Achim Haug

 4,9 Sterne bei 7 Bewertungen

Lebenslauf

Achim Haug ist Professor em. für Psychiatrie an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich und war 15 Jahre als Chefarzt und Ärztlicher Direktor in der Schweiz tätig.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Achim Haug

Cover des Buches Reisen in die Welt des Wahns (ISBN: 9783406727436)

Reisen in die Welt des Wahns

 (4)
Erschienen am 25.01.2019
Cover des Buches Das kleine Buch von der Seele (ISBN: 9783406703928)

Das kleine Buch von der Seele

 (3)
Erschienen am 06.12.2017

Neue Rezensionen zu Achim Haug

Cover des Buches Reisen in die Welt des Wahns (ISBN: 9783406727436)
M

Rezension zu "Reisen in die Welt des Wahns" von Achim Haug

„Innen-Einsichten“ aus „Ver-rückten“ Welten
M.Lehmann-Papevor 5 Jahren

„Innen-Einsichten“ aus „Ver-rückten“ Welten

„…meiner Patientin, die fest auf dem Boden steht, als auch dieser zu wanken beginnt“.

Das ist, was, meist schleichend, geschehen kann. Dass das Innere sich „ver-rückt“, das Fantasien, negative Emotionen, Wahnvorstellungen die Regie über das eigene Leben, die eigene Person übernehmen und zu, für die Außenwelt, kaum verstehbaren Auswüchsen, Haltungen und Fantasien führen.

Was allerdings auch erschreckende Komponenten für jenes „Außen“ in sich trägt, dann der Blick auf den „Ahn“ kann auch wie ein Blick in einen, wenn auch verzerrten, Spiegel wirken. Zumindest die Sorge wachrufen, wenn „dem oder der“ das passiert, kann es dann nicht jedem, auch einem selbst zustoßen?

Vier konkrete Fälle aus seiner Praxis sind es, die Haug, natürlich anonymisiert und verfremdet, dem Leser vor Augen führt. Und an denen er überaus verständlich, griffig und Schritt für Schritt das „hineingleiten“ oder „hineinrutschen“ in einen Wahn ebenso faszinierend erläutert, wie die Behandlung selbst, den „Weg zurück“.

Seien es „vielfache Stimmen von Leuten in mir“.

„Stellen sie sich vor, es gelingt jemandem, ganz dicht hinter ihnen zu gehen. Er begleitet sie, wohin sie auch gehen, immer ist da jemand nah bei ihnen…..Und diese Person flüstert ihnen etwas ins Ohr“ (und das quasi ununterbrochen).

Solch kleine, nüchterne, sachliche Beschreibungen sind es, die dem Leser auch emotional ermöglichen, sich wirklich mit hineinzuversetzen, zu ahnen, was es bedeutet, die innere „Bodenhaftung“ zu verlieren.

„Tamara erlebte die Stimmen völlig real. Sie hörte sie mit den Ohren, es war nicht einfach ein laut empfundener Gedanke“.

Wie auch Tobias völlig überzeugt davon war, dass er ein „Heiliger“ ist. Ein „Abgesandter Gottes“. Was allein schon ein bedrängendes Erleben darstellt, wenn man dann aber die eigene Freundin noch als „Tochter des Teufels“ betrachtet.

Das kann zum einen gefährlich werden, zum anderen zeigt Haug an diesem Beispiel überzeugend auf, wie sehr alle Elemente des alltäglichen Lebens mehr und mehr in einer ganz eigenen Logik miteinander in eine solche Verbindung gebracht werden, dass jedes Element am Ende den konkrete Wahn stützt.

Auch wenn Haug sprachlich eingängig und einfach die Dinge auf den Punkt benennt, eine einfache Lektüre legt er gerade deswegen nicht vor, weil das Thema so befremdlich zunächst ist und es eine Weile benötigt für den Leser, sich in diese „ver-rückten“ Welten einzufühlen. Was aber ein überaus lohnender und hoch interessanter Vorgang am Ende ist, denn selten hat man die Gelegenheit, einem „in sich verdrehten“ Denken so plastisch nahe zu kommen.

Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

Cover des Buches Reisen in die Welt des Wahns (ISBN: 9783406727436)
sabatayn76s avatar

Rezension zu "Reisen in die Welt des Wahns" von Achim Haug

‚Es ist auch eine Geschichte über das, was sicher ist, und das, was wir nur für sicher halten.'
sabatayn76vor 5 Jahren

‚Es ist auch eine Geschichte über das, was sicher ist, und das, was wir nur für sicher halten. [...] Wenn der eine oder andere Leser vielleicht am Schluss selbst etwas verunsichert ist, würde mich das freuen, denn dies bringt uns näher an das Verständnis von Menschen mit Wahn.‘ (Seite 7)

Achim Haug, emeritierter Professor für Psychiatrie, erzählt in ‚Reisen in die Welt des Wahns‘ anhand von vier Fallgeschichten von unterschiedlichen Facetten psychotischen Erlebens sowie von psychologischen Grundlagen bezüglich Wahrnehmen, Denken usw.

Er berichtet u.a. von kognitiver Dissonanz, Vulnerabilitäts-Stress-Modell der Schizophrenie, Suizidalität, Praecox-Erleben, schizotyper Persönlichkeitsstörung, Karl Jaspers, doppelter Buchführung, formalen Denkstörungen, Wahnstimmung, Wahnarbeit, Wahneinfall, Wahnwahrnehmung, bizarrem Wahn in der Schizophrenie, Wahndynamik, Jumping-to-Conclusions-Bias, Ich-Störungen, Wahnursachen, Wahnentwicklung, Capgras-Syndrom und Behandlung von Wahn.

Ich bin kein Laie im Bereich Schizophrenie, Psychose und Wahn, und die Terminologie im Buch war mir geläufig, die Phänomene bekannt, Personen wie Kurt Schneider und Karl Jaspers ein Begriff, ihre Arbeit im Bereich der Psychopathologie der Schizophrenie vertraut. Die psychologischen Grundlagen kenne ich aus meinem Psychologie-Studium, die Psychopathologie der Schizophrenie durch eine langjährige Forschungstätigkeit und universitäre Lehre im Bereich der Schizophrenie. Ich kann deshalb schlecht einschätzen, ob das Buch für einen blutigen Anfänger durchweg verständlich ist, aber ich vermute, dass es so ist, denn ich empfand ‚Reisen in die Welt des Wahns‘ als extrem eingängig, spannend und exzellent zusammengefasst. Zudem habe ich trotz intensiver Vorkenntnisse sehr viel von Haug gelernt, habe interessante Einblicke in verschiedene Aspekte erhalten und außerdem Erklärungen bekommen, die mir selbst beim tieferen Verständnis von Wahnerkrankungen geholfen haben.

Es ist wirklich beeindruckend, wie sehr es Haug vermag, dem Leser verschiedene Phänomene nahe zu bringen. Dabei helfen einerseits seine Gedankenspiele, andererseits seine detaillierten Erklärungen, die dazu führen, dass man sich als Nicht-Betroffener etwas besser vorstellen kann, wie sich Wahn und Halluzinationen anfühlen, was in Betroffenen vorgeht, was mit ihnen geschieht, was Wahn für sie und für Außenstehende bedeutet.

Haug stellt in ‚Reisen in die Welt des Wahns‘ vier verschiedene Fallgeschichten vor, die anschaulich zeigen, wie heterogen Wahnerkrankungen sind, wobei der Autor packend von biografischen Aspekten, Symptomen und Therapie berichtet, berührt und bewegt, aufklärt und informiert.

‚Reisen in die Welt des Wahns‘ ist ein kluges und respektvolles Buch, das dem Leser tiefe Einblicke in die Psychopathologie von Wahnerkrankungen, aber auch in die Geschichte der Psychiatrie gewährt. Ich wünsche dem Buch sehr viele Leser und mir persönlich weitere Bücher von Haug.

‚Ich habe versucht, ein unterhaltsames Buch zu schreiben. Darf man das? Meine Hoffnung ist, dass auf diesem Weg mehr Menschen von den Erkrankungen erfahren, von denen das Buch handelt. Vielleicht trauen sie sich so etwas näher heran an psychische Störungen. [...] Ich hoffe [...], dass wir den Menschen, die [...] daran leiden, im Verständnis etwas näher gekommen sind.‘ (Seite 219f)

Cover des Buches Das kleine Buch von der Seele (ISBN: 9783406703928)
peedees avatar

