Adaobi Tricia Nwaubani

 4,6 Sterne bei 18 Bewertungen
Autorenbild von Adaobi Tricia Nwaubani (© Sunmi Smart-Cole)

Lebenslauf

Adaobi Tricia Nwaubani wurde 1976 in Nigeria geboren. Ihr erstes Geld verdiente sie sich im Alter von dreizehn Jahren mit dem ersten Preis eines Schreibwettbewerbs. Sie studierte Psychologie an der University of Ibadan. ›Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash-Daddy‹ ist ihr erster Romanc und wurde als bester afrikanischer Debütroman mit dem Commonwealth Writers' Prize ausgezeichnet. Sie ist Redakteurin der nigerianischen Zeitung "Next" und lebt in Lagos.

Alle Bücher von Adaobi Tricia Nwaubani

Cover des Buches I Do Not Come to You by Chance (ISBN: 9780753826973)

I Do Not Come to You by Chance

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Erschienen am 16.02.2010

Neue Rezensionen zu Adaobi Tricia Nwaubani

Cover des Buches Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy (ISBN: 9783423142045)
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Rezension zu "Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy" von Adaobi Tricia Nwaubani

Humorvoll-satirische und einfühlsame Einführung in afrikanische Kultur
Krochmannvor 4 Jahren

Afrikanische Schriftsteller haben es schwer auf dem deutschen Markt. Selbst Werke, wie die des ersten afrikanischen Literatur-Nobelpreisträgers, des Nigerianers Wole Soyinka, verstauben in den Regalen der Bücherhallen. Der vorliegende Debütroman der jungen nigerianischen Autorin Nwaubani, für den sie den renommierten Commonwealth Writers' Prize erhielt, könnte das ändern.
Es ist eine spannende, humorvoll-satirische und gleichzeitig einfühlsame Einführung in die afrikanische Kultur am Beispiel Nigerias. Dieses größte und bevölkerungsreichste Land Afrikas (neben Südafrika) ist trotz seines Ölreichtums gekennzeichnet von bitterer Armut, die eine korrupte Elite ganz ungeniert mit ihrem immensen, offen zur Schau gestellten Reichtum konfrontiert. An dem klug gewählten Beispiel des weltweiten ‚Vorschussbetruges‘ der sog. Nigeria-Connection, in den sich die Protagonisten des Romans immer tiefer verwickeln, führt uns Nwaubani die subtilen Verbindungen zwischen ihrer und unserer Welt vor Augen. Alle, die ein e-mail Konto oder Faxgerät haben, kennen die obskuren Angebote der 419er, in denen angebliche nigerianische Erben riesiger illegaler Geldvermögen immer wieder versuchen gierige Westler hinters Licht zu führen:
Mit unsittlichen Hehler-Angeboten appellieren sie an die Gier der ‚mugus’, und obwohl die Medien seit Jahrzehnten davor warnen, fallen immer wieder Unternehmer darauf herein. Sie werden systematisch gemolken wie Dukatenesel und verhelfen so einem mittlerweile global agierenden Geldwäsche-Ring zu einer Umverteilung gegen den Trend – vom reichen Westen in ein afrikanisches Entwicklungsland. Bei uns führt das oft zu Stereotypen vom kriminellen Nigerianer, der - gleich hinter islamistischen Terrorgruppen - zum Reich des Bösen gehört und rigoros bekämpft werden muss.
Nwaubani schildert dagegen anschaulich, dass Korruption und Betrug Teil eins globalen kapitalistischen Systems sind das diesen Vorschussbetrug erst ermöglicht und zu dem immer zwei Spieler gehören: einer bei uns und einer im Niger-Delta. Betrug und Korruption gelten auch in Afrika als unmoralisch und verachtenswert. Nur macht uns die Autorin mit einer Art Galgenhumor deutlich, dass angesichts des Elends der Alltagswelt einer nigerianischen Familie die paternalistische Fürsorge eines reichen Gauners, zumal wenn es der eigene Onkel ist, auch vom Renommee eines Robin Hood zehren kann. Wie sie es dabei versteht – so ganz nebenbei, als wäre es nichts – tiefe Einblicke in eine uns fremde Kultur in all ihren Facetten zu vermitteln, ist einfach umwerfend. Dazu muss man freilich das Buch in die Hand nehmen, doch wenn man es erst einmal angefangen hat, mag man es nicht eher aus der Hand legen, bis es zu Ende gelesen ist.
Am Schluß noch ein kleiner Wehrmutstropfen: Bitte lassen Sie sich nicht von dem sperrigen, exaltierten deutschen Titel des Buches abschrecken. Was den Verlag geritten haben mag, solch einen Titel ohne jeglichen Bezug zu dem des Originals zu wählen wird wohl ewig ein Rätsel bleiben. Eine freie Übersetzung des nigerianischen Englisch des Originaltitels, etwa ‚Ich wende mich nicht umsonst, gerade an Sie‘, würde vermutlich mehr Leser anlocken. Dies um so mehr, als er einen direkten Bezug zum Inhalt des Romans hat. Es war eine der Standardformulierungen zur Einleitung der 419-scams, mit der die nigerianischen Betrugssyndikate versuchten, mittels der systematischen Analyse gehackter e-mails ein persönliches Verhältnis zu den von blinder Gier geleiteten Opfern aufzubauen. Dass die dicke Schwarte der deutschen dtv-Premium Übersetzung von 2011 mit 496 Seiten gut ein Drittel sperriger ausfällt als das englischsprachige Original (368 S.), liegt indes sicherlich nicht an der Übersetzung, sondern wohl eher am gewählten Buchformat und Schriftsatz.

