Rezension zu "Die Feinde der Zeit" von Adrian Tchaikovsky
Drei Spinnen, ein Mensch, eine KI (aus Die Kinder der Zeit), ein Oktopus und eine Lebensform von Nod in Menschengestalt (aus Die Erben der Zeit) suchen nach Planeten, auf denen früher mit fortgeschrittener Technologie Terraforming begonnen und Jahrhunderte später von technisch weit weniger versierten Flüchtlingen von der Erde die Besiedlung dieser Planeten versucht wurde. Auf einem dieser Planeten sind die Siedler zugrunde gegangen, aber eine Population von möglicherweise intelligenten, jedenfalls mit besonderen Fähigkeiten ausgestatteten Krähen entstanden. Es ist die beispiellose Stärke des Autors, ausgehend von den urspünglichen Eigenschaften gekonnt über Mentalität und Verhalten der weiterentwickelten Tiere zu spekulieren; diesmal sind es Krähen, in den früheren Büchern waren es Springspinnen und Oktopoden.
Auf einem nächsten Planeten mischt sich diese Gruppe ganz unterschiedlicher Individuen, jetzt noch erweitert um zwei Krähen, heimlich unter die wenigen Nachkommen früherer Siedler. Die primitive Zivilisation ist am Untergehen, weil das rudimentäre, improvisierte Ökosystem ihrer Welt zusammenbricht. Die Handlung des Romans – mit zwei sympathischen Protagonistinnen – wird zunehmend widersprüchlich, irreal und verwirrend, dadurch aber auch spannend, weil man sich fragt, wie der Autor dieses Gewirr am Ende auflösen wird. Das Ende ist dann nicht völlig zufriedenstellend: Nach meinem Geschmack zu viel Deus ex Machina und überkonstruiertes Hinbiegen, um die Handlung doch noch plausibel erscheinen zu lassen.
Dennoch fünf Sterne für das anspruchsvolle Lesevergnügen.