Rezension zu "Das kleine Buch von der Seele" von Achim Haug

Meine Leseempfehlung
peedeevor 7 Jahren

Was ist die Seele? Was ist normal? Einmal Psychiatrie – immer Psychiatrie? Wenn jemand zum Psychiater geht, „spinnt“ er doch, oder? Was macht ein Psychiater überhaupt? Sind diese und ähnliche Fragen so einfach zu beantworten?
Achim Haug, u.a. Professor für Psychiatrie an der Universität Zürich und Ärztlicher Direktor der Clienia Privatklinikgruppe, will das Verständnis für psychische Störungen vergrössern. Das Buch behandelt medizinische, juristische und gesellschaftliche Fragen und gibt einen kleinen Einblick in manche Symptome und Krankheiten.


Erster Eindruck: Das Cover ist in den Farben Blau, Schwarz und Weiss gehalten. Unter dem Titel sieht man einen offenen Kopf, worüber eine Frau auf dem Seil tanzt. Dieses Cover gibt mir schon Stoff zum Nachdenken: Ist es immer nur ein schmaler Grat zwischen Gesundheit und psychischer Erkrankung? Wie schnell fällt man vom Seil runter? Als Kritikpunkt möchte ich die für meinen Geschmack zu klein gewählte Schriftgrösse (im Buchinnern) anführen.

Das Buch ist in mehrere Teile gegliedert: Die Sache mit der Seele / Was heisst schon normal? / Wer ist schuld an psychischen Krankheiten? / Wenn das Leiden einen Namen erhält / Aus dem Gleichgewicht – Beispiele / Patienten in der psychiatrischen Klinik / Von der seltsamen Spezies der Psychiater / Die psychotherapeutische Behandlung / Die Behandlung mit Medikamenten / Alles eine Frage der Balance. Nur schon das Lesen des Inhaltsverzeichnisses hat mein Interesse am Lesen gesteigert.

Der Autor beleuchtet viele Fragen, wie z.B.:
- Einmal Psychiatrie – immer Psychiatrie?
- Ambulante vs. stationäre Therapie?
- Was habe ich falsch gemacht?
- Zwangseinweisung aus psychischen Gründen? Aber könnte man auch jemanden zwangseinweisen, der seine Medikamente gegen Bluthochdruck nicht nimmt? Oder Zwangseinweisung wegen Essstörungen?
- Was ist mit dementen Patienten? Können sie überhaupt noch etwas selbst entscheiden?
- Was ist, wenn ein Patient sich in seinem Wahn für Gott hält?

Prof. Haug erzählt, dass die Bevölkerung den Psychiater gerne auch etwas despektierlich „Seelenklempner“ nennt. Interessanterweise gefällt ihm dieser Begriff jedoch nicht schlecht, da ein Handwerker ja sein Handwerk gelernt hat und weiss, was er tut. Mich hat es auch amüsiert, als er von seiner Mutter erzählt, die jeweils sehr stolz verkündet, dass ihre beiden Söhne Ärzte sind. Wenn jemand dann nachfragt, in welcher Disziplin sie sich spezialisiert hätten, meint sie nur „Neurologie“ – was jedoch nur beim Bruder des Autors stimmt. Sie möchte nicht gerne die erhöhte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn sie „Psychiatrie“ sagt. Sehr interessant fand ich übrigens, wie es dazu kam, dass der Autor sich der Psychiatrie zuwandte (obwohl er eigentlich diese Disziplin von vornerein für sich ausschloss).

Depression und Burn-out wurden in den letzten Jahren meines Erachtens ein bisschen zu Modewörtern. Nicht jeder, der mal einen schlechten Tag hat, leidet gleich an Depressionen. Und wenn er mal Stress auf Arbeit hat, ist er nicht gleich von einem Burn-out bedroht. Ich merke in meinem Umfeld, dass einige diese Krankheiten gerne bagatellisieren. Und oft wird dann gleich gesagt, „diese Leute sollen sich nicht so anstellen“. Das macht mich traurig.

Das Buch hat sich flüssig lesen lassen und ist für Laien – für die es ja auch gedacht ist – sehr gut verständlich. Der Autor hat viele Beispiele aus dem Alltag eingearbeitet und nicht nur „Fachchinesisch“ verwendet. Obwohl das Thema für sich ja eher schwer ist, hat Prof. Haug trotzdem auch Humor miteingebracht. Von mir gibt es eine vollumfängliche Leseempfehlung.

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