Rezension zu "George Baxter und das unerhörte Wunder der Liebe" von Abi Oliver
George Baxter hat sich sein Leben nach seinen Vorstellungen eingerichtet. Sein Antiquitätenladen läuft ebenso gut wie seine Ehe. Doch als seine Frau Win stirbt, nachdem sie 26 Jahre lang verheiratet waren, hat George das Gefühl, noch etwas leben zu müssen. Und so schnappt er sich seinen treuen Hund Monty, ein Boot und jede Menge verloren geglaubte Neugier, um die Welt um ihn neu zu entdecken...
„George Baxter und das unerhörte Wunder der Liebe“ - schon allein der Titel des Romans ist wundervoll und drückt ziemlich viel von der vorherrschenden Stimmung aus. Das Erstlingswerk von Abi Oliver verbreitet sehr viel Charme und eine emotionale Atmosphäre, entführt den Leser aber auch in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Dort ist der Roman angesiedelt, und da auch der Hauptcharakter so gut wie nie in Hektik verfällt, wird einer wunderbar entschleunigte Stimmung präsentiert. Aber beispielsweise auch das Frauenbild der Zeit wird gekonnt eingebunden – bei weitem nicht das einzige Mal, dass der Leser zum Nachdenken angeregt wird.
Der Roman ist eines dieser Bücher, der keine sonderlich ausufernde Handlung präsentiert, sondern ruhig und atmosphärisch erzählt wird. Er stellt Fragen nach dem Glück, nach dem gegenseitigen Miteinander und nach Treue – und das geht ans Herz. Als Triebfeder dient ab und an ein Geheimnis aus dem bisherigen Leben von George , das langsam aufgedeckt wird und für einige kleine Überraschungen sorgt. Doch der Fokus liegt auf seiner Sinnsuche, nachdem sein Leben so stark umgeworfen wurde.
Viel Charme entsteht auch durch die liebevollen Charaktere. Allen voran natürlich der warmherzige und offene George, aber auch sein Hund Monty hat seinen eigenen Willen und beeinflusst das Geschehen auf seine ganz eigene Weise. Die Nebencharaktere sind wunderbar verschroben und gerade deswegen so liebenswert und authentisch geraten.
Schön, dass der Roman auch sprachlich ein gutes Level zu bieten hat. So entsteht ein angenehmer Lesefluss und eine leichte und lockere Stimmung, ohne dass sich der Roman in Banalitäten verlieren würde. Im Gegenteil: Durch sehr gelungene sprachliche Bilder schafft der Autor eine sehr eingängige Szenerie, sodass man selbst das Gefühl hat, neben George und Monty in dem kleinen Boot zu sitzen und über das Leben zu sinnieren.
„George Baxter und das unerhörte Wunder der Liebe“ ist herzergreifend, liebenswert und stimmungsvoll, lässt eine sehr dichte Atmosphäre entstehen und punktet insbesondere mit den vielschichtigen Charakteren. Es ist immer ein Hauch Wehmut zu spüren, doch Lebensfreude und Neugier sind zentrale Motive des Romans, sodass es nie bedrückend wirkt. Für mich ein klarer Lesetipp für den Sommerurlaub oder gemütliche Stunden bei einer Tasse Tee.