herz

 (0)
Erscheint am 24.04.2024
Cover des Buches Das verlorene Paradies (ISBN: 9783844546385)

Das verlorene Paradies

 (3)
Erschienen am 09.12.2021
Cover des Buches Das verlorene Paradies (ISBN: B09MMBD48P)

Das verlorene Paradies

 (0)
Erschienen am 07.12.2021

Neue Rezensionen zu Abdulrazak Gurnah

Cover des Buches Nachleben (ISBN: 9783328602590)
B

Rezension zu "Nachleben" von Abdulrazak Gurnah

Ein wichtiges Thema allein ist nicht genug
Buckshawvor 2 Monaten

Nachleben (übersetzt von Eva Bonné) ist ein historischer Roman, der im Kontext der Kolonialzeit in Deutsch-, später dann Britisch-Ostafrika spielt. Wir begegnen zunächst Khalifa, einem jungen Mann indisch-afrikanischer Abstammung, der sich bei einem Kaufmann in einer Küstenstadt verdingt. Khalifa freundet sich mit Ilyas an, der in einer deutschen Fabrik in der Stadt arbeitet und auch dessen Schwester Afiya erlangt das Wohlwollen von Khalifa und seiner Frau. Doch Ilyas Vergangenheit und die Auswirkungen des 1. Weltkriegs verhindern ein glückliches Zusammenleben. Denn Ilyas wurde als Kind entführt von der Schutztruppe (der deutschen Kolonialarmee) und dort gut behandelt. Seine Bildung, seine Anstellung verdankt er den Deutschen. Und so meldet er sich freiwillig als Askari (Söldner) bei der für ihre Brutalität berüchtigten Schutztruppe, um auf afrikanischem Boden gegen die Briten zu kämpfen. Auch Hamza lässt sich rekrutieren, allerdings nicht aus Überzeugung, sondern um seinem bisherigen Leben zu entfliehen. 

Für eine Weile folgt die Geschichte Hamza durch den Krieg. Er wird zum Offiziersburschen ernannt, denn dem Oberleutnant gefällt sein Aussehen. So kommt Hamza ums Kämpfen herum, lernt sogar Deutsch. Am Ende wird er doch verwundet und in einer Mission von einer deutschen Pastorenfamilie gesund gepflegt. Der Roman erzeugt immer wieder diese Ambivalenz zwischen der Brutalität, dem Krieg und Terror und der Ausbeutung durch die Kolonialmacht und der Güte einzelner Personen, dem Bau von Krankenhäusern und Schulen. Letztlich ist das aber nur die Leinwand, auf der der Autor seine Figuren arrangiert. Das Kriegsgeschehen ist sehr distanziert und emotionslos, fast schon lehrbuchhaft beschrieben und für mich der schwächste Abschnitt des Buches. Seine Stärken entfaltet der Roman in der Schilderung des Alltags, ist dort trotzt des ernsten Hintergrunds auch humorvoll, hier werden die zuvor blassen Charaktere mit Leben gefüllt. 

Von Ilyas erfahren wir lange nichts mehr, er bleibt verschollen, trotzt Afiyas Bemühungen etwas über ihn herauszufinden. Aufgelöst wird seine Geschichte dann in einer Art, die mir beim Lesen etwas zu gezwungen konstruiert und nicht so ganz zum Rest passend erschien. Im Nachgang habe ich aber gelesen, dass dieser Part auf einer wahren Begebenheit beruht, die isoliert betrachtet auf jeden Fall sehr interessant ist. Unterm Strich bietet der Roman einen spannenden Einblick in die deutsche Kolonialgeschichte aus einer afrikanischen Perspektive, Sprache und Schreibstil sind aber unspektakulär.    

Cover des Buches Das verlorene Paradies (ISBN: 9783844546385)
Jorokas avatar

Rezension zu "Das verlorene Paradies" von Abdulrazak Gurnah

Entwicklungsroman, der vor über 100 Jahren in Afrika spielt
Jorokavor 4 Monaten

Erzählt wird die Geschichte von Yusuf im ausgehenden 19. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Staates Tansania. Als Faustpfand für die Schulden seines Vaters beim Kaufmann Aziz muss er mit diesem in die weit entfernte und fremde Stadt und zusammen mit einem älteren Jungen dessen Laden führen. Zunächst hat er noch Heimweh und Sehnsucht, doch bald fügt er sich in sein Schicksal und führt ein anderes Leben, als es ihm vorbestimmt war..


Die Handlung begleitet Yusuf bis er zum jungen und sehr hübschen Mann gereift ist. In einer Zeit des kolonialen Umbruchs erlebt er auf der Reise zum großen See als Jugendlicher ein eindrucksvolles und traumatisches Abenteuer. Er lernt die Liebe kennen und das Begehren der Frauen, die seinen äußeren Reizen verfallen.


