Ein Weihnachtsklassiker, den man gelesen haben sollte. Stifters aufmerksamer zeitgenössischer Blick in die Seelen der Bergbewohner lässt den Leser tief in die Alpenwelt des neunzehnten Jahrhunderts abtauchen. Die Handlung ist spannend, die Naturbeschreibungen atemberaubend und die Charakterisierung der Dorfbewohner einfühlsam und echt. Leseempfehlung!
Adalbert Stifter
Lebenslauf von Adalbert Stifter
Quelle: Verlag / vlb
Neue Bücher
Brigitta. Novelle. Urfassung / Studienfassung
Nachkommenschaften
Der Hochwald
Der Hochwald
Alle Bücher von Adalbert Stifter
Bergkristall
Brigitta
Der Nachsommer
Der Hochwald
Kalkstein
Brigitta und andere Erzählungen
Bergkristall
Neue Rezensionen zu Adalbert Stifter
Rezension zu "Der Hagestolz" von Adalbert Stifter
Die 1845 erschienene Erzählung des Schriftstellers Adalbert Stifter handelt von Viktor, einem jungen Mann, der sich auf Wanderschaft begibt, um seinen Onkel auf einer entlegenen Insel zu besuchen, bevor er ein Amt in der Stadt anzutreten hat. Seine unbeschwerte Kindheit in äusserst liebevoller Umgebung mit Pflegemutter Ludmilla und des jüngeren Mädchens Hanna lassen ihn auf eine vertrauensvolle Zukunft hoffen. Eines will er jedoch nie: heiraten. Dies betont Viktor am Anfang der Geschichte.
Wirkliches Ungemach droht im erst auf dem klösterlichen Anwesen seines griesgrämigen Oheims, der ihn barsch und unfreundlich empfängt und etwas Unmögliches von ihm verlangt. Nach einigen Tagen nähern sich die beiden langsam einander an. Den weiteren Verlauf der Erzählung möchte ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen.
Insgesamt erscheint mir die Geschichte an sich nicht im Vordergrund zu stehen. Vielmehr sind es die gewaltigen Naturbeschreibungen und eine mögliche Übertragung auf die Beziehungsgefühle der Menschen, die diese kurze Erzählung ausmachen. Symbolische Bedeutungen und eine Fülle an Motiven lassen sich aus dem Text herauslesen. Erwähnenswert sind zudem die Gegensätze, die immer wieder hervorgehoben werden und das Spannungsfeld des heranwachsenden Viktors ins Zentrum stellen. Es handelt sich um eine Coming-of-Age-Geschichte, auch wenn diese zur damaligen Zeit nicht so benannt wurde.
Man kann den Text durchaus unspektakulär und langatmig bezeichnen, jedoch entfaltet sich gerade dadurch eine besondere Wirksamkeit, die heutzutage entschleunigend wirkt und sich durchaus zu lesen lohnt, wenn man sich auf das Werk und Leben dieses Autors einlassen möchte.
Rezension zu "Bergkristall" von Adalbert Stifter
Die Erzählung Bergkristall erschien erstmals 1845 in der Zeitschrift «Die Gegenwart» und trug noch den Titel «Der heilige Abend». 1853 fand sie dann in überarbeiteter Fassung unter dem Titel Bergkrystall (später: Bergkristall) Eingang in die Sammlung «Bunte Steine». Bereits im Deutschunterricht habe ich vor langer Zeit eine Arbeit über die berühmte Weihnachtsgeschichte von Adalbert Stifter geschrieben und war nun gespannt auf die reduzierte Version für ein Bilderbuch dieses Klassikers.
Zunächst lernen wir die Vorgeschichte kurz kennen, die der Dreh- und Angelpunkt ist. Es gab die Dörfer Gscheid und Millsdorf. Ein Schuster aus Gscheid und die Tochter eines reichen Färbers verliebten sich und nach anfänglichem Widerwillen der Brauteltern durfte der Schuster die Frau seines Herzens mit nach Gscheid nehmen und heiraten. Die beiden Dörfer unterscheiden sich zudem in Sitten und Gebräuchen, und es gibt einen unterschwelligen Konflikt zwischen beiden Dörfern, eine mentalitätsbedingte Trennung, was im Bilderbuch nicht erwähnt wird. Doch die Milldorferin galt in Gscheid samt ihren Kindern Konrad und Sanna als Fremde. Dieser Konflikt ist sehr kurz gefasst, vielleicht nicht ganz verständlich ausgedrückt, wenn man das Original nicht kennt. Zwischen den beiden Dörfern liegt ein Berg, und will man auf die andere Seite gehen, so liegt ein guter Marsch vor einem. Oben auf dem Gipfel steht ein Kreuz. Diese Trennung ist zeichnerisch hervorragend dargestellt.
Konrad und Sanna sollen am Morgen des Heiligen Abend die Großeltern in Millsdorf besuchen gehen. Sie kommen gut über den Pass, haben ein paar schöne Stunden und bekommen einiges in die Taschen gesteckt. Doch auf dem Nachhauseweg setzt ein heftiges Schneetreiben ein. Der Weg ist nicht mehr zu erkennen; die Kinder haben sich im Wald verlaufen. Plötzlich sind sie am Gletscher angelangt und können in der Eishöhle Schutz suchen; Proviant haben sie genug dabei. Sie warten bis zum Morgengrauen und wandern im Sonnenaufgang nach unten, denn dort sehen sie ein hüpfendes Feuer. Es ist der Suchtrupp. Beide Dörfer haben sich an der Suche der Kinder beteiligt und einen Zusammenhalt geschaffen. Und nun gehören die Kinder und ihre Mutter zum Dorf, sie sind keine Auswärtigen mehr, weil man sie vom Berg geholt hat – so die einfache Erklärung im Bilderbuch.
Die Kinder sind die Heilung zwischen den verschiedenen Welten – die Wanderer, die beides im Blut haben. Der Berg das Symbol der Trennung, der Sonnenaufgang steht für die Hoffnung, die Dunkelheit ist überwunden, die Kinder werden ihren Weg finden. Auch diese Szene ist wunderschön von Maja Dusíková dargestellt. Der Zentralkonflikt der Geschichte fällt unter den Tisch, denn im Original dauert es lange, bis die Kinder sich auf den Weg machen. Hier ist lediglich die Geschichte der Kinder herausgelöst. Wer wie ich das Original kennt, dem fehlt das Wichtigste: die Message. Eine Weihnachtsgeschichte – auch das kommt hier nicht wirklich zum Tragen – es geht ja um Sitten und Gebräuche im Original. Ich habe mir vorgestellt, ich würde unbedarft herangehen, das Ganze nicht kennen, mit Unkenntnis das Bilderbuch betrachten. Es funktioniert nicht. Adalbert Stifter ist ein Meister der Naturbeschreibung, der Atmosphäre. Diesen Part hat Maja Dusíková übernommen. Stimmungsvoll setzt sie die Wanderung der Kinder ins Bild, die Symbole Berg, Kreuz, Schneetreiben, Höhle, Sonnenaufgang, sind visuell gut getroffen. Ihre Grafiken im klassischen Stil passen optimal zum Klassiker, mit Aquarell und Stift gezeichnet. Die leuchtenden Farben sind ein Hingucker, Grafiken zum Verlieben. Im sprachlichen Bereich fällt das Atmosphärische leider fast gänzlich weg. Trotz allem ist es eine lange Geschichte, die auch sprachlich mit langen Sätzen gespickt ist. Der Bohem Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 3 Jahren. Das ist eindeutig zu tief gegriffen. Auf Grund des Inhalts, der Länge der Geschichte und der sprachlichen Gestaltung empfehle ich ab 4-5 Jahren. Mir gelingt es einfach nicht, das sprachgewaltige, inhaltsvolle Original auszublenden ... aber gut, für ein Bilderbuch der Ausschnitt gelungen.
Anita Sansone Cotti wurde 1954 in der Schweiz geboren und lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Florenz. Die Idee, «Bergkristall» von Adalbert Stifter in Zusammenarbeit mit Maja Dusiková kindgerecht neu zu erzählen, kam den beiden vor langer Zeit auf einer gemeinsamen Reise in die Schweiz, als sie sich zusammen für das Bilderbuch «Heidi» auf den Weg machten. All die Träume, der Zauber und die Inspiration der Bergwelt sind in diese Neuerzählung geflossen, damit es ein Bilderbuch für Kinder werden konnte.
Maja Dusíkova, Malerin und Buchillustratorin, schloss 1973 ihr Studium an der Kunstakademie in Bratislava als Grafikerin und Illustratorin ab. Nachdem sie in den siebziger- und anfangs achtziger Jahren für tschechoslowakische Verlage gearbeitet hatte, wanderte die Künstlerin mit ihrem Mann und ihren drei kleinen Kindern 1982 nach Italien aus, wo sie politisches Asyl erhielt. Sie lebt und arbeitet seit mehr als 30 Jahren in Florenz. Sie beschäftigt sich vor allem mit Grafik und Aquarellbilder. Als Illustratorin hat sie mehr als 70 Bücher für Kinder und Erwachsene und auch Adventskalender für Verlage in der Slowakei, Italien, Schweiz, Deutschland und Frankreich veröffentlicht. Sie hat sich besonders in klassischen und modernen Märchenillustrationen spezialisiert. Für ihre Werke hat sie wichtige Auszeichnungen erhalten: den Preis UNICEF für die schönste Weihnachtskarte (Genf, 1998), den Preis für das beste Kinderbilderbuch (USA, 1999), den Prix Chronos (Paris, 1999), den Karrierenpreis Ludovit Fulla für die Illustration für Jugendliche (Bratislava, 2002) und den Preis Beato Angelico (Rom, 2005). Maja liebt ganz besonders die gemütliche Atmosphäre und die unzähligen Haustiere, die im Laufe der Jahre zu ihrer Familie gehörten, haben sie künstlerisch inspiriert. Heute hat sie eine Katze, die sie bei ihrer Arbeit tagtäglich betreut und auf ihrem Schreibtisch ein Nickerchen macht.
Adalbert Stifter, Pseudonym Ostade, war ein österreichischer Schriftsteller, Maler und Pädagoge. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren des Biedermeier. Zu seinem Werk zählen Erzählungen und Novellen sowie die längeren Romane «Der Nachsommer» und «Witiko». Adalbert Stifter gilt als Meister der biedermeierlichen Naturdarstellungen. Diese für seine Zeit neuartigen Landschaftsbeschreibungen haben dem naturverbundenen Schriftsteller den zweifelhaften Ruf eines Heimatschriftstellers eingebracht.
https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/bergkristall-von-anita-sansone-cotti.html
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Adalbert Stifter wurde am 23. Oktober 1805 in Oberplan (Österreich) geboren.
Community-Statistik
in 377 Bibliotheken
von 40 Leser*innen aktuell gelesen
von 4 Leser*innen gefolgt