Natürlich wird man mich für eine solche Überschrift nicht liebhaben, aber was soll’s. Bei einem drohenden Unwetter verkriechen sich Tiere ebenso wie die meisten Menschen. Nur einige zieht es genau an die Stellen, wo demnächst die Hölle losbricht. Sie nennen das dann ihre Passion. Hier zogen zwei Fotografen los, um Bilder zu machen, die man nun hier betrachten kann. Zweifelsohne sind sie schön und beeindruckend. Und natürlich würden die beiden Fotografen sich nicht bewusst in Gefahr begeben. Sie betonen sogar, dass sie demütig und respektvoll vorgehen. Daran kann man allerdings auch zweifeln. Und selbstverständlich wendet sich ihr Buch auch an Menschen, die die Gefahr suchen. Etwas anderes zu denken, wäre naiv.
Durchfährt man die Straße von Messina zwischen Sizilien und dem italienischen Festland in Richtung Neapel, dann kommt man nicht nur am beeindruckenden Ätna vorbei, sondern man trifft auch auf die Insel Stromboli, die nach dem gleichnamigen Vulkan benannt wurde, der sie eigentlich ausmacht. Außer diesem daueraktiven Vulkan ist auf dem Eiland nur im Norden Platz für eine kleine Siedlung und einen Hafen, an dem Ausflugsschiffe festmachen können, die dort täglich mehrfach eintreffen.
Als ich diese Insel 2018 mit einem Schiff umrundete, konnte man noch bis zum Schlund des Vulkans aufsteigen. Das war die Attraktion der Insel. Ich habe mich bei Anblick von Asche, Rauch und Feuer gefragt, wer das denn wirklich macht. Im Internet fand ich dann Videos von einer solchen Tour. Oben kriegt man schlecht Luft, es ist sehr warm und es fliegt heißes Material umher, vor dem man sich in kleine Beton-Schutzhütten retten kann, wenn man es denn bis dorthin schafft. Erst als es 2019 Touristen so traf, dass sie nicht überlebten, wurden solche Touren verboten. Offenbar brauchen gewisse Menschen diesen tödlichen Kick. Und wenn man es beim Namen nennt, dann ist das nichts weiter als die affenartige Sucht des Gaffens, die man in verschiedenen Ausprägungen kennt, beispielsweise als Katastrophentourismus.
Ich gehe mal davon aus, dass die Fotos in diesem Buch von den Autoren stammen, also war auch einer von ihnen auf dem Stromboli. Dazu heißt es: "Für mich ist kein einziges Motiv es wert, dass ich dafür mein Leben riskiere." Vermutlich hat man den Opfern des Stromboli auch vorher gesagt, dass es nicht sehr gefährlich sein würde.
Wie auch immer: Es liegt mir fern, den Autoren Ratschläge zu erteilen oder gar ihr Buch schlecht zu finden. Andererseits befeuern sie natürlich die Sucht mancher Zeitgenossen nach dem Außergewöhnlichen. Wie schon ein bekannter deutscher Komiker feststellte: Es gibt auch eine natürliche Auslese durch Dummheit.
Meine Bewertung orientiert sich vor allem an den Fotografien. Und die sind hervorragend.
Adrian Rohnfelder
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Adrian Rohnfelder
Volcanic 7 Summits, Deutsche Ausgabe
Himmel und Hölle
Neue Rezensionen zu Adrian Rohnfelder
Klappentext:
„Faszinierende Naturfotografie: Wetterphänomene und Naturextreme in ihrer gewaltigen Schönheit
Ohrenbetäubend wirbelnde Tornados, urgewaltig dröhnende Feuerberge, krachend zuckende Blitze, eisige Winde und im wahrsten Sinne des Wortes tödliche Wüstenregionen – Dennis Oswald und Adrian Rohnfelder zieht es dorthin, wo sich die Natur von ihrer extremsten Seite zeigt. Sie nehmen uns mit zu abenteuerlichen Orten dieser Erde, die nur wenige Menschen selbst erleben und die sich durch das Wirken dramatischer Naturgewalten auszeichnen. In diesem faszinierenden Fotoband zeigen sie die höllische Kraft, aber auch die himmlische Schönheit unseres Planeten.
Tosende Tornados, zuckende Blitze, brodelnde Vulkane: die himmlisch-höllische Ästhetik von Naturgewalten
Begleiten Sie die beiden Fotografen in diesem spektakulären Natur-Bildband auf einer Expedition in Regionen, die nur wenige Menschen in dieser naturgewaltigen Form zu Gesicht bekommen haben. Atemberaubende Fotografien nehmen Sie hautnah mit beispielsweise in die „Tornado Alley“ im Westen der USA, an den „Eingang zur Hölle“ in Turkmenistan oder auch an den lebensfeindlichsten „Ort ohne Wiederkehr“ in der Danakil Wüste in Äthiopien und an viele weitere einzigartige Orte weltweit. Die auf den ersten Blick höllisch und zerstörerisch erscheinenden Naturgewalten weisen auf den zweiten Blick jedoch viele himmlisch-schöne und lebensbringende Aspekte auf. So sind Feuer, Wolkenbrüche, Dürren oder Stürme wiederkehrende Phänomene im Kreislauf der Natur.
