Rezension zu "Wie ich den Krieg überlebte" von Rolf Potthoff
Das Buch ist eine Zusammenfassung eines Aufrufes der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), die Zeitzeugen ersucht hat, ihre höchst persönlichen Erlebnisse zu schildern. Das Echo war, wie die Projektleiter schildern, enorm.
In diesem Buch kommen mehr als 60 Personen zu Wort, die den Zweiten Weltkrieg er- und überlebt haben. Einige haben noch nie über diese Zeit gesprochen.
Sie alle haben unterschiedliche Wahrnehmungen und Erfahrungen. Sei es, dass sie als Kind noch zu jung waren, die Ereignisse zu begreifen, oder sei es, dass sie Leidtragende von Übergriffen waren.
Berührend auch, dass so mancher Zeitzeuge erst am Totenbett mit seinen Kindern bzw. Enkelkinder über das Grauen der Kriegszeit gesprochen hat.
Oral History nennt man diese Art, Zeitgeschichte zu erzählen, aufzuschreiben und an die breite Öffentlichkeit weiterzugeben. Lange kann man die Erfahrungen aus erster Hand nicht mehr hören.
Zahlreiche private Fotos bereichern dieses Buch. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Bildmaterial und andere Dokumente aus dem Inferno der brennenden und verlassenen Städte gerettet werden konnte.
"Als der Krieg zu Ende ging, war mein Elternhaus durch totalen Bombenschaden zerstört, waren mein ältester Bruder, mein Onkel und vier meiner besten Freunde gefallen; mehr als die Hälfte meiner Klassenkameraden kam an der Front um. Keiner wurde älter als 19."
Meine Meinung:
Die Herausgeber rund um Rolf Pothoff haben einige Anmerkungen zu Methode und Aufarbeitung gemacht, die sehr aufschlussreich sind.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, da es die Erfahrungen und Erlebnisse höchst unterschiedlicher Menschen gesammelt hat. Die bewegenden Geschichten von Flucht und Vertreibung, Todesangst, Hunger und der quälenden Ungewissheit über das Schicksal der Liebsten haben mich berührt.
Aus meiner eigenen Familie kenne ich ein paar Sequenzen, die die Kriegszeit in Wien beleuchten. Leider kann ich weder Eltern noch Großeltern danach fragen, weil sie vor einiger Zeit verstorben sind. Diese Zeit hat die Menschen geprägt, und sie so werden lassen, wie wir sie kennen.
Fazit:
Wer wissen will, warum Eltern oder Großeltern so sind, wie sie sind, sollte sie nach den traumatischen Kriegserlebnissen fragen.