Bei diesem Blick in die Vergangenheit lernen wir eine vergangene und fremde Welt kennen, das ist für mich das Interessante am Roman.


Mit dem Schreibstil habe ich mich insgesamt schwer getan. Zum Teil sehr ausschmückend und blumig, zum Teil zäh und ausgetreten, zum Teil an Karl May erinnernd, habe ich mich gewundert, dass der Autor den Nobelpreis für Literatur 2021 erhalten hat. Insgesamt wirkt die Erzählkunst ein wenig aus der Zeit gefallen und das nicht unbedingt im positiven Sinne.


Die Umsetzung als Hörbuch halte ich durchaus für gelungen. Es wird von Pierre Sanoussi-Bliss gelesen. Die ungekürzte Lesung dauert über 6 Stunden (dafür gebe ich den 4. Stern)


Fazit: Als Jugendlicher hätte ich die Geschichte verschlungen, aus heutiger Sicht ist sie guter Durchschnitt, aber auch nicht mehr.

Cover des Buches Die Abtrünnigen (ISBN: 9783328602613)
BettinaR87s avatar

Rezension zu "Die Abtrünnigen" von Abdulrazak Gurnah

Unwahrscheinlichkeit der Liebe
BettinaR87vor 6 Monaten

Sansibar: Ein verletzter Mann taucht auf und bringt die kleine Nachbarschaft, in der der Krämer Hassanali mit seiner Schwester Rehana lebt, in große Unruhe. Der Verletzte entpuppt sich als Europäer und damit erst einmal als Risiko für Hassanalis Familie – in Kolonialzeiten wird mit Vorwürfen wie Raub aufseiten der Kolonialmächte sehr schnell um sich geworfen und damit das Leben einfacher Menschen nachhaltig mit einem unbedachten Wort zerstört.

Tatsächlich aber ist der Engländer ein Orientalist, spricht zumindest Arabisch und kommt nach seiner Genesung zu Hassanali, um ihm zu danken. Dabei lernt er indirekt Rehana kennen und am Ende ist es vermutlich ein kleines, unscheinbares Notizbuch, das die beiden ursprünglich Liebenden in Sansibar zusammen führt – und die Basis für eine weitere Liebesgeschichte zweier abtrünniger Seelen im gleichen Viertel in den 50er Jahren legt.

Der Leseeindruck

Die Geschichte, die eigentlich erzählt werden soll, findet wirklich sehr indirekt und wahnsinnig unaufgeregt statt. Der Autor macht allein schon aus der Chronologie der Ereignisse/Familie ein Statement: Alles beginnt bei den Großeltern, die von den Auswirkungen ihrer Handlungen – im Gegensatz zu uns – natürlich nichts wissen können. Wir, in unserem Wissen, sehen also zu, wie die Basis für die Gegenwart/eigentliche Geschichte gelegt wird. Das schürt eine gewisse Erwartungshaltung, die durch den Klappentext stark befeuert wird.

Alle Beteiligten erhalten nacheinander ein eigenes Kapitel, in dem genau ihre sehr pointierte Sicht der Dinge dargelegt wird. Dabei kommt natürlich auch die Haltung der kolonialistischen Mächte zur Sprache und auch wenn es in dem Fall um einen maximal arroganten und rassistischen Engländer geht, muss sich niemand der Illusion hingeben, dass der nicht als Beispiel für alle anderen Kolonialmächte intendiert wurde. Er wird entsprechend vorgeführt, ohne jedes Erbarmen: Es gibt keine dezenten Andeutungen, die die Leser:innen entschlüsseln müssen – der Autor spricht ohne Umschweife und sehr direkt. Die Charaktere werden sehr genau beschrieben, sodass man sie sich gut vorstellen kann. Was leider ein wenig ziellos bleibt, denn nachdem man sich an sie gewöhnt hat, verschwinden sie direkt wieder aus dem Fokus.

Entsprechend der erwähnten starren Chronologie und dem wechselnden Fokus auf alle einzelnen Charaktere dauert es übrigens bis zur Mitte des Buchs, bis die eigentlichen Hauptpersonen auftauchen: Man sollte sich also beim Klappentext nicht direkt auf ein Feuerwerk der Liebe vorbereiten. Das indes wird an einer Stelle sogar richtiggehend übersprungen: Der Autor verfasst ein Zwischenkapitel in der ich-Perspektive, das denkbar schwammig bleibt.

Was davon wiederum bleibt? Eine eigenwillige Geschichte, die nur in kleinen Teilen zur Unterhaltung geschrieben wurde und in großen einfach um des Erzählens willen. Wer möchte, kann eintauchen in verschiedenste Gedankenwelten und lernt die Charaktere kennen, als wären sie die eigenen Nachbarn. Klassische Strukturen, wie etwa groß angelegte Spannungsbögen, finden sich eher nicht, dafür ist auch die Sprache zu neutral, zu beobachtend.

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