Einzigartige Fotos und verständliche Hintergründe zu Naturphänomenen aus aller Welt
Packend erzählen Dennis Oswald und Adrian Rohnfelder von ihren spektakulären Trips und davon, wie sie selbst das eine oder andere Mal an ihre Grenzen geführt wurden. Zudem finden Sie fundierte Informationen und Erläuterungen zu den Naturgewalten und Wetterextremen. Dieser bildgewaltige Band zeigt eindrücklich die einzigartige Schönheit von Gewittern, Vulkanen und Wüsten und lädt mit seinen überwältigenden Naturfotografien zum Staunen und Verweilen ein.“
Das Autoren-Duo Rohnfelder und Oswald entführt uns hier an ganz heikle Naturgrenzen. Der Leser darf sich hier auf faszinierende Bilder und Anekdoten über Gewitter und Blitze freuen aber auch auf Wirbelstürme und Tornados, auf Vulkane und ihre Kraft alles unter sich zu begraben und wir reisen in die Wüsten dieser Welt. Gespickt sind alle Naturphänomene mit gewaltigen Bilder bei denen man nur vom reinen betrachten die dortigen Energie spüren kann. Kurze und informative Geschichten zu den Drehorten bzw. Erfahrungen werden hier beschrieben. Alles anschaulich und äußerst interessant. Was mir hier ein wenig fehlt ist das Wasser. Wo Wind ist, bewegt sich auch Wasser und auch dieses wird irgendwie die Kontrolle verlieren und zur reißenden See. Auch über Orkane oder Zyklone wird weniger berichtet. Alles passt immer nie in ein Buch, wäre aber toll gewesen, denn schlussendlich bestimmen diese Naturereignisse unser Leben mehr als ausgiebig.
4 von 5 Sterne hierfür
Rezension zu "Volcanic 7 Summits, Deutsche Ausgabe" von Adrian Rohnfelder
Warum man unbedingt einen Vulkan besteigen muss, wird man sich spätestens dann fragen, wenn es dort oben ungemütlich wird. Dann nämlich ist man seines Lebens nicht mehr sicher. In Europa existieren einige aktive Vulkane. Der Fleißigste ist wohl der Stromboli auf der gleichnamigen Insel, die zwischen Sizilien und Neapel liegt. Das Bild in meinem Profil zeigt diesen permanent mehr oder weniger aktiven Vulkan. Man kann ihn besteigen, aber dabei auch Pech haben, wie ein Ausbruch in diesem Jahr zeigte, bei dem es zwei Tote gab. Das Einzige, was einen nämlich dort oben vor gelegentlich herumfliegenden großen und sehr heißen Steinen schützen kann, sind zwei kleine Betonbauten mit dem Charme einer soliden Bushaltestelle.
Dem Autor dieses Text-Bild-Bandes kam am Sakurajima, einem der aktivsten Vulkane Japans, bei einem Ausbruch die Idee die sogenannten Volcanic Seven Summits zu besteigen. Dabei gilt es, auf die Gipfel der jeweils höchsten Vulkane auf sieben Kontinenten zu gelangen. Das sind: der Pico de Orizaba (5636m) in Nordamerika, der Ojos del Salado (6893m) in Südamerika, der Mount Sidley (4181m) in der Antarktis, der Elbrus (5642m) in Europa, der Kilimandscharo (5895m) in Afrika, der Damawand (5604) in Asien und der Mount Giluwe (4368m) in Ozeanien. Weniger als 20 Menschen haben all diese Besteigungen bisher absolviert. Adrian Rohnfelder reiht sich, so erfährt man es aus diesem Buch, bisher nicht in diese Heldengalerie ein, denn er ist bereits bei seinem ersten Versuch am Mount Sidley gescheitert. Das Besteigen hoher Berge erfordert mehr als nur den Wunsch, es zu versuchen.
Dieses Buch ist also kein Bericht über die sieben Besteigungen, sondern eher eine kommentierte Fotostrecke von Rohnfelders sieben Reisen. So schön viele seiner Fotografien auch sind, so unkonzentriert ist nach meinem Eindruck die Darstellung. Vermutlich konnte sich der Autor nicht entscheiden, was er eigentlich mit diesem Buch will. Am Anfang denkt man vielleicht, hier geht es um die Besteigungen, die in Wort und Bild dokumentiert werden. Vielleicht sieht man dann auch noch als Betrachter in den einen oder anderen Vulkanschlot. Doch das trifft nicht immer ein. Stattdessen hat man es eher mit einem siebenteiligem Reisebericht zu tun, in dem es einige schöne Bilder zu sehen gibt, aber auch solche, die man nicht wirklich deuten kann, weil sie eher zu den Erinnerungen des Autors passen, die der Betrachter dieses Buches nicht besitzt. Auch passen Bilder und Texte nicht immer zusammen. Die meisten Bilder werden kurz erklärt, einige aber auch nicht. Und um Vulkane geht es auch nicht in jedem Fall, sondern vielmehr um die Reisen des Autors in ihrer Gesamtheit.
Eigentlich ein schönes Buch, dem aber eine bessere Darstellung und eine straffere Hand bei den Beschreibungen ein wenig gefehlt haben.
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