Cover des Buches Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy (ISBN: 9783423142045)
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Rezension zu "Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy" von Adaobi Tricia Nwaubani

Eine skurille, unterhaltsame Geschichte einer nigerianischen Autorin
Weltentraeumerinvor 5 Jahren

Dieses Buch ist ein Own Voice-Buch der nigerianischen Autorin Adaobi Tricia Nwaubani, das in Nigeria spielt und sich die 419-Scammer zum Thema nimmt, sprich diejenigen, die mit Spam-Mails Geld machen, in denen sie sich als nigerianische Prinzen, arme Witwen oder ähnliche ausgeben, Gewinne versprechen oder um Geldleihen bitten. Wiederholt machen sie sich dabei über die Dummheit der Europäer*innen und Amerikaner*innen lustig, die auf diese Mails reinfallen und sich gegebenenfalls sogar noch selbst als Retter*innen "bedürftiger Afrikaner*innen" sehen.
Dabei geht es auch viel um das Bild weißer Menschen und der westlichen Welt in Nigeria, eigenen Sehnsüchten, aber auch Abgrenzungen und irgendwie eben auch um den Umgang mit Postkolonialismus. Das Buch bietet mir die Möglichkeit, einen Einblick in eine nigerianische Sicht zu erhalten - und natürlich auch in einen nigerianischen Alltag.

Der Protagonist Kingsley ist in einer armen Familie aufgewachsen. Für seine Eltern stand Bildung und Wissen immer an erster Stelle, aber jetzt findet er trotz Universitätsabschluss keine Stelle. Dabei will er eigentlich das Mädchen, das er an der Uni kennengelernt hat und über alles liebt, heiraten und ihr ein sicheres Leben bieten. Und als er wieder in Kontakt mit seinem Onkel kommt, dem schwarzen Schaf der Familie, der ein reicher Chef einer 419er-Firma ist, lockt ihn diese Methode des schnellen Geldes.

Kingsley ist wie so viele Charaktere jemand, bei dem ich mir nie sicher war, ob er mir sympathisch ist. Sein Onkel, stark übergewichtig, von jüngeren Frauen umschwärmt und mit seinem Geld am prossen, mag unsympathisch erscheinen, wirkt aber eher wie eine Persiflage. Überhaupt - im Zentrum der Geschichte stellt vielmehr der Unterhaltungswert.
Der Roman lebt gerade von diesem Ironischen, mit dem mit diesem Thema umgegangen wird. Skurril, abnormal, die Faszination des schnellen Geldes und eine Welt der Macht und des Reichtums - aber auch der Ehre, denn gegenüber anderen Nigerianer*innen und besonders der eigenen Familie zeigt sich enorme Solidarität.

