Das zweite (dickere) Buch, das ich von Agatha Christie gelesen habe, hat mir nicht ganz so gut gefallen, wie das vorherige. Jedoch hängt die mangelnde Begeisterung für "Mord im Pfarrhaus" mit ein paar persönlichen Vorlieben von mir zusammen. In diesem Buch tritt nämlich zum ersten Mal Miss Marple auf den Plan (und damit die Bühne der Literatur), aber nicht etwa so, wie wir sie kennen und lieben, sondern als nervige Alte, die in einem Dorf lebt, nix zu tun hat und insofern ihr Heil darin findet, andere Leute zu beobachten und über ihre Erkenntnisse zu "klatschen". Das entsprach nun so gar nicht meinem Bild von dieser liebenswerten "Detektivin" und hat mich insofern etwas abgestoßen. Tatsächlich habe ich nachher im Klappentext gelesen, dass Christie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, welche Entwicklung Miss Marple nehmen würde, ja dass sie eine Konkurrenz zu dem damals bereits existierenden Hercule Poirot darstellte und sie bis an ihr Lebensende verfolgen würde. In diesem Buch ist Miss Marple aber eher noch eine Nebenfigur, die ihr Haus auch nicht großartig verlässt. Das Haus, das neben dem des Pfarrers steht, in welchem- der Titel sagt es schon - jemand erschossen aufgefunden wird. Natürlich werden die Beobachtungen von Miss Marple letztlich zum Täter führen, aber bis dahin ist es ein weiter und recht komplizierter Weg. Zunächst war ich begeistert, als ich in diesem Buch mehrere Karten und Skizzen des Dorfes und des Pfarrhauses fand, da ich glaubte, hier wieder selbst überlegen und kombinieren zu können. Aber Christie hat hier echt zuviel gewollt, sie hat nämlich so viele Spuren gelegt (die zum Teil gar nichts mit dem Fall zu tun hatten) und Nebenschaustellen aufgemacht, dass ich nachher ehrlich gesagt nicht mehr durchgesehen habe und mein eigener "detektivischer Spürsinn" nur versagen konnte. Das fand ich eher unbefriedigend, aber vielleicht geht es anderen Lesern da ja anders.