Budapest während des heißen ungarischen Sommer 2015, dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Mit „District VIII“, dem ersten Roman der neuen Krimireihe (Band 2 und 3 in Englischer Sprache bereits vorhanden) von Detective Balthazar Kovács, enthüllt LeBor die verborgene, kriminelle Welt hinter Budapests glitzernder Fassade.
Keleti-Bahnhof, der wichtigste Bahnhof Budapests im Stadtteil Pest im VIII. Bezirk, Abfahrt internationaler Züge, tausend gestrandete Flüchtlinge hoffen auf ein Fortkommen. Simon Nazir mit Frau und Sohn aus Aleppo hat einen Kriminellen aus seiner Heimatstadt entdeckt und will ihm folgen.
Balthazar Kovacs, Kommissar des Budapester Mordkommandos, ist einem Toten auf der Spur. Er erhält eine anonyme SMS mit einer Adresse und einem Foto, das einen leblosen, wahrscheinlich toten Mann zeigt: 26 Republic Square, das ehemalige Hauptquartier der Kommunistischen Partei und einst das am meisten gefürchtete Gebäude des Landes. Zu Balthazars Überraschung ist inmitten der Ruinen des abgerissenen Gebäudes keine Leiche zu finden. Dafür fährt die Gendarmerie auf, eine neue paramilitärische Truppe, direkt dem Ministerpräsidenten unterstellt, und macht Balthazar klar, er befände sich auf Staatsbesitz! und solle verschwinden. Vorher konnte er unbemerkt noch eine SIM-Karte sicherstellen.
Die 21 Kapitel sind nochmals klein strukturiert, mit exakten Orts-, Straßen- und Zeitangaben betitelt, mit unzähligen ungarischen Begriffen und jede Menge „utca“, „út“ oder „körút“ (Straße), denn LeBor will Authentizität beweisen, war er doch lange Zeit als Auslandskorrespondent in Ungarn unterwegs.
Ein dramatisches, bitteres Stück Zeitgeschichte als Hintergrund für einen Polizeikrimi um die Ermordung eines Flüchtlings?
Eniko Szalai, ehrgeizige und unerschrockene Journalistin eines erfolgreichen Online-Magazins und Ex-Freundin von Balthazar tritt in Erscheinung, macht die Ehefrau von Simon ausfindig und findet heraus, dass er hinter dem „Gärtner“, einem Kriminellen, Folterer und Islamisten her ist. Balthazar und Eniko beschleicht die Ahnung, dass hinter der Sache viel mehr steckt und vermuten eine ungeahnte Verstrickung bis zum Ministerpräsidenten und der Justizministerin. Ministerpräsident Pálkovics und Justizministerin Bárdossy verfolgen ihre eigene Illegale Agenda, es geht um Geschäfte mit arabischen Investoren, Schwarzgeldkonten, offizielle ungarische Pässe, die illegal ausgestellt und teuer verkauft werden, radikale Islamisten, die mit dem Flüchtlingsstrom in den Westen einreisen wollen und Geschäfte mit illegalen Schleppern. Dazu kommen der amerikanische CIA und der britische MI6.
LeBor belässt es aber nicht bei einem Polizeikrimi, der sich zu einem Politthriller entwickelt, er gibt viel Raum den gesellschaftlichen Strukturen in Ungarn: Er gibt Einblicke in die Kultur und die Tradition der Roma, nicht zuletzt in die kriminelle Machenschaften der „Famile“. Balthazar ist Roma und damit Außenseiter.
Trotz aller Schilderungen der widrigen Situationen, stehen die Menschen im Roman im Mittelpunkt: Balthazar und Eniko, sein Bruder Gáspár, Anastásia eine ungarische Geheimdienstagentin, die syrische Flüchtlingsfamilie, ein IS-Terrorist, korrupte Polizisten, westliche Geheimdienste, brutale Gendarmen und saubere Polizisten.
Das Cover steht als Symbol für das Gedenken in Ungarn: das Holocaust-Mahnmal „Schuhe am Donauufer“ in Budapest, gestaltet von Gyula Pauer und Can Togay zur Erinnerung an die Pogrome an Juden in Ungarn während des Zweiten Weltkriegs durch Pfeilkreuzler (faschistischen und antisemitischen Partei in Ungarn).
Adam LeBor wurde 1961 in London geboren. 1991 beschloss er, Auslandskorrespondent zu werden und zog nach Budapest, um über die Nachwirkungen des Zusammenbruchs des Kommunismus zu berichten. Er schreibt für The Economist, Monocle, Newsweek, New York Times und rezensiert in der Literary Review.
Seine Noir-Krimireihe spielt im heutigen Budapest. In deren Mittelpunkt steht Balthazar Kovács, ein Roma-Ermittler der Budapester Mordkommission. LeBor veröffentlichte mehrere Sachbücher und Kriminalromane. Er lebt mit seiner Familie in London.