Politik oder Gesellschaftskritik stehen bei diesem Buch gar nicht wirklich im Vordergrund, vielmehr geht es um die Unterhaltung, und so lässt sich dieses Buch auch relativ flüssig lesen. Und ganz nebenbei bot es mir die Möglichkeit, mal meine westliche Blase zu verlassen und eine nigerianische Stimme kennenzulernen.

Cover des Buches Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy (ISBN: 9783423142045)
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Rezension zu "Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy" von Adaobi Tricia Nwaubani

Ein ernstes Thema locker erzählt
Heimfinderinvor 11 Jahren

Kingsley stammt aus einer Familie, für die Bildung das A und O ist und so hat auch er erfolgreich ein Studium absolviert und erwartet nun, die Früchte seiner Mühen zu ernten. Doch er wird bitter enttäuscht, denn er findet keine Arbeit und kann somit der Verpflichtung, für seine Familie zu sorgen, nicht nachkommen, und auch seine Freundin wendet sich von ihm ab und sucht sich einen reichen Mann. Ernüchtert und aus der Not heraus schließt er sich seinem Onkel an und lernt von diesem, wie man wirklich Geld verdient. Viel Geld!

Trotz der Anflehungen seiner Mutter, doch eine ehrliche Arbeit zu suchen, wird Kingsley in der Scam-Szene immer erfolgreicher und die Geldsorgen für die ganze Familie gehören der Vergangenheit an. Doch Kingsleys Mutter leidet unter der Veränderung ihres Sohnes und lehnt seine Arbeit weiterhin vehement ab. Auch eine neue Liebe ist dadurch in Gefahr und sie ist nur ein Vorbote der negativen Ereignisse, die Kingsley auf einmal überfallen. Aber ob sie ihn davon abhalten werden, auf den Luxus, den das viele Geld aus den Betrügereien bringt, zu verzichten?

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht. Locker und spritzig erzählt die Autorin hier ein doch ernstes Thema, ohne banal zu wirken. Die Figuren wirkten teilweise sogar etwas überspitzt, besonders Cash Daddy war für mich meist filmreif. Immer wenn er auftrat, hatte ich das Gefühl, es müsste Musik und Glimmer ins Bild kommen, so sehr stach seine Persönlichkeit hervor.

Viele Szenen und Dialoge brachten mich zum Lachen und manche der betrügerischen Aktionen ließen mich nur noch staunen. Allein aus dem E-Mail-Verkehr, der innerhalb der Geschichte entstand, hätte man noch ein weiteres Buch machen können, das für sich alleine schon spannend gewesen wäre. Wie weit die Autorin die Vorgänge im Einzelnen hier überspitzt dargestellt haben mag, kann ich nicht sagen, aber grundsätzlich ist die Art und Weise, wie die Scammer hier in der Geschichte vorgehen, offensichtlich schon lange erfolgreich, denn man braucht nur in seinen Spam-Ordner zu schauen und findet dort vielleicht genau die gleiche Art E-Mails, mit denen auch Kingsley und seine Kollegen angefangen haben. So traurig es ist, entwickelte ich teilweise kein Mitleid mit den Opfern und fragte mich eher, wie man so blöd-gierig sein kann, auf solche E-Mails hereinzufallen.

Kingsley und seine Familie gehörten zwar trotz ihrer Armut noch zu den besser gestellten Familien im Land, noch ärmere Dörfer wurden nur kurz erwähnt , aber die Schwierigkeiten, mit denen sie kämpften, wurden doch sehr deutlich. Allein die Szenen im Krankenhaus waren erschreckend und ließen mich unser eigenes Gesundheitssystem mit Erleichterung betrachten. Aber das Buch vermittelt auch viel über die Bedeutung der Familie, nämlich die Familienzugehörigkeit und Selbstverständlichkeit, füreinander zu sorgen. Man lässt sich nicht im Stich.

Ein Lesevergnügen, das gleichzeitig auch nachdenklich macht . Ich bin gespannt, ob es von der Autorin noch mehr zu lesen geben wird.Kommentar

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