Auf dieses Buch bin ich durch Zufall beim Stöbern gestoßen, weil mir das Cover so gut gefallen hat, doch bereits die Leseprobe hat mich so verzaubert, dass ich es mir sofort gekauft habe.

Inhalt:
Der junge Aiden wird vom Orden der Kontrolleure als Magier erkannt und in die Metropole Serinis verschleppt. Dort sollen seine magischen Fähigkeiten mit Hilfe eines Absorbierers kontrolliert werden, den er um den Hals gelegt bekommt, um ab sofort gefahrlos dem Orden dienen zu können. Doch Aiden ist kein Magier, sondern ein Traumtänzer, der durch Träume die Realität verändern kann. Seine Macht wird durch den Absorbierer nicht gebrochen, und so sinnt Aiden nach einem Ausweg aus seiner Gefangenschaft.

Meinung:
Schon mit den ersten Absätzen hat mich die Sprache des Buches begeistert. Sie ist einmalig poetisch und spinnt wunderschöne Bilder im Kopf des Lesers. Deswegen habe ich mir so zahlreiche Textstellen markiert, dass ich mich fast frage, was auf meinem Reader weiß geblieben ist? ^^
Die Figur des jungen Aiden hat mich von Anfang an fasziniert. In seinen Träumen kann er sich mit toter Materie verbinden und deren Gefühle und Erinnerungen genauso empfangen wie von Menschen, die ihm entweder gegenüber stehen oder irgendwann einmal in seiner Nähe gewesen sind. Zudem kann er in den Geist von Menschen eindringen und ihnen neue, hoffnungsvolle Träume schenken. Auf der anderen Seite hat Aiden immer das Gefühl, anders zu sein und nicht dazuzugehören. Ihn belastet das sehr. Lediglich in der sich anbahnenden Beziehung zu Kellin, einem nur wenig älteren Magier, findet er so etwas wie Geborgenheit.
Kellin steht für die Gilde der Magier, deren Kräfte in Serinis durch einen Absorbierer gezügelt werden, den jeder Magier um den Hals tragen muss. Erst wenn sie sich als ordenstreu erwiesen haben, dürfen sie in begrenztem Maße ihre Kräfte wieder nutzen. Mit diesem System kommt Aiden überhaupt nicht klar, und so sucht er den Kontakt zum Widerstand, der von eben diesem Kellin geleitet wird.
Je mehr der Leser über den Widerstand erfährt, desto mehr Einblick erhält er in eine Gesellschaftsordnung, die mich ein Stück weit an „Metropolis“ von Fritz Lang und „Modern Times“ von Charlie Chaplin erinnert hat. Dennoch ist das Wesen der Stadt Serinis und die mit ihr verbundene Gesellschaft anders und hat mich gerade dadurch sehr fasziniert. Darüber hinaus hatte ich den Eindruck, dass der Autor das Bild der Gesellschaft Serinis’ als Parabel für eine Kritik an der modernen Zeit verwendet. Immer wieder kratzt Aeryn Vescori an der Technikgläubigkeit, der Hektik und dem Verlust der menschlichen Träume auf, die den Menschen „früher“ befähigt haben, sich sein Leben so zu träumen, wie er es haben wollte. Mir persönlich hat diese Vielschichtigkeit überaus gut gefallen.
Im letzten Viertel des Buches entwickelt sich eine Beziehung zwischen Aiden und Kellin. Tippte ich zuerst auf eine sich anbahnende homoerotische Liaison, ist die wahre Qualität ihrer Verbindung, die erst ganz am Schluss ans Tageslicht kommt, vollkommen anders. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet und war total verblüfft. Aber das Ende ist in meinen Augen konsequent eingefädelt und hat mich überzeugt.

Wertung:
Die Figuren haben mir ausgezeichnet gefallen, ebenso die Gesellschaft Serinis’ in Verbindung mit der Gesellschaftskritik, sowie Aidens Gabe des Traumwebens, die sich in der wundervollen Sprache der Geschichte widerspiegelt. In der Gesamtbetrachtung gibt es für mich nur eine Wertung: „GENIAL“ und fünf Sterne.
Mein Fazit: Einmaliges, traumhaft schönes Steam Fantasy Märchen, das Gesellschaftskritik in wundervolle Bilder